Dienstag, 10. November 2020

"WIR" - weltoffen, individuell, respektvoll

 



















Menschliche Eichenholzskulptur in der Landesvertretung

Bei einem Spaziergang zwischen Potsdamer Platz und Brandenburger Tor, auf Höhe der Hessischen Landesvertretung an der Ecke Ebertstraße/In den Ministergärten, fällt eine Skulptur ins Blickfeld, die auf einer Anhöhe steht.

Der hessische Künstler Stephan Guber hat 2017 das Projekt: „Wir – weltoffen, individuell, respektvoll“, mit fünf lebensgroßen menschlichen Eichenholzskulpturen geschaffen und zu einer Gruppe arrangiert.

Zwei Jahre hat Guber an der Installation gearbeitet, die auf dem Gelände mit Resten der Bunkeranlage der Reichskanzlei einen „exponierten Platz“ erhalten hat. Außerdem lag das Areal während der Teilung Deutschlands mitten im Todesstreifen.

„Wir“, das ist ein Kreis von Menschen, in den die eigene Person eingeschlossen ist – aber „wir“, das ist auch der Kreis, der sich schließt und andere als nicht dazugehörig ausschließt, eben „ihr“. Es kommt auf den Standpunkt an, von dem aus jemand nicht nur beobachtet, sondern auch spricht.

Stephan Guber greift diese Themen auf, indem er fünf sehr unterschiedliche menschliche Skulpturen schafft, die sich wegen ihrer ausgeprägten Individualität zu einer Gruppe formieren. Sie treten „durch Positionierung, Haltung, Mimik, und Blick mit sich selbst, untereinander, aber auch mit den Betrachtern in einen subtilen Dialog. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Montag, 12. Oktober 2020

Seltene Tiere im Erpetal entdecken

Ein Spaziergang durch das Landschaftsschutzgebiet

Wenige Minuten vom S-Bahnhof Friedrichshagen im Berliner Bezirk Köpenick steht man mitten im Landschaftsschutzgebiet des Erpetals. Das 32 Kilometer lange kleine Flüsschen ist ein Nebenfluss der Spree und entspringt einem Quellgebiet im brandenburgischen Werneuchen.

Das Erpetal ist eines der letzten erhaltenen Fließtäler der Region, mit üppigen Feuchtwiesen und seltenen Pflanzen- und Insektenarten, die sonst kaum noch zu sehen sind.

Hält man die Augen offen und den Mund zu, dann zeigen sich schon mal Eisvogel, Prachtlibelle, Moorfrosch, die Ringelnatter oder der Biber in ihren natürlichen Lebensräumen. Da die Moorböden der Erpetalwiesen relativ schlecht zu bewirtschaften sind, übernehmen Wasserbüffel und robuste Rinderrassen die „Pflege“ der Wiesen und Weiden.

Einen kleinen Abschnitt des Landschaftsschutzgebietes haben wir ab Bahnhof Friedrichshagen erwandert.

Gleich hinter dem Bahnhof beginnt der Kurpark, der schon seit dem Ende des 19. Jahrhundert besteht, als die damalige Stadt Cöpenick Friedrichshagen zum Kurort ausbauen wollte. Im Jahr 1880 ließ die Stadt eine Trinkhalle, einen Sanitätspavillon sowie eine Kurgaststätte mit einer Musikhalle errichten. 1914 wurde die Anlage um einige Tennisplätze sowie im Jahr 1930 um das Naturtheater erweitert. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage zerstört, 1958 jedoch wiederaufgebaut.

Vom damaligen Kurpark ist heute allerdings kaum noch etwas übriggeblieben, außer dem Namen im Stadtplan, einem Freiluftkino und den Tennisplätzen.

Die Straße „Hinter dem Kurpark“ bringt uns zur Erpe. Wir folgen dem schmalen Pfad links des Flüsschens und laufen in Fließrichtung. Schon gleich tauchen wir ein in üppige Natur mit moorigen Böden, hohem Schilf und seltenen Pflanzenarten, wie Blutweiderich und gelbe Wiesenraute.

Rechter Hand die Erpe, links die Wiesenlandschaft mit Rindern, kommen wir nach rund 700 Metern an eine weitere Brücke, die wir überqueren. Wir folgen 150 Meter der S-Bahn-Linie und biegen rechts in den Spitzwegerichweg ein, der uns durch eine kleine Gartensiedlung führt. Der nächste Abzweig links bringt uns direkt in den Kiefernwald, der später in einen Mischwald übergeht. Nach rund 700 Metern kommen wir aus dem „dunklen“ Wald auf eine „helle“ Lichtung. Auf dem ehemaligen Schießgelände „Mittelheide“ blüht im August/September an einigen Stellen „Erika“, zwischen Birken und Wacholderbüschen. Von einer blühenden Heidelandschaft in ist jedoch nichts zu sehen, da gibt es im Land Brandenburg größere Landstriche, die zu einer Heidewanderung einladen.

Das lichte Gebiet mündet wieder in Mischwald, den wir in einem leichten Rechtsbogen durchwandern und im Ortsteil Ravenstein über die Mühlenstraße wieder zur Erpe gelangen.

Wir überqueren die Erpe, um wieder linksseitig dem Fluss zu folgen. Vorbei an Kleingartenanlagen und urwüchsiger Natur kommen wir an den Ausgangspunkt zurück, der uns über die Straße „Hinter dem Kurpark“ wieder zum S-Bahnhof Friedrichshagen führt. Der zirka 6 Kilometer lange Rundweg ist gemütlich in zwei Stunden zu bewältigen. 
Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Montag, 5. Oktober 2020

Berlins älteste Brücke























Klappbrücke über den Spreekanal

Die erste Brücke, die in Berlin entstand, führte über einen Arm der Spree auf die Spreeinsel der Doppelstadt Cölln-Berlin. Wir schreiben das beginnende 13. Jahrhundert und Berlin lag noch im sumpfigen Urstromtal.

1737 zählte Berlin schon 26 Brücken und bis 1838 stieg ihre Zahl auf 98 an. Eine dieser Brücken ist die Jungfernbrücke von 1798. Sie gilt derzeit als die älteste Brücke der Stadt und ist bis heute unverändert geblieben. Sie überspannt in Berlin-Mitte den Spreekanal und verbindet die Friedrichsgracht mit der Oberwasserstraße und war bis 1919 als Klappbrücke in Betrieb. Mithilfe von Ketten und Rädern kann ihre Mitte angehoben werden, sodass Boote passieren können.

Für ihren Namen „Jungfernbrücke“ gibt es mehrere Erklärungen. Nach einem alten Hochzeitsbrauch musste die Braut über die Brücke gehen. Knarrten die Bohlen, war das Mädchen nicht mehr Jungfrau. Aber die Bohlen knarrten immer. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt