Ein Spaziergang durch die Mühlenhaupt-Höfe im
Bergmannstraßen-Kiez
Wer vor 2019 durch den Bergmannstraßen-Kiez im Berliner
Bezirk Kreuzberg spaziert ist, wird die Mühlenhaupt-Höfe in der Fidicinstraße
40 noch nicht kennen. Auf dem Gelände einer früheren Brauerei befindet sich
hier als Teil eines Künstlerhofes mit Ateliers, Werkstätten, Proberäumen und
Theatern das Kurt Mühlenhaupt Museum.
In einer Dauerausstellung wird in einem Querschnitt die
künstlerische Arbeit von Kurt Mühlenhaupt gezeigt. Mühlenhaupt, 1921 in Klein
Ziescht im Kreis Jüterbog-Luckenwalde geboren und am 16. April 2006 in
Zehdenick, Ortsteil Bergsdorf verstorben, war ein Berliner Original und
Künstler, dessen Skulpturen und Bilder viele Menschen in der Berliner
Kunstszene inspiriert haben. Als Maler, Bildhauer und Schriftsteller war er
bekannt für seine humorvollen und satirischen Darstellungen des Berliner
Lebens.
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Er galt als Kreuzberger Milieu-Maler und gehörte zu der 1972
gegründeten Gruppe der Berliner Malerpoeten, einer Gemeinschaft von malenden
Schriftstellern wie Günter Grass, Aldona Gustas, Artur Märchen, Nepomuk Ullmann
und Wolfdietrich Schnurre.
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Seine bevorzugten Motive waren Porträts von Menschen aus dem
Arbeitermilieu. Er porträtierte mit Vorliebe die Welt der "kleinen
Leute": Arbeiter, Tiere, Stadtpanoramen, Kinder, Hausfrauen, Bauern und
Landschaften.
Als zeitweiliger Trödelhändler und Gastwirt war Mühlenhaupt
selbst Teil des Milieus, das er so treffend und emphatisch schilderte. Zu
entdecken sind im Museum aber auch seine Brandenburger Landschaften, Aquarelle
aus Italien und Portugal, Plakate aus der Zeit der „Kreuzberger Bohème“ oder
seine Kinderbücher. Als ungekrönter „König von Kreuzberg“ war er bekannt und
populär wie Bubi Scholz oder Harald Juhnke.
Mit seiner Künstlerkneipe Leierkasten in der Zossener
Straße, in der unter anderem Gerhard Kerfin, Ingo Insterburg, Lothar Klünner
und Johannes Schenk Texte und Lieder vortrugen, Manfred Beelke, Artur Märchen
und Pit Morell ausstellten, machte er ebenso Furore wie mit seinen
„Biertrinkerblättern“.
Berlin-Kreuzberg wurde in den sechziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts in West-Berlin zum Inbegriff einer Alternativkultur, die sich vom
offiziellen Kulturbetrieb am Kurfürstendamm und seiner Umgebung abhob. Kunst
und Alltags-Leben sowie auch die Kunstsparten untereinander gingen eine enge
Verbindung ein.
Die behutsam sanierten Gebäude und die liebevolle Gestaltung
der urigen Hinterhöfe machen den Ort heute zu einem Kleinod in der pulsierenden
Großstadt.
Das Kurt Mühlenhaupt Museum befand sich 20 Jahre im
brandenburgischen Bergsdorf, bevor es 2019 nach Berlin zog. Im malerischen Hof
erzählen 10 Bildtafeln an den Backsteinwänden und eine Filmstation vom Leben
des Künstlers. Ein Audioguide führt auf seinen Spuren durch Kreuzberg.
Die Flächen sollen in den kommenden Jahren vergrößert und
Aktivitäten, wie Ausstellungen und das Veranstaltungsprogramm, erweitert
werden. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt