Der ungekrönte „König von Kreuzberg“
Ein Spaziergang durch die Mühlenhaupt-Höfe im Bergmannstraßen-Kiez
Wer vor 2019 durch den Bergmannstraßen-Kiez im Berliner Bezirk Kreuzberg spaziert ist, wird die Mühlenhaupt-Höfe in der Fidicinstraße 40 noch nicht kennen. Auf dem Gelände einer früheren Brauerei befindet sich hier als Teil eines Künstlerhofes mit Ateliers, Werkstätten, Proberäumen und Theatern das Kurt Mühlenhaupt Museum.
Er galt als Kreuzberger Milieu-Maler und gehörte zu der 1972 gegründeten Gruppe der Berliner Malerpoeten, einer Gemeinschaft von malenden Schriftstellern wie Günter Grass, Aldona Gustas, Artur Märchen, Nepomuk Ullmann und Wolfdietrich Schnurre.
Seine bevorzugten Motive waren Porträts von Menschen aus dem Arbeitermilieu. Er porträtierte mit Vorliebe die Welt der "kleinen Leute": Arbeiter, Tiere, Stadtpanoramen, Kinder, Hausfrauen, Bauern und Landschaften.Als zeitweiliger Trödelhändler und Gastwirt war Mühlenhaupt
selbst Teil des Milieus, das er so treffend und emphatisch schilderte. Zu
entdecken sind im Museum aber auch seine Brandenburger Landschaften, Aquarelle
aus Italien und Portugal, Plakate aus der Zeit der „Kreuzberger Bohème“ oder
seine Kinderbücher. Als ungekrönter „König von Kreuzberg“ war er bekannt und
populär wie Bubi Scholz oder Harald Juhnke.
Mit seiner Künstlerkneipe Leierkasten in der Zossener
Straße, in der unter anderem Gerhard Kerfin, Ingo Insterburg, Lothar Klünner
und Johannes Schenk Texte und Lieder vortrugen, Manfred Beelke, Artur Märchen
und Pit Morell ausstellten, machte er ebenso Furore wie mit seinen
„Biertrinkerblättern“.
Die behutsam sanierten Gebäude und die liebevolle Gestaltung
der urigen Hinterhöfe machen den Ort heute zu einem Kleinod in der pulsierenden
Großstadt.
Das Kurt Mühlenhaupt Museum befand sich 20 Jahre im
brandenburgischen Bergsdorf, bevor es 2019 nach Berlin zog. Im malerischen Hof
erzählen 10 Bildtafeln an den Backsteinwänden und eine Filmstation vom Leben
des Künstlers. Ein Audioguide führt auf seinen Spuren durch Kreuzberg.
Die Flächen sollen in den kommenden Jahren vergrößert und
Aktivitäten, wie Ausstellungen und das Veranstaltungsprogramm, erweitert
werden. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt
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