Mit dem „fliegenden Teppich“ durch den „Sternentalerhimmel“
Wer das neue Abflug-Terminal 1 im Flughafen
Berlin-Brandenburg (BER) zum ersten Mal betritt und suchend nach oben blickt,
wird unter dem Dach eine riesige rote „Matte“ schweben sehen, die sich bei
näherer Betrachtung und Erkundung als „fliegender Teppich“ herausstellt.
Heißt das nun, ab Berlin fliegt man umweltfreundlich mit
Teppichen und nicht mehr mit Flugzeugen? Natürlich nicht, hier es handelt es
sich hier um „Kunst am Bau“ und „Kunst im öffentlichen Raum“.
Kunst am Bau im öffentlichen Raum ermöglicht einer breiten
Öffentlichkeit eine ästhetische Erfahrung und Auseinandersetzung mit Kunst.
Werden Gebäude, Straßen oder Plätze mit öffentlichen Mitteln (also
Steuergeldern) gebaut oder neu gestaltet, dann sind gemäß der Anweisung des
Landes Berlin Mittel für Kunst am Bau bereitzustellen.
Die Höhe der bereitzustellenden Mittel berechnet sich nach
Prozentanteilen. Bei Investitionen von unter einer Million Euro sollen zwei
Prozent oder mindestens 3.750 Euro und bei Investitionen von über einer Million
Euro sollen ein Prozent oder mindestens 10.000 Euro für Kunst am Bau ausgegeben
werden. Die Werke sollen dabei einen Bezug zur Architektur und zur Funktion des
Bauwerkes herstellen.
Von dieser Regelung ist natürlich auch der neue Flughafen
Berlin-Brandenburg (BER) betroffen, in dem gleich mehrere Kunstprojekte zu
bestaunen sind.
So scheint der von der kalifornischen Künstlerin gestaltete rote
Teppich aus Metallgewebe geradezu durch den Luftraum zu schweben. Sie lässt
sich in ihrer Kunst „The Magic Carpet“ von Architektur, Handwerk und Design
inspirieren.
Wenn nicht am Flughafen Willy Brand, wo sonst liegt das Geld
sozusagen auf der Straße und muss nur aufgehoben werden.
Gleich nach der Ankunft am Flughafen werden die Fluggäste
von einem „Sternentalerhimmel“ in Form von im Boden eingelassenen Münzen
begrüßt. Die Verlockung ist groß, sich zu bücken und diese aufzusammeln.
Die Künstler Cisa Bogman und Oliver Störmer (STOEBO) haben 5000
Münzen aus aller Welt gesammelt, sie in die Marmorfliesen eingearbeitet, um so eine
Verbindung von fernen Ländern, vom Reisen und Fliegen herzustellen.
Auch die riesige rot-weiße, um eine Fluggastbrücke
gewickelte Perlenkette drängt die Assoziation an eine Bauabsperrung auf. Und
geradezu visionär erscheint die Multimedia-Installation von Bjørn Melhus. Er
entführt Betrachter via Smartphone in das „Gate X“, durch das eine
computergenerierte Familie geistert. Der Flughafen, so hieß es bei der
Präsentation, erscheine als „virtuelles Luftschloss“.
Zwischen 150.000 und 350.000 Euro haben jeweils die insgesamt
sechs Kunstwerke im Publikumsbereich des Flughafens gekostet. Angesichts der Gesamtausgaben
von über 6 Milliarden Euro für den Flughafen, ein „Schnäppchen“. Text und
Fotos: Klaus Tolkmitt