Insel der Jugend

Über die Abteibrücke zur Insel der Jugend

1949 erhielt die kleine Insel in der Spree in Treptow, nahe dem Plänterwald den Namen „Insel der Jugend“, weil der Ost-Berliner Magistrat ein Mädchenwohnheim auf der Insel errichten ließ.  

Doch die Geschichte des kleinen Eilands ist viel älter.

Im Jahr 1860 erwarb der Rixdorfer Bürger Emil Heinicke das zuvor herrenlose Eiland von der Stadt. Auf alten Karten ist es als Treppbruch oder Treptower Bruch bezeichnet. Es war zu dieser Zeit nicht mehr als eine kleine Erhebung, die mit Röhricht bewachsen war.

Mit Hilfe von Straßenmüll und Erde entstand nach und nach eine Fläche von rund 1,8 Hektar. Heinicke starb bei einem Ausflug mit einem Segelboot auf dem Müggelsee. Sein Schwiegersohn übernahm die Insel und begann mit der Aufzucht von Kaninchen. Doch er hatte ebenfalls keinen Erfolg, sodass die Insel in den darauffolgenden Jahren mehrfach den Besitzer wechselte.

1896 wurde die Insel in die Berliner Gewerbeausstellung im Treptower Park einbezogen und erscheint auf alten Karten als Neu-Spreeland.

Später hieß sie Abteiinsel, benannt nach dem Restaurant, das 1896 anlässlich der Gewerbeausstellung im Stil einer schottischen Klosterruine (Abtei) dort errichtet wurde und 1914 abbrannte.

Die Insel war zu dieser Zeit nur mit einer Fähre zu erreichen. Es gab zwar schon 1904 erste Pläne für eine Brücke, doch die Treptower Gastronomen, die Konkurrenz fürchteten und die Bewohner aus Stralau, die meinten, die Insel gehört zu Stralau, wehrten sich gegen einen Brückenbau.

Den Streit entschied schließlich Neukölln, das 1913 die Insel für eine halbe Million Mark erwarb und nun den Brückenbau vorantrieb. Das 1916 fertiggestellte Bauwerk gilt als eine der ersten Stahlbetonbrücken Deutschlands.

In den 1970er Jahren lag am Ufer der Insel ein umgebauter Schleppkahn, auf dem regelmäßige Tanzveranstaltungen durchgeführt wurden. Auf der Insel selbst fanden im Sommer Konzerte statt. Seit 1984 hat der Jugendclub INSEL im Brückenhaus sein Domizil.

Nach der Wende übernahm der Kulturalarm e. V. den Betrieb des Jugendclubs und organisierte auf der Insel auch wieder regelmäßig Kulturveranstaltungen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt


 

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