Wo die ehemaligen DDR-Politiker wohnten.
Das „Städtchen“ im Majakowskiring hat sich selbst versorgt.
Berlin-Pankow I Udo Lindenbergs Lied vom
„Sonderzug nach Pankow“ hatte schon seine Berechtigung, denn die meisten
hochrangigen DDR-Politiker wohnten im Bezirk Pankow im Majakowskiring im
Ortsteil Niederschönhausen. Das Viertel war zeitweise das abgeschlossene
Wohngebiet für Mitglieder der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED)
und der DDR-Führung, bevor sie sich dann nach Brandenburg in den Wald nach
Wandlitz zurückzogen.
Nach 1945 erklärte die sowjetische Besatzungsmacht das gesamte Areal zum Sperrgebiet, das auf dem Passierschein als „Städtchen“ bezeichnet wurde. Das Wohnviertel wurde nach der Gründung der DDR von der SED übernommen und ab 1949 in ein abgesperrtes Wohngebiet für die Machtelite der DDR-Führung umgewandelt.
Seit 1950 trägt die Straße den Namen des russischen Dichters
Wladimir Wladimirowitsch Majakowski. Die anliegenden Häuser, die überwiegend
Villen-Charakter haben, bewohnten überwiegend bis zu ihrer Flucht und
Enteignung nach dem Krieg in erster Linie Industrielle. Die Immobilien wurden
beschlagnahmt und teilweise enteignet.
Danach wohnte die gesamte Staatsspitze dort: Wilhelm Pieck (Hausnummer 29), Otto Grotewohl (Nummer 46/48), Walter Ulbricht (Nummer 28/30), Willi Stoph (Nummer 64), Erich und Margot Honecker (Nummer 14), Günter Schabowski (Nummer 63), Kurt Hager (Nummer 55), und Horst Sindermann, (Nummer 5/21/55a) und in der Nummer 34 wohnte der Dichter und Kulturminister Johannes R. Becher – um nur einige zu nennen.
Wer wissen möchte wo der Minister für Staatssicherheit der
DDR, Erich Mielke gewohnt hat, muss ganz in der Nähe zur Stillen Straße 10
gehen.
Das „Städtchen“ hatte eigene Versorgungseinrichtungen, die auch von Staatsgästen genutzt werden konnten: zwei HO-Läden, einen Friseursalon und einen Schneider. Für die Funktionärskinder gab es einen eigenen Kindergarten. Der sportbegeisterte Ulbricht ließ einen Tennisplatz anlegen. Eine Mauer schirmte die Bewohner am Majakowskiring von der Außenwelt ab. Diese Abgrenzung blieb auch nach dem Umzug der Politiker nach Wandlitz im Jahre 1960 erhalten.
Trotz mancher Neubauten hat sich der Majakowskiring mit
seinen Gründerzeitvillen auch heute die reservierte Biederkeit bewahrt. Wer
mehr erfahren möchte, kann die App von lialo nutzen und mit seinem Smartphone
eine Tour durch Pankow machen und auch das „Städtchen“ besuchen.
Hier der Link zur Tour: Pankow – Vom Dorf zur Residenzidenz. Text
und Fotos: Klaus Tolkmitt
Hier der Weg zum Majakowskiring
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