Sonntag, 19. Juli 2020

Die Wassertürme im Marienpark



























Im „Marienpark Berlin“ an der Lankwitzer Straße im Bezirk Tempelhof-Schöneberg wurde 1900/01 das Gaswerk Mariendorf errichtet. Zu damaliger Zeit war es das größte Gaswerk in Berlin. Es versorgte vor allem die südlichen Bezirke und Ortsteile Berlins mit Stadtgas.

Die Gebäude des Gaswerks hatten eine der norddeutschen Backsteingotik frei nachempfundene Gestaltung. Im Jahr 1996 wurde das Gaswerk stillgelegt und die Anlagen zurückgebaut. Erfreulicherweise sind einige historische Bauten nach einer Restaurierung erhalten geblieben.

Das Gelände ist inzwischen neu erschlossen und verschiedene Unternehmen haben sich hier niedergelassen.

Blickfang auf dem weitläufigen Areal sind die beiden unter Denkmalschutz stehenden Wassertürme des alten Gaswerkes. Der alte Turm mit einer Höhe von 29 Metern, der zwischen 1900 und 1907 erbaut wurde, passte sich der Backsteingotik an, der neue (modernere) Turm wurde 1968 errichtet und ist 48 Meter hoch.

 

Info zu den Berliner Wassertürmen: 

Die Wassertürme hatten einen Behälter zur Speicherung von Trinkwasser. Sie wurden besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut und in Betrieb genommen. Sie waren über das gesamte Stadtgebiet verteilt und stehen heute (wenn noch erhalten) fast alle unter Denkmalschutz. 

Die erhöhte Lage des Behälters sorgte für einen konstanten Druck im Wassernetz und versorgte die angeschlossenen Gebäude mit Hilfe des aus der Schwerkraft resultierenden hydrostatischen Drucks mit Trinkwasser. Der Hochbehälter diente dabei als Ausgleichsbehälter und musste ständig mit Hilfe von Pumpen nachgefüllt werden, damit der Pegel möglichst auf gleicher Höhe blieb.

Die Berliner Wassertürme zeigen ein vielfältiges Erscheinungsbild. Mal wurden sie aus gotischem Backstein errichtet, mal aus Beton oder auch aus Stahl. Leider haben alle Türme heute keine Bedeutung mehr in der Wasserversorgung und werden u.a. als Wohnraum, Galerie, Kultureinrichtung oder Museum unterschiedlich genutzt.  Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Mittwoch, 1. Juli 2020

Berlins höchster Baum


Berlins höchster Baum

Die „Burgsdorf-Lärche“ überragt alle Bäume im Tegeler Forst

Der Tegeler Forst gehört zu den schönsten und wichtigsten Naherholungszielen in Berlin. Der Wald zwischen Heiligensee und Alt-Tegel hat zudem eine besondere Attraktion aufzuweisen. Mit rund 45 Metern steht am Mühlenweg Berlins höchster Baum. Die Tegeler Lärche oder auch „Burgsdorf-Lärche“ genannt, ließ 1795 Friedrich August Ludwig von Burgsdorf an folgenden Koordinaten pflanzen: N 52°35.727, E 013°14.606.

Burgsdorf war damals Direktor der Forstakademie in Berlin. Dass der Baum über 200 Jahre später noch immer an seinem Platz steht, im Winter seine Nadeln abwirft und im Frühjahr neu austreibt, konnte er sicher nicht ahnen. Die Europäische Lärche (so der offizielle Name) war 2012 der Baum des Jahres und kann bis zu 50 Meter hoch werden. Die Berliner Lärche mit ihrem Stammumfang von knapp 3 Metern hat also noch Luft nach oben.

Mit der Humboldteiche im Schlosspark Tegel oder der Kaisereiche auf der Verkehrsinsel an der Kreuzung Rhein- und Saarstraße in Friedenau, hat Berlin weitere ungewöhnliche Bäume, über die es einiges zu erzählen gibt. Ganz in der Nähe der „Burgsdorf-Lärche“ steht an der Malche (Tegeler See) die „Dicke Marie“ in Alt-Tegel. Die knorrige Eiche ist Berlins ältester Baum. Text und Foto: Klaus Tolkmitt


Sonntag, 28. Juni 2020

Berlin dankt Frankreich



















Denkmal erinnert an Französische Truppen in Berlin

Genau auf der Grenze zwischen den Berliner Bezirken Reinickendorf und Wedding steht auf dem Kurt-Schumacher-Damm etwa 200 Meter hinter der U-Bahn-Station Kurt-Schumacher-Platz ein Denkmal, das so gar nicht nach einem Denkmal aussieht.
Der bekannte Schweizer Bildhauer Max Bill hat hier zum Anlass der Verabschiedung der französischen Truppen aus Berlin, 1994 mehrere Säulenquader aus unterschiedlichen Graniten im Quadrat aufgestellt. Das begehbare Denkmal soll die Verbundenheit zwischen Deutschland und Frankreich symbolisieren und zeigt die Farbtöne der deutschen Nationalfahne und der französischen Trikolore. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Freitag, 19. Juni 2020

Vom Flugfeld zum Landschaftspark

Die „fliegenden Kisten“ aus Johannisthal

Der Motorflugplatz Johannisthal-Adlershof wurde 1909 vor den Toren Berlins eröffnet und erfreute sich schon bald großer Beliebtheit. Es entstanden Luftschiffhallen für Zeppeline und Motorflieger, die auf dem Gelände Schauveranstaltungen und Flugwettbewerbe durchführten, um das private Unternehmen zu finanzieren. Allein auf der überdachten Haupttribüne fanden über 2000 Besucher Platz und auf einer weiteren, offenen Tribüne noch einmal 1700.

