Von der Waschfrau zur Unternehmerin

Mutter Lustig gründete erste Wäscherei in Berlin

Nach einem Besuch der Schlossinsel in Köpenick, bietet sich noch ein Spaziergang zum Fischerkietz (lialo-Tour durch Köpenick) an, den man in wenigen Minuten über die Müggelheimer Straße erreichen kann. Auf dem Weg dorthin kommt man am Denkmal von Henriette Lustig vorbei, der Namensgeberin für das originelle Lokal an der Spreepromenade, mit dem idyllischen Außenbereich am „Frauentrog“ und dem malerischen Blick auf das Wasser der Dahme.

Doch wer war diese Frau, der man nicht nur ein Denkmal, an ihrem Haus in der Altstadt auch eine Gedenktafel gewidmet hat?

Henriette Lustig am 3. Februar 1808 in Köpenick geboren, wurde mangels beruflicher Alternativen Wäscherin und machte die Spree mit ihrem weichen Wasser zu ihrem Arbeitsplatz.

Mit Waschbänken und Rubbelbrettern hockten die Frauen damals an der Spree und brachten Köpenick den Spitznamen als „Waschküche Berlins“ ein. Mit 27 Jahren wollte Henriette jedoch keine abhängige Wäscherin mehr sein und gründete am Alten Markt in Köpenick die erste Lohnwäscherei in Berlin. Schnell entwickelte sich dieses Dienstleistungsgewerbe zu einem profitablen Geschäft. Im Laufe der Jahre wuchs der Berliner Kundenkreis, sodass auch Wäsche mit Hundewagen oder später mit Pferdegespannen transportiert werden musste.

Die Anzahl der kleinen und mittleren Wäschereien stieg schnell an und die Konkurrenz wurde größer. Im Jahr 1900 arbeiteten in 87 Wäschereien bereits 4.000 Wäscherinnen. Einer der größten Konkurrenten für Henriette Lustig war der Unternehmer Julius Spindler. Bereits 1882 hatten dessen Wäscherei und Färberei 1.500 Arbeiter und 35 Filialen in ganz Deutschland.

Das Haus der Eltern von Henriette Lustig befindet sich am Alten Markt 4, wo eine Gedenktafel zu Ehren der Unternehmerin angebracht ist. Henriette Lustig hat das Wohnhaus im Jahr 1859 für 2.150 Taler von ihrem Vater gekauft und es 1879 – nach der Währungsreform 1873 – für 21.000 Mark an ihren Schwiegersohn weiterverkauft. 17

Kinder soll Henriette Lustig geboren haben. Bei der Testamentsfestlegung 1871 sind allerdings nur noch acht erwachsene Kinder vermerkt.

Die Wäscherei wurde bis 1965 von einer ihrer Töchter und später von einer Enkelin weitergeführt. Anfang der 80er Jahre wurde zu Ehren der „Wäscherin“ an der Spreepromenade gleich neben der Schlossinsel ein Brunnen-Denkmal aufgestellt, das „Mutter Lustig“ kniend am Trog zeigt, wie sie die Wäsche mit der Hand sauber macht. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

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