Sonntag, 28. November 2021

Ein Preuße in München

Ein Preuße aus Berlin gründet den FC Bayern München

Wir schreiben das Jahr 1900, als der Berliner Franz John aus Pankow nach seiner Ausbildung zum Fotografen nach München geht, um dort als Preuße bayerische Geschichte zu schreiben.

Als begeisterter Fußballfan und -spieler schloss sich der gebürtige Pritzwalker der Fußballabteilung des Männer Turnvereins (MTV) 1879 München an. Nach einem Streit zwischen seinem Verein und dem Süddeutschen Fußballverband verließen, unter der Führung von John, die Balltreter den MTV und gründeten einen eigenen Verein.

Es war die Geburtsstunde des FC Bayern München.

Ein Preuße aus Berlin war nicht nur der Hauptinitiator der Vereinsgründung, der Pankower wurde 1900 sogar zum ersten Präsidenten des FC Bayern München gewählt. Heute vermutlich unvorstellbar.

Nach drei Jahren an der Vereinsspitze trat John 1903 von seinem Präsidentenamt zurück.

Er ging zurück nach Berlin und eröffnete in der Kreuzstraße 16 in Pankow ein Fotolabor. John blieb auch weiterhin dem Fußballsport treu und wurde später auch Präsident des VfB Pankow.

Doch dann verliert sich seine Spur, bis sein Grab im Brandenburgischen Fürstenwalde wiederentdeckt wurde.

Vereinsamt soll er im Alter von 80 Jahren gestorben sein. Erst als der FC Bayern zum 100. Gründungstag des Vereins auf dem verfallenen Grab Johns einen Gedenkstein aufstellen ließ und an seine Verdienste um den Verein erinnerte, wurde die Geschichte bekannt.

Diese und viele andere Geschichten aus Pankow sind auch hier zu finden: Tour durch Pankow 

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Text: Klaus Tolkmitt Foto: Wikipedia

Samstag, 13. November 2021

Der "Dicke Hermann" von Prenzlauer Berg

Berlins ältester Wasserturm

Mitten im Kollwitzkiez auf dem „Windmühlenberg“ im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg ragt zwischen Knaackstraße und Belforter Straße der „Dicke Hermann“ zwischen den schön sanierten Häusern hervor. Mit seinen fast 150 Jahren ist er der älteste Wasserturm der Stadt. Es gibt noch einiger dieser dicken oder auch hohen Türme im Stadtbild, die einst die Wasserversorgung für die Bevölkerung sicherstellten.

Der Wasserturm versorgte das einstige Arbeiterviertel und die Brauereien in Prenzlauer Berg mit Wasser. Das Wasser wurde der Spree entnommen und mit Dampfdruck in den Behälter des Wasserturms und in die unterirdischen Reservoirs befördert. Aus den Speichern wurde das Wasser dann in die Wohnhäuser geleitet.

Während des Dritten Reichs missbrauchten die Nazis das Maschinenhaus auf dem Gelände als „wildes Konzentrationslager“, welches sie im Juni 1935 dann jedoch sprengten. Das Gelände wurde zur Grünanlage. Seit 1981 erinnert eine Gedenktafel auf dem Gelände des Wasserturms an die Verbrechen.

Der Wasserturm, den die Prenzelberger liebevoll „Dicker Hermann“ nennen, trägt schon lange nicht mehr zur Wasserversorgung bei.  Im Jahr 1952 wurde die gesamte Anlage außer Funktion gesetzt und dient heute als Wohnanlage.

 

Info zu den Berliner Wassertürmen:

Die Wassertürme hatten einen Behälter zur Speicherung von Trinkwasser. Sie wurden besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut und in Betrieb genommen. Sie waren über das gesamte Stadtgebiet verteilt und stehen heute (wenn noch erhalten) fast alle unter Denkmalschutz. Die erhöhte Lage des Behälters sorgte für einen konstanten Druck im Wassernetz und versorgte die angeschlossenen Gebäude mit Hilfe des aus der Schwerkraft resultierenden hydrostatischen Drucks mit Trinkwasser. Der Hochbehälter diente dabei als Ausgleichsbehälter und musste ständig mit Hilfe von Pumpen nachgefüllt werden, damit der Pegel möglichst auf gleicher Höhe blieb. Die Berliner Wassertürme zeigen ein vielfältiges Erscheinungsbild. Mal wurden sie aus gotischem Backstein errichtet, mal aus Beton oder auch aus Stahl. Leider haben alle Türme heute keine Bedeutung mehr in der Wasserversorgung und werden u.a. als Wohnraum, Galerie, Kultureinrichtung oder Museum unterschiedlich genutzt. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Donnerstag, 4. November 2021

Ein Wahrzeichen aus der Dampflok-Ära

Der Wasserturm im Natur-Park Schöneberger Südgelände

Mit seinen 55 Metern blickt der Wasserturm im Natur-Park Schöneberger Südgelände majestätisch über die Baumspitzen und lockt in das ehemalige Bahnbetriebswerk am S-Bahnhof Priesterweg.

Mit der Restaurierung wurde der Turm 2019 als weithin sichtbares Wahrzeichen wieder instandgesetzt. Er gehörte einst zu dem 1889 fertiggestellten Rangierbahnhof Tempelhof und war das Wasserreservoir für die Dampflokomotiven, von denen auf dem Gelände ganz in der Nähe ein Schmuckstück aus vergangenen Zeiten zu besichtigen ist.

1952 wurde der Bahnbetrieb eingestellt und es entstanden zwischen den Gleisen, die zum Teil noch sichtbar sind, wertvolle Trockenrasen, Hochstauden und ein „Urwald“. In den 1970er-Jahren sollte der Güterbahnhof noch einmal reaktiviert werden, doch die Natur hatte schon so weit eingegriffen, dass ein Umdenken einsetzte und das Vorhaben zu den Akten gelegt wurde.

So ist aus dem reinen Industriegelände ein Park geworden, der Natur und Technik hervorragend miteinander verknüpft und zu großen Teilen als Landschaft- und Naturschutzgebiet ausgewiesen ist.

Bewusst wurde an einigen Stellen das Areal der „verwilderten Natur“ überlassen, damit seltene Tierarten ihre „Stadtwohnung“ behalten. Gottesanbeterinnen, Eulen und etliche Wildbienenarten haben hier ein Zuhause gefunden.

Die Vielfalt des Parks als Kunst-, Kultur und Landschaftspark lässt sich auf ausgeschilderten Rundwegen von einem bzw. drei Kilometern besonders gut erkennen. 

Außerdem bietet die lialo-Tour: Der Berliner Ochse aus Tempelhof  einen interessanten Rundgang durch Tempelhof. Die Tour beginnt in Alt-Tempelhof und endet im Natur-Park Schöneberger Südgelände.Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Donnerstag, 14. Oktober 2021

Der Berliner Spreewanderweg BWW1

Von Albrechtshof nach Hessenwinkel

2. Etappe (Alternativ-Strecke). Bahnhof Spandau bis U-Bahn-Station Ruhleben

Berlin hat 20 grüne Hauptwege, auf denen man wandern, flanieren oder einfach nur spazieren gehen kann. Das Wege-Netz durch die grünen Korridore der Stadt umfasst mehr als 550 Kilometer, auf denen man weitestgehend vom fließenden Verkehr verschont bleibt und auch den Lärm einer Großstadt nicht mehr als belästigend wahrnimmt.

Der Spreeweg ist als Wanderweg 1 ausgeschildert und hat eine Gesamtlänge von 59 Kilometer. Er ist damit mit Abstand der längste grüne Hauptweg durch die Hauptstadt. Er beginnt im Westen an der Grenze zu Falkensee am Bahnhof Albrechtshof an der Seegefelder Straße und endet im Osten in Hessenwinkel zur Grenze nach Erkner.

Er begleitet die Spree quer durch die Stadt und zeigt dabei die unterschiedlichen Facetten, Kleingärten und Industrieflächen, aber auch die mittelalterlichen Stadtkerne von Spandau und Köpenick.

Wir wollen den Weg in mehreren Etappen absolvieren und dabei auf Sehenswertes und Interessantes am Wegesrand aufmerksam machen. Für An- und Abfahrt wählen wir öffentliche Verkehrsmittel und richten danach die Länge der Tour aus.

Die 2. Etappe beginnt am Bahnhof Spandau. Wenn wir den Bahnhof verlassen haben, sehen wir schräg gegenüber den mächtigen Turm vom Rathaus. Wir nehmen an der Kreuzung den Ampelübergang und gehen bis auf den Rathausvorplatz. Dort suchen wir links vom Haupteingang den Durchgang, um auf die andere Seite des Rathauses zu kommen. Achte auf das Wanderschild mit der Nummer 1, um auf dem richtigen Weg zu sein. Wir kommen geradewegs an die Havel.

Nachdem wir den ersten Blick auf das Wasser genossen haben, gibt es zwei

Möglichkeiten. Radfahrer biegen links auf den Promenadenweg ein und folgen weiter der „1“.

Wanderer nehmen den rechten Weg und überqueren die Havel an der S-Bahn-Brücke.

Später führen beide Wege wieder zusammen. Die Wanderer ersparen sich den langen Weg durch das Industriegebiet.

Am Ende der Brücke unterqueren wir diese und folgen weiter der Grunewaldstraße. Nach ca. 250 Meter, wenn die Grunewaldstraße rechts

abbiegt, gehen wir geradeaus weiter durch die Grünanlage bis zur Ruhlebener Straße, die wir an der Ampel überqueren. Ein paar Schritte weiter geht im Tiefwerderweg unsere „Reise“ weiter.

Wir suchen uns an der Kreuzung Schulenburgstraße den Überweg, um auf dem Tiefwerderweg zu bleiben, den wir dann ca. 100 Meter weiter verlassen, um links in einen Wiesenweg einzubiegen.

Jetzt bleibt es erst einmal eine Weile auf unserem Wanderweg ruhig und naturbelassen. Im Sommer riecht es

nach Wiese und Kiefernholz. Am nächsten Abzweig halten wir uns links und dann wieder rechts. Am Spielplatz schlagen wir den linken Weg ein und am Teltower Weg den Weg rechts. Wir begleiten links den Eisgrabenweg 130 Meter, um dann rechts in den Gartenweg einzubiegen. Hinter der Bahnunterführung geht’s es rechts weiter auf dem Alten Postweg. Dieser Weg führt direkt an der S-Bahn-Linie entlang in die Murellenschlucht und in den Schanzenwald.

Nach knapp einem Kilometer suchen wir uns die Wegmarkierung, um den Kammweg zu finden, der uns über den

Murellenberg führt. Dabei kommen wir an der Waldbühne vorbei und können von der Rückseite einen Blick in die riesige Open-Air-Bühne werfen. Wir folgen dem Weg weiter und entdecken die großen Spiegel, die als „Denkzeichen“ an die Ermordeten der NS-Militärjustiz am Murellenberg erinnern sollen.

Auf dem Gelände der ehemaligen Wehrmachtserschießungsstätte Ruhleben am Murellenberg wurden nach den bisherigen Ermittlungen zwischen dem 12.August 1944 und dem 14.April 1945 über 230 Personen, überwiegend Wehrmachtangehörige, wegen Fahnenflucht oder Kriegsdienstverweigerung erschossen. Der authentische Ort der Erschießungen befindet sich heute auf einem für das Publikum unzugänglichen Polizeigelände. Seit Mai 2002 steht das Denkzeichen zur Erinnerung an die Ermordeten entlang des Waldweges bis zum Ort der Erschießungen.

Höhe des Zaunes, dort wo die „Denkzeichen“ links weitergehen, bleiben wir auf dem Weg geradeaus und kommen jetzt an die „Flieswiesen“ Ruhleben. Wir durchwandern das kleine Naturparadies bis zur ersten Gabelung, der wir weiter folgen. Wir sind jetzt auf einem ausgebauten Rad-Fußweg, der uns zum Hempelsteig führt. Auf diesem Weg erreichen wir nach 250 Metern die U-Bahn-Station Ruhleben, dem Ende unserer Etappe nach gut sechs Kilometern.  Text und Foto: Klaus Tolkmitt