Berliner Originale - Von Bimmel-Bolle bis Mutter Lustig

Was wäre Berlin ohne seine Originale? 

Das wäre wie Currywurst ohne Schrippe – schlicht undenkbar! Schon im 19. und 20. Jahrhundert sorgten Figuren wie Bimmel-Bolle, Krücke, Pinselheinrich oder Mutter Lustig auf den Straßen der Stadt für die unverwechselbare „Berliner Schnauze“. Sie waren laut, frech, manchmal schräg – aber immer ein Stück echtes Milljöh. Aber auch die Hafenjule, der Hauptmann von Köpenick und Eckensteher Nante zählen zu den bekanntesten Berliner Originalen, die hier vorgestellt werden.

Wenn Bolle bimmelt, hört ganz Berlin zu

Die meisten Protagonisten kamen eher aus ärmlichen Verhältnissen, Carl Andreas Julius Bolle, besser bekannt als Bimmel-Bolle, war ein erfolgreicher Unternehmer. Während andere mit flotten Sprüchen über die Runden kamen, baute er ab 1879 ein echtes Milch-Imperium auf. Seine Kühe grasten am Lützowufer und die Milch wurde zunächst in einer Milchbar verkauft. Doch bald zogen Bolle-Mädchen mit Handwagen und Kannen durch die Stadt – immer mit einem frechen Spruch auf den Lippen und einer Ledertasche voller Kleingeld.

Ab 1881 rollten dann die berühmten weißen Bolle-Milchwagen durch Berlin. Bis zu 250 Stück bimmelten mit Handglocken durch die Straßen – ein Sound, der so typisch war wie das Rattern der Straßenbahn. Kein Wunder, dass Bolle seinen Spitznamen weghatte.

Berliner Schnauze trifft Milchkanne

Die Bolle-Mädchen waren nicht nur Lieferantinnen, sondern auch wandelnde Nachrichtenzentralen. Zwischen Milchverkauf und Kassenzählen gab’s den neuesten Klatsch gratis dazu. Wer also wissen wollte, was im Kiez los war, brauchte nur die Milchkanne zu öffnen – und bekam gleich noch eine Portion Berliner Humor serviert.

Später entstand aus der Meierei die Supermarktkette Bolle, die noch bis 2011 in Berlin vertreten war.

Vom Milchimperium zum Büropark

Heute ist vom Bolle-Glöckchen nichts mehr zu hören. Wo einst in den ehrwürdigen Backsteingebäuden die Fuhrwerke mit Milchkannen beladen wurden, stehen nun moderne Büros, Restaurants und ein Festsaal. Der Spreebogen hat sich gewandelt – aber die Erinnerung an Bimmel-Bolle bleibt. Und mal ehrlich: Wer würde nicht gern noch einmal von einem Bolle-Mädchen mit Handwagen beliefert werden, inklusive Spruch wie „Na, haste schon wieder alle Milch weggeschlabbert?“

Die Berliner Originale waren mehr als nur schräge Typen. Sie waren das Salz in der Suppe, die Glocke im Ohr und das Lächeln im Gesicht der Stadt. Und auch wenn heute kein Bolle-Wagen mehr bimmelt, lebt die Berliner Schnauze weiter – laut, frech und unüberhörbar. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt MeinBerlin erleben

So kommt man zum Spreebogen

In der nächsten Folge der Berliner Originale geht es um R. F. Habisch, besser bekannt unter dem Spitznamen „Krücke“, der pfeifend den sogenannten Sportpalastwalzer weltberühmt gemacht hat. Wie aber kam Krücke zu seinem Spitznamen?

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