In Johannisthal versammelten sich die Flugpioniere, um ihre teilweise skurrilen Konstruktionen zu testen und vorzuführen. Bekannt geworden ist beispielsweise Melli Beese, die erste Frau, die in Deutschland die Prüfung zum Erwerb eines Privatpilotenscheins ablegte und nach der in der Nähe des Flughafens eine Grundschule und eine Straße benannt sind.

1909 endete der erste Überlandflug über Deutschland in Johannisthal, als Hubert Latham seine Maschine zum „Konkurrenz-Fliegen“ überführte. Der erste Deutschlandflug wurde am 11. Juni 1911 vom Flugplatz Johannisthal aus gestartet. Der erste Dauerflug über mehr als 24 Stunden wurde vom 10. bis 11. Juli 1914 vom Albatros-Werkspiloten Reinhold Böhm durchgeführt. Es sollen hunderttausende Zuschauer gewesen sein, die im Oktober 1913 zum Flugplatz Johannisthal strömten, um bei den abenteuerlichen Flugvorführungen des französischen Starpiloten Adolphe Pégoud dabei zu sein.

Leider gab es auch spektakuläre Unfälle auf dem Flugfeld. Am 29. September 1911 verunglückte hier der Luftfahrtpionier Paul Engelhard tödlich und am 17. Oktober 1913 fing der Marine-Zeppelin LZ 18 Feuer und 28 Menschen kamen ums Leben.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde der Flugplatz militärisch genutzt und die industrielle Fertigung von Aufklärungs- und Kampfflugzeugen vorangetrieben.

Während des Krieges galt Johannisthal als Flugzeug-Erprobungsstelle für Jagdflugzeuge, bei denen die besten Piloten der Front die neuen Baumuster testeten. Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg begann in Johannisthal am 5. Februar 1919 die Geschichte der zivilen Luftpost in Deutschland.

Als 1923 der Flughafen Tempelhof eröffnete, nahm die zivile Bedeutung des Flugplatzes stark ab. Im Dritten Reich wurde Johannisthal hauptsächlich als Versuchsfeld für die geheime Aufrüstung der Wehrmacht genutzt. Zu DDR-Zeiten nutzte man das Areal bis in die 1980er Jahre hinein militärisch. Nach der Wende verlor der Flugplatz weiter an Bedeutung und wurde 1995 offiziell geschlossen.

Im Kernbereich werden rund 26 Hektar des ehemaligen Flugfeldes seit 2003 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Dem Landschaftspark sieht man seine Vergangenheit kaum noch an. Statt Flugzeuge landen Schmetterline, Bienen und Vögel auf den geschützten Pflanzen.

Um das Naturschutzgebiet herum führt ein teilweise erhöhter Wanderweg, der einen freien Ausblick auf das naturbelassene Areal bietet und die Möglichkeit gibt, zu den Grünflächen für Sport, Spiel und Freizeit zur gelangen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Dienstag, 16. Juni 2020

Urbanes Berlin in Moabit


Kulturfabrik lebt bürgerschaftliches Engagement

Das ehemals als Fabrik und Lager genutzte Haus in der Lehrter Straße 35 im Berliner Ortsteil Moabit im Bezirk Mitte drohte zu verfallen, obwohl es (oder gerade) seit 1911 unter Denkmalschutz steht. 

Nach langem Leerstand wurde es 1991 als „Kulturfabrik Moabit“ von Anwohnern, Studenten und Künstlern als Verein wiedereröffnet und hat sich zu einem soziokulturellen Kulturhaus mit Theater, Kino, Konzerten, Café und pädagogischer Betreuung für Kinder und Jugendliche entwickelt.

Werkstatt-Workshops und Nachbarschaftshilfe gehören zu den Standardangeboten der Kulturfabrik, die in einem Haus mit langer Geschichte untergekommen ist. Das 1911 für den Wertheim-Konzern erbaute Haus beherbergte gleich mehrere Berliner Industrie- und Handwerksbetriebe, angefangen von einer Heeresfleischerei, Keksfabrik, Konservenfabrik bis hin zu einem Steinmetzbetrieb. 

Heute sind mehrere Vereine für das Innenleben der Räumlichkeiten verantwortlich und sorgen mit ihrem Programm für ein Stück ursprüngliches urbanes Berliner Leben und bürgerschaftliches Engagement. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt