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Donnerstag, 18. August 2022

Der Adler von Tempelhof

Ein wenig einsam, dennoch stolz und mit stechendem Blick steht auf einem Sockel vor dem ehemaligen Berliner Zentralflughafen Tempelhof ein Adlerkopf.

Könnte der Greifvogel, Symbol Deutscher Geschichte, von seinen Erlebnissen berichten, seine Erzählungen wären sehr lang. Geschaffen wurde der Metallvogel 1940 vom Bildhauer Wilhelm Lemke, nach einem Entwurf des Flughafen-Architekten Ernst Sagebiel. „Die Figur hatte auf dem Dach der Haupthalle nur eine dekorative Funktion, war nicht als Hoheitszeichen gedacht“, so Sagebiel 1962 in einem Brief. Der gesamte viereinhalb Meter hohe Adlerkörper, von dem jetzt nur noch der Kopf übrig ist, diente Rotarmisten als Kulisse für Siegesfotos, reiste körperlos von Berlin über den Atlantik und wieder zurück, lag zwischendurch jahrzehntelang in einem Museumskeller herum, kam erst durch die private Neugier eines jungen US-Offiziers auf seinen Ehrenplatz am Rande des Flughafen-Vorplatzes.

1962 wurde die Skulptur auf dem Dach des Flughafens zerlegt und entsorgt, bis auf den Kopf, der in das Museum der US-Militärakademie West Point, New York geflogen wurde. Neben den Pistolen von George Washington oder der Sicherungskappe der Atombombe von Nagasaki bewahrt das Museum auch zahlreiche Siegestrophäen aus „Nazi Germany“ auf. Allerdings hatte man keine wirkliche Verwendung für den Kopf und lagerte ihn im Depot ein. David Luders, einst Leutnant bei der U.S. Air Force in Tempelhof forschte nach dem Kopf. Er hatte sich gewundert, dass es zum „Eagle Square“, wie die Amerikaner den Vorplatz des Flughafens nannten gar keinen „Eagle“ gab. Er fand schnell zahlreiche Mitstreiter unter seinen amerikanischen Kameraden und organisierte eine Rückholaktion.

Ende 1984 war der Adlerkopf zurück in Berlin, 1985 wurde er wieder enthüllt – feierlich und mit allen militärischen Ehren. Quelle: Wikipedia, Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Mittwoch, 5. Mai 2021

In Berlin ist die Eiszeit noch sichtbar

Toteislöcher sind Zeugen der Vergangenheit

Es ist kaum vorstellbar, doch vor über 20.000 Jahren war Berlin noch ein Eiskeller, von Gletschern 200 Meter hoch bedeckt. Der heutige Fernsehturm am Alexanderplatz würde bis zur Kugel (mit Restaurant und Aussichtsplattform) im dicken Eis- und Schneepanzer stecken.

Die Gletscher und Schneepanzer der Eiszeit haben bis heute sichtbare geologische Formationen hinterlassen. Markante Höhen und Senken, wie in der Murellenschlucht hinter der Waldbühne im Ortsteil Westend und Gewässer, wie der Weißensee im gleichnamigen Ortsteil sind „Überbleibsel“ aus der Eiszeit. Auch Spree und Havel fließen in ehemaligen Schmelzwasserrinnen.

Weiß man erst einmal, worauf man achten muss, kann man der Eiszeit im gesamten Stadtgebiet auf Schritt und Tritt begegnen. So z.B. mit der Handy-Tour: „Der Berliner Ochse aus Tempelhof“ bei www.lialo.com

Schau mal hier: lialo-Tour durch Tempelhof

Der Krumme Pfuhl auf dem Friedhof Eythstraße, der Hels Pfuhl am Alboinplatz und der Weiher in der Lindenhofsiedlung im Bezirk Tempelhof-Schöneberg liegen in einer eiszeitlichen Rinne und sind jeweils nur knapp 200 Meter voneinander entfernt. Die Struktur des Geländes (ein Auf und Ab) führte wahrscheinlich dazu, dass sich die Bezeichnung „Tempelhofer Schweiz“ eingebürgert hat. 

Der Hels Pfuhl am Alboinplatz

Vom Alboinplatz zieht sich die Seenkette weiter nach Nordosten über den Wilhelmsteich am Lehnepark, den Klarensee im Alten Park bis zum Francketeich im Franckepark östlich des Tempelhofer Damms. Im Südwesten folgt der Hambuttenpfuhl an der Grabertstraße in der ehemaligen Steglitzer Villenkolonie Südende.

Diese Teiche sind Toteisseen oder Toteislöcher, die beim Rückzug des Gletschers entstanden sind. Trennt sich vom Gletscher ein Eisblock ab, spricht man von einem Toteisblock. Strömt nun vom Gletscher weiteres Schmelzwasser ab, kann dieses Sand und Kies um den Eisblock anlagern. Dadurch wird das Eis unter dem Sedimentmaterial isoliert und schmilzt somit langsamer.

Nach dem vollständigen Abschmelzen des Eises entsteht ein Hohlraum, der nach einem Zusammensturz des Sedimentmaterials darüber als Toteisloch oder -kessel bezeichnet wird. Fließt nun Grundwasser in den Kessel, entsteht ein Toteissee. Toteisseen sind meist isoliert und haben keinen Zu- und -abfluss des Wassers.

Mannshohe Findlinge, die uns immer wieder mal begegnen, ist Gestein, das von den Eismassen aus dem Norden zu uns hergeschoben wurde. Nach dem es wieder wärmer wurde und das Eis sich zurückzog, blieben die Findlinge als Transportgut einfach liegen

Wie kommt es zur Eiszeit? Experten erklären es mit einfachen Worten. Die Erde unterliegt zyklischen Schwankungen, die Erdachse verändert sich. Dadurch bekommen die Pole weniger Sonne, das Eis breitet sich aus. Das passiert nicht plötzlich, eher schleichend, im Verlauf von Tausenden von Jahren. Es wurde auch immer mal wieder etwas wärmer.

Der Weiher in der Lindenhofsiedlung

Auch der Berliner Raum veränderte sich. Aus Birken-Kiefern-Wäldern wurde Tundra, eine Kältesteppe mit Dauerfrostboden. Auf der Nordhalbkugel fiel die Temperatur, in Skandinavien wuchsen Gletscher 3000 Meter hoch. Sie banden so viel Wasser, dass der Meeresspiegel um 135 Meter absank. Durch ihr Eigengewicht kamen die Gletschermassen in Bewegung, wanderten nach Süden und schließlich zu uns. Langsam, aber sicher, mit einer Geschwindigkeit von 220 Metern pro Jahr.

In Berlin und Brandenburg verschwanden die letzten Bäume und Sträucher, mit ihnen auch die Tiere: Wollhaar-Mammut, Steppenbison und Rentier, alles Leben wurde vom Eis ausgerottet.

Doch dann kam vor zirka 12.000 Jahren die Wende. Es kam zu einer schnellen und dauerhaften Erwärmung. Der Berliner Gletscher taute, das Schmelzwasser floss Richtung Süden ab, bildete einen mächtigen Strom, der den Untergrund verformte und gestaltete.

So entstand das Urstromtal, in dem wir heute leben. Natürliche Erhebungen wie der Kreuzberg oder Tempelhofer Berg sind nichts anderes als die Uferkanten des bis zu zehn Kilometer breiten Schmelzwasserstroms.

Die Toteislöcher wurden inzwischen in die Liste der Naturdenkmale aufgenommen, um diese naturgeschichtlich wertvollen Beweise dauerhaft zu erhalten.

Wir werden die Eiszeit nicht noch einmal erleben, ganz im Gegenteil, wir befinden uns gerade auf der anderen Seite des Klimas, es wird ständig wärmer. Alles Leben wird eines Tages unter der Hitze leiden und im schlimmsten Fall aussterben. Bis wieder eine zyklische Schwankung auftritt und sich die Erdachse minimal verändert. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Sonntag, 19. Juli 2020

Die Wassertürme im Marienpark



























Im „Marienpark Berlin“ an der Lankwitzer Straße im Bezirk Tempelhof-Schöneberg wurde 1900/01 das Gaswerk Mariendorf errichtet. Zu damaliger Zeit war es das größte Gaswerk in Berlin. Es versorgte vor allem die südlichen Bezirke und Ortsteile Berlins mit Stadtgas.

Die Gebäude des Gaswerks hatten eine der norddeutschen Backsteingotik frei nachempfundene Gestaltung. Im Jahr 1996 wurde das Gaswerk stillgelegt und die Anlagen zurückgebaut. Erfreulicherweise sind einige historische Bauten nach einer Restaurierung erhalten geblieben.

Das Gelände ist inzwischen neu erschlossen und verschiedene Unternehmen haben sich hier niedergelassen.

Blickfang auf dem weitläufigen Areal sind die beiden unter Denkmalschutz stehenden Wassertürme des alten Gaswerkes. Der alte Turm mit einer Höhe von 29 Metern, der zwischen 1900 und 1907 erbaut wurde, passte sich der Backsteingotik an, der neue (modernere) Turm wurde 1968 errichtet und ist 48 Meter hoch.

 

Info zu den Berliner Wassertürmen: 

Die Wassertürme hatten einen Behälter zur Speicherung von Trinkwasser. Sie wurden besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut und in Betrieb genommen. Sie waren über das gesamte Stadtgebiet verteilt und stehen heute (wenn noch erhalten) fast alle unter Denkmalschutz. 

Die erhöhte Lage des Behälters sorgte für einen konstanten Druck im Wassernetz und versorgte die angeschlossenen Gebäude mit Hilfe des aus der Schwerkraft resultierenden hydrostatischen Drucks mit Trinkwasser. Der Hochbehälter diente dabei als Ausgleichsbehälter und musste ständig mit Hilfe von Pumpen nachgefüllt werden, damit der Pegel möglichst auf gleicher Höhe blieb.

Die Berliner Wassertürme zeigen ein vielfältiges Erscheinungsbild. Mal wurden sie aus gotischem Backstein errichtet, mal aus Beton oder auch aus Stahl. Leider haben alle Türme heute keine Bedeutung mehr in der Wasserversorgung und werden u.a. als Wohnraum, Galerie, Kultureinrichtung oder Museum unterschiedlich genutzt.  Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Montag, 9. März 2020

Der "Schwerbelastungskörper" in Tempelhof













Hitler wollte in Tempelhof einen gewaltigen Triumphbogen bauen 

Im Zusammenhang mit der geplanten Umgestaltung Berlins zur Reichshauptstadt „Germania“ untersuchten 1937–1943 Ingenieure die Tragfähigkeit des Berliner Baugrundes. Unter der Leitung des Generalbauinspektors Albert Speer, dem Architekten Adolf Hitlers, ging ein gigantisches Projekt in Planung, das Berlin völlig neu gestalten sollte. Nach Hitlers Vorstellung hätten zwei Magistralen die neue „Welthauptstadt“ wie ein Kreuz durchschnitten.

Die größte Aufmerksamkeit galt der Nord-Süd-Achse mit ihrer 7 km langen und 120 m breiten Prachtstraße. An deren Ende war ein gewaltiger Triumphbogen geplant, der alle baulichen Dimensionen Berlins gesprengt hätte. Der Zweite Weltkrieg setzte der menschenverachtenden Stadtplanung der Nationalsozialisten ein Ende.

Der „Schwerbelastungskörper“ an der General-Pape-Straße 34A im Bezirk Schöneberg-Tempelhof zeugt bis heute von den wahnsinnigsten Bauvorhaben, die es je für Berlin gegeben hat.

Der runde Klotz ist ein zylindrischer Druckkörper aus massivem Beton und Stahlbeton und hat einen Durchmesser von 21 Metern. Er reicht 14 Meter in die Höhe und 18 Meter in die Tiefe. Der Bau stellt wohl ein weltweit einmaliges Projekt dar und erreicht mit seinen 12.650 Tonnen Gewicht einen Bodendruck von 1,26 Meganewton je Quadratmeter. Mit dem Bau wollte man die Tragfähigkeit des Baugrunds für den Triumphbogen prüfen. Eine Auswertung der am Schwerbelastungskörper geführten Messungen erfolgte aber erst nach Ende des 2. Weltkrieges Anfang 1948. Die Messungen hatten eine Setzung von 19,3 Zentimetern innerhalb von zweieinhalb Jahren ergeben.

Seit 1995 steht das einmalige und ursprünglich nur auf eine Bestandsdauer von 20 Wochen angelegte Ingenieurbauwerk unter Denkmalschutz. Im September 2009 wurde nach der Sanierung des Betonbauwerks das Grundstück hergerichtet und als „Informationsort Schwerbelastungskörper“ eröffnet. Damit ist nun die Gelegenheit gegeben, hier die menschen- und stadtverachtende Dimension des nationalsozialistischen Städtebaus zu begreifen und zu diskutieren. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt
Besucherinformation: Geöffnet vom 1. April bis 31. Oktober, General-Pape-Straße 100, Tor 1, 12101 Berlin, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr. Schwerbelastungskörper

Mittwoch, 8. Januar 2020

Die Feldsteinkirche der Tempelritter













































Täglich Glockenspiel von der Dorfkirche Mariendorf Neben der Dorfkirche in Marienfelde, zählt die Dorfkirche in Berlin-Mariendorf im Bezirk Schöneberg-Tempelhof zu den ältesten Dorfkirchen Berlins. Der Ortsteil Mariendorf liegt an der Bundesstraße 96 zwischen dem Ortsteil Tempelhof und dem südlichen Ortsteil Lichtenrade.
Vermutlich war es der Tempelorden, der um 1230 die Kirche an der heutigen Ecke Mariendorfer Damm/Alt-Mariendorf errichtete. Die neue Kirche ersetzte einen bis dahin hölzernen Bau. Unter der Herrschaft der Tempelritter entstand eine Feldsteinkirche mit schiffsbreitem Westturm, einschiffigem Langhaus, Chor und Apsis (vierteilige Apsiskirche). Am Ende des 16. Jahrhunderts wurde der Feldsteinsockel des Turms durch hölzerne Obergeschosse mit quadratischem Grundriss ergänzt. Außerdem wurde an der Nordseite des Chores eine Sakristei angebaut. Seit 1737 trägt die Kirche einen charakteristischen hölzernen barocken Turmaufbau, der von einem Kupferhelm und Wetterfahne abgeschlossen wird.


Zwischen 1902 und 1903 wurde die Kirche renoviert.
Der wertvolle Schnitzaltar, der 1626 von der Stadt Cölln gespendet wurde, ist seit dem 2. Weltkrieg verschollen. Die Kirchenglocke stammt von 1480 und gehört damit zu den ältesten Berliner Kirchenglocken. Sie hat beide Weltkriege unbeschadet überstanden. Seit 1846 füllt die klangvolle Orgel des Potsdamer Orgelbaumeisters Gottlieb Heise das Gotteshaus mit geistlicher Musik.
Seit 1970 erklingt außerdem mehrmals täglich drei Minuten lang vom Turm ein Glockenspiel mit 16 Glocken. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt