Hier findet Ihr kleine und große Geschichten aus dem "Dschungel" der Großstadt. Ich erzähle meine Erlebnisse von unbekannten Kleinoden, möchte aber auch Tipps geben und Hintergründe erklären, die Touristen und Berliner*innen auf den ersten Blick nicht sehen. Berlin hat viele Persönlichkeiten, deren Spuren ich aufnehme, eine Story, die erzählt werden muss und unzählige Ansichten, die ich im Bild festhalte.
Sonntag, 14. Januar 2024
Auf den Spuren von Erich Kästner
Freitag, 29. Dezember 2023
Der ungekrönte „König von Kreuzberg“
Ein Spaziergang durch die Mühlenhaupt-Höfe im Bergmannstraßen-Kiez
Wer vor 2019 durch den Bergmannstraßen-Kiez im Berliner Bezirk Kreuzberg spaziert ist, wird die Mühlenhaupt-Höfe in der Fidicinstraße 40 noch nicht kennen. Auf dem Gelände einer früheren Brauerei befindet sich hier als Teil eines Künstlerhofes mit Ateliers, Werkstätten, Proberäumen und Theatern das Kurt Mühlenhaupt Museum.
Er galt als Kreuzberger Milieu-Maler und gehörte zu der 1972
gegründeten Gruppe der Berliner Malerpoeten, einer Gemeinschaft von malenden
Schriftstellern wie Günter Grass, Aldona Gustas, Artur Märchen, Nepomuk Ullmann
und Wolfdietrich Schnurre.
Als zeitweiliger Trödelhändler und Gastwirt war Mühlenhaupt
selbst Teil des Milieus, das er so treffend und emphatisch schilderte. Zu
entdecken sind im Museum aber auch seine Brandenburger Landschaften, Aquarelle
aus Italien und Portugal, Plakate aus der Zeit der „Kreuzberger Bohème“ oder
seine Kinderbücher. Als ungekrönter „König von Kreuzberg“ war er bekannt und
populär wie Bubi Scholz oder Harald Juhnke.
Mit seiner Künstlerkneipe Leierkasten in der Zossener
Straße, in der unter anderem Gerhard Kerfin, Ingo Insterburg, Lothar Klünner
und Johannes Schenk Texte und Lieder vortrugen, Manfred Beelke, Artur Märchen
und Pit Morell ausstellten, machte er ebenso Furore wie mit seinen
„Biertrinkerblättern“.
Die behutsam sanierten Gebäude und die liebevolle Gestaltung
der urigen Hinterhöfe machen den Ort heute zu einem Kleinod in der pulsierenden
Großstadt.
Das Kurt Mühlenhaupt Museum befand sich 20 Jahre im
brandenburgischen Bergsdorf, bevor es 2019 nach Berlin zog. Im malerischen Hof
erzählen 10 Bildtafeln an den Backsteinwänden und eine Filmstation vom Leben
des Künstlers. Ein Audioguide führt auf seinen Spuren durch Kreuzberg.
Die Flächen sollen in den kommenden Jahren vergrößert und
Aktivitäten, wie Ausstellungen und das Veranstaltungsprogramm, erweitert
werden. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt
Mittwoch, 22. November 2023
Der Lietzensee mit seinen stattlichen Platanen
Wie der See zu seinem Namen kommt
Mit seinem weitläufigen Park ist der Lietzensee in Witzleben im Berliner Bezirk Charlottenburg/Wilmersdorf ein beliebter Freizeitpark, der zum Verweilen und Entspannen einlädt.
Der Name Lietzensee stammt vom Dorf Lietzow ab, das im Jahr
1719 in die damalige Stadt Charlottenburg eingemeindet wurde. Es gehörte zum
Benediktinerinnenkloster St. Marien und wurde von den Nonnen als Fischteich
genutzt.
Oft wird der Name auch auf die alte Berliner Bezeichnung
Lietze für das Blässhuhn zurückgeführt. So findet sich im Organ der Deutschen
Ornithologen-Gesellschaft von 1855 der Eintrag: „Fulica atra, Blassente,
Lietze. (So heißt ein See bei Charlottenburg, auf dem dieser Vogel häufig zu
finden ist).
Eine Sage liefert noch eine weitere Erklärung für die
Bezeichnung Lietzensee. So soll im See das Dorf Lützow versunken sein. Der
Grund für den Untergang sei nicht bekannt, aber manchmal stießen die Fischer
mit ihren Booten mitten auf dem See an die versunkene Kirchturmspitze oder ihre
Netze verfingen sich daran.
Deshalb eigne sich das Gewässer bis heute auch nicht zum
Fischen.
Ein besonderes Exemplar ist die ahornblättrige Platane, die
auch Bastard-Platane oder gewöhnliche Platane genannt wird.
Sie ist um 1650 durch eine Kreuzung aus der amerikanischen
Platane (Platanus occidentalis) und der morgenländischen Platane (Platanus
orientalis) entstanden. Dieser „Bastard“ mit seinen festen, ledrigen Blättern
ist sehr anpassungsfähig und frostfest und daher weit verbreitet.
Im Gegensatz zur Eiche, auf der viele Tiere Nahrung finden,
bietet die Platane der heimischen Tierwelt wenig Abwechselung.
Ein gutes Erkennungszeichen sind der starke Stamm mit der
glatten Rinde und die gestielten Kugelfrüchte, die bis in den Winter hinein an
den Zweigen hängen.
Die ahornblättrige Platane wächst als sommergrüner Baum und
erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 45 Metern. Es sind über 300 Jahre alte
Exemplare bekannt, die noch immer wuchskräftig sind. Die Baumkrone wird bei
älteren Exemplaren hoch und breit.
Der Baum toleriert verschmutzte Luft, reinigt diese und gilt
als unempfindlich gegenüber verdichteten Böden. In vielen Ländern mit
gemäßigtem Klima ist sie deshalb ein sehr beliebter Straßenbaum. Text und
Fotos: Klaus Tolkmitt
Dienstag, 7. November 2023
Die Bummelmeile in Friedrichshagen
Friedrich der Große steht wieder auf dem Marktplatz
Berlin-Friedrichshagen I Eine Einkaufs-Mall oder ein Shopping-Center sucht man hier vergebens, dennoch lässt sich auf der Bölschestraße in Berlin-Friedrichshagen hervorragend flanieren. Der gut ein Kilometer lange „Boulevard des Ostens“ zwischen dem S-Bahnhof und dem Müggelsee bietet neben kleinen schmucken Einkaufsläden und beliebten Restaurants Zeugnisse der Vergangenheit.
Die Bölschestraße leitet ihren Namen vom Schriftsteller Wilhelm Bölsche ab. Bölsche zu Ehren sind ein Berggrat im Riesengebirge, eine Insel in Spitzbergen, eine Schule in Berlin sowie Straßen in etlichen deutschen Städten benannt worden, darunter auch die Bölschestraße in Friedrichshagen.
Ursprünglich hieß die Straße Dorfstraße und war mit Kolonistenhäusern bebaut. Leider sind sie im Originalzustand nicht mehr erhalten. An einigen Häusern kann man allerdings die damalige Zeit noch erahnen.
Gegenüber steht auf dem „Rondel“ die Christophoruskirche, die 1903 unter der Schirmherrschaft der Deutschen Kaiserin im Stil der märkischen Backsteingotik errichtet wurde.
An der Einmündung der Bölschestraße zum Müggelseedamm erinnert das stillgelegte Betriebsgelände der Berliner Bürgerbräu an die letzte private und älteste Brauerei Berlins.
Auf dem Weg zurück zur S-Bahn fällt auf der beliebten Bummelmeile das Haus 12a besonders ins Blickfeld. Es ist ebenfalls ein ehemaliges Kolonistenhaus und heute ein kleines Schmuckstück, das liebevoll restauriert wurde. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt
Donnerstag, 19. Oktober 2023
Die Gründungsväter der Germanistik lebten in Berlin
Jacob und Wilhelm Grimm sammelten nicht nur Märchen
Wer kennt sie nicht, die Märchensammlungen der Brüder
Grimm. Mit ihren gesammelten Werken volkstümlicher Kinder- und Hausmärchen sind
sie in die deutsche Geschichte eingegangen.
Die von Jacob und Wilhelm Grimm auf Veranlassung von Achim
von Arnim und Clemens Brentano gesammelten Märchen entstanden nicht aus ihrer
eigenen Fantasie, sondern wurden nach alten, vorwiegend mündlich überlieferten
Geschichten von ihnen gesammelt und zusammengetragen und mehr oder minder stark
überarbeitet. Eine ihrer wichtigsten Quellen waren die Märchen, die die aus hugenottischer
Familie stammende Dorothea Viehmann den Brüdern erzählte. Sie waren
ursprünglich nicht nur für Kinder gedacht, sondern entstanden vor allem aus
volkskundlichem Interesse und erhielten entsprechende märchenkundliche
Kommentare. Wilhelm Grimms sprachliche Überarbeitungen schufen daraus einen
Buchmärchenstil, der bis heute das Bild von Märchen prägt.
Die Brüder waren Sprachwissenschaftler und Volkskundler. Sie
gelten gemeinsam mit Karl Lachmann und Georg Friedrich Benecke als
„Gründungsväter“ der Germanistik. Im Alter von 30 Jahren hatten sich Jacob und
Wilhelm Grimm durch ihre zahlreichen Publikationen bereits eine herausragende
Stellung erarbeitet, die im Jahr 1819 von der Universität in Marburg mit einer
Ehrendoktorwürde honoriert wurden. 1838 begannen Jacob und Wilhelm Grimm ihre
gemeinsame Arbeit am Deutschen Wörterbuch.
1840 holte sie der neue preußische König Friedrich Wilhelm
IV unmittelbar nach seiner Amtsübernahme nach Berlin. Rund 20 Jahre lang lebten
sie in Berlin, nunmehr unbelastet von finanziellen Ungewissheiten. In
Akademieabhandlungen, die sie in dieser Zeitspanne verfassten, ist viel
Lesenswertes über ihre Forschungen, ihre Interessen und ihre liberalen
politischen Ansichten zu finden. Auch die Geschichte der deutschen Sprache entstand
in dieser Zeit – ein erster Versuch, Sprachgeschichte mit Sozialgeschichte zu
verknüpfen.
Auch im Tod sind sie beisammen. Sie liegen auf dem Alten
St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg. Die Grabstätte gehört zu den
Ehrengräbern des Landes Berlin. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt