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Mittwoch, 29. April 2020

Zu den Trauerweiden im Thielpark

Eine Wanderung durch Dahlem und Zehlendorf


Die Wanderung durch den Bezirk Zehlendorf-Steglitz beginnt am U-Bahnhof Freie Universität der Linie 3 im Ortsteil Dahlem und wird am S-Bahnhof Zehlendorf enden. Dazwischen liegen zahlreiche grüne Anlagen, sehenswerte Punkte und man vergisst, schnell in einer Großstadt zu sein.
Wir verlassen den Bahnhof an der Löhleinstraße und biegen gleich gegenüber in den Thielpark ein. Der Park im Ortsteil ist nach Hugo Thiel (1839–1918), einem deutschen Politiker benannt, der als Vorsitzender der Kommission zur Aufteilung der Domäne Dahlem tätig war. Ende des 19. Jahrhunderts verzeichnete Berlin ein erhebliches Bevölkerungswachstum und der Preußische Landtag begann, die an die Stadt angrenzenden großen Acker-, Weide- und Waldflächen systematisch in Bauland umzuwandeln. Thiel erkannte, dass sich der Park auf Grund seiner hügeligen Struktur mit teilweise steilen Hängen und Senken nur schwer vermarkten ließ. Bei der Anlage der umliegenden Villengrundstücke wies er die Fläche daher als Park aus.
Vorbei an einem kleinen Teich kommen wir nach wenigen Metern die Treppe hinunter an den Thielparkteich, an dessen Ufer wunderschöne Trauerweiden stehen. Wir halten uns links, überqueren die Gelfertstraße und wechseln nach ca. 200 Meter auf die Straße Auf dem Grat. An der Clayallee stehen wir vor dem Alliierten-Museum, das (Stand 2020) in ein paar Jahren auf den Tempelhofer Flughafen umziehen soll. Rechts neben dem Museum führt ein schmaler Pfad auf die Taylorstraße, in die wir rechts einbiegen und im Bogen zum Waldfriedhof Dahlem kommen. Er gehört zu den schönsten angelegten Friedhöfen Berlins. Prominente Persönlichkeiten liegen hier begraben. Harald Juhnke war einer der beliebtesten Entertainer Deutschlands (1929-2005), Werner Eisbrenner (1908-1981) komponierte viele unvergessliche Filmmelodien. Marie-Elisabeth Lüders (1878-1966) war eine der ersten Politikerinnen, die sich für das Recht der Frauen einsetzte. Nach ihr ist das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, das zum Regierungsviertel gehört, benannt. Bully Buhlan (1924-1982) war ein beliebter Sänger der 40er und 50er Jahre. Einer seiner größten Hits war: "Ich hab noch einen Koffer in Berlin". Aber auch der Theaterkritiker und Rias Moderator Friedrich Luft (1911-1990) und der Kunstsammler Heinz Berggruen (1914-2007) fanden hier ihre letzte Ruhe.
Wir kommen nun in die Waldsiedlung „Onkel-Toms-Hütte“, die farbenfroh im Bauhausstil nach Entwürfen des Architekten Bruno Traut in den 1930er Jahren entstand. Über die Straße Am Hegewinkel setzen wir unseren Spaziergang fort, biegen links in den Holzungsweg ein und halten uns am Hochsitzweg rechts. An der Riemeisterstraße müssen wir links herum, um schon bald vor der U-Bahn „Onkel-Toms-Hütte“ zu stehen. Die von dem bekannten U-Bahn-Bauer Alfred Grenander 1929 entworfene Station erhielt später noch eine Ladenpassage, in der noch heute einige kleinere Geschäfte zum Einkaufen einladen. Folgen wir der Riemeisterstraße weitere 600 Meter kommen wir an einen Grünzug, den Fischtalpark, den wir rechts durchlaufen und an der Schweitzerstraße wieder verlassen. Hinter der Schützallee biegen wir rechts in die Schmarjestraße ein, überqueren die Onkel-Tom-Straße und stehen vor dem Friedhof Zehlendorf.
Hier wurde der Schauspieler Götz George beigesetzt, ganz in der Nähe seines Vaters Heinrich George. Wir verlassen den Friedhof an der Plüschowstraße und biegen links auf die Fischerhüttenstraße und können entweder noch einen kleinen Umweg durch das Zehlendorfer Gemeindewäldchen machen oder direkt über die Potsdamer Straße und Martin-Buber-Straße zur Kirchstraße laufen. Gegenüber der Pauluskirche sehen wir das Bürgeramt Zehlendorf. Links am Teltower Damm befindet sich die Hochzeitsvilla, das Zehlendorfer Standesamt, rechts kommen wir nach wenigen Metern zum S-Bahnhof Zehlendorf, wo nach rund 7 Kilometern die Tour endet. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt
Fotos von oben nach unter: Die Trauerweiden im Thielpark, Thielpark, U-Bahn-Station Onkel-Toms-Hütte, Das Grab von Harald Juhnke, Waldfriedhof Dahlem.

Montag, 11. November 2019

Er war der "Deutsche Sinatra"


Am Grab von Entertainer Harald Juhnke

Zahlreiche Persönlichkeiten liegen auf dem Waldfriedhof Dahlem in Berlin begraben. Unter ihnen auch Harald Juhnke, Schauspieler, Entertainer, Synchronsprecher und Sänger. Am 10. Juni 1929 wurde er in Berlin geboren, seine Mutter stammte aus einer Bäckerfamilie und sein Vater war Polizeibeamter. Juhnke wuchs im damaligen Arbeiterbezirk Wedding (heute Ortsteil Gesundbrunnen im Bezirk Mitte) in Berlin auf. 1948 verließ er die Schule, um Schauspieler zu werden. In den 1950er und 1960er Jahren wurde er als Filmschauspieler bekannt. Man engagierte ihn als jugendlichen Liebhaber oder als lustigen Berliner. Was viele nicht wissen, Juhnke war etliche Jahre als Synchronsprecher tätig und war unter anderem die deutsche Stimme für Marlon Brando, Charles Bronson, Peter Falck oder auch Robert Wagner.
Ab 1977 sah man ihn häufiger im Fernsehen. So mit Grit Boettcher in der ZDF-Serie „Ein verrücktes Paar“. Später moderierte er als Nachfolger des verstorbenen Peter
Frankenfeld die Show „Musik ist Trumpf“. Juhnkes Alkoholprobleme führten Ende 1981 zur Einstellung der Sendereihe. Sein Vorbild war Frank Sinatra, den er gern im Smoking und mit Lackschuhen nacheiferte. Es folgte Serien wie „Drei Damen vom Grill“ oder die beliebte Sketchserie „Harald und Eddi“ mit Eddi Arendt.
In den 1990er Jahre schaffte Juhnke ein Comeback als Filmschauspieler. In den Filmen „Schtonk“ und „Der Hauptmann von Köpenick“ (1997) erwarb er sich bei Kritikern großes Lob als Charakterdarsteller. Seine Alkoholerkrankung verarbeitete er 1995 in der Hauptrolle in dem Film „Der Trinker“ nach Hans Fallada.
Zusammen mit Walter Plathe und Günter Pfitzmann war Juhnke 1999 Mitbegründer des Zille-Museums im Berliner Nikolaiviertel.
Am 1. April 2005 verstarb der Schauspieler im Alter von 75 Jahren. Die Trauerfeier in der Berliner Gedächtniskirche mit 800 Anwesenden fand am 9. April 2005 statt, anschließende wurde er auf dem Waldfriedhof Dahlem im engsten Familienkreis beigesetzt. Die schlichte Grabanlage ist ein Ehrengrab des Landes Berlin. Am Friedhofseingang sind auf einem Plan die Ehrengräber verzeichnet.  Text und Foto: Klaus Tolkmitt

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