Spaziergang durch den Schillerkiez

Vom großbürgerlichen Glanz zur urbanen Erneuerung.

Berlin-Neukölln I Zwischen Columbiadamm, Tempelhofer Feld und Hermannstraße liegt ein Stück Berliner Geschichte, das sich leise, aber eindrucksvoll entfaltet: der Schillerkiez. Wer hier entlangschlendert, entdeckt nicht nur prachtvolle Altbauten und eine großzügige Promenade, sondern auch die Spuren eines Viertels, das einst für die „Besserverdienenden“ konzipiert wurde – und heute mitten im Wandel steckt.

Ein Viertel mit Geschichte

Der Schillerkiez entstand um 1900 auf ehemaligem Ackerland vor den Toren der damaligen Stadt Rixdorf (heute Neukölln). Ziel war es, ein gehobenes Wohnquartier zu schaffen – als Kontrast zur Arbeitersiedlung auf den Rollbergen. Und das gelang: Um 1905 galt der Kiez als schönste Wohngegend Rixdorfs. Platanengesäumte Gehwege, Blumenrondells, englischer Rasen und Parkbänke verliehen der Schillerpromenade ein fast mondänes Flair

Die Architektur spricht bis heute Bände: prächtige Fassaden, breite Mittelpromenade, und ein städtebauliches Konzept, das auf Lebensqualität setzte. Öffentliche Einrichtungen wie die Volksschulen in der Mahlower und Weisestraße wurden früh gebaut – letztere ist bis heute als Karl-Weise-Grundschule ein zentraler Bildungsort im Kiez.

Zwischen Wohnkomfort und Vergnügungsmeile

Auch wenn die Wohnungen meist kompakt waren – Ein- bis Zwei-Zimmer mit Küche, Bad und eigenem Korridor – boten sie für damalige Verhältnisse viel Komfort. Im Erdgeschoss florierten Gewerbe und Gastronomie. Die Nähe zur Hermannstraße, die sich schon vor 1900 zur Vergnügungsmeile mit Theatern, Tanzsälen und Biergärten entwickelte, machte den Kiez besonders attraktiv.

Vom Randgebiet zum Hotspot

Lange galt der Schillerkiez als Randlage – direkt am Tempelhofer Flugfeld, das dem Viertel eher den Ruf einer „Arme-Leute-Gegend“ verlieh. Doch mit der Schließung des Flughafens 2008 änderte sich alles. Die riesige Freifläche wurde zum beliebten Park, und das Viertel rückte ins Visier von Investoren und Stadtplaner:innen.

Zukunft in Bewegung: Umbau der Schillerpromenade

Die Schillerpromenade samt Herrfurthplatz wird umgestaltet. Ziel: mehr Aufenthaltsqualität, bessere Funktionalität und ein harmonisches Gesamtbild. Besonders rund um den Herrfurthplatz wird auf vielfältige Nutzung geachtet – von Fußgängerzonen über Radwege bis hin zu ruhigen Verweilorten. Auch der Zugang zur Genezarethkirche wird neu gedacht.

Ein zentrales Thema ist die Anpassung an den Klimawandel: Begrünung, Entsiegelung und neue Gestaltungselemente sollen nicht nur schöner aussehen, sondern auch das Mikroklima verbessern und das Leben im Kiez angenehmer machen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

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