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Donnerstag, 14. Oktober 2021

Der Berliner Spreewanderweg BWW1

Von Albrechtshof nach Hessenwinkel

2. Etappe (Alternativ-Strecke). Bahnhof Spandau bis U-Bahn-Station Ruhleben

Berlin hat 20 grüne Hauptwege, auf denen man wandern, flanieren oder einfach nur spazieren gehen kann. Das Wege-Netz durch die grünen Korridore der Stadt umfasst mehr als 550 Kilometer, auf denen man weitestgehend vom fließenden Verkehr verschont bleibt und auch den Lärm einer Großstadt nicht mehr als belästigend wahrnimmt.

Der Spreeweg ist als Wanderweg 1 ausgeschildert und hat eine Gesamtlänge von 59 Kilometer. Er ist damit mit Abstand der längste grüne Hauptweg durch die Hauptstadt. Er beginnt im Westen an der Grenze zu Falkensee am Bahnhof Albrechtshof an der Seegefelder Straße und endet im Osten in Hessenwinkel zur Grenze nach Erkner.

Er begleitet die Spree quer durch die Stadt und zeigt dabei die unterschiedlichen Facetten, Kleingärten und Industrieflächen, aber auch die mittelalterlichen Stadtkerne von Spandau und Köpenick.

Wir wollen den Weg in mehreren Etappen absolvieren und dabei auf Sehenswertes und Interessantes am Wegesrand aufmerksam machen. Für An- und Abfahrt wählen wir öffentliche Verkehrsmittel und richten danach die Länge der Tour aus.

Die 2. Etappe beginnt am Bahnhof Spandau. Wenn wir den Bahnhof verlassen haben, sehen wir schräg gegenüber den mächtigen Turm vom Rathaus. Wir nehmen an der Kreuzung den Ampelübergang und gehen bis auf den Rathausvorplatz. Dort suchen wir links vom Haupteingang den Durchgang, um auf die andere Seite des Rathauses zu kommen. Achte auf das Wanderschild mit der Nummer 1, um auf dem richtigen Weg zu sein. Wir kommen geradewegs an die Havel.

Nachdem wir den ersten Blick auf das Wasser genossen haben, gibt es zwei

Möglichkeiten. Radfahrer biegen links auf den Promenadenweg ein und folgen weiter der „1“.

Wanderer nehmen den rechten Weg und überqueren die Havel an der S-Bahn-Brücke.

Später führen beide Wege wieder zusammen. Die Wanderer ersparen sich den langen Weg durch das Industriegebiet.

Am Ende der Brücke unterqueren wir diese und folgen weiter der Grunewaldstraße. Nach ca. 250 Meter, wenn die Grunewaldstraße rechts

abbiegt, gehen wir geradeaus weiter durch die Grünanlage bis zur Ruhlebener Straße, die wir an der Ampel überqueren. Ein paar Schritte weiter geht im Tiefwerderweg unsere „Reise“ weiter.

Wir suchen uns an der Kreuzung Schulenburgstraße den Überweg, um auf dem Tiefwerderweg zu bleiben, den wir dann ca. 100 Meter weiter verlassen, um links in einen Wiesenweg einzubiegen.

Jetzt bleibt es erst einmal eine Weile auf unserem Wanderweg ruhig und naturbelassen. Im Sommer riecht es

nach Wiese und Kiefernholz. Am nächsten Abzweig halten wir uns links und dann wieder rechts. Am Spielplatz schlagen wir den linken Weg ein und am Teltower Weg den Weg rechts. Wir begleiten links den Eisgrabenweg 130 Meter, um dann rechts in den Gartenweg einzubiegen. Hinter der Bahnunterführung geht’s es rechts weiter auf dem Alten Postweg. Dieser Weg führt direkt an der S-Bahn-Linie entlang in die Murellenschlucht und in den Schanzenwald.

Nach knapp einem Kilometer suchen wir uns die Wegmarkierung, um den Kammweg zu finden, der uns über den

Murellenberg führt. Dabei kommen wir an der Waldbühne vorbei und können von der Rückseite einen Blick in die riesige Open-Air-Bühne werfen. Wir folgen dem Weg weiter und entdecken die großen Spiegel, die als „Denkzeichen“ an die Ermordeten der NS-Militärjustiz am Murellenberg erinnern sollen.

Auf dem Gelände der ehemaligen Wehrmachtserschießungsstätte Ruhleben am Murellenberg wurden nach den bisherigen Ermittlungen zwischen dem 12.August 1944 und dem 14.April 1945 über 230 Personen, überwiegend Wehrmachtangehörige, wegen Fahnenflucht oder Kriegsdienstverweigerung erschossen. Der authentische Ort der Erschießungen befindet sich heute auf einem für das Publikum unzugänglichen Polizeigelände. Seit Mai 2002 steht das Denkzeichen zur Erinnerung an die Ermordeten entlang des Waldweges bis zum Ort der Erschießungen.

Höhe des Zaunes, dort wo die „Denkzeichen“ links weitergehen, bleiben wir auf dem Weg geradeaus und kommen jetzt an die „Flieswiesen“ Ruhleben. Wir durchwandern das kleine Naturparadies bis zur ersten Gabelung, der wir weiter folgen. Wir sind jetzt auf einem ausgebauten Rad-Fußweg, der uns zum Hempelsteig führt. Auf diesem Weg erreichen wir nach 250 Metern die U-Bahn-Station Ruhleben, dem Ende unserer Etappe nach gut sechs Kilometern.  Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Dienstag, 12. Oktober 2021

Berlins westlichster Punkt


Mit einem Bein in Brandenburg und mit dem anderen in Berlin

Ob im Norden oder Süden, Westen oder Osten, überall gab es bis 1989 in Berlin unüberwindbare Mauer- und Zaunanlagen, die ein Betreten des Grenzgebietes zur DDR und umgekehrt zu West-Berlin verhinderten.

 Aus der innerdeutschen Grenze ist inzwischen eine „unsichtbare“ Landesgrenze zwischen Berlin und Brandenburg geworden, die sich allerdings zum Teil noch eine vielfältige Fauna und Flora erhalten hat.  Darum gibt es am Rande von Berlin noch viele schöne Ecken zu entdecken.

Eine besonders schöne Herausforderung ist, den westlichsten Punkt Berlins zu finden. Schaut man sich den Berliner Stadtplan an, dann kann man schnell erkennen, dass Potsdam bis an die Grenze zu Berlin herankommt.

Hier kommt jetzt die Glienicker Brücke ins Spiel. Genau in der Mitte, am tiefsten Punkt des

Stahlbogens ist der Grenzverlauf zwischen Berlin und Brandenburg. Eine Metallplatte mit der Inschrift „Deutsche Teilung bis 1989“ erinnert an die innerdeutsche Grenze zwischen Ost und West. Ein kleines Plastikschild der Straßenverwaltung gibt außerdem Auskunft: „B1, Kreis Potsdam, km 0,0“. Man kann hier mit einem Bein in der Bundeshauptstadt stehen und mit dem anderen in der Landeshauptstadt. Zu Zeiten des „Kalten Krieges“ war dies nicht möglich. Sei denn, man war Spion der Ostblockstaaten oder der westlichen Allianz und hat sich schnappen lassen. Filmreif und spektakulär waren dann die Treffen auf der Brückenmitte, wenn die „Schnüffler“ ausgetauscht wurden. Inzwischen alles Vergangenheit und auch

filmisch realistisch aufgearbeitet. Wer jetzt hier steht und seinen Blick über die Havel streifen lässt, sollte sich aber nicht am westlichsten Punkt Berlins wähnen, denn der liegt geografisch noch zirka 600 Meter weiter nördlich mitten in der Havel im Jungfernsee. Um dort hinzukommen, braucht man ein Boot oder nimmt eine Fähre, die zwischen Berlin und Potsdam verkehrt und kommt dem Punkt so noch ein Stück näher. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Montag, 4. Januar 2021

Eine Winterwanderung im Grunewald

Mit dem historischen Bus an die Havelchaussee

Im Sommer ist die Grunewald-Region an der Havel für die Berliner ein beliebtes Ausflugsziel. Im Winter dagegen wird die Havel-Chaussee zwischen Heerstraße und Nikolassee nur wenig befahren und ein Spaziergang kann dort dann auch erholsam sein.

Wir wollen die Gegend ein wenig erkunden und nehmen den historischen Bus der Linie 218, der von der Arbeitsgemeinschaft Traditionsbus Berlin (ATB) unterhalten wird und im Auftrag der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) unterwegs ist. Seit April 2000 verkehren die Oldtimer aus den siebziger und achtziger Jahren täglich vom ZOB am Messedamm über Theodor-Heuss-Platz - Heerstraße - Am Postfenn - Havelchaussee - Kronprinzessinnenweg - Bahnhof Wannsee - Königstraße - Pfaueninselchaussee zur Pfaueninsel und zurück. Man sollte sich aber den Fahrplan genau ansehen, denn die alten Gefährte fahren in den Sommermonaten jede Stunde, in den Wintermonaten nur alle zwei Stunden.

Wir steigen am S-Bahnhof Wannsee zu und an der Havelchaussee (Haltestelle Am Postfenn) wieder aus, um hinter der British School Berlin den Waldweg einzuschlagen. Auf der internationalen Schule arbeiten Menschen mit verschiedener Herkunft, was den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit bietet, Themen aus mehreren unterschiedlichen Perspektiven zu erkunden.

Ein Stück geht es am Zaun entlang des Schulgeländes, um dann eine Anhöhe zu erklimmen. Oben angekommen halten wir uns rechts und stehen nach zirka einem Kilometer vor einem Friedhof, der hier unter hohen Kiefern ein wenig mystisch wirkt.

Die Grabsteine geben nur spärlich Auskunft darüber, wer hier begraben liegt. Es sind „Namenlose“, Menschen die freiwillig aus dem Leben geschieden sind. Der „Selbstmörderfriedhof“ oder „Schandacker“, wie er auch genannt wird, wurde vor über hundert Jahren angelegt, als der Freitod in Preußen noch ein Verbrechen war und ein Begräbnis auf einem kirchlichen Friedhof nicht gestattet wurde. Später wurden hier auch normale Bestattungen vorgenommen, doch bis heute hält sich die Erinnerung an die „Selbstmörder“.

Wir folgen dem Waldweg weiter bis zum Schildhornweg, der uns rechterhand zurück zur Havelchaussee bringt. An der Schildhornbaude nehmen wir links den Weg hinunter zum Parkplatz und wandern am Seehotel Grunewald vorbei zur Halbinsel Schildhorn. 

Die rund 110 Meter breite Landzunge im Landschaftsschutzgebiet ragt rund 400 Meter in die Havel hinein und bildet eine kleine Bucht, die Jürgenlanke. Schon vor über 100 Jahren war hier das Wirtshaus Schildhorn ein Lieblingsziel der Berliner am Wochenende. An der Spitze des Eilandes ragt auf einer kleinen Anhöhe eine Säule über den Baumspitzen. Das Schildhorndenkmal, nach Bleistiftskizzen von Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, 1845 von Friedrich August Stüler entworfen. Das auch „Schildhornkreuz“ oder „Jaczo-Säule“ genannte Denkmal symbolisiert die Schildhornsage aus dem 19. Jahrhundert um den

Slawenfürsten Jaczo von Köpenick, der hier 1157 im Gründungsjahr der Mark Brandenburg vor Albrecht dem Bären durch die Havel geflohen sein soll. Aus Dankbarkeit für seine Rettung habe sich Jaczo zum Christentum bekannt und seinen Schild und sein Horn an einen Baum gehängt. Seither heiße die Landzunge Schildhorn.

Zurück in die Gegenwart, müssen wir uns sputen, zurück an die Havelchaussee zu kommen, denn an der Haltestelle Schildhorn wartet schon der historische Bus, der uns aus der Ruhe der Natur in einer gemütlichen Fahrt zum S-Bahnhof Messe/Nord zurück und damit in die Hektik der Großstadt bringt. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt