Berliner Originale - Von Bimmel-Bolle bis Mutter Lustig
Was wäre Berlin ohne seine Originale?
Das wäre wie Currywurst ohne Schrippe – schlicht undenkbar! Schon im 19. und 20. Jahrhundert sorgten Figuren wie Bimmel-Bolle, Krücke, Pinselheinrich oder Mutter Lustig auf den Straßen der Stadt für die unverwechselbare „Berliner Schnauze“. Sie waren laut, frech, manchmal schräg – aber immer ein Stück echtes Milljöh. Aber auch die Hafenjule, der Hauptmann von Köpenick und Eckensteher Nante zählen zu den bekanntesten Berliner Originalen, die hier vorgestellt werden.
Wenn Bolle bimmelt, hört ganz Berlin zu
Ab 1881 rollten dann die berühmten weißen Bolle-Milchwagen
durch Berlin. Bis zu 250 Stück bimmelten mit Handglocken durch die Straßen –
ein Sound, der so typisch war wie das Rattern der Straßenbahn. Kein Wunder,
dass Bolle seinen Spitznamen weghatte.
Berliner Schnauze trifft Milchkanne
Die Bolle-Mädchen waren nicht nur Lieferantinnen, sondern
auch wandelnde Nachrichtenzentralen. Zwischen Milchverkauf und Kassenzählen
gab’s den neuesten Klatsch gratis dazu. Wer also wissen wollte, was im Kiez los
war, brauchte nur die Milchkanne zu öffnen – und bekam gleich noch eine Portion
Berliner Humor serviert.
Später entstand aus der Meierei die Supermarktkette Bolle, die noch bis 2011 in Berlin vertreten war.
Vom Milchimperium zum BüroparkHeute ist vom Bolle-Glöckchen nichts mehr zu hören. Wo einst
in den ehrwürdigen Backsteingebäuden die Fuhrwerke mit Milchkannen beladen
wurden, stehen nun moderne Büros, Restaurants und ein Festsaal. Der Spreebogen
hat sich gewandelt – aber die Erinnerung an Bimmel-Bolle bleibt. Und mal
ehrlich: Wer würde nicht gern noch einmal von einem Bolle-Mädchen mit Handwagen
beliefert werden, inklusive Spruch wie „Na, haste schon wieder alle Milch
weggeschlabbert?“
Die Berliner Originale waren mehr als nur schräge Typen. Sie
waren das Salz in der Suppe, die Glocke im Ohr und das Lächeln im Gesicht der
Stadt. Und auch wenn heute kein Bolle-Wagen mehr bimmelt, lebt die Berliner
Schnauze weiter – laut, frech und unüberhörbar. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt
MeinBerlin erleben
In der nächsten Folge der Berliner Originale geht es um R.
F. Habisch, besser bekannt unter dem Spitznamen „Krücke“, der pfeifend den
sogenannten Sportpalastwalzer weltberühmt gemacht hat. Wie aber kam Krücke zu
seinem Spitznamen?



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