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Montag, 8. Mai 2023

Der Dicke vom Alexanderplatz

Ernst Gennat, ein Beamter der Berliner Kriminalpolizei.

Der Grabstein auf dem Südwestfriedhof in Stahnsdorf ist schlicht gehalten und verrät nur den Namen und die Lebensjahre (1880 -1939). Dabei hat Ernst Gennat in Berlin Geschichte geschrieben.

Geboren am 1. Januar 1880 als Sohn des Oberinspektors der Haftanstalt Plötzensee, in dessen Dienstwohnung er auch aufwuchs und so der späteren Kundschaft bereits denkbar nahe war. Früh bekam er Einblick in den Zusammenhang von sozialer Verelendung und Kriminalität.

Das Jurastudium brach er ab, um gleich bei der Polizei anzufangen. Am 1. August 1905 wurde er zum Kriminalkommissar ernannt. Hier beginnt seine Karriere unter drei politischen Systemen.

Schon zu Lebzeiten Legende und Original gleichermaßen, entsprach er dabei nicht dem klassischen Klischee des engstirnigen preußischen Beamten.

Hinter seinem Rücken wurde er von seinen Kollegen freundlich oder auch hämisch „Buddha der Kriminalisten“ oder „Der volle Ernst“ genannt. Diese Spitznamen spielten auf seine imposante Körperfülle an.

Bei der Gegenseite wurde er oft nur als „Der Dicke vom Alexanderplatz“ bezeichnet, weil sich seine Dienststelle dort in der „Roten Burg“ befand. Diesen Spitznamen hatte das Polizeipräsidium am Alexanderplatz in den 1920'er Jahren bei den Berlinern.

Als Gennat 1904 zur Kriminalpolizei kam, gab es noch keine Mordkommission im eigentlichen Sinne. Zuvor war ein so genannter „Mordbereitschaftsdienst“ innerhalb der Kriminalpolizei eingerichtet worden, damit zu jeder Tages- und Nachtzeit sofort Beamte an den Tatort geschickt werden konnten.

Ernst Gennat erkannte als einer der ersten die Wichtigkeit einer genauen Spurensicherung am Tatort.

Vor seiner Zeit war es keineswegs ungewöhnlich, dass die zuerst eintreffenden Schutzmänner am Tatort erst einmal „Ordnung schafften“ oder die Leiche pietätvoll hinbetteten. Gennat legte nun genaue Richtlinien für das Vorgehen am Tatort fest und setzte als unverbrüchliches Prinzip durch, dass vor dem Eintreffen der Ermittler nichts angefasst oder verändert werden durfte.

Gerühmt wurden vor allem seine Hartnäckigkeit und Ausdauer, sein phänomenales Gedächtnis und ein enormes psychologisches Einfühlungsvermögen, das ihn befähigte, „Profiling“ schon vierzig Jahre vor der Erfindung des Begriffs zu betreiben.

Gewaltanwendung bei Vernehmungen und (polizeirechtlichen) Befragungen lehnte er ab. Seine Mitarbeiter mahnte er eindringlich:

„Wer mir einen Beschuldigten anfasst, fliegt! Unsere Waffen sind Gehirn und Nerven!“

Im Jahre 1931 konnte die Zentrale Mordinspektion 94,7 % der Fälle aufklären. Heute liegt die Aufklärungsrate für Morde zwischen 85 und 95 %. Das Raubdezernat erreichte damals nur eine Quote von 52 Prozent. Gennat selbst gelang während seiner 33-jährigen Tätigkeit im Polizeidienst die Aufklärung von 298 Morden!

In der Krimi-Reihe um Kommissar Rath und in der daraus entstandenen Serie Babylon Berlin ist Gennat als Chef der Mordkommission Raths Vorgesetzter.

Diese und andere Geschichten sind in der kostenlosen Smartphone-Tour von lialo zu erleben. Mit diesem Link: Der Dicke vom Aleanderplatz lässt sich die Tour sofort starten. Zudem kann die Tour jederzeit unterbrochen und zu einem späteren Zeitpunkt weitergespielt werden.

Der Südwestfriedhof ist wohl der schönste und größte Berliner Friedhof, der bereits 1909 eröffnet wurde und außerhalb der Stadtmauern in Stahnsdorf liegt. Prominente Politiker, Musiker, Schriftsteller, Dichter und Filmemacher, also vor allem Künstler fanden auf dem Stahnsdorfer Friedhof ihre letzte Ruhe. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Montag, 27. März 2023

Ein Ruheplatz für Beamte

Moabiter Gefängnis hatte einen eigenen Friedhof

Moabit I Als man in der Lehrter Straße, unweit des Hauptbahnhofes im Ortsteil Moabit im Bezirk Mitte, 1842 den Friedhof für ein Gefängnis anlegte, konnten sich auch die Vollzugsbeamten schon einen „Ruheplatz“ für später aussuchen. Der „Beamtenfriedhof“ diente als Begräbnisstätte für die Vollzugsbeamten des angrenzenden Gefängnisses Lehrter Straße. Gegenüber lag der Gefangenenfriedhof auf dem sogenannten Anstaltsgartenland.

Die Reste des Friedhofes liegen heute zwischen einer Kleingartenkolonie. Am Gefängnis entstanden damals neben dem zentralen Überwachungsturm, außerhalb der Mauern eine Kirche und Wohnungen für die Beamten und deren Familienangehörige (mit Blick auf den Friedhof).

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Nach dem Abriss des Moabiter Zellengefängnisses war der Anstaltsfriedhof 1958 formell entwidmet worden. Während der Friedhofsteil für die Gefangenen den Kleingärten zugeordnet wurde, wurde der Beamtenfriedhof bewahrt und ist inzwischen in die Berliner Gartendenkmalliste aufgenommen worden. Er wird von einem schlichten, schmiedeeisernen Gitter eingefriedet. Die Grabsteine sind zum Teil verfallen oder von Efeu überwuchert und stehen im Schatten alter Linden- und Ahornbäume, die dem gesamten Areal eine mystische Atmosphäre verleihen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Donnerstag, 14. Juli 2022

Ein Ort der Erinnerung

Stelenfeld erinnert an Grabsteine oder Sarkophage

Nach langen Debatten fasste 1999 der Deutsche Bundestag parteiübergreifend den Beschluss, in unmittelbarer Nähe zum Brandenburger Tor das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ zu errichten. So wurde dann das Denkmal aus 2711 Beton-Stelen auf einer Fläche von rund 19.000 Quadratmetern an

der Cora-Berliner-Straße 1 von April 2003 bis Mai 2005 nach dem Entwurf des New Yorker Architekten Peter Eisenman gebaut und um einen „Ort der Information“ unter dem Denkmal ergänzt.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands und der Entscheidung den Bundestag nach Berlin zu verlegen, kam auch schnell die Diskussion auf, eine zentrale Holocaustgedenkstätte umzusetzen.

Nach dreijähriger Bauzeit fand am 10. Mai 2005 die feierliche Eröffnung statt.

Das Denkmal ist der Versuch, neue Ideen der Erinnerung zu entwickeln. Im Laufe der Jahre wurden die Stelen zunehmend mit Inhalten gefüllt; zum Beispiel sollten die Stelen an Grabsteine oder Sarkophage bzw. an die Asche der verbrannten Juden erinnern, die meistens in Gewässer oder in Gruben geworfen wurde.


Auch Architekt Eisenman trug mit Bildern vom „wogenden Weizenfeld“ und der „bewegten Meeresoberfläche“ zur Meinungsbildung der Bedeutung der Stelen bei.

Das Stelenfeld ist jederzeit von allen Seiten zugänglich und der Ort der Information ist von April bis September dienstags bis sonntags von 10.00 bis 20.00 und von Oktober bis März dienstags bis sonntags von 10.00 bis 19.00 geöffnet. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt