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Sonntag, 19. März 2023

In Steglitz steht die Wiege der „Wandervögel“

 Wandern ist immer noch ein deutscher Volkssport

Im Steglitzer Stadtpark (zwischen Sedan- und Klingsorstraße) steht ein wenig versteckt unter hohen Bäumen ein Findling zu Ehren der Gründung der Wandervögel 1901.

Es waren hauptsächlich Schüler vom Gymnasium Steglitz und Studenten, unter Anführung von Karl Fischer, die eine Bewegung ins Leben riefen, um der fortschreitenden Industrialisierung in den Städten entgegenzuwirken.

Sie wollten einen Gegenpol setzen und sich von den engen Vorgaben des schulischen und gesellschaftlichen Umfelds lösen, um sich in der freien Natur eine eigene Lebensart zu erfüllen.

Die „Wandervögel“ waren geboren. Sie gaben sich ihren Namen, nachdem ein Gründungsmitglied auf einem Grabstein einen Text entdeckte: "Wer hat euch Wandervögeln / die Wissenschaft geschenkt / dass ihr auf Land und Meeren / die Flügel sicher lenkt...". Mit Klampfe (Gitarre), Wanderschuhen, Mütze und Rucksack ging es in die nächstliegende Natur.

Es war der Beginn einer Jugendbewegung, die auch für Reformpädagogik und Freikörperkultur im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts wichtige Impulse setzte. Die Idee, in der Freizeit gemeinsam "auf Fahrt" zu gehen, fand rasch auch über Steglitz hinaus Verbreitung, und der "Wandervogel" gab einer ganzen Jugendbewegung ihren Namen.

Schon wenige Jahre später hatten sich im Deutschen Reich verschiedene Wandervogel-Bünde gebildet, die sich 1913 zum Wandervogel e.V. mit 25.000 Mitgliedern zusammenschlossen. Mit dem Anwachsen der Bewegung kam es aber auch oft zu abweichenden Leitvorstellungen und Schwerpunkten, die zu vielfältigen Abspaltungen und Neugründungen führten. Umstritten waren Fragen der Mädchenbeteiligung und der Alkohol- und Nikotinabstinenz, über das Outfit und darüber, ob Jungen und Mädchen vereint oder getrennt wandern sollten. Es gab sogar Versuche, in den eigenen Reihen die Homosexualität erfahrbar zu machen, ein zu Beginn des 20. Jahrhunderts geächtetes und strafwürdiges Unterfangen. Gegenüber politischem Einfluss und Vereinnahmung versuchten die Wandervogel-Verantwortlichen meist Neutralität zu wahren.

Der Erste Weltkrieg schuf neue Verhältnisse für die Jugendbewegung. Tausende junge Menschen mussten in den Krieg ziehen.

Ein entscheidender Einschnitt war die nationalsozialistische Auflösung bzw. Zwangseingliederung der Jugendbünde in die Hitlerjugend.

Die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten Nachfolgeorganisationen tragen das Erbe weiter. Unabhängig von den Wandervogelbündnissen ist das Wandern immer noch ein deutscher Volkssport. Viele Vereine sind im „Verband deutscher Gebirgs- und Wandervereine" zusammengeschlossen, der heute etwa 600.000 Mitglieder umfasst und viele Menschen in Bewegung hält. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Montag, 27. September 2021

Der Berliner Spreewanderweg BWW1


3. Etappe. Schloss Charlottenburg bis Bärenbrücke

Berlin hat 20 grüne Hauptwege, auf denen man wandern, flanieren oder einfach nur spazieren gehen kann.

Der Spreeweg ist als Wanderweg 1 ausgeschildert und hat eine Gesamtlänge von 59 Kilometer. Er ist damit mit Abstand der längste grüne Hauptweg durch die Hauptstadt. Er beginnt im Westen an der Grenze zu Falkensee am Bahnhof Albrechtshof an der Seegefelder Straße und endet im Osten in Hessenwinkel zur Grenze nach Erkner.

Er begleitet die Spree quer durch die Stadt und zeigt dabei die unterschiedlichen Facetten, Kleingärten und Industrieflächen, aber auch die mittelalterlichen Stadtkerne von Spandau und Köpenick.

Die 3. Etappe beginnt am Schloss Charlottenburg. Wir verlassen den Park direkt an der Schlossstraße und bleiben weiter an der rechten Uferseite der Spree. Wir sind am Charlottenburger Ufer und unterqueren als nächstes die Caprivi-Brücke. Von hier noch knapp 150 Meter und wir stehen vor dem „Spreekicker“. Das kleine Denkmal erinnert an Alfred Braun, dem Pionier des deutschen Rundfunks. Achtung, Achtung, hier ist Berlin“, schallte es aus den Radiogeräten, wenn Alfred Braun sein Programm im Berliner Rundfunk ansagte. Link-Tipp: https://www.meinberlin-erleben.de/der-spreekieker.html

Wir haben jetzt das Iburger Ufer erreicht und kommen am schönen Siemenssteg vorbei, der die Spree überspannt. Doch wir bleiben noch bis zum Einsteinufer auf unserer rechten Spreeseite und wechseln an der Dovebrücke, wo der Landwehrkanal in die Spree mündet, die Uferseite.  Unmittelbar hinter der Brücke halten wir uns links am Uferweg, der ab hier hinter einem Industriegebiet mehrmals die Richtung wechselt.

Mehr Text? Dann schau mal hier: 3. Etappe Hauptwanderweg 1

Text und Fotos: Klaus Tolkmitt 


 

 

Mittwoch, 2. Juni 2021

Der Berliner Spreeradweg 1. Etappe

 Der Berliner Spreewanderweg

Von Albrechtshof nach Hessenwinkel

1. Etappe Bahnhof Albrechtshof-Bahnhof Spandau

Berlin hat 20 grüne Hauptwege, auf denen man wandern, flanieren oder einfach nur spazieren gehen kann. Das Wege-Netz durch die grünen Korridore der Stadt umfasst mehr als 550 Kilometer, auf denen man weitestgehend vom fließenden Verkehr verschont bleibt und auch den Lärm einer Großstadt nicht mehr als belästigend wahrnimmt.

Der Spreeweg ist als Wanderweg 1 ausgeschildert und hat eine Gesamtlänge von 59 Kilometer. Er ist damit mit Abstand der längste grüne Hauptweg durch die Hauptstadt. Er beginnt im Westen an der Grenze zu Falkensee am Bahnhof Albrechtshof an der Seegefelder Straße und endet im Osten in Hessenwinkel zur Grenze nach Erkner.

Er begleitet die Spree quer durch die Stadt und zeigt dabei die unterschiedlichen Facetten, Kleingärten und Industrieflächen, aber auch die mittelalterlichen Stadtkerne von Spandau und Köpenick.

Wir wollen den Weg in mehreren Etappen absolvieren und dabei auf Sehenswertes und Interessantes am Wegesrand aufmerksam machen. Für An- und Abfahrt wählen wir öffentliche Verkehrsmittel und richten danach die Länge der Tour aus. 

Mehr Text? Dann schau mal hier: MeinBerlin erleben (meinberlin-erleben.de

Mittwoch, 13. Januar 2021

Zum Gipfelkreuz am Müggelsee

Auf dem Naturerlebnispfad durch das Moor

Auf dieser Wanderung durch die Berliner Forsten im Südosten der Stadt erklimmen wir die höchste natürliche Erhebung Berlins. Der Große Müggelberg ist mit seinen 115 Metern ebenso hoch wie der Teufelsberg im Grunewald, der auch stattliche 115 Meter misst. Für beide „Berge“ braucht man allerdings keine Ausrüstung, wie Seil und Steigeisen, sondern nur festes Schuhwerk und ein Fernglas, um einen Blick auf die Stadt zu werfen.


Wir starten unsere Wanderung an der Bushaltestelle „Rübezahl“ der Linie X69 und stehen schon fast im Wald. Durch ein „Portal“ gelangen wir nach wenigen Meter an den Teufelssee, einem eiszeitlichen

Toteissee, der heute unter seiner Wasseroberfläche viel Schlick, Morast und Moor aufweist. Wir halten uns links und nehmen den Holzsteg über das Moorgras. Am Ende laufen wir geradeaus auf die Treppe zu und den Weg, der uns im weiteren Verlauf auf den Kammweg bringt. Der Weg ist nicht besonders steil und bringt auch Ungeübte nicht ins Schwitzen.


Oben angekommen halten wir uns links und erreichen nach zirka 1000 Metern ein verwaschenes Schild mit dem Hinweis auf Berlins höchsten Berg. Ohne größere Mühe lässt sich das Gipfelkreuz erreichen und die Aussicht genießen.

Zurück auf dem Kammweg geht es gemächlich hinunter nach Müggelheim. Bevor wir die Siedlung erreichen, schlagen wir den Weg rechts ein und folgen dann links dem Pfad am Zaun entlang. Nach weiteren 250 Metern durch den Wald müssen wir uns rechts halten, um dann an die Dahme zu gelangen. Die Dahme durchfließt hier den Langen See. Nun beginnt nach rechts ein wunderschöner Abschnitt der Wanderung immer am Ufer entlang. An dem ehemaligen Ausflugslokal „Marienlust“, von dem nur noch die Grundmauern zu sehen sind, biegen wir rechts ab Richtung Müggelturm. Ein Schild weist den Weg über eine steile Treppe nach oben. Wer nach dem mühevollen Aufstieg noch nicht genug hat, kann über weitere Stufen den Müggelturm erklimmen, der inzwischen wieder im Betrieb ist und vom Kleinen Müggelberg einen herrlichen Rundumblick über die Landschaft zwischen Dahme und Müggelsee und der Stadt ermöglicht.


Unseren Ausgangspunkt erreichen wir über eine weitere (kürzere) Treppe, die uns zurück zum Teufelssee und ein Stück weiter zurück zur Bushaltestelle bringt. Der gesamte Rundwanderweg ist in etwa 7,5 Kilometer lang und gemütlich in drei Stunden (mit kleinen Pausen) zu absolvieren. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Montag, 4. Januar 2021

Eine Winterwanderung im Grunewald

Mit dem historischen Bus an die Havelchaussee

Im Sommer ist die Grunewald-Region an der Havel für die Berliner ein beliebtes Ausflugsziel. Im Winter dagegen wird die Havel-Chaussee zwischen Heerstraße und Nikolassee nur wenig befahren und ein Spaziergang kann dort dann auch erholsam sein.

Wir wollen die Gegend ein wenig erkunden und nehmen den historischen Bus der Linie 218, der von der Arbeitsgemeinschaft Traditionsbus Berlin (ATB) unterhalten wird und im Auftrag der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) unterwegs ist. Seit April 2000 verkehren die Oldtimer aus den siebziger und achtziger Jahren täglich vom ZOB am Messedamm über Theodor-Heuss-Platz - Heerstraße - Am Postfenn - Havelchaussee - Kronprinzessinnenweg - Bahnhof Wannsee - Königstraße - Pfaueninselchaussee zur Pfaueninsel und zurück. Man sollte sich aber den Fahrplan genau ansehen, denn die alten Gefährte fahren in den Sommermonaten jede Stunde, in den Wintermonaten nur alle zwei Stunden.

Wir steigen am S-Bahnhof Wannsee zu und an der Havelchaussee (Haltestelle Am Postfenn) wieder aus, um hinter der British School Berlin den Waldweg einzuschlagen. Auf der internationalen Schule arbeiten Menschen mit verschiedener Herkunft, was den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit bietet, Themen aus mehreren unterschiedlichen Perspektiven zu erkunden.

Ein Stück geht es am Zaun entlang des Schulgeländes, um dann eine Anhöhe zu erklimmen. Oben angekommen halten wir uns rechts und stehen nach zirka einem Kilometer vor einem Friedhof, der hier unter hohen Kiefern ein wenig mystisch wirkt.

Die Grabsteine geben nur spärlich Auskunft darüber, wer hier begraben liegt. Es sind „Namenlose“, Menschen die freiwillig aus dem Leben geschieden sind. Der „Selbstmörderfriedhof“ oder „Schandacker“, wie er auch genannt wird, wurde vor über hundert Jahren angelegt, als der Freitod in Preußen noch ein Verbrechen war und ein Begräbnis auf einem kirchlichen Friedhof nicht gestattet wurde. Später wurden hier auch normale Bestattungen vorgenommen, doch bis heute hält sich die Erinnerung an die „Selbstmörder“.

Wir folgen dem Waldweg weiter bis zum Schildhornweg, der uns rechterhand zurück zur Havelchaussee bringt. An der Schildhornbaude nehmen wir links den Weg hinunter zum Parkplatz und wandern am Seehotel Grunewald vorbei zur Halbinsel Schildhorn. 

Die rund 110 Meter breite Landzunge im Landschaftsschutzgebiet ragt rund 400 Meter in die Havel hinein und bildet eine kleine Bucht, die Jürgenlanke. Schon vor über 100 Jahren war hier das Wirtshaus Schildhorn ein Lieblingsziel der Berliner am Wochenende. An der Spitze des Eilandes ragt auf einer kleinen Anhöhe eine Säule über den Baumspitzen. Das Schildhorndenkmal, nach Bleistiftskizzen von Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, 1845 von Friedrich August Stüler entworfen. Das auch „Schildhornkreuz“ oder „Jaczo-Säule“ genannte Denkmal symbolisiert die Schildhornsage aus dem 19. Jahrhundert um den

Slawenfürsten Jaczo von Köpenick, der hier 1157 im Gründungsjahr der Mark Brandenburg vor Albrecht dem Bären durch die Havel geflohen sein soll. Aus Dankbarkeit für seine Rettung habe sich Jaczo zum Christentum bekannt und seinen Schild und sein Horn an einen Baum gehängt. Seither heiße die Landzunge Schildhorn.

Zurück in die Gegenwart, müssen wir uns sputen, zurück an die Havelchaussee zu kommen, denn an der Haltestelle Schildhorn wartet schon der historische Bus, der uns aus der Ruhe der Natur in einer gemütlichen Fahrt zum S-Bahnhof Messe/Nord zurück und damit in die Hektik der Großstadt bringt. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Montag, 12. Oktober 2020

Seltene Tiere im Erpetal entdecken

Ein Spaziergang durch das Landschaftsschutzgebiet

Wenige Minuten vom S-Bahnhof Friedrichshagen im Berliner Bezirk Köpenick steht man mitten im Landschaftsschutzgebiet des Erpetals. Das 32 Kilometer lange kleine Flüsschen ist ein Nebenfluss der Spree und entspringt einem Quellgebiet im brandenburgischen Werneuchen.

Das Erpetal ist eines der letzten erhaltenen Fließtäler der Region, mit üppigen Feuchtwiesen und seltenen Pflanzen- und Insektenarten, die sonst kaum noch zu sehen sind.

Hält man die Augen offen und den Mund zu, dann zeigen sich schon mal Eisvogel, Prachtlibelle, Moorfrosch, die Ringelnatter oder der Biber in ihren natürlichen Lebensräumen. Da die Moorböden der Erpetalwiesen relativ schlecht zu bewirtschaften sind, übernehmen Wasserbüffel und robuste Rinderrassen die „Pflege“ der Wiesen und Weiden.

Einen kleinen Abschnitt des Landschaftsschutzgebietes haben wir ab Bahnhof Friedrichshagen erwandert.

Gleich hinter dem Bahnhof beginnt der Kurpark, der schon seit dem Ende des 19. Jahrhundert besteht, als die damalige Stadt Cöpenick Friedrichshagen zum Kurort ausbauen wollte. Im Jahr 1880 ließ die Stadt eine Trinkhalle, einen Sanitätspavillon sowie eine Kurgaststätte mit einer Musikhalle errichten. 1914 wurde die Anlage um einige Tennisplätze sowie im Jahr 1930 um das Naturtheater erweitert. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage zerstört, 1958 jedoch wiederaufgebaut.

Vom damaligen Kurpark ist heute allerdings kaum noch etwas übriggeblieben, außer dem Namen im Stadtplan, einem Freiluftkino und den Tennisplätzen.

Die Straße „Hinter dem Kurpark“ bringt uns zur Erpe. Wir folgen dem schmalen Pfad links des Flüsschens und laufen in Fließrichtung. Schon gleich tauchen wir ein in üppige Natur mit moorigen Böden, hohem Schilf und seltenen Pflanzenarten, wie Blutweiderich und gelbe Wiesenraute.

Rechter Hand die Erpe, links die Wiesenlandschaft mit Rindern, kommen wir nach rund 700 Metern an eine weitere Brücke, die wir überqueren. Wir folgen 150 Meter der S-Bahn-Linie und biegen rechts in den Spitzwegerichweg ein, der uns durch eine kleine Gartensiedlung führt. Der nächste Abzweig links bringt uns direkt in den Kiefernwald, der später in einen Mischwald übergeht. Nach rund 700 Metern kommen wir aus dem „dunklen“ Wald auf eine „helle“ Lichtung. Auf dem ehemaligen Schießgelände „Mittelheide“ blüht im August/September an einigen Stellen „Erika“, zwischen Birken und Wacholderbüschen. Von einer blühenden Heidelandschaft in ist jedoch nichts zu sehen, da gibt es im Land Brandenburg größere Landstriche, die zu einer Heidewanderung einladen.

Das lichte Gebiet mündet wieder in Mischwald, den wir in einem leichten Rechtsbogen durchwandern und im Ortsteil Ravenstein über die Mühlenstraße wieder zur Erpe gelangen.

Wir überqueren die Erpe, um wieder linksseitig dem Fluss zu folgen. Vorbei an Kleingartenanlagen und urwüchsiger Natur kommen wir an den Ausgangspunkt zurück, der uns über die Straße „Hinter dem Kurpark“ wieder zum S-Bahnhof Friedrichshagen führt. Der zirka 6 Kilometer lange Rundweg ist gemütlich in zwei Stunden zu bewältigen. 
Text und Fotos: Klaus Tolkmitt