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Mittwoch, 20. September 2023

Mahnmal erinnert an die „Trostfrauen

Sexuelle Gewalt an Frauen und Mädchen soll ins Bewusstsein rücken.

Schätzungsweise 200.000 Mädchen und Frauen aus 14 Ländern sind im Zweiten Weltkrieg vom japanischen Militär während des Asien-Pazifik-Krieges (1931- 1945) als sogenannte „Trostfrauen“ sexuell versklavt worden.

Eine Friedensstatue, die seit September 2020 an der Ecke Birkenstraße/Bremer Straße in Berlin-Moabit steht, soll das Thema der sexualisierten Gewalt ins Bewusstsein der Gesellschaft rücken. Das Denkmal gilt als Symbol der Hoffnung für Frauen und für Opfer sexueller Gewalt weltweit.

Die Statue soll außerdem auf die Forderungen der Überlebenden nach Anerkennung, Aufarbeitung und Entschuldigung, die bis heute nicht erfüllt worden sind, sowie die Kontinuität sexualisierter Gewalt gegen Frauen in bewaffneten Konflikten wie auch in Friedenszeiten aufmerksam machen.

Die Friedensstatue soll mahnen und erinnern, sowie den Ansporn geben, Verbrechen an Mädchen und Frauen zu verfolgen und zu ahnden.

In Deutschland sind bereits zwei Friedensstatuen aufgestellt worden. Neben der ersten Statue in Wiesent bei Regensburg im Nepal-Himalaja-Park, befindet sich die Zweite auf dem Grundstück der Koreanischen Evangelischen Kirchengemeinde Rhein-Main in Frankfurt.

Das Mahnmal in Berlin ist eine Schenkung von „The Korean Council for Justice and Remembrance for the Issues of Military Sexual Slavery by Japan” aus Südkorea und wurde durch die Aktionsgruppe „Trostfrauen des Korea Verbands“ initiiert.

Die Bronzestatue wurde von dem südkoreanischen Künstlerpaar Kim Eun-sung und Kim Seo-kyung entworfen. Es ist die erste Statue dieser Art, die in Deutschland an einem öffentlichen Ort aufgestellt wurde.

Kim Hak-Soon ging 1991 als erste der ehemaligen „Trostfrauen” mit ihrem Schicksal an die Öffentlichkeit und deckte so das Ausmaß der japanischen Kriegsverbrechen auf. Daraufhin begannen die Mittwochsdemonstrationen von ehemaligen „Trostfrauen” vor der japanischen Botschaft. Jeden Mittwoch rufen sie bis heute gemeinsam mit jungen Menschen lautstark nach „Entschuldigung und Entschädigung”.

Die erste bronzene Friedensstatue wurde 2011 zur 1.000. Mittwochsdemonstration für die „Trostfrauen” vor der japanischen Botschaft in Seoul errichtet. Mittlerweile gilt sie international als Symbol gegen Kriegsverbrechen an Mädchen und Frauen.

Seit der Errichtung der ersten Friedensstatue wurden weitere Friedensstatuen nicht nur in Südkorea, sondern auch in Australien, Nordamerika und Kanada errichtet.

Der leere Stuhl neben dem Mädchen hat verschiedene Bedeutungen: Erstens symbolisiert er Leere und Verlassenheit, denn die Opfer verließen die Erde, ohne ihre Rechte wiederhergestellt zu bekommen. Zweitens wirkt er einladend, denn Interessierte können sich daraufsetzen und darüber nachdenken, wie sich die Mädchen damals gefühlt haben müssen. Sie können verstehen, wozu die heute hochbetagten Frauen aufrufen.

Der Vogel auf der Schulter des Mädchens symbolisiert Frieden und Freiheit. Vögel fliegen hoch in den Himmel, aber legen sich auch auf der Erde zur Ruhe. Insofern sind sie Vermittler zwischen den Lebenden auf der Erde und den Toten im Himmel. Der Vogel des Mädchens weist darauf hin, dass die verstorbenen „Trostfrauen” nicht ganz hinübergegangen, sondern durch ihn immer noch mit uns verbunden sind. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Samstag, 25. Juni 2022

Helden ohne Degen

Auf der "Straße der Erinnerung" werden Persönlichkeiten geehrt

Wer sich den Berliner Stadtplan mal genauer anschaut, der wird schnell feststellen, dass die Spree sich in einem mehrmaligen „auf und ab“ durch die Stadt schlängelt, bevor sie in Spandau in die Havel mündet. Zwischen der Moabiter Brücke und der Lessingbrücke im Berliner Ortsteil Moabit liegt an so einem „Spreebogen“ die Straße der Erinnerung.

Vom S-Bahnhof Bellevue sind es nur ein paar Schritte und man steht auf der Moabiter Brücke,


die wegen ihrer Bärenskulpturen auch Bärenbrücke genannt wird.

Was es mit der Brücke, den Skulpturen, dem Spreebogen und all den anderen Brücken über die Spree so auf sich hat, beschreibt die Web-App von lialo.com auf der „Brückentour“. Entlang der Spree erfährt man gleich mehrere Geschichten und „Skandale“, die am Rande des Weges passiert sind. Hier geht es direkt zur Berliner Brücken Tour

Hinter der Brücke beginnt links eine Promenade, die an der Spree entlangführt, auf der nicht nur


Teile der Berliner Mauer zu sehen sind, hier beginnt zwischen den beiden Bürotürmen die „Straße der Erinnerung“ Hier werden deutsche Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur und Politik gezeigt, die Großes geleistet haben und für Freiheit und Menschenrechte eingetreten sind.

Das öffentlich zugängliche Denkmal im Spreebogen besteht aus 11 Skulpturen, von Albert Einstein bis Thomas Mann, mit denen die Ernst Freiberger-Stiftung Persönlichkeiten ehrt, die vorrangig in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts „Außergewöhnliches geleistet und in schwierigsten Zeiten vorbildliche Haltung bewiesen haben“.

Die Stiftung bezeichnet die geehrten Personen als Helden ohne Degen. Damit will der Gründer der Stiftung, Ernst Freiberger, zeigen, dass „es in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts auch positive Helden – Helden ohne Degen – in Deutschland gegeben hat“.


Die Ernst Freiberger-Stiftung wurde 1994 durch den Unternehmer Ernst Freiberger in Berlin gegründet, der sich sozial, kulturell und gesellschaftlich engagiert. Die Bronze-Büsten der „Helden“ wurden von namhaften Künstlern wie Heinrich Drake und Bernhard Heiliger geschaffenen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Mittwoch, 14. April 2021

Die Brücke mit dem fischschwänzigen Widder

Die Gotzkowskybrücke verbindet Charlottenburg mit Moabit

Wo einst eine Fähre die Berliner zwischen den heutigen Berliner Ortsteilen Charlottenburg und Moabit über die Spree setzte, steht jetzt die Gotzkowskybrücke zwischen der Gotzkowskystraße und Helmholtzstraße. Die denkmalgeschützte Brücke wurde nach Ernst Gotzkowsky benannt, dem Begründer der Königlichen Porzellan-Manufaktur.

Der Vorgängerbau der heutigen Brücke war eine hölzerne Brücke mit festem Unterbau. Sie wurde 1888 fertiggestellt. Bereits 1904 begannen aber Planungen, an der Stelle einen neuen Spreeübergang mit einer vierspurigen Straße zu erstellen, weil die Gotzkowskybrücke eine wichtige Verkehrsanbindung zwischen der damaligen selbstständigen Stadt Charlottenburg zum Industrieviertel in Moabit herstellte.

1911 wurde die Brücke im klassizistischen Stil mit seitlichen Schmuckbogen aus Muschelkalkstein eröffnet. Bildhauer Walther Schmarje schuf die im Jugendstil gearbeiteten Tierskulpturen, die auf drei Eckpfeilern der Brücke sitzen. Sie stellen auf Charlottenburger Seite zwei fischschwänzige Widder und auf Moabiter Seite einen Stier dar.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Gotzkowskybrücke durch Sprengungen von deutschen Wehrmachtsangehörigen stark beschädigt. Eine der Skulpturen auf Charlottenburger Seite ging verloren. Die Brücke wurde bis 1949 in vereinfachter Form wiederhergestellt, Anfang der 1960er Jahre wurde die Brücke erneut umgebaut. 1981 bis 1983 erfolgte eine Grundsanierung mit einer Verbreiterung der Fahrbahn. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Schau auch mal hier: Gotzkowskybrücke  


Donnerstag, 8. April 2021

Die kürzeste Allee Berlins

Der Kirchturm ist höher als die Allee

Sie ist nicht besonders schön, auch nicht besonders attraktiv, aber sie kann gleich mehrere Attribute auf sich vereinigen. Die Rede ist von der Thusnelda-Allee in Berlin-Moabit, die mit ihren 50 Metern die kürzeste Allee in Berlin und wohl auch in Deutschland ist.

Bei einer Allee stellt man sich eine lange Straße vor, an deren beiden Seiten Bäume wachsen. Hier stehen zwar auch

ein paar Bäume, ansonsten aber nur ein Gebäude (mit der Hausnummer 1) an der Straße, die Heilandskirche, mit dem höchsten Kirchturm Berlins. Der 90 Meter hohe Turm ist länger als die Straße. Die kürzeste Allee Berlins kann sich also damit rühmen, den höchsten Kirchturm der Stadt zu haben, der je in Berlin gebaut wurde.

Benannt ist die Thusnelda-Allee nach der Frau des jungen Cheruskerfürsten Arminius. Die Cherusker waren ein Stammesverband im antiken Germanien, der im Gebiet beidseitig des oberen Flussgebietes der Weser im heutigen Ostwestfalen und in Niedersachsen bis zur Elbe lebte.

Die Allee ist schon auf einem Stadtplan von 1867 als Fußweg verzeichnet. Ein Jahrzehnt später folgte die Pflasterung. Kaiser Wilhelm wollte auf seinem Weg zum Kleinen Tiergarten bei schlechtem Wetter nicht immer im Schlamm stecken bleiben. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Dienstag, 1. Dezember 2020

Eine Brückentour über die Spree Teil 2

Berlin hat mehr Brücken als Venedig

Berlin kann mit Recht behaupten, mehr Brücken zu haben als Venedig. Doch wieviel es tatsächlich sind, weiß niemand so ganz genau. Während einige Statistiker von 2.000 Brücken sprechen, sagen andere, dass es wahrscheinlich knapp 1.000 Übergänge sind, die uns trockenen Fußes von einem zum anderen Ufer bringen.

Wir beginnen unsere Brückentour entlang der Spree und dem Spreekanal in Berlin-Mitte, genauer gesagt in Moabit an der Bärenbrücke, in der Nähe der S-Bahn-Station „Bellevue“.

Schau auch mal hier: lialo Brückentour

Offiziell heißt das Bauwerk „Moabiter Brücke“, doch die Berliner kennen sie nur unter der Bezeichnung: „Bärenbrücke“, weil an beiden Enden der Geländer große gusseiserne Bärenskulpturen die Steinbrücke schmücken.



























Von der S-Bahn kommend, gehen wir nach der Überquerung der Bärenbrücke links ein kleines Stück die Promenade entlang. An der Stelle, wo Teile der Berliner Mauer stehen, beginnt die "Straße der Erinnerung". Hier ehrt die Ernst Freiberger Stiftung deutsche Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur und Politik, die Großes geleistet haben und für Freiheit und Menschenrechte eingetreten sind.

Hier im Spreebogen ist in den letzten Jahren sehr viel Neues entstanden. Wo früher in den ehrwürdigenBacksteingebäuden die Kutschwagen mit frischer Milch beladen wurden, haben sich Medien- und Dienstleistungsunternehmen etabliert. Aus der ehemaligen "Bolle Meierei" im 19. Jahrhundert ist der moderne Büro- und Gewerbepark Spreebogen entstanden, mit Restaurants, Geschäften und einem Festsaal für alle Anlässe. 


























Carl Bolle oder auch "Bimmel-Bolle", wie ihn die Berliner liebevoll nannten, begann 1879 damit, die Stadt mit Milch und Milchprodukten zu beliefern, die von seinen Kühen stammten, die unweit seiner Baumschule am Lützowufer weideten und ursprünglich als Düngerlieferanten gebraucht wurden. Der Verkauf der Milch begann zunächst vor Ort in einer Milchbar, dann zunehmend auch über Milchmädchen, die Kannen mit Handwagen durch die Stadt zogen.

Ab etwa 1881 wurden Pferdegespanne eingeführt, die mit jeweils einem Jungen als Kutscher (wegen der Aufschrift auf dem Wagen im Volksmund Bolle genannt) und einem Milchmädchen (Bolle-Mädchen) besetzt waren, das die Milch austrug und in einer umgebundenen Ledertasche die Kasse dabei hatte. Beide waren uniformiert. Bolle und Bolle-Mädchen galten als beliebter Bestandteil des Stadtbilds und verbreiteten Neuigkeiten und freche Sprüche. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt