Posts mit dem Label Bundespräsident werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Bundespräsident werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Dienstag, 2. Februar 2021

Eine Brückentour über die Spree (Teil 3)

 Berlin hat mehr Brücken als Venedig

Berlin kann mit Recht behaupten, mehr Brücken zu haben als Venedig. Doch wieviel es tatsächlich sind, weiß niemand so ganz genau. Während einige Statistiker von 2.000 Brücken sprechen, sagen andere, dass es wahrscheinlich knapp 1.000 Übergänge sind, die uns trockenen Fußes von einem zum anderen Ufer bringen.

Wir beginnen unsere Brückentour entlang der Spree und dem Spreekanal in Berlin-Mitte, genauer gesagt in Moabit an der Bärenbrücke, in der Nähe der S-Bahn-Station „Bellevue“.

Offiziell heißt das Bauwerk „Moabiter Brücke“, doch die Berliner kennen sie nur unter der Bezeichnung: „Bärenbrücke“, weil an beiden Enden der Geländer große gusseiserne Bärenskulpturen die Steinbrücke schmücken.

Von der S-Bahn kommend, gehen wir nach der Überquerung der Bärenbrücke rechts am Helgoländer Ufer auf der linken Spreeseite fort. Nach ca. 240 Metern stehen wir vor dem Gerickesteg

Der Gerickesteg ist eine Fußgängerbrücke östlich des S-Bahnhofs Bellevue und dient hauptsächlich dem Zugang zur Stadtbahn aus dem Moabiter Wohngebiet zwischen Alt-Moabit und der Spree.

Die Brücke wurde 1914/1915 nach Entwürfen von Bruno Möhring errichtet und nach Beschädigung im Zweiten Weltkrieg wiederhergestellt. Der Wiederaufbau erfolgte in vereinfachter Form und auf die Schmuckelemente an den Granitpfeilern wurde verzichtet. Auch die ursprünglichen Gaslaternen im Jugendstil auf den Brückenpfeilern ersetzte man durch einfachere Gaslampen.

Seit Ende 2010 sind die Gasleuchten außer Betrieb, im Februar 2011 wurden sie sogar abmontiert, obwohl der Gerickesteg unter Denkmalschutz steht. Schade, wenn die historische Bauweise verloren ginge.

Unmittelbar neben dem Gerickesteg unterqueren wir die Stadtbahn, die Ende des 19. Jahrhunderts als viergleisige Brücke über die Spree errichtet wurde. In der Mittellage der Brücke wurde ein öffentlicher Fußweg als Zugang zum S-Bahnhof von der nördlichen Spreeseite angelegt, der den Namen Bellevuesteg erhielt.

Der Volksmund nannte die Brücke aufgrund des Lärms der Züge auch „Bullerbrücke“. Mit steigenden Verkehrslasten auf der Stadtbahn traten Schäden auf und ein Umbau wurde erforderlich. Nach dem Umbau 1918 wurde eine Mitbenutzung durch Fußgänger ausgeschlossen, weil nun auch der Gerickesteg genutzt werden konnte.

Knapp 300 Meter durch die Grünanlage erreichen wir unser nächstes Ziel, die Lutherbrücke

Die denkmalgeschützte Lutherbrücke wurde nach dem Reformator Martin Luther benannt und 1892 fertiggestellt.

Sie liegt im Bezirk Mitte und verbindet den Ortsteil Tiergarten mit dem Ortsteil Moabit und gehört zu den schönsten Berliner Brücken. Über jeden der Brückenbogen spannen sich beidseitig je fünf kunstvoll gearbeitete, schmiedeeiserne Geländer.

Wir überqueren die Spree und stehen ca. 140 Meter weiter vor dem Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten.

Wenn die Standarte auf dem Dach des Schlosses weht, dann ist der Präsident zu Hause, also im Schloss oder in Berlin. Eingeholt wird die Fahne nur, wenn sich der Bundespräsident in einem Gästehaus in den Bundesländern oder auf einem Besuch im Ausland befindet.

Auch wenn die Standarte gesetzt ist, haben wir keine Chance, spontan dem Präsidenten "guten Tag" zu sagen. Eine vorherige Anmeldung ist unbedingt erforderlich.

Schloss Bellevue in Berlin-Tiergarten ist der Amtssitz des Bundespräsidenten. Der Name des Schlosses beruht auf der schönen Aussicht aus dem Fenster des Gebäudes über die Spree.

Ursprünglich als Sommersitz genutzt, wurde das Schloss 1785 von Prinz August Ferdinand von Preußen – dem jüngeren Bruder von König Friedrich II. – nach Plänen von Michael Philipp Boumann erbaut.

Der Grundriss des Schlosses besteht aus einer zweigeschossigen Dreiflügelanlage im Stile des Barock, aber mit einer strengen Fassade im klassizistischen Stil. Damit war das Schloss Bellevue der erste Schlossbau in Preußen, der Elemente des Klassizismus enthielt.

Es diente 1916 der Obersten Heeresleitung als Hauptquartier und stand nach dem Ersten Weltkrieg lange Zeit leer. Nach einer vorübergehenden Nutzung als Museum und Wohnhaus wurde es 1938 als Gästehaus der deutschen Regierung verwendet.

Zum Amtssitz des Bundespräsidenten wurde Schloss Bellevue 1957 erhoben. Zunächst diente es als zweiter Amtssitz neben der Villa Hammerschmidt in Bonn. Der Wechsel vom zweiten zum ersten Amtssitz wurde im Jahr 1994 vollzogen.

Weitere Informationen zum Schloss gibt es hier: Schloss Bellevue 

Auf dem Bürgersteig vor dem Schloss steht ein knallroter Feuermelder, der von Touristen gern als Fotomotiv genutzt wird. Von diesen Brandmeldern sind noch 11 in ganz Berlin zu finden, die aber nicht mehr im Einsatz sind.

Inzwischen kümmert sich ein pensionierter Malermeister um die Melder, damit sie weiter ansehnlich bleiben.

Wir gehen zurück über die Lutherbrücke, überqueren die Straße und folgen der Spree auf der linken Seite auf dem Magnus-Hirschfeld-Ufer.

Seit September 2017 steht am Magnus-Hirschfeld-Ufer in Berlin-Mitte ein Denkmal aus sechs überdimensional großen Calla-Lilien, die die Farben der Regenbogenflagge tragen. Die Calla-Lilie ist ein Symbol für die Vielfalt sexueller Identitäten in der Natur. Sowohl männliche als auch weibliche Blüten sind gleichzeitig auf einer Pflanze vorhanden.

Mit dem Argument, dass sexuelle Vielfalt etwas Natürliches ist, begann 1897 in Berlin erstmals eine Bewegung, die weltweit Antrieb gab für die Emanzipation von Lesben, Schwulen, und Bisexuellen. Schau auch mal hier: Denkmal

Schon auf dem Weg zu den Calla-Lilien, ein wenig durch Büsche und Bäume versteckt, fällt ein Klinkerbau auf, der sichtbar kein "Ende" hat.

Die Berliner haben natürlich eine Antwort auf das 320 Meter lange, mehrfach gewundene Backsteingebäude mit 718 Wohneinheiten und nennen es "Bundesschlange" oder "Abgeordnetenschlange". (schau auch mal hier bei Google-Maps) Bundesschlange 

Ursprünglich wollte man den Mitgliedern des Bundestages nach dem Wechsel der Regierung von Bonn nach Berlin in der "Schlange" neuen Wohnraum anbieten. Leider wurde die Idee von den Politiker/innen nicht angenommen, sie wollten ihre Privatsphäre nicht mit Kollegen teilen.

Wir schlendern weiter den Promenadenweg an der Spree entlang und werden schon bald das Regierungsviertel erreichen.

Gegenüber auf der anderen Spreeseite sehen wir zwischen Säuleneichen und Trauerweiden das Haus der Kulturen der Welt (Schwangere Auster), das 1956/57 als Kongresshalle gebaut wurde.

Auf dem Weg vor uns unterqueren wir eine Brücke, die rechts aus der "Waschmaschine" (Bundeskanzleramt) kommt und links in einen Park mündet, der nicht öffentlich zugänglich ist.

Der Kanzleramtssteg Kanzleramtssteg in Berlin ist ein Teil der in den 1990er Jahren gebauten neuen Parlaments- und Regierungsgebäude. Er dient Mitgliedern der deutschen Bundesregierung und ihren Gästen als Verbindung vom Amtssitz zum Kanzlerpark am Nordufer der Spree.

Der zusammen mit dem Bundeskanzleramt im Jahr 2001 fertiggestellte Steg besteht aus einem oberen Fußgängerweg und einer unteren Fahrstraße.

Seit 2010 befinden sich im Kanzlerpark 13 Wildstauden, die vom Aussterben bedroht sind und auf der "Roten Liste" stehen.

Links an der Mauer gehen ein paar Stufen nach oben und wir können, je nach Bedarf, im „Zollpackhof“ eine Pause einlegen oder hier unsere 3. Etappe beenden. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Mittwoch, 9. Oktober 2019

Wo einst Papa Heuss und Günter Grass wohnten

Hier wohnte Theodor Heuss
Vom S-Bahnhof Bundesplatz zur Literaturmeile
Unser Stadtspaziergang durch Friedenau im Bezirk Berlin-Schöneberg/Tempelhof beginnt am S-Bahnhof.  

Verlässt man an der Ostseite den Bahnhof steht man direkt auf dem Varziner Platz.Mit seinen rund 340.000 Einwohnern gehört Schöneberg/Tempelhof zu den größeren Bezirken in der Hauptstadt. 
Vorbei am kleinen Cosima-Kino gelangt man in das Wagner-Viertel. Nichts erinnert mehr an die Radrennbahn, auf der hier noch 1900 sportbegeisterte Radler ihre Bahnen zogen. An gut erhaltenen Fassaden und prachtvollen Mietshäusern kommt man über die Sarrazinstraße auf den Friedrich-Wilhelm-Platz. Hier beginnt die Niedstraße, die landläufig als Literaturmeile Berlins gilt.

Einige Gedenktafeln erinnern an Erich Kästner (Haus Nummer 5), Max Halbe (Haus Nurmmer 10), Uwe Johnson (Haus Nummer 14). Günter Grass, der von 1963 bis 1996 in Friedenau lebte, ist nicht mehr da – die Fischfrau und der Blumenhändler aus seinem Buch "Die Box" auch nicht. Aber sein Klinkerhaus in der Niedstraße 13, das Rathaus und der Wochenmarkt sind geblieben – mit neuen Fisch- und Blumenhändlern und den Friedenauern von heute, die ihren Kiez zwischen Schöneberg und Steglitz lieben.
Gedenktafel für den ersten Bundespräsidenten

Über die Hedwigstraße geht es weiter an der jamaikanischen Botschaft vorbei auf den Renée-Sintenis-Platz, der vom ehemaligen kaiserlichen Postamt beherrscht wird. An der Handjerystraße wechseln sich stuckverzierte Häuser mit modernen Bauten ab. Danach folgt man der Schmargendorfer Straße bis zum Schillerplatz und begibt sich rechts in die Stubenrauchstraße. 

Am Ende der Straße, nach Überquerung des Südwestkorsos, empfiehlt sich ein Rundgang über den städtischen Friedhof. Neben Kriegsgräbern finden sich hier Gräber berühmter Friedenauer, wie Marlene 
Dietrich und Helmut Newton. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Das ehemalige Wohnhaus von Günter Grass
 
Die Grabstätte von Marlene Dietrich