Posts mit dem Label Alt-Berlin werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Alt-Berlin werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Samstag, 16. März 2024

Das alte Berlin im Klosterviertel

Ein Spaziergang durch die „gute alte Zeit“

Bei einem Spaziergang durch die historische Mitte Berlins lässt sich die „gute alte Zeit“ noch einmal anschaulich nachvollziehen. Der Name des Viertels ist auf das ehemalige Franziskaner-Kloster zurückzuführen, das sich in der Klosterstraße befand. Heute ist es nur noch eine Ruine und heißt wie früher Graues Kloster, nach den Mönchen, die dort immer graue Kutten trugen.

Als Startpunkt für den interessanten Rundgang kann die U-Bahn-Station „Klosterstraße“ der Linie 2 genutzt werden. Die Station mit historischen Bildern alter Schienenfahrzeuge ist selbst schon einen Besuch wert, ganz besonders aber lohnt ein Blick in die Eingangshalle, denn dort sind stilisierte Palmen auf Keramikplatten aus den königlichen Werkstätten zu bewundern. Sie gehören zu einer Fassade, die auch im Pergamonmuseum zu sehen ist. Die Wandbilder im U-Bahnhof entstanden aus Ziegeln, die auch für das Ischtar-Tor im Museum auf der Museumsinsel Berlin verwendet wurden.

Weil dort beim Aufbau des Tores einige Fliesen mehr angefertigt als benötigt wurden, nutzte Architekt Alfred Grenander die Chance und verwertete die Schmuckstücke für seinen Bahnhof.

Heute fällt es schwer, sich zwischen Grunerstraße, Stralauer Straße und Littenstraße das Leben mit klappernden Kutschen in engen dunklen Gassen und hinter einer hohen Stadtmauer vorzustellen, doch Zeugen von alledem sind erhalten geblieben.

Nach dem Verlassen der U-Bahn steht man direkt vor der Parochialkirche, 1703 als Stadtkirche für die reformierte Gemeinde eingeweiht. Die Kirche gilt als erster barocker Kirchenbau von Rang in Berlin. Um die Kirche herum liegt der historische Kirchhof mit einer Reihe alter Grabkreuze. Ein Bombenangriff machte die Kirche 1944 zur Ruine.

Die Turmspitze mit dem berühmten Glockenspiel, das einst König Friedrich-Wilhelm I. gestiftet hatte, wurde zerstört. Erst nach der Wende wurde in den 90er Jahren damit begonnen, das Äußere der Kirche wieder herzustellen. Inzwischen kann man auch dem Glockenspiel wieder dreimal täglich um 9, 12 und 18 Uhr lauschen.

Hinter dem Kirchhof bietet sich ein Besuch  zur letzten Instanz an. Den Grundstein für das bis heute erhaltene Restaurant direkt an der ehemaligen Stadtmauer legte 1621 ein ausgedienter Reitknecht des damaligen Kurfürsten, als er eine Branntweinstube, das „Biedermeierstübchen“ eröffnete.

Die erste urkundliche Erwähnung des Gebäudes stammt aus dem Jahr 1561 und somit gehört die „Letzte Instanz“ zu den ältesten Berliner Restaurants.

In den 20er Jahren waren berühmte Persönlichkeiten wie Henny Porten, Maxim Gorki, Charly Chaplin, Heinrich Zille oder Clara Zetkin gern gesehene Gäste in dem Lokal. Seinen heutigen Namen erhielt das Restaurant im Jahr 1924 nach dem Gerichtsgebäude in der nahen Littenstraße. Nach dem Krieg wurde das Gebäude originalgetreu restauriert und 1963 wieder neu eröffnet.

Gestärkt nach deftiger Berliner Hausmannskost verläuft der Spaziergang weiter die Parochialstraße hinunter bis zur Jüdenstraße, eine der ältesten Straßen von Alt-Berlin. Sie ist Ende des 13. Jahrhunderts nach dem hier gelegenen Großen Jüdenhof benannt. Jüdische Einwohner sind schon seit 1295 in Berlin nachweisbar.

Von der alten Bebauung der Jüdenstraße blieben nach dem 2. Weltkrieg nur das Rote Rathaus sowie das Alte und das Neue Stadthaus erhalten. Die Jüdenstraße gehört zum Molkenplatz, an dem der prächtige Bau des Alten Stadthauses steht. Das Gebäude wurde 1911 feierlich eingeweiht.

Berlin brauchte zur damaligen Zeit mehr Platz, als im Rathaus zur Verfügung stand. Der Verwaltungsbau ist ein monumentales Gebäude mit fünf Innenhöfen, einem Festsaal und einem Turm. Das wohl wichtigste Ereignis, das jemals im „Alten Stadthaus“ stattfand, war die Verhandlung zum Einigungsvertrag 1990 unter Führung von Lothar de Maizière – dem letzten Ministerpräsidenten der DDR. Heute beleben das denkmalgeschützte Haus die Mitarbeiter der Senatsverwaltung des Inneren.

Über die Stralauer Straße kommt man zur Littenstraße, die wie fast alle Straßen im Viertel, auch eine wechselnde Geschichte hat. Namensgeber ist der jüdische Rechtsanwalt Hans Litten.

In der Nazizeit verteidigte er Arbeiter, die wegen ihrer politischen Aktivitäten angeklagt waren. Litten versuchte in diesen Prozessen aufzuzeigen, dass die NSDAP keine legitime Partei war. Nach Hitlers Machtergreifung wurde Litten sofort in Schutzhaft genommen und war in verschiedenen Konzentrationslagern inhaftiert. Im Februar 1938 nahm er sich im KZ Dachau das Leben. Im Hans-Litten-Haus in der Littenstraße erinnert eine Gedenktafel an den Rechtsanwalt.

Die Littenstraße nennt man auch „Anwaltsstraße“, denn neben dem „Deutschen Anwalts-Verein“ ist ein paar Schritte weiter das Amtsgericht Berlin-Mitte ansässig. Es ist im Stile des süddeutschen Barocks errichtet und wurde 1904 fertiggestellt.

Von außen noch eher unscheinbar, eröffnet sich innen ein architektonisches Bauwerk von prachtvoller Schönheit. Trotz der Dimension wirkt der „Justizpalast“, wie das Gerichtsgebäude auch gern genannt wird, nicht wirklich pompös. Herzstück der fast kreisrunden Halle sind die Zwillingswendeltreppen, die die Etagen verbinden und von jeder Etage den Blick in den Eingangsbereich freigeben.

Gegenüber dem Gericht waren die Franziskaner-Mönche zuhause. Zeugnis ist die Klosterruine, die auf eine Geschichte bis in das Jahr 1250 zurückblicken kann und zur Gründungsgeschichte Berlins gehört. Zuerst stand hier eine Feldsteinkirche. Reste davon sind noch heute in der nördlichen Mauer der Ruine zu finden.

Mit dem Bau einer dreischiffigen Basilika wurde Ende des 13. Jahrhunderts begonnen. Infolge der Reformation wurde das Kloster aufgelöst, von dem heute außer der Kirchenruine kein Gebäude mehr erhalten ist.

1574 wurde hier das Berliner Gymnasium „zum Grauen Kloster“ eröffnet. Berühmte Schüler und Lehrer wie Karl Friedrich Schinkel, Friedrich Ludwig Jahn und Otto von Bismarck besuchten auch die Klosterkirche. Im April 1945 wurde die Kirche durch Bombenabwürfe zerstört. Später wurden die Trümmer entfernt und übrigen Gebäude vollständig abgerissen. Heute steht die Ruine inmitten einer Grünanlage und wird gern für Ausstellungen, Aufführungen oder Konzerte genutzt.

Wer mehr über die Geschichte des Viertels wissen und die Stadtführung mit seinem Smartphone machen möchte, kann gern die lialo-App nutzen. Mit diesem Link: Alt, Älter - Klosterviertel kommt man direkt zur Tour und kann den Spaziergang starten. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt      

 

Freitag, 26. Januar 2024

KREUZBERCH: DER CHAMISSOPLATZ-KIEZ

Ein Gastbeitrag von Axel Goedel 

Der Chamissoplatz-Kiez liecht im südlichen Berlin-Kreuzberch, fast an der Jrenze zum Bezirk Tempelhof. Zum ehemalijen Flughafen Tempelhof iss et von hier aus nur nen Katzensprung. Wat iss nu dit besondere am Chamissoplatz (benannt nach dem Dichter Adelbert von Chamisso (1781-1838)) und den umliejenden Straßen?

Hier hat sich een Kiez nahezu in seina ursprünglichen Form ahalten, Krieg und Nachkriegbauwut haben hier eenen Stadtteil weitjehend vaschont. Anjelecht wurde der Chamissoplatz in den 1880er Jahren und mit den damals üblichen „Gründerzeit“-Stuckbauten bebaut. Diese haben sich bis in die heutije Zeit fast lückenlos ahalten und stehen nun unta Denkmalschutz. Wat heute schön aussieht, war damals sichalich wenijer anjenehm. Enge, dunkle Wohnungen, zujebaute Hintahöfe und miserable sanitiäre Anlajen.

Die alten Häusa wurden in den 1980er Jahren nach Hausbesetzungen weitjehend saniert und befinden heute in ansehnlichen Zustand. Aba och dit hatte seinen Nachteil und führte zu steijenden Mieten, weshalb der Kiez heute eha wat für Bessavadienende iss.

Ebenso wie die Häusa haben sich dit Koppsteinpflasta, Jaslaternen, Wassapumpen und nen orijinalet Café Achteck (öffentliche Bedürfnisanstalt) und der Wassaturm ahalten. Der Wassaturm Tempelhofer Berg, steht an der Kopisch- Ecke Fidicinstraße. Er iss ca. 50m hoch und wurde 1887-1888 abaut. Bis in die 1950er Jahre wurde er für die Wassavasorjung jenutzt. Denn wurden moderne Techniken einjesetzt und in den Turm wurden Wohnungen einjebaut. Diese waren bis in die 1980er Jahre bewohnt. Schließlich zog een Jugend-, Kultur und Kommunikationszentrum in, welchet sich dort bis heute befindet. 

Interessant iss ooch der Ökomarkt, der hier jeden Sonnabend stattfindet. Wochentags können die Bewohna aus dem Kiez in eena der letzten vabliebenen Markthallen am benachbarten Marheinekeplatz jut eenkoofen jehen.

Die Jejend wird jern als Filmkulisse jenutzt, wenn ne Alt-Berliner Atmosphäre benöticht wird. Een Besuch des Chamissoplatz-Kiez lohnt sich imma. Text: Axel Goedel Fotos: Klaus Tolkmitt

So kommst Du hin 



Mehr berlintypische Geschichten?     Dann schau mal hier

Donnerstag, 20. Juli 2023

Die Geschichte der „Puppenbrücke“

Wie die Schlossbrücke über den Spreekanal zu ihrem Namen kam

Wo heute das Humboldt-Forum in Berlin-Mitte steht, erinnert nur noch die Schlossbrücke über den Spreekanal an das alte Schloss, dass hier mal gestanden hat.

Die Brücke wurde 1821–1824 von Karl Friedrich Schinkel im Stil des Klassizismus erbaut und ließ die Straße „Unter den Linden“ erstmals als durchgehende Prachtstraße vom Berliner Schloss bis zum Brandenburger Tor erscheinen.

Schon im frühen 15. Jahrhundert hat es hier eine hölzerne Brücke gegeben. Diese wurde damals "Hundebrücke" genannt, da der Schlossherr und seine Besucher die Brücke nutzten, um mit ihren Hundemeuten vom Schloss in das Jagdgebiet im Tiergarten zu gelangen.


1806 marschierte Napoleon mit seinen Truppen über diese Brücke in Berlin ein.

Die monumentalen Figuren auf dem dreibogigen Bauwerk wurden 1842–1857 von Schülern der Bildhauer Johann Gottfried Schadow und Christian Daniel Rauch zur Erinnerung an die Befreiungskriege geschaffen.

Jeweils vier Skulpturen stehen auf jeder Seite der Brücke auf hohen Marmorpostamenten und erzählen den Lebensweg eines Helden von seiner Kindheit bis zu seinem Tod.

Eigentlich hatte Schinkel einen Brückenschmuck aus Kupfer vorgesehen, aber wegen finanzieller Engpässe wurde dieser Plan nicht verwirklicht. So wurden die acht Figurengruppen aus weißem Carrara-Marmor gefertigt. Weil der weiße Marmor anfällig gegen Verschmutzung war und immer wieder gereinigt werden musste, sprach der Volksmund (wenn die Arbeit wieder anstand) von "Puppen putzen". Und so spricht man zuweilen heute noch von der „Puppenbrücke“.

Nach Abriss des Stadtschlosses hieß sie ab 1951 Marx-Engels-Brücke. Erst 1991 erhielt sie wieder ihren alten Namen und wurde ein Baudenkmal.

Zur Geschichte der Brücke gehört auch ein schrecklicher Unfall, der 22 Menschenleben kostete, anlässlich der Hochzeit des Kronprinzen und späteren Königs Friedrich Wilhelm IV. im Jahr 1823.

Damit der Hochzeitszug über die Brücke in das Schloss einziehen konnte, wurde das Bauwerk vorzeitig freigegeben, obwohl die Pflasterung fehlte und das Holzgeländer nur provisorisch angebracht war. Unter der Menschenmenge krachten Teile der Brücke in sich zusammen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Montag, 20. Dezember 2021

Wer hat´s gewusst?

Woher stammt der Zürgelbaum?

Das Naturdenkmal neben der Parochialkirche

Er neigt sich schon leicht zur Seite, dieser mächtige, hochgewachsene Baum, der neben der Parochialkirche in der Klosterstraße in Berlin-Mitte mit seiner breiten Krone im Sommer reichlich Schatten bietet.

Es ist ein Zürgelbaum, der in Berlin als Naturdenkmal ausgewiesen ist und unter Naturschutz steht.

Der deutsche Name Zürgelbaum stammt aus Südtirol, wo die Früchte „Zürgeln“ genannt und in Backwaren und für Süßspeisen verwendet werden. Das harte, aber elastische Holz wird auch gern für Schnitzereien und die Kunsttischlerei verwendet.

Der Zürgelbaum stammt aus dem Osten Kanadas und den USA. Er kommt dort vor allem in artenreichen Mischwäldern vor. Die meisten der ca. 70 Arten haben ihren Ursprung aber in den Tropen.

Der Baum kann bis zu 25 Meter hoch und 15 Meter breit werden. Zudem passt er sich gut in seine Umgebung an und ist widerstandsfähig. Besonders schön sieht er aus, wenn er von März bis Mai seine Blütenpracht zeigt.

Auf der lialo-Tour durch das Klosterviertel kommt man nicht nur an diesem Zürgelbaum vorbei, auf dem Spaziergang durch Berlins historische Mitte kann man die „gute alte Zeit“ wiederfinden, Geschichte erleben und Relikte aus der Vergangenheit entdecken.

Wo haben Maxim Gorki und Charly Chaplin zu Mittag gegessen und warum sagen die Berliner zur Littenstraße "Anwaltstraße"?

Zwischen Grunerstraße, Stralauer Straße und Littenstraße kann man sich das Leben mit klappernden Kutschen in engen dunklen Gassen hinter einer hohen Stadtmauer kaum noch vorzustellen, doch Zeugen von alledem sind heute noch erkennbar und mit einem Smartphone und der lialo-App leicht zu finden.

lialo kann ohne Download und Anmeldung sofort im Browser genutzt werden. Der Link führt direkt zum Tour-Start. Text und Fotos: Klaus Tolkmit

Montag, 5. Oktober 2020

Berlins älteste Brücke























Klappbrücke über den Spreekanal

Die erste Brücke, die in Berlin entstand, führte über einen Arm der Spree auf die Spreeinsel der Doppelstadt Cölln-Berlin. Wir schreiben das beginnende 13. Jahrhundert und Berlin lag noch im sumpfigen Urstromtal.

1737 zählte Berlin schon 26 Brücken und bis 1838 stieg ihre Zahl auf 98 an. Eine dieser Brücken ist die Jungfernbrücke von 1798. Sie gilt derzeit als die älteste Brücke der Stadt und ist bis heute unverändert geblieben. Sie überspannt in Berlin-Mitte den Spreekanal und verbindet die Friedrichsgracht mit der Oberwasserstraße und war bis 1919 als Klappbrücke in Betrieb. Mithilfe von Ketten und Rädern kann ihre Mitte angehoben werden, sodass Boote passieren können.

Für ihren Namen „Jungfernbrücke“ gibt es mehrere Erklärungen. Nach einem alten Hochzeitsbrauch musste die Braut über die Brücke gehen. Knarrten die Bohlen, war das Mädchen nicht mehr Jungfrau. Aber die Bohlen knarrten immer. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt