Samstag, 24. Juni 2023

Sport und Freizeit auf der „Catcherwiese“

Skulptur gibt der Sport- und Spielwiese den inoffiziellen Namen

Zu jeder Jahreszeit kann ein Spaziergang durch den Volkspark Rehberge im Berliner Ortsteil Wedding zu einem Erlebnis werden, gibt es dort viel zu entdecken.

Der Volkspark Rehberge, der aus einer ehemals bewaldeten Dünenlandschaft im Berliner Urstromtag entstand, bietet alles, was erholungssuchende Großstädter von einem Park erwarten: neben großen Wiesen und bewaldeten Parkabschnitten gibt es Sportanlagen, Spielplätze, ein Wildgehege und viel Wasser.

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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts plante Zoodirektor Carl Hagenbeck aus Hamburg, auf diesem Gebiet einen Ausstellungspark anzulegen. Hier sollten Tiere in einer Landschaft leben, die ihrer eigentlichen Heimat sehr nahekommt.

Andere Quellen sprechen dagegen von einer Tier- und Völkerschau mit ähnlichen Darstellungsweisen wie auf der Deutschen Colonial-Ausstellung von 1896 im Treptower Park. Tiere und Menschen aus den damaligen deutschen Kolonien sollten im Park zur Schau gestellt werden. Es kam allerdings nie zur Realisierung, da 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach.

Während des Krieges benötigten die Berliner Brennholz und so holzten sie die Bäume in den Rehbergen ab. Durch die fehlende Vegetation kam es verstärkt zur Bodenerosion. Dünen türmten sich auf und Flugsand beeinträchtigte das Leben der Bevölkerung.

Der hier liegende Sand wurde lange Zeit mit Karren in die Berliner Innenstadt gebracht und dort als „Wittensand“ für die Reinigung der Fußböden verkauft.

Bleib fit - treibe Sport

In den 1920er Jahren wurde das Areal dann als Landschaftspark geplant und umgesetzt. Seitdem dient er zur Erholung und bietet Raum für Spaß und Aktivitäten.

Der Hauptzugang führt unter einer Fußgängerbrücke durch an zwei ehemaligen Umkleidekabinen vorbei, die dort seit 1929 stehen, zu einer großen Wiese, die sich im Zentrum des Parks befindet.

Am Rand der Wiese steht eine Ringerstatue, die 1906 von Wilhelm Haverkamp geschaffen wurde. Ursprünglich befand sie sich an zentraler Stelle im Schillerpark, musste dort aber 1941 dem neu errichteten Schillerdenkmal Platz machen.

Auf einem Sockel aus Muschelkalk stehen zwei nackte Ringer, denen die Anspannung im Kampf anzusehen ist. Die Skulptur ist eine Reminiszenz an das Herkules-Antäus-Gemälde, des Malers Hans Baldung von 1531.

Die „Große Spiel- oder Übungswiese“, so die offizielle Bezeichnung, bekam allerdings von den Berlinern schnell eine neue Bezeichnung. Umgangssprachlich ist für sie ein Ringer ein „Catcher“. Und so treffen sich heute viele Parkbesucher auf der „Catcherwiese“ zu Sport- und Freizeitaktivitäten.

Wer noch mehr wissen möchte, der sollte einen Spaziergang durch den Volkspark machen und auf Naturdenkmäler achten. Mit einem Smartphone und diesem Link: Naturdüne und Findlinge - Spurensuche in Wedding kann man die Tour abgehen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Dienstag, 20. Juni 2023

Ein Haus mit Geschichte.

Bundesrat tagt im ehemaligen Preußischen Herrenhaus

Es wird seiner Bedeutung nicht wirklich gerecht, wenn man das Gebäude so „eingezwängt“ hinter einem hohen Zaun in der Leipziger Straße betrachtet. Dabei ist der Bundesrat, der hier regelmäßig tagt, ein wichtiges Organ bei der Mitwirkung der Gesetzgebung der Bundesrepublik Deutschland.

Kein Bundesgesetz kommt zustande, ohne dass der Bundesrat damit befasst war. Viele Gesetze können sogar nur dann in Kraft treten, wenn der Bundesrat ihnen ausdrücklich zustimmt.

In diesem prächtigen Gebäude sitzen also die Vertreter der Landesregierungen und beraten über entsprechende Vorhaben.

Das Gebäude ist ein ehemaliges Preußisches Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert mit einer wechselvollen Geschichte.

Als das Barock-Palais 1740 gebaut wurde, regierte noch Friedrich Wilhelm I. Doch schon ein paar Jahre später übernahm der Seidenfabrikant Johann Ernst Gotzkowsky das Haus, der in unmittelbarer Nachbarschaft noch eine Porzellan-Manufaktur eröffnete. Doch schon bald musste er Konkurs anmelden und Friedrich II. machte daraus 1763 die Königliche Porzellan-Manufaktur (KPM).

1825 ging das Haus in den Besitz des Bankiers Abraham Mendelssohn-Bartholdy über, bis 1851 die erste Kammer des neuen Preußischen Landtages durch König Friedrich Wilhelm IV. etabliert wurde.

Nach Umbaumaßnahmen und Vergrößerung war das Herrenhaus bis zur Einweihung des Reichstagsgebäudes 1894 Sitz des Deutschen Reichstags. Während der Hitler-Zeit wurde der Staatsrat aufgelöst und das Haus in Preußenhaus umbenannt. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges nutzte die DDR das Gebäude als staatliche Plankommission und Akademie der Wissenschaften.

Mit dem Mauerfall gab es die letzte große Veränderung. 1996 entschied die Bundesregierung, den Sitz des Bundesrates von Bonn nach Berlin zu verlegen. Nach Planung und Umbau zog dann im Jahr 2000 der Bundesrat in das ehemalige Herrenhaus ein, das seitdem ein Ort der transparenten Politik und einer gelebten Demokratie ist. Text und Foto: Klaus Tolkmitt