Die Trabrennbahn macht den Ortsteil bekannt
Die Bundesstraße 96 verläuft nicht nur längs durch Berlin,
sie „spaltet“ auch den Berliner Ortsteil Mariendorf im Bezirk
Tempelhof-Schöneberg, bevor sie im Süden die Stadt verlässt und in Brandenburg
weiter verläuft.
Über die Grenzen Berlins hinaus bekannt geworden ist Mariendorf
hauptsächlich durch seine Trabrennbahn, auf der jährlich das Deutsche Traber Derby
stattfindet. Wer sich auskennt im Trabrennsport, weiß, dass einer der ganz
Großen des Pferdesports, Heinz Wewering, hier große Erfolge eingefahren hat.
Die Trabrennbahn Mariendorf ist nicht nur historisch
grandios, sie ist auch sportlich topaktuell. Ein Besuch lohnt sich immer, und
ist es auch nicht ganz wie in Ascot, so ist es doch ein bisschen wie bei „My
fair lady“, nur auf berlinisch. Die Trabrennbahn ist
ein Highlight, das zur
Metropole Berlins gehört.
Gegründet wurde Mariendorf im 13. Jahrhundert als Angerdorf
von den Tempelrittern. Dieser geistliche Ritterorden wurde 1312 aufgelöst,
danach wurde das Dorf von dem Johanniterorden übernommen. Die erste urkundliche
Erwähnung ist aus dem Jahre 1373.
1920 wurde die einst selbstständige Gemeinde nach
Groß-Berlin eingemeindet. Heute leben in dem beschaulichen Ortsteil knapp
54.000 Einwohner.
Das mittelalterliche Dorf Mariendorf wurde auf der
Hochfläche des Teltows angelegt, in durchschnittlicher Höhe von etwa 50 Metern.
Die Grenze zum nördlich liegenden Ortsteil Tempelhof bildete im Mittelalter
eine Kette von Pfuhlen als Schmelzreste der eiszeitlichen Grundmoräne. Diese
Gewässerrinne wurde von 1900 bis 1906 zum Bau des Teltowkanals benutzt.
Die Hauptverkehrsachse Mariendorfs ist der Mariendorfer Damm
(früher: Chausseestraße) im Zug der B 96. Er stellt die Verbindung zwischen der
Berliner Mitte und dem Ortsteil Tempelhof im Norden sowie mit dem Ortsteil
Lichtenrade und weiter mit Mahlow und Zossen im Süden her.
Aus dem 13. Jahrhundert stammt die mittelalterliche
Dorfkirche Mariendorf, die immer noch ein Spiegel des ländlichen Mariendorfs
ist. Im Kirchturm befindet sich seit 1970 ein Glockenspiel, das stündlich
Choräle und geistliche Volkslieder spielt.
Die größte zusammenhängende Grünfläche Mariendorfs ist der
Volkspark, der 1924 angelegt wurde.
Ein weiteres wichtiges historisches Zeugnis Mariendorfs ist
die Adlermühle, die seit 1759 an der Lohmühlenstraße vor dem Köpenicker Tor
stand. Als Lohmühle betrieben zerkleinerte sie damals vor allem Baumrinden und
Blätter zu Loh. Also zu einem Mittel, das zum Gerben von Tierhäuten zu Leder
benötigt wird. Die „Adlermühle“ brannte mehrmals aus, wurde aber immer wieder
aufgebaut. Aufgrund der besseren Windverhältnisse wurde sie 1888 nach Mariendorf
an den Buchssteinweg 32/34 versetzt. Bis 1959 war die Mühle sogar noch in
Betrieb, danach verfiel sie.
1968 hat der Schwimmverein „Friesen 1895 e. V.“ die Mühle
übernommen und zu einem Vereinsheim ausgebaut. Die Adlermühle steht unter
Denkmalschutz. Von den vier Mühlenrädern sind zurzeit leider nur zwei intakt.
Ein lebendiges Objekt einer besonderen Berliner Geschichte ist
das „Café Achteck“ in der Friedenstraße. Die Bezeichnung „Café Achteck“ steht
für die Bedürfnisanstalt für Männer. Sie besteht aus sieben gusseisernen
Wandsegmenten. Die achte Wand fehlt und bildet den Eingang mit einem
davorstehenden Paravent, der als Sichtschutz dient. Text und Fotos: Klaus
Tolkmitt