Es klappern die Mühlen…

Berlin hat noch mehrere historische Windmühlen.

Wer hätte das gedacht. In Berlin und im Umland gab es noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts über 150 Windmühlen. Heute im Jahr 2025 sind es im Stadtgebiet nur noch sechs Mühlen, die zwischen Hochhäusern oder in Mischgebieten zu bewundern sind. Zwei weitere Mühlen stehen im Deutschen Technikmuseum und können dort bestaunt werden.

Da alle Mühlen unter Denkmalschutz stehen, kann man davon ausgehen, dass noch künftige Generationen erfahren können, warum es diese klobigen Bauten mit drehenden Flügeln gab und noch gibt.


Fast alle waren dem Verfall preisgegeben, wenn nicht private Organisationen und Investoren dafür gesorgt hätten, dass sich die Flügel zum Teil noch immer drehen.

So erging es auch der ältesten noch erhaltenen Mühle, der Jungfernmühle am Rande der Gropiusstadt im Berliner Ortsteil Buckow. Die Holländermühle stand ursprünglich auf dem Amtsacker in der Nähe des Nauener Tores in Potsdam. 1860 stellte sie nach einhundert Jahren ihren Betrieb ein und wurde nach einer Zwischenlagerung 1862 in Buckow wieder aufgebaut. Heute wird kein Mehl mehr gemahlen, lediglich in Speisen verwendet, die im „Mühlen-Restaurant“ serviert werden.


Nur zwei der vorhandenen historischen Windmühlen funktionieren noch, die Britzer Mühle am Buckower Damm und die Bockwindmühle in Alt-Marzahn.

Am Rande des Britzer Gartens mahlt die Britzer Mühle als einzige der ursprünglichen Hauptstadtmühlen noch Mehl mit Windkraft. Die Mühle aus dem Jahr 1865 ist eine Rarität und an windigen Tagen können Besucher die alte Mühle in Action sehen.

Sie wird gemeinsam vom Verein Britzer Müllerei e.V. und Grün Berlin gehegt und gepflegt. Mit dem dort gemahlenen Bio-Mehl werden in der Saison viele leckere Brote gebacken und in der „Brotstube“ vor Ort verkauft.


Action bietet auch die Bockwindmühle im Berliner Ortsteil Marzahn. Sie ist ein Neubau aus dem Jahr 1994 des niederländischen Mühlenbauers Harrie Beijk, der sie komplett eingerichtet und funktionsfähig erstellt hat. Bei einem Flügeldurchmesser von 20,5 Metern und einem Gesamtgewicht von 44 Tonnen kann die Mühle mit zwei Gängen bis zu 1000 Kilogramm Roggen- oder Weizenmehl pro Tag erzeugen.

Wie bei der Britzer Mühle bieten auch hier qualifizierte Fachkräfte Fortbildungskurse zur historischen Müllerei an. Die Marzahner Mühle steht für Besichtigungen oder für die Teilnahme an Führungen offen.

Wer mehr über Alt-Marzahn erfahren möchte, dem sei die Tour: Plattenbau und Angerdorf; so ist nur Marzahn! zu empfehlen.

Der Spaziergang lässt sich bequem mit dem Smarthone öffnen und starten. Hier der Link zur Tour.

Auch im Restaurant „Adlermühle“ lässt es sich gut speisen, aber das Mehl der nahegelegenen Mühle ist ausgegangen.

Seit der Müller ausgezogen ist, bringen die Sportler des Schwimmvereins Friesen 1895 hier Leben unter die Flügel, auch wenn sie nicht mehr komplett am Rumpf hängen. Seit Jahren fehlt der Adlermühle an der Ecke Säntisstraße/Buchsteinweg im Ortsteil Mariendorf ihr vierter Windmühlenflügel. Der Flügel musste vorsorglich abgenommen werden, weil der Verdacht auf Fäulnis bestand und der Liegenschaftsfonds als Eigentümer sich einen denkmalgerechten Ersatz nicht leisten konnte.

Bis 1931 wurde die Mühle durch Windkraft betrieben, danach bis 1959 mit elektrischem Antrieb. Nach dem Krieg verschwanden deshalb auch die Flügel. Erst nachdem die ursprüngliche Nutzung der Mühle Ende der 1950er-Jahre aufgegeben wurde und der Schwimmverein Friesen im Jahr 1968 sein Vereinsheim hier errichtete, wurden sie 1982 wieder rekonstruiert.

Auch die Holländer-Mühle in Zehlendorf hat eine bewegte Geschichte hinter sich, nachdem sie 1879 erbaut wurde. Ab 1898 hatte sie einen Petroleummotor, weil der Wind nicht ausreichte, 1918 erfolgte der Umbau auf einen Gasmotor und ab 1921 wurde sie mit einem Elektromotor betrieben. Die Flügel, obwohl nutzlos, verblieben erstmal am Baukörper. Im Krieg 1943/44 wurden die Flügel dann demontiert. Die Mühle sollte aus der Luft nicht als solche erkennbar sein und für Luftangriffe keinen Orientierungspunkt bieten.

Heute ist die Mühle an der Schlettstadter Straße 110 wohl das ungewöhnlichste, bewohnte Haus in ganz Zehlendorf. 1997 fand sich ein Investor, der die Mühle in Absprache mit den Denkmalschützern aufwändig saniert hat und sie zu einem privaten Wohnhaus umbaute. So konnte die historische Backsteinfassade erhalten bleiben.

Bleibt noch die Gatower Bockwindmühle, deren Entstehungsdatum nicht genau bekannt ist. Es muss so zwischen 1824 und 1845 gewesen sein, als sie auf dem 52 Meter hohen Kirchberg, dem heutigen Windmühlenberg, ihre Flügel im Wind drehen ließ, bis sie einem Brand zum Opfer fiel.

Im Rahmen der 750-Jahrfeier des Ortsteils wurde in den Jahren 2007/2008 im Ortskern Gatow die einst historische Bockwindmühle an der Buchwaldzeile wieder errichtet. Somit lässt sich das ehemalige Wahrzeichen des Dorfes wieder bewundern. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt. 

Foto Mühle Gatow: A.Savin, Wikipedia

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