Der Dicke vom Alexanderplatz
Ernst Gennat, ein Beamter der Berliner Kriminalpolizei.
Der Grabstein auf dem Südwestfriedhof in Stahnsdorf ist
schlicht gehalten und verrät nur den Namen und die Lebensjahre (1880 -1939).
Dabei hat Ernst Gennat in Berlin Geschichte geschrieben.
Das Jurastudium brach er ab, um gleich bei der Polizei
anzufangen. Am 1. August 1905 wurde er zum Kriminalkommissar ernannt. Hier
beginnt seine Karriere unter drei politischen Systemen.
Schon zu Lebzeiten Legende und Original gleichermaßen,
entsprach er dabei nicht dem klassischen Klischee des engstirnigen preußischen
Beamten.
Hinter seinem Rücken wurde er von seinen Kollegen freundlich
oder auch hämisch „Buddha der Kriminalisten“ oder „Der volle Ernst“ genannt.
Diese Spitznamen spielten auf seine imposante Körperfülle an.
Bei der Gegenseite wurde er oft nur als „Der Dicke vom
Alexanderplatz“ bezeichnet, weil sich seine Dienststelle dort in der „Roten
Burg“ befand. Diesen Spitznamen hatte das Polizeipräsidium am Alexanderplatz in
den 1920'er Jahren bei den Berlinern.
Als Gennat 1904 zur Kriminalpolizei kam, gab es noch keine
Mordkommission im eigentlichen Sinne. Zuvor war ein so genannter
„Mordbereitschaftsdienst“ innerhalb der Kriminalpolizei eingerichtet worden,
damit zu jeder Tages- und Nachtzeit sofort Beamte an den Tatort geschickt
werden konnten.
Ernst Gennat erkannte als einer der ersten die Wichtigkeit
einer genauen Spurensicherung am Tatort.
Vor seiner Zeit war es keineswegs ungewöhnlich, dass die
zuerst eintreffenden Schutzmänner am Tatort erst einmal „Ordnung schafften“
oder die Leiche pietätvoll hinbetteten. Gennat legte nun genaue Richtlinien für
das Vorgehen am Tatort fest und setzte als unverbrüchliches Prinzip durch, dass
vor dem Eintreffen der Ermittler nichts angefasst oder verändert werden durfte.
Gerühmt wurden vor allem seine Hartnäckigkeit und Ausdauer,
sein phänomenales Gedächtnis und ein enormes psychologisches
Einfühlungsvermögen, das ihn befähigte, „Profiling“ schon vierzig Jahre vor der
Erfindung des Begriffs zu betreiben.
Gewaltanwendung bei Vernehmungen und (polizeirechtlichen)
Befragungen lehnte er ab. Seine Mitarbeiter mahnte er eindringlich:
„Wer mir einen Beschuldigten anfasst, fliegt! Unsere Waffen
sind Gehirn und Nerven!“
In der Krimi-Reihe um Kommissar Rath und in der daraus
entstandenen Serie Babylon Berlin ist Gennat als Chef der Mordkommission Raths
Vorgesetzter.
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Der Südwestfriedhof ist wohl der schönste und größte
Berliner Friedhof, der bereits 1909 eröffnet wurde und außerhalb der
Stadtmauern in Stahnsdorf liegt. Prominente Politiker, Musiker, Schriftsteller,
Dichter und Filmemacher, also vor allem Künstler fanden auf dem Stahnsdorfer
Friedhof ihre letzte Ruhe. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt
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