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Freitag, 16. Februar 2024

Der Feuerwehrbrunnen am Mariannenplatz

Kreuzberger Skulpturengruppe gedenkt der Männer, die Leben retten

Wann wird den Männern, die unser Leben retten und unser Gut schützen schon mal ein Denkmal gesetzt. Meistens gehen sie so schnell, wie sie gekommen sind. Sie erledigen ihren Job ohne große Worte, klatschen sich eventuell ab, wenn es mal wieder richtig „brenzlig“ war und rollen ihre Schläuche ohne Emotionen ein.

Schon im Jahr 1902 hatte Berlin einen Feuerwehrbrunnen, der in der Öffentlichkeit auf den gefahrvollen Dienst der Feuerwehrleute hinweisen sollte. Bildhauer war August Vogel (1859–1932). 1958 wurde der im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Brunnen abgerissen.

Der Feuerwehrbrunnen auf dem Mariannenplatz in Kreuzberg besteht aus einem flachen Wasserbecken und einer Skulpturengruppe von Kurt Mühlenhaupt (1921–2006), mit der die Tätigkeit der Feuerwehr humorvoll dargestellt wird. Im Oktober 1981 wurde die Anlage in Betrieb genommen.

Drei Feuerwehrmann-Figuren stehen auf flachen Sockeln im Wasser, sie sind leicht überlebensgroß und aus Bronze. Der Kommandeur ist mit befehlender Geste am Hydranten postiert, zwei Feuerwehrleute stehen einander gegenüber und halten die bronzenen Schläuche, jeder von ihnen leitet einen Wasserstrahl ins Zentrum des Bassins.

Die Figuren und die Szene insgesamt wirken, der Absicht des Künstlers entsprechend, etwas karikiert, dazu tragen auch die übergroßen Nasen der Akteure bei. In seinen Lebenserinnerungen schrieb Kurt Mühlenhaupt über den Brunnen: „In der Mitte des Platzes sollte ein kleiner Teich entstehen, von dem sich links und rechts zwei Feuerwehrleute gegenseitig bespritzen, ein bisschen Ulk konnte ja nicht schaden. Und dann dachte ich auch an die Kinder, sie brauchen Erlebnisse. Ein Feuerwehrmann muss vorher schon riechen, wo es brennt. Dafür braucht er eine große Nase (...) Ich schuf Feuerwehrleute in Phantasieuniformen, wie sie etwa vor hundert Jahren aussahen. Die Häuser rundum stammten ja schließlich auch aus der Zeit. (...) Für mich stand schon lange fest, die Kinder hier in dieser Ecke kriegen einen Feuerwehrbrunnen. (...) Ich sehe, dass ihn die Kinder angenommen haben, denn die dunkle Bronze ist vom Rumhangeln an Armen und Nasen blitzblank und schimmert golden in der Sonne“. Text und Fotos: Foto: Klaus Tolkmitt

Mittwoch, 20. September 2023

Mahnmal erinnert an die „Trostfrauen

Sexuelle Gewalt an Frauen und Mädchen soll ins Bewusstsein rücken.

Schätzungsweise 200.000 Mädchen und Frauen aus 14 Ländern sind im Zweiten Weltkrieg vom japanischen Militär während des Asien-Pazifik-Krieges (1931- 1945) als sogenannte „Trostfrauen“ sexuell versklavt worden.

Eine Friedensstatue, die seit September 2020 an der Ecke Birkenstraße/Bremer Straße in Berlin-Moabit steht, soll das Thema der sexualisierten Gewalt ins Bewusstsein der Gesellschaft rücken. Das Denkmal gilt als Symbol der Hoffnung für Frauen und für Opfer sexueller Gewalt weltweit.

Die Statue soll außerdem auf die Forderungen der Überlebenden nach Anerkennung, Aufarbeitung und Entschuldigung, die bis heute nicht erfüllt worden sind, sowie die Kontinuität sexualisierter Gewalt gegen Frauen in bewaffneten Konflikten wie auch in Friedenszeiten aufmerksam machen.

Die Friedensstatue soll mahnen und erinnern, sowie den Ansporn geben, Verbrechen an Mädchen und Frauen zu verfolgen und zu ahnden.

In Deutschland sind bereits zwei Friedensstatuen aufgestellt worden. Neben der ersten Statue in Wiesent bei Regensburg im Nepal-Himalaja-Park, befindet sich die Zweite auf dem Grundstück der Koreanischen Evangelischen Kirchengemeinde Rhein-Main in Frankfurt.

Das Mahnmal in Berlin ist eine Schenkung von „The Korean Council for Justice and Remembrance for the Issues of Military Sexual Slavery by Japan” aus Südkorea und wurde durch die Aktionsgruppe „Trostfrauen des Korea Verbands“ initiiert.

Die Bronzestatue wurde von dem südkoreanischen Künstlerpaar Kim Eun-sung und Kim Seo-kyung entworfen. Es ist die erste Statue dieser Art, die in Deutschland an einem öffentlichen Ort aufgestellt wurde.

Kim Hak-Soon ging 1991 als erste der ehemaligen „Trostfrauen” mit ihrem Schicksal an die Öffentlichkeit und deckte so das Ausmaß der japanischen Kriegsverbrechen auf. Daraufhin begannen die Mittwochsdemonstrationen von ehemaligen „Trostfrauen” vor der japanischen Botschaft. Jeden Mittwoch rufen sie bis heute gemeinsam mit jungen Menschen lautstark nach „Entschuldigung und Entschädigung”.

Die erste bronzene Friedensstatue wurde 2011 zur 1.000. Mittwochsdemonstration für die „Trostfrauen” vor der japanischen Botschaft in Seoul errichtet. Mittlerweile gilt sie international als Symbol gegen Kriegsverbrechen an Mädchen und Frauen.

Seit der Errichtung der ersten Friedensstatue wurden weitere Friedensstatuen nicht nur in Südkorea, sondern auch in Australien, Nordamerika und Kanada errichtet.

Der leere Stuhl neben dem Mädchen hat verschiedene Bedeutungen: Erstens symbolisiert er Leere und Verlassenheit, denn die Opfer verließen die Erde, ohne ihre Rechte wiederhergestellt zu bekommen. Zweitens wirkt er einladend, denn Interessierte können sich daraufsetzen und darüber nachdenken, wie sich die Mädchen damals gefühlt haben müssen. Sie können verstehen, wozu die heute hochbetagten Frauen aufrufen.

Der Vogel auf der Schulter des Mädchens symbolisiert Frieden und Freiheit. Vögel fliegen hoch in den Himmel, aber legen sich auch auf der Erde zur Ruhe. Insofern sind sie Vermittler zwischen den Lebenden auf der Erde und den Toten im Himmel. Der Vogel des Mädchens weist darauf hin, dass die verstorbenen „Trostfrauen” nicht ganz hinübergegangen, sondern durch ihn immer noch mit uns verbunden sind. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Dienstag, 11. April 2023

Mahnmal erinnert an ehemalige Synagoge

Zeugnisse jüdischer Kultur in der Friedrichstadt

Ein bisschen versteckt im Innenhof der Barmer Ersatzkasse in der Axel-Springer-Straße im Berliner Ortsteil Kreuzberg steht ein Mahnmal, das als solches nicht gleich zu erkennen ist. Betonklötze, die an Ruhebänke erinnern, sind in Reih und Glied aufgestellt und sind ein Werk der drei israelischen Künstler Micha Ullman, Zvi Hecker und Eyal Weizman.

Das Kunstwerk „Blatt“ aus dem Jahr 1997 erinnert durch die Anordnung der Bänke an den Grundriss der ehemaligen Synagoge aus dem Jahr 1891. Die Betonbänke stellen eine einzelne Seite, ein Blatt aus einem jüdischen Gebetbuch – dem Talmud – dar. Daher kommt auch der Name für das Mahnmal.


In der Berliner Friedrichstadt, wo heute das Geschäftshaus mit der Ersatzkasse steht, gibt es noch viele Zeugnisse jüdischer Kultur.  Dies ist dem preußischen König Friedrich Wilhelm II. zu verdanken, der die südliche Friedrichstadt zu einem bevorzugten Wohngebiet des liberalen Judentums machte.

Mit 1800 Plätzen gehörte die Synagoge damals zu den größten sakralen Gebäuden in Berlin. Während der Novemberpogrome 1938 wurde sie in Brand gesteckt und stark beschädigt. Weitere Beschädigungen im zweiten Weltkrieg führten dazu, dass die Synagoge im Jahr 1956 abgerissen wurde.

Da das Mahnmal auf dem Privatgrundstück der Krankenkasse liegt, ist es nur werktags zu besichtigen. Allerdings befinden sich in der Zufahrt Gedenktafeln, die immer zugänglich sind.

Wer mit der Web-App von lialo.com auf seinem Smartphone die Tour: Berliner Mauertour aufruft, erfährt auf einem Spaziergang entlang der ehemaligen Mauer nicht nur interessante Details zur Demarkationslinie zwischen Ost- und Westberlin, der kommt auch am Mahnmal zur Synagoge vorbei. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt 

Samstag, 15. Oktober 2022

Der Flensburger Löwe aus Dänemark

Der Flensburger Löwe
Löwen-Kopie stand im Berliner Villenviertel Alsen

Nach einem Besuch im Haus der "Wannsee-Konferenz" am Westufer des Großen Wannsees in Berlin sollte man gleich nebenan noch einen Blick auf den „Flensburger Löwen“ richten. Rund zwei Tonnen schwer ist der Zinkabguss des Bronzeoriginals des dänischen Bildhauers Herman Wilhelm Bissen. Sie erinnert an den entscheidenden Sieg der Preußen im Dänischen Krieg 1864 auf der Insel Alsen. Das Original steht nach einem Zwischenstopp in Dänemark seit 2011 wieder in Flensburg.

Im Deutsch-Dänischen Krieg, in dem Preußen und Österreich den Schleswig-Holsteinern beistanden, siegte bei der Festung Düppeler Schanzen im April 1864 die deutsche Seite. Dänemark musste eine weit nördlichere Grenzlinie akzeptieren. Fast das gesamte Herzogtum Schleswig fiel an Preußen und wurde 1867 mit dem Herzogtum Holstein eine neue Provinz. Flensburg wurde damit deutsch.

Die Bronzestatue wurde im Jahre 1867 gemeinsam mit den vier Sockel-Reliefs auf Betreiben des Generalfeldmarschalls Friedrich Graf von Wrangel nach Berlin transportiert.

Das Haus der Wannsee-Konferenz
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs setzte sich der Berliner Korrespondent der Zeitung Politiken Henrik V. Ringsted bei den US-amerikanischen Militärbehörden für eine Überführung des im Krieg unbeschädigt gebliebenen Löwendenkmals nach Dänemark ein. Der Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa und spätere Präsident Dwight D. Eisenhower veranlasste im Herbst 1945 den Transport nach Kopenhagen.

Am 20. Oktober nahm König Christian X. den Löwen offiziell in Empfang und drückte dabei die Hoffnung aus, dass das Denkmal zum Gedenken an die Opfer des Krieges von 1848 bis 1850 und an die Zeit danach dereinst wieder in Flensburg stehen sollte.

Die Berliner Kopie ließ 1873 der Bankier Wilhelm Conrad anfertigen. Der Flensburger Löwe zierte ursprünglich den Bergpark im von Conrad gegründeten Villenviertel Alsen und zog erst 1938 an seinen heutigen Standort um. Conrad hatte wenige Jahre zuvor am westlichen Wannseeufer die "Colonie Alsen" gegründet, ein prächtiges Villenviertel weit vor den Toren Berlins, von dem heute nur noch wenige Häuser erhalten sind. Text und Foto: Klaus Tolkmitt  

Montag, 15. August 2022

Amerikaner schenken eine spektakuläre Skulptur

Eine riesige Skulptur in der Nähe des Alliiertenmuseums an der Clayallee in Berlin-Zehlendorf soll an den Tag erinnern, an dem in Berlin die Mauer fiel. Der Zusammenbruch der Berliner Mauer am 9. November 1989 war für die amerikanische Künstlerin Veryl Goodnight ein Moment der Freude, die sie mit dieser überdimensionalen Skulptur ausdrücken wollte.

Die Zusammensetzung des Monuments besteht aus fünf wilden Pferden, die durch Trümmer der eingestürzten Berliner Mauer laufen. Die Skulptur „The Day the Wall Came Down“ ist ein Freundschaftsgeschenk des amerikanischen Volkes an die Menschen in Deutschland und wurde 1998 zum 50. Jahrestag der „Berliner Luftbrücke“ aufgestellt und vom damaligen amerikanischen Präsidenten George Bush eingeweiht. Für das circa 4 Meter hohe und circa 7,5 Tonnen schwere Memorial, hatte die Künstlerin mit ihrem Mann in den USA über eine Million Dollar Spendengelder gesammelt. Eine Kopie der Skulptur steht im zentralen Innenhof der George Bush Presidential Library, neben dem Campus der Texas A & M University.

"Der Tag, an dem die Mauer fiel" handelt nicht von Pferden. Es geht um Freiheit. Und Pferde werden gern von Künstlern benutzt, um Freiheit darzustellen. In diesem Monument symbolisieren die Pferde das persönliche Streben nach Freiheit, das von Menschen aller Nationen geteilt wird. Die Berliner Mauer war eine visuelle Erinnerung an die Unterdrückung, die in vielen Teilen der Welt noch immer herrscht. Veryl Goodnight, Jahrgang 1947, ist Bildhauerin und lebt seit 2006 in Mancos, Colorado. Sie ist bekannt für eine realistische Darstellung von Pferden. 2016 wurde sie in das National Cowgirl Museum und in die Hall of Fame in Fort Worth, Texas, aufgenommen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Donnerstag, 14. Juli 2022

Ein Ort der Erinnerung

Stelenfeld erinnert an Grabsteine oder Sarkophage

Nach langen Debatten fasste 1999 der Deutsche Bundestag parteiübergreifend den Beschluss, in unmittelbarer Nähe zum Brandenburger Tor das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ zu errichten. So wurde dann das Denkmal aus 2711 Beton-Stelen auf einer Fläche von rund 19.000 Quadratmetern an

der Cora-Berliner-Straße 1 von April 2003 bis Mai 2005 nach dem Entwurf des New Yorker Architekten Peter Eisenman gebaut und um einen „Ort der Information“ unter dem Denkmal ergänzt.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands und der Entscheidung den Bundestag nach Berlin zu verlegen, kam auch schnell die Diskussion auf, eine zentrale Holocaustgedenkstätte umzusetzen.

Nach dreijähriger Bauzeit fand am 10. Mai 2005 die feierliche Eröffnung statt.

Das Denkmal ist der Versuch, neue Ideen der Erinnerung zu entwickeln. Im Laufe der Jahre wurden die Stelen zunehmend mit Inhalten gefüllt; zum Beispiel sollten die Stelen an Grabsteine oder Sarkophage bzw. an die Asche der verbrannten Juden erinnern, die meistens in Gewässer oder in Gruben geworfen wurde.


Auch Architekt Eisenman trug mit Bildern vom „wogenden Weizenfeld“ und der „bewegten Meeresoberfläche“ zur Meinungsbildung der Bedeutung der Stelen bei.

Das Stelenfeld ist jederzeit von allen Seiten zugänglich und der Ort der Information ist von April bis September dienstags bis sonntags von 10.00 bis 20.00 und von Oktober bis März dienstags bis sonntags von 10.00 bis 19.00 geöffnet. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Freitag, 8. April 2022

Auf Spurensuche im Goethepark

Nach einem Spaziergang im Volkspark Rehberge im Berliner Bezirk Wedding, bietet sich noch ein Gang durch den Goethepark an.

Wer den Parkausgang an der Transvaalstraße nutzt und die paar Treppenstufen nimmt, steht nach 250 Metern mitten im Goethepark. Gleich rechts an der ersten Weggabelung an einem Rhododendronhain befindet sich das Denkmal für Wolfgang von Goethe.

Auf der Stele aus Muschelkalk sind die Lebensdaten und die Signatur des Dichters eingraviert, der 82 Jahre alt wurde.

Die natürliche Modellierung des Geländes im Park wurde genutzt, um Ruheplätze, sowie "Buddelplätze" und eine Rodelbahn für Kinder anzulegen.

Das leicht hügelige Gelände weist außerhalb der drei Spiel- und Liegewiesen dichte Gehölzbestände auf, an deren Rand ein mächtiger Findling nicht mehr wegzurücken ist.

Dieser Brocken hier ist ein Naturdenkmal, der während der Eiszeit (also vor unvorstellbaren 10.000 Jahren) durch Gletscher transportiert an den heutigen Standorten abgelegt wurden. 

Wer mehr über Berliner Naturdenkmäler im Wedding wissen möchte, nutzt die Web-App von lialo. Dort wird spielerisch auf die zahlreichen Ereignisse und Geschichten am Rande des Weges hingewiesen. 

Mit dem Link geht es direkt zur Tour: Naturdenkmäler - Auf Spurensuche. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Sonntag, 16. Mai 2021

Graf-Moltke-Denkmal im Tiergarten

Der Generalfeldmarschall auf dem Sockel

An der Nordseite des „Großen Sterns“ auf der Straße des 17. Juni in Berlin-Mitte wurde dem ehemals preußischen Generalfeldmarschall Helmuth Karl Bernhard von Moltke ein Denkmal gesetzt.

Das Moltke-Denkmal von Joseph Uphus stammt aus dem Jahr 1904 und stand ursprünglich auf dem Königsplatz vor der Krolloper (in der Nähe des heutigen Bundeskanzleramts). Die Marmorskulptur zeigt Moltke in schlichter Uniform auf einem Sockel.

Helmuth von Moltke stammt aus einer Familie, die zum mecklenburgischen Uradel zählt. Er wurde am 26. Oktober 1800 in Parchim geboren und verstarb am 24. April 1891 in Berlin.  Als Chef des Generalstabs hatte er wesentlichen Anteil am Erfolg Preußens in den deutschen Einigungskriegen. Er war der Urgroßonkel des Widerstandskämpfers gegen den Nationalsozialismus Helmuth James Graf von Moltke.

Von 1801 bis 1803 lebte die Familie auf Gut Gnewitz, später dann in Lübeck. Der Vater trat 1806 in den dänischen Militärdienst und sorgte dafür, dass seine drei ältesten Söhne (darunter auch Helmuth) als Kadetten an der Kadettenakademie in Kopenhagen Aufnahme fanden.

Moltke wurde 1818 zum Sekondeleutnant befördert und diente im dänischen Infanterieregiment Oldenburg in Rendsburg. Moltke erwies sich als Talent und wurde später in die preußische Armee aufgenommen. 

Vielleicht auch interessant, der General schaut jährlich den Berliner Marathonläufer*innen zu, die hier an seinem Denkmal vorbeilaufen. Informationen dazu gibt es unter: Berliner Bummel-Marathon Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Freitag, 27. November 2020

Dalli, Dalli, durch das Wins- und Bötzowviertel

Das Soho-Haus

Ein Besuch bei den "Prenzlbergern"

Auf einem Spaziergang durch das Wins- und Bötzowviertel wollen wir den Berliner Ortsteil ein wenig näher kennenlernen. 

Vor dem Soho Haus an der Ecke Torstraße/Prenzlauer Allee wollen wir unseren Rundgang durch den Kiez beginnen. 

Schau auch mal hier bei lialo:  Dalli, Dalli, durch das Wins- und Bötzowviertel

Das Soho Haus ist ein Hotel und Privatclub zugleich. Man braucht eine Mitgliedschaft, um den exklusiven "Spielplatz" der selbsternannten Elite des Lifestyles zu erleben.

In der Dependance des britischen Privatclubs Soho House übernachten schon mal George Clooney, Madonna und Brad Pit, wenn sie in Berlin sind.

Ursprünglich hatte der jüdische Kaufmann Hermann Golluber 1928/29 das Haus im Stil der Neuen Sachlichkeit als Kaufhaus errichten lassen.

Das Kaufhaus Jonaß hatte zur damaligen Zeit ein bahnbrechendes Konzept. Es wurde ein Warenhaus, in dem die Berliner „auf Pump“ einkaufen konnten. Kunden zahlten ein Viertel des Kaufpreises, erhielten dafür einen Kaufschein und konnten den Rest in vier Monatsraten abzahlen. Die Möglichkeit des Ratenkaufs kam vor allem der finanziell schwachen Bevölkerung im nahe gelegenen Scheunenviertel und den Mietskasernen an der Prenzlauer Allee entgegen.

Als 1933 die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) an die Macht kam, wurden die jüdischen Besitzer von ihren Teilhabern enteignet. Das leerstehende Gebäude wurde zunächst an die Leitung der Reichsjugendführung vermietet, 1942 schließlich an die NSDAP verkauft.  

Zu DDR-Zeiten war es bis 1959 die Zentrale der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), danach das Institut für Marxismus-Leninismus.

Nach dem Fall der Berliner Mauer erhielten die Nachkommen der jüdischen Besitzer das Haus zurück. Das Gebäude stand dann zehn Jahre lang leer. 2007 erwarb eine deutsch-britische Investorengruppe den Komplex für neun Millionen Euro.

Die neuen Eigentümer veranlassten eine denkmalgerechte Sanierung. So entstand aus dem Kaufhaus der armen Leute ein exklusiver Club mit Wellness-Bereich, Swimmingpool und Terrasse auf dem Dach.

70 Meter weiter, gleich hinter dem Soho Haus steht die "Backfabrik".

Die Backfabrik
Wo heute um die lichtdurchflutete Piazza helle Bürolofts, Gewerbeflächen und Gastronomie entstanden sind, bauten Anfang des 20. Jahrhunderts die Aschinger-Brüder ihr Imperium auf.

August und Carl Aschinger gründeten in Berlin „Bierquellen“. Das waren Stehbierhallen und später auch Restaurants, in denen man schnell, gut und preiswert essen konnte. Wenn man es genau betrachtet, dann hatten die Brüder nach heutigem Standard eine Fastfood-Kette aufgebaut.

Wir spazieren weiter auf der Prenzlauer Allee und schauen auf einer Anhöhe auf alte Gebäude. Hier stehen noch Reste der ehemaligen Bötzowbrauerei.

Die Anhöhe vor dem Tor hieß früher Windmühlenberg, weil hier bis 1870 einige Windmühlen standen. Erst später wurde daraus der "Prenzlauer Berg", heute Namensgeber für den Ortsteil im Bezirk Pankow.

Die denkmalgeschützten Gebäude werden (Stand Sommer 2020) gerade aufwendig saniert.

An der Kreuzung Belforter Straße/Prenzlauer Allee setzen wir unseren Weg auf der Heinrich-Roller-Straße fort und kommen zum Eingang des Leise-Parks.

Der Leisepark
Der ehemalige Friedhof wird seit 2007 nicht mehr für Bestattungen genutzt. Um zu verhindern, dass der Bau weiterer Häuser die Wohnbebauung in diesem Teil von Prenzlauer Berg noch mehr verdichtet, gründeten Bürger aus der Nachbarschaft die Initiative Rollerpark.

Mit öffentlichen Protesten und einer Unterschriftensammlung brachten sie den Senat schließlich zum Ankauf des Geländes. Die Bewohner der umliegenden Straßen wurden in die Nutzungsplanung und in die Namensgebung einbezogen, aus der schließlich die neue Parkanlage Leise-Park hervorging.

Obwohl Teile der Grabanlagen und Grabsteine erhalten blieben, ist der größere Teil der Parkfläche für naturnahe Spielanlagen und Verweilmöglichkeiten gedacht. Außerdem wurde ein Lehrpfad angelegt, 27 Bäume, rund 200 Großgehölze und zahlreiche Bodendecker, Farne und Frühblüher gepflanzt. Ausgedünnte Pappeln entlang der Mauer an der Heinrich-Roller-Straße wurden durch Säuleneichen ersetzt.

Aufregung gab es allerdings im Jahr 2013, als menschliche Knochen im Park gefunden wurden. Ungewissheit machte sich breit, ob der Park für Besucher nicht zu gefährlich sei, weil "dunkle Gestalten" ihr Unwesen trieben.

Obwohl die Herkunft letztendlich unklar blieb, waren wahrscheinlich Füchse die "Täter", die ein altes Grab ausgebuddelt hatten.

Wir verlassen den Park entlang und biegen links in die Winsstraße ein. Hier finden wir nicht nur die alteingessenen Prenzlberger, hier stehen die ersten sanierten Gründerzeithäuser, die uns auf dem weiteren Spaziergang häufiger begegnen werden.

Am Haus Nummer 63 befindet sich eine Gedenktafel für den beliebten Fernseh-Moderator Hans Rosenthal, der in der Winsstraße seine Kindheit und Jugend verbrachte.

Er wuchs in einer jüdischen Familie auf und erlebte als Kind die wachsende antisemitische Verfolgung durch den Nationalsozialismus.

Er hat die Verfolgung durch die Nazis nur überleben können, weil er sich von März 1943 bis Kriegsende April 1945 in der Kleingartenanlage „Dreieinigkeit“ in Berlin-Lichtenberg unter Mithilfe von nichtjüdischen Berlinerinnen verstecken konnte.

An der Marienburger Straße gehen wir rechts weiter, geradeaus über die Greifswalder Straße in die Hufelandstraße. Sie gilt als die "Königin der Straßen" in Prenzlauer Berg. Und das zu Recht.

In der Hufelandstraße
Fast jedes sanierte Gebäude ist eine architektonische Schönheit. Am Haus Nummer 14, an der Ecke Esmarchstraße lohnt ein Blick nach oben. Wunderschöne Reliefs schmücken den Turm des Hauses.

Christoph Wilhelm war Arzt und preußischer Staatsrat und lebte ab 1765 in Weimar.

Er war zu seiner Zeit der berühmteste Arzt in Weimar und besuchte die "Freitaggesellschaften" Goethes. 1801 folgte er einem Ruf nach Berlin, wo er Leibarzt des Königs Friedrich Wilhelm III. und dessen Familie wurde.

Hufeland war Erster Arzt an der Berliner Charité. Eines seiner großen Verdienste war die Einführung und Verbreitung der Pockenschutzimpfung.

Als Mitglied der Berliner Armendirektion gründete Hufeland 1810 in Berlin die erste Klinik, die mittellose Patienten behandelte. Er rief die Medizinisch-Chirurgische Gesellschaft ins Leben, die 1833 durch Allerhöchste Kabinettsorder in "Hufeland'sche Gesellschaft" umbenannt wurde.

Sein Grab befindet sich in Berlin-Mitte auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof.

Der Stierbrunnen am Arnswalder Platz
An der Bötzowstraße laufen wir links weiter und sehen rechts eine Grünanlage. Wir sind nun am Arnswalder Platz, eine rechteckige Parkanlage, mit dem Brunnen der Fruchtbarkeit. Für die Berliner ist es der "Stier- oder Ochsenbrunnen".

Der Brunnen dominiert natürlich die Parkanlage, die seit 1977 unter Denkmalschutz steht. Die Anlage war ursprünglich der Entwurf des Berliner Bildhauers Hugo Lederer in einem Wettbewerb 1910 für einen Monumentalbrunnen in Buenos Aires.

Sein Entwurf wurde aber nicht ausgeführt. Der Berliner Magistrat kaufte 1927 das Projekt und veranlasste seine Realisierung, obwohl unklar war, woher das Geld dafür kommen sollte (veranschlagt waren an die 400.000 Mark).

Das immense Gewicht hatte auch zur Folge, dass eine Aufstellung des Brunnens auf dem Baltenplatz (seit 1947 Besarinplatz) in Friedrichshain nicht durchzuführen war, da die Tragfähigkeit des von zahlreichen gusseisernen Versorgungsrohren durchzogenen Platzes für ein derart schweres Kunstwerk nicht ausgereicht hätte. Auch der alternativ vorgeschlagene Forckenbeckplatz beim Zentralviehhof in Friedrichshain schied wegen seines sumpfigen Untergrundes aus.

Wir verlassen den Platz in südlicher Richtung und gehen zwischen den beiden Spielplätzen auf die Pasteurstraße. Ein paar Meter weiter rechts stehen wir wieder auf der Bötzowstraße, die wir aus Richtung Hufelandstraße schon ein Stück gekommen sind. Jetzt geht es aber über die Hufelandstraße weiter geradeaus gut 500 Meter bis zur Straße Am Friedrichshain.

Direkt an der Ecke treffen wir auf die „Grande Dame“ der Berliner Filmtheater, dem Filmtheater am Friedrichshain.

Seit seiner Eröffnung 1925 unter dem Namen „Olympia“ mit beeindruckenden 1.200 Plätzen und den für die Stummfilmzeit typischen Orchestergraben, ist der Spielbetrieb dieses Kinotempels nie unterbrochen worden. Zur Eröffnung wurde der Film "Aschermittwoch" u. a. mit Adele Sandrock gezeigt.

Wir nähern uns dem Ende der Tour. Wir steigen vom Kino die breite Freitreppe hinab und laufen rechts 100 Meter bis zum nächsten Abzweig. Dort überqueren wir die breite Straße Am Friedrichshain und tauchen in den Volkspark Friedrichshain ein, der schon im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg liegt.

Wenige Meter weiter stehen wir auf der Rückseite des Märchenbrunnens. Im Sommer sprudeln im Brunnen gleich mehrere kleine Fontänen, die von zahlreichen Märchenskulpturen der Grimm'schen Märchensammlung eingerahmt werden. 

Der Märchenbrunnen ist die größte öffentliche Brunnenanlage in Berlin aus der Kaiserzeit und wurde 1913 im neubarocken Stil fertiggestellt. Bildhauer Ignaz Taschner hat die Grimm'schen Märchenfiguren Hänsel und Gretel, der gestiefelte Kater, Hans im Glück, Aschenbrödel, Rotkäppchen, Schneewittchen, Dornröschen und die sieben Raben entworfen.

Hier kann man in Ruhe und in einer angenehmen Atmosphäre die Tour ausklingen lassen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt