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Mittwoch, 17. Mai 2023

Die Sage vom Plötzense

Als der Dorfschulze noch die Nachbarn tyrannisierte

Dort, wo bei schönem Wetter kleine Ruderboote das seichte Wasser des Plötzensees in Bewegung bringen, standen vor vielen Jahren noch Häuser. Mehr noch, ein ganzes Dorf war da angesiedelt, mit Kirche, Dorfplatz und einem Ziehbrunnen unter einer schattigen Linde.

So erzählt eine Sage, die sich um den Plötzensee rangt, der seinen Namen nach der Plötze trägt, die einst noch zahlreich im Wasser schwamm. In diesem kleinen Dörfchen lebte ein roher und gewalttätiger Dorfschulze, der die Bewohner tyrannisierte, wo er nur konnte.

Als der Dorfschulze eines Abends von einem Nachbardorfe, wo er vorteilhaft Holz verkauft hatte, zurückkehrte, sprang ihm der Geist auf den Rücken und hielt sich am Nacken fest. „Trage mich schnell nach dem Nachbarorte zurück“, rief er grollend dem zu Tode Erschrockenen zu. Dieser fluchte greulich und sträubte sich aus Leibeskräften. Aber der lachende Geist stieß dem Schulzen die Beine in die Seiten, wie man es bei einem störrischen Pferd tut, und der Dorfschulze musste seinen seltsamen Reiter zurück ins Nachbardorf tragen.

Über Stock und Stein ging der Ritt in mitternächtlicher Stunde dahin, bis der Geist kurz vor dem Nachbardorfe die Umkehr befahl. Nochmals wurde dieselbe Strecke zurückgelegt, und der Reiter drückte immer schwerer und schwerer, so dass der Dorfschulze schließlich erschöpft in die Knie sank. Mit dem Rufe: „Nun fühlst Du selbst, wie Du die Armen bisher bedrückt hast! Vorwärts, Du Leuteschinder!“, trieb ihn der unerbittliche Rächer zu neuem Lauf an.

Als sie nach längerer Zeit, die dem Schulzen wie die Ewigkeit vorkam, am Dorfbrunnen anhielten, wurden die Griffe des Rachegeistes lockerer. Das nutzte der schlaue Bauer, schleuderte mit letzter Kraft seinen Plagegeist in den Brunnen und rief ihm höhnisch einen kräftigen Fluch nach.

In diesem Augenblicke ertönte ein furchtbares Getöse. Dann senkte sich langsam der Boden und mit ihm versank alles: die Häuser, die Bäume, die Wiesen, die Äcker, die schreienden Menschen. Immer mehr Wasser stieg rauschend aus dem Brunnen und bedeckte alles mit seinen kühlen Fluten. Nichts blieb vom Dörfchen und seinen Bewohnern übrig; ein wogender See bedeckt seitdem weithin die Gegend.

Noch heute werden Im See die Plötzen hin und wieder von einem gewaltigen Hecht aufgescheucht, der die kleineren Fische ruhelos im See umhertreibt. Wenn aber in stillen Nächten der Vollmond neugierig auf den See niederblickt, dann läuten die versunkenen Kirchenglocken des einstigen Dorfes leise und langsam in der Tiefe. Erschreckt flüchtet der Hecht ins Röhricht, während die Plötzen ganz regungslos stehen, als ob sie andächtig den fernen Klängen lauschen. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Samstag, 13. November 2021

Der "Dicke Hermann" von Prenzlauer Berg

Berlins ältester Wasserturm

Mitten im Kollwitzkiez auf dem „Windmühlenberg“ im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg ragt zwischen Knaackstraße und Belforter Straße der „Dicke Hermann“ zwischen den schön sanierten Häusern hervor. Mit seinen fast 150 Jahren ist er der älteste Wasserturm der Stadt. Es gibt noch einiger dieser dicken oder auch hohen Türme im Stadtbild, die einst die Wasserversorgung für die Bevölkerung sicherstellten.

Der Wasserturm versorgte das einstige Arbeiterviertel und die Brauereien in Prenzlauer Berg mit Wasser. Das Wasser wurde der Spree entnommen und mit Dampfdruck in den Behälter des Wasserturms und in die unterirdischen Reservoirs befördert. Aus den Speichern wurde das Wasser dann in die Wohnhäuser geleitet.

Während des Dritten Reichs missbrauchten die Nazis das Maschinenhaus auf dem Gelände als „wildes Konzentrationslager“, welches sie im Juni 1935 dann jedoch sprengten. Das Gelände wurde zur Grünanlage. Seit 1981 erinnert eine Gedenktafel auf dem Gelände des Wasserturms an die Verbrechen.

Der Wasserturm, den die Prenzelberger liebevoll „Dicker Hermann“ nennen, trägt schon lange nicht mehr zur Wasserversorgung bei.  Im Jahr 1952 wurde die gesamte Anlage außer Funktion gesetzt und dient heute als Wohnanlage.

 

Info zu den Berliner Wassertürmen:

Die Wassertürme hatten einen Behälter zur Speicherung von Trinkwasser. Sie wurden besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut und in Betrieb genommen. Sie waren über das gesamte Stadtgebiet verteilt und stehen heute (wenn noch erhalten) fast alle unter Denkmalschutz. Die erhöhte Lage des Behälters sorgte für einen konstanten Druck im Wassernetz und versorgte die angeschlossenen Gebäude mit Hilfe des aus der Schwerkraft resultierenden hydrostatischen Drucks mit Trinkwasser. Der Hochbehälter diente dabei als Ausgleichsbehälter und musste ständig mit Hilfe von Pumpen nachgefüllt werden, damit der Pegel möglichst auf gleicher Höhe blieb. Die Berliner Wassertürme zeigen ein vielfältiges Erscheinungsbild. Mal wurden sie aus gotischem Backstein errichtet, mal aus Beton oder auch aus Stahl. Leider haben alle Türme heute keine Bedeutung mehr in der Wasserversorgung und werden u.a. als Wohnraum, Galerie, Kultureinrichtung oder Museum unterschiedlich genutzt. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Mittwoch, 14. April 2021

Die Brücke mit dem fischschwänzigen Widder

Die Gotzkowskybrücke verbindet Charlottenburg mit Moabit

Wo einst eine Fähre die Berliner zwischen den heutigen Berliner Ortsteilen Charlottenburg und Moabit über die Spree setzte, steht jetzt die Gotzkowskybrücke zwischen der Gotzkowskystraße und Helmholtzstraße. Die denkmalgeschützte Brücke wurde nach Ernst Gotzkowsky benannt, dem Begründer der Königlichen Porzellan-Manufaktur.

Der Vorgängerbau der heutigen Brücke war eine hölzerne Brücke mit festem Unterbau. Sie wurde 1888 fertiggestellt. Bereits 1904 begannen aber Planungen, an der Stelle einen neuen Spreeübergang mit einer vierspurigen Straße zu erstellen, weil die Gotzkowskybrücke eine wichtige Verkehrsanbindung zwischen der damaligen selbstständigen Stadt Charlottenburg zum Industrieviertel in Moabit herstellte.

1911 wurde die Brücke im klassizistischen Stil mit seitlichen Schmuckbogen aus Muschelkalkstein eröffnet. Bildhauer Walther Schmarje schuf die im Jugendstil gearbeiteten Tierskulpturen, die auf drei Eckpfeilern der Brücke sitzen. Sie stellen auf Charlottenburger Seite zwei fischschwänzige Widder und auf Moabiter Seite einen Stier dar.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Gotzkowskybrücke durch Sprengungen von deutschen Wehrmachtsangehörigen stark beschädigt. Eine der Skulpturen auf Charlottenburger Seite ging verloren. Die Brücke wurde bis 1949 in vereinfachter Form wiederhergestellt, Anfang der 1960er Jahre wurde die Brücke erneut umgebaut. 1981 bis 1983 erfolgte eine Grundsanierung mit einer Verbreiterung der Fahrbahn. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Schau auch mal hier: Gotzkowskybrücke  


Donnerstag, 8. April 2021

Die kürzeste Allee Berlins

Der Kirchturm ist höher als die Allee

Sie ist nicht besonders schön, auch nicht besonders attraktiv, aber sie kann gleich mehrere Attribute auf sich vereinigen. Die Rede ist von der Thusnelda-Allee in Berlin-Moabit, die mit ihren 50 Metern die kürzeste Allee in Berlin und wohl auch in Deutschland ist.

Bei einer Allee stellt man sich eine lange Straße vor, an deren beiden Seiten Bäume wachsen. Hier stehen zwar auch

ein paar Bäume, ansonsten aber nur ein Gebäude (mit der Hausnummer 1) an der Straße, die Heilandskirche, mit dem höchsten Kirchturm Berlins. Der 90 Meter hohe Turm ist länger als die Straße. Die kürzeste Allee Berlins kann sich also damit rühmen, den höchsten Kirchturm der Stadt zu haben, der je in Berlin gebaut wurde.

Benannt ist die Thusnelda-Allee nach der Frau des jungen Cheruskerfürsten Arminius. Die Cherusker waren ein Stammesverband im antiken Germanien, der im Gebiet beidseitig des oberen Flussgebietes der Weser im heutigen Ostwestfalen und in Niedersachsen bis zur Elbe lebte.

Die Allee ist schon auf einem Stadtplan von 1867 als Fußweg verzeichnet. Ein Jahrzehnt später folgte die Pflasterung. Kaiser Wilhelm wollte auf seinem Weg zum Kleinen Tiergarten bei schlechtem Wetter nicht immer im Schlamm stecken bleiben. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Donnerstag, 11. März 2021

Ein Kunstwerk mit geheimen Botschaften

Kryptographie aus Stahl

Recht eindrucksvoll befasst sich der Künstler und Lichtdesigner Nils R. Schultze mit Verschlüsselungsverfahren. Seine Plastik „Kryptographie“ aus rostbraunem CorTen-Stahl steht an der Ecke Brook-Taylor-Straße/Rudower Chaussee im Berliner Ortsteil Adlershof.

Der Künstler hat in seinem Kunstwerk geheime Botschaften versteckt. Auf einem Betonfundament wurde eine rechteckige zweiteilige Stahl-Platte in der gleichen Größe wie ihr Untergrund montiert. Darauf stehen in diagonaler Anordnung zwei rechteckige Wandscheiben mit durchbrochener Gestaltung.

Sein Verfahren beruht auf der Suche nach dem richtigen Blickwinkel. Denn nur aus bestimmten Perspektiven lassen sich die in den Metalltafeln versteckten Botschaften entschlüsseln.

Hat man den richtigen Blickwinkel gefunden, sind die zum Teil spiegelverkehrten Worte „TRÄUME“, „GEDANKE“, „VISION“ zu lesen, bzw. zu entschlüsseln.

Der Begriff Kryptographie bedeutet Geheimschrift. Die Kryptographie befasste sich historisch mit der Erzeugung, Betrachtung und Beschreibung von Verfahren, um „geheim zu schreiben“, also mit Verschlüsselungsverfahren. Text und Foto: Klaus Tolkmitt


 

Freitag, 27. November 2020

Dalli, Dalli, durch das Wins- und Bötzowviertel

Das Soho-Haus

Ein Besuch bei den "Prenzlbergern"

Auf einem Spaziergang durch das Wins- und Bötzowviertel wollen wir den Berliner Ortsteil ein wenig näher kennenlernen. 

Vor dem Soho Haus an der Ecke Torstraße/Prenzlauer Allee wollen wir unseren Rundgang durch den Kiez beginnen. 

Schau auch mal hier bei lialo:  Dalli, Dalli, durch das Wins- und Bötzowviertel

Das Soho Haus ist ein Hotel und Privatclub zugleich. Man braucht eine Mitgliedschaft, um den exklusiven "Spielplatz" der selbsternannten Elite des Lifestyles zu erleben.

In der Dependance des britischen Privatclubs Soho House übernachten schon mal George Clooney, Madonna und Brad Pit, wenn sie in Berlin sind.

Ursprünglich hatte der jüdische Kaufmann Hermann Golluber 1928/29 das Haus im Stil der Neuen Sachlichkeit als Kaufhaus errichten lassen.

Das Kaufhaus Jonaß hatte zur damaligen Zeit ein bahnbrechendes Konzept. Es wurde ein Warenhaus, in dem die Berliner „auf Pump“ einkaufen konnten. Kunden zahlten ein Viertel des Kaufpreises, erhielten dafür einen Kaufschein und konnten den Rest in vier Monatsraten abzahlen. Die Möglichkeit des Ratenkaufs kam vor allem der finanziell schwachen Bevölkerung im nahe gelegenen Scheunenviertel und den Mietskasernen an der Prenzlauer Allee entgegen.

Als 1933 die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) an die Macht kam, wurden die jüdischen Besitzer von ihren Teilhabern enteignet. Das leerstehende Gebäude wurde zunächst an die Leitung der Reichsjugendführung vermietet, 1942 schließlich an die NSDAP verkauft.  

Zu DDR-Zeiten war es bis 1959 die Zentrale der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), danach das Institut für Marxismus-Leninismus.

Nach dem Fall der Berliner Mauer erhielten die Nachkommen der jüdischen Besitzer das Haus zurück. Das Gebäude stand dann zehn Jahre lang leer. 2007 erwarb eine deutsch-britische Investorengruppe den Komplex für neun Millionen Euro.

Die neuen Eigentümer veranlassten eine denkmalgerechte Sanierung. So entstand aus dem Kaufhaus der armen Leute ein exklusiver Club mit Wellness-Bereich, Swimmingpool und Terrasse auf dem Dach.

70 Meter weiter, gleich hinter dem Soho Haus steht die "Backfabrik".

Die Backfabrik
Wo heute um die lichtdurchflutete Piazza helle Bürolofts, Gewerbeflächen und Gastronomie entstanden sind, bauten Anfang des 20. Jahrhunderts die Aschinger-Brüder ihr Imperium auf.

August und Carl Aschinger gründeten in Berlin „Bierquellen“. Das waren Stehbierhallen und später auch Restaurants, in denen man schnell, gut und preiswert essen konnte. Wenn man es genau betrachtet, dann hatten die Brüder nach heutigem Standard eine Fastfood-Kette aufgebaut.

Wir spazieren weiter auf der Prenzlauer Allee und schauen auf einer Anhöhe auf alte Gebäude. Hier stehen noch Reste der ehemaligen Bötzowbrauerei.

Die Anhöhe vor dem Tor hieß früher Windmühlenberg, weil hier bis 1870 einige Windmühlen standen. Erst später wurde daraus der "Prenzlauer Berg", heute Namensgeber für den Ortsteil im Bezirk Pankow.

Die denkmalgeschützten Gebäude werden (Stand Sommer 2020) gerade aufwendig saniert.

An der Kreuzung Belforter Straße/Prenzlauer Allee setzen wir unseren Weg auf der Heinrich-Roller-Straße fort und kommen zum Eingang des Leise-Parks.

Der Leisepark
Der ehemalige Friedhof wird seit 2007 nicht mehr für Bestattungen genutzt. Um zu verhindern, dass der Bau weiterer Häuser die Wohnbebauung in diesem Teil von Prenzlauer Berg noch mehr verdichtet, gründeten Bürger aus der Nachbarschaft die Initiative Rollerpark.

Mit öffentlichen Protesten und einer Unterschriftensammlung brachten sie den Senat schließlich zum Ankauf des Geländes. Die Bewohner der umliegenden Straßen wurden in die Nutzungsplanung und in die Namensgebung einbezogen, aus der schließlich die neue Parkanlage Leise-Park hervorging.

Obwohl Teile der Grabanlagen und Grabsteine erhalten blieben, ist der größere Teil der Parkfläche für naturnahe Spielanlagen und Verweilmöglichkeiten gedacht. Außerdem wurde ein Lehrpfad angelegt, 27 Bäume, rund 200 Großgehölze und zahlreiche Bodendecker, Farne und Frühblüher gepflanzt. Ausgedünnte Pappeln entlang der Mauer an der Heinrich-Roller-Straße wurden durch Säuleneichen ersetzt.

Aufregung gab es allerdings im Jahr 2013, als menschliche Knochen im Park gefunden wurden. Ungewissheit machte sich breit, ob der Park für Besucher nicht zu gefährlich sei, weil "dunkle Gestalten" ihr Unwesen trieben.

Obwohl die Herkunft letztendlich unklar blieb, waren wahrscheinlich Füchse die "Täter", die ein altes Grab ausgebuddelt hatten.

Wir verlassen den Park entlang und biegen links in die Winsstraße ein. Hier finden wir nicht nur die alteingessenen Prenzlberger, hier stehen die ersten sanierten Gründerzeithäuser, die uns auf dem weiteren Spaziergang häufiger begegnen werden.

Am Haus Nummer 63 befindet sich eine Gedenktafel für den beliebten Fernseh-Moderator Hans Rosenthal, der in der Winsstraße seine Kindheit und Jugend verbrachte.

Er wuchs in einer jüdischen Familie auf und erlebte als Kind die wachsende antisemitische Verfolgung durch den Nationalsozialismus.

Er hat die Verfolgung durch die Nazis nur überleben können, weil er sich von März 1943 bis Kriegsende April 1945 in der Kleingartenanlage „Dreieinigkeit“ in Berlin-Lichtenberg unter Mithilfe von nichtjüdischen Berlinerinnen verstecken konnte.

An der Marienburger Straße gehen wir rechts weiter, geradeaus über die Greifswalder Straße in die Hufelandstraße. Sie gilt als die "Königin der Straßen" in Prenzlauer Berg. Und das zu Recht.

In der Hufelandstraße
Fast jedes sanierte Gebäude ist eine architektonische Schönheit. Am Haus Nummer 14, an der Ecke Esmarchstraße lohnt ein Blick nach oben. Wunderschöne Reliefs schmücken den Turm des Hauses.

Christoph Wilhelm war Arzt und preußischer Staatsrat und lebte ab 1765 in Weimar.

Er war zu seiner Zeit der berühmteste Arzt in Weimar und besuchte die "Freitaggesellschaften" Goethes. 1801 folgte er einem Ruf nach Berlin, wo er Leibarzt des Königs Friedrich Wilhelm III. und dessen Familie wurde.

Hufeland war Erster Arzt an der Berliner Charité. Eines seiner großen Verdienste war die Einführung und Verbreitung der Pockenschutzimpfung.

Als Mitglied der Berliner Armendirektion gründete Hufeland 1810 in Berlin die erste Klinik, die mittellose Patienten behandelte. Er rief die Medizinisch-Chirurgische Gesellschaft ins Leben, die 1833 durch Allerhöchste Kabinettsorder in "Hufeland'sche Gesellschaft" umbenannt wurde.

Sein Grab befindet sich in Berlin-Mitte auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof.

Der Stierbrunnen am Arnswalder Platz
An der Bötzowstraße laufen wir links weiter und sehen rechts eine Grünanlage. Wir sind nun am Arnswalder Platz, eine rechteckige Parkanlage, mit dem Brunnen der Fruchtbarkeit. Für die Berliner ist es der "Stier- oder Ochsenbrunnen".

Der Brunnen dominiert natürlich die Parkanlage, die seit 1977 unter Denkmalschutz steht. Die Anlage war ursprünglich der Entwurf des Berliner Bildhauers Hugo Lederer in einem Wettbewerb 1910 für einen Monumentalbrunnen in Buenos Aires.

Sein Entwurf wurde aber nicht ausgeführt. Der Berliner Magistrat kaufte 1927 das Projekt und veranlasste seine Realisierung, obwohl unklar war, woher das Geld dafür kommen sollte (veranschlagt waren an die 400.000 Mark).

Das immense Gewicht hatte auch zur Folge, dass eine Aufstellung des Brunnens auf dem Baltenplatz (seit 1947 Besarinplatz) in Friedrichshain nicht durchzuführen war, da die Tragfähigkeit des von zahlreichen gusseisernen Versorgungsrohren durchzogenen Platzes für ein derart schweres Kunstwerk nicht ausgereicht hätte. Auch der alternativ vorgeschlagene Forckenbeckplatz beim Zentralviehhof in Friedrichshain schied wegen seines sumpfigen Untergrundes aus.

Wir verlassen den Platz in südlicher Richtung und gehen zwischen den beiden Spielplätzen auf die Pasteurstraße. Ein paar Meter weiter rechts stehen wir wieder auf der Bötzowstraße, die wir aus Richtung Hufelandstraße schon ein Stück gekommen sind. Jetzt geht es aber über die Hufelandstraße weiter geradeaus gut 500 Meter bis zur Straße Am Friedrichshain.

Direkt an der Ecke treffen wir auf die „Grande Dame“ der Berliner Filmtheater, dem Filmtheater am Friedrichshain.

Seit seiner Eröffnung 1925 unter dem Namen „Olympia“ mit beeindruckenden 1.200 Plätzen und den für die Stummfilmzeit typischen Orchestergraben, ist der Spielbetrieb dieses Kinotempels nie unterbrochen worden. Zur Eröffnung wurde der Film "Aschermittwoch" u. a. mit Adele Sandrock gezeigt.

Wir nähern uns dem Ende der Tour. Wir steigen vom Kino die breite Freitreppe hinab und laufen rechts 100 Meter bis zum nächsten Abzweig. Dort überqueren wir die breite Straße Am Friedrichshain und tauchen in den Volkspark Friedrichshain ein, der schon im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg liegt.

Wenige Meter weiter stehen wir auf der Rückseite des Märchenbrunnens. Im Sommer sprudeln im Brunnen gleich mehrere kleine Fontänen, die von zahlreichen Märchenskulpturen der Grimm'schen Märchensammlung eingerahmt werden. 

Der Märchenbrunnen ist die größte öffentliche Brunnenanlage in Berlin aus der Kaiserzeit und wurde 1913 im neubarocken Stil fertiggestellt. Bildhauer Ignaz Taschner hat die Grimm'schen Märchenfiguren Hänsel und Gretel, der gestiefelte Kater, Hans im Glück, Aschenbrödel, Rotkäppchen, Schneewittchen, Dornröschen und die sieben Raben entworfen.

Hier kann man in Ruhe und in einer angenehmen Atmosphäre die Tour ausklingen lassen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt