Freitag, 2. Dezember 2022

Das Institut für Normung regelt unser Leben

Am DIN-Platz in Tiergarten herrscht Ordnung

Schon seit Jahrzehnten wird in Deutschland alles „amtlich“ geregelt. So z.B. die Größe der Straßenschilder, deren Farbe und Schriftform, die Länge des Bleistiftes und die Breite des Schreibpapiers, bis hin zur quadratischen Plastiktüte und zur Temperaturregelung in Gebäuden.

Die DIN-Vorschrift war geboren und regelt seitdem die Arbeitsergebnisse der Innovation, Sicherheit und Verständigung in Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Öffentlichkeit sowie der Qualitätssicherung und Rationalisierung und dem Arbeits-, Umwelt- und Verbraucherschutz.

„Die Arbeitsergebnisse werden veröffentlicht und ihre Anwendung wird gefördert zum Nutzen der Allgemeinheit unter Wahrung des öffentlichen Interesses in geordneten und transparenten Verfahren“ so der offizielle Wortlaut des Deutschen Instituts für Normung e.V., kurz: DIN genannt. Das Institut hat seinen Sitz in Berlin (natürlich) am DIN-Platz an der Kurfürstenstraße in Tiergarten.

In dem großen Bürohaus wird alles, womit wir täglich zu tun haben, in Regelwerke verpackt. Nicht von ungefähr sind wir Deutschen Weltmeister der Normen und Vorschriften.

Ursprünglich entdeckte das Militär die Norm. Während des Ersten Weltkrieges kam es zu Nachschubproblemen, es fehlten Ersatzteile für das MG 08/15. "MG 08/15" hieß das Maschinengewehr, mit dem das Deutsche Heer kämpfte. Es wurde 1908 gebaut und 1915 weiterentwickelt, daher der Name 08/15.

Das Heer benötigte große Mengen. Die Einzelteile des Gewehrs fertigten inzwischen eine Vielzahl von Firmen an. Das Militär gab deshalb den Waffenfabrikanten Normen vor: Diese sollten gewährleisten, dass die Einzelteile der verschiedenen Lieferanten zu einer funktionierenden Schusswaffe zusammengebaut werden konnten. DIN 1 war im Jahr 1918 eine genaue Anleitung für Kegelstifte, kleine Metallteile im Maschinenbau. Inzwischen gibt es mehr als 35.000 deutsche Normen.

Die wohl am weitesten verbreitete Norm ist die DIN 476, (heute DIN EN ISO 216), besser bekannt als DIN A4. Sie stammt aus dem Jahr 1922 und regelt das Papierformat in eine Norm. Seitdem schreiben wir auf einem DIN A 4-Bogen. Bis dato gab es einen Wust an Formaten und Bezeichnungen.

Das Bezirksamt Wunsiedel übernahm im Sommer 1922 als erste Behörde das neue Papierformat als Standardvorlage. Nach und nach folgten die großen Ministerien und Industrieunternehmen. 14 Jahre dauerte es, bis sich die neuen DIN-Formate endgültig als verbindliche Größe für alle offiziellen Geschäfts- und Behördenkorrespondenzen durchsetzten. Die Regel ist inzwischen weltweit eingeführt.

Ohne es zu sehen, ist natürlich auch der DIN-Platz vor dem Institut „genormt“. Die Größe der Pflasterplatten haben eine DIN, wie auch die Betoneinfassungen der Beete. Auf den Halteverbotsschildern taucht die "DIN-Mittelschrift" auf und auf dem Bürgersteig vor dem Haupteingang läuft man u.a. über den zweipoligen Stecker mit Schutzkontakt. Geregelt in der DIN-Norm 49441. Am DIN-Platz hält auch der BVG-Bus der Linie 100, der zwischen Alexanderplatz und Bahnhof Zoo an weiteren interessanten Berliner Highlights vorbeifährt, die man auf spielerische Art Hop on Hop off kennenlernen kann. Dazu braucht man nur sein Smartphone und diesen Link: Berliner Highlights Hop on Hop off mit dem Bus 100 und eine spannende Stadtrundfahrt kann beginnen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt


Dienstag, 29. November 2022

Das Kunstwerk „Lesser“ spendet Licht

Überdimensionale Laterne am Upper West

Wer einen Bummel durch Charlottenburg in der City West plant, der sollte in der Kantstraße vor dem „Upper West“ unbedingt mal nach oben schauen, um die vermutlich größte Gaslaterne der Welt zu bestaunen.

16 Meter hoch und vier Tonnen schwer ist das Kunstwerk „Lesser“ von Olaf Nicolai. Der hochglanzpolierte Leuchter, mehr ein Turm als eine Laterne, soll jeden Abend nach Sonnenuntergang das Gebäudeensemble am Breitscheidplatz anstrahlen und vor dem 118 Meter hohen Gebäude den öffentlichen Raum mit Kunst beleben.

Das Upper West besteht aus zwei Gebäuden und umfasst rund 53.000 Quadratmeter Gesamtmietfläche. In den ersten 18 Etagen beherbergt mit 582 Zimmern eines der größten Hotels der Motel One Gruppe seine Gäste. Im 19. bis zum 32. Stock sowie in den sechs oberen Stockwerken des Nebenhauses entstanden Büroflächen mit insgesamt 20.500 Quadratmetern. In 110 Meter Höhe, im 33. Stockwerk, ist eine Skybar eingezogen.

Künstler Olaf Nicolai, der den Upper West-Wettbewerb „Kunst am Bau“ gewonnen hatte, bezeichnet sein Werk als eine Hommage an den impressionistischen Maler Lesser Ury. Der ist vor allem durch nächtliche Darstellungen Berlins bekannt geworden, in denen er im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert das „neue“, das elektrische Licht als sinnliche Sensation inszenierte.

Die 600.000 Euro teure Installation "Lesser" zeigt eine detailgetreue Nachbildung im Maßstab 4:1 einer historischen Berliner "Schinkel-Laterne". Für den deutschen Künstler ist die Entwicklung der Metropole Berlin untrennbar mit der Einführung des künstlichen Lichts, der nächtlichen Straßenbeleuchtung und der Lichtreklame verbunden.

Olaf Nicolai, geb. 1962, ist studierter Germanist. Seit den 1990er Jahren ist sein konzeptioneller Ansatz in Einzel- und Gruppenausstellungen an vielen wichtigen Orten des zeitgenössischen Kunstgeschehens präsent, so etwa auf der Documenta oder der Biennale von Venedig. Seine Erforschung von natur- und geisteswissenschaftlichen Theorien und deren Umsetzung in einen ästhetischen Kontext wurde bereits durch den Botho-Graef-Preis, den Bremer Kunstpreis und den Kunstpreis der Stadt Wolfsburg ausgezeichnet. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Donnerstag, 24. November 2022

Stahlskulptur mit imposanter Spannweite

"Arc de 124,5°" ist ein Geschenk Frankreichs

Angeblich versperren auf einem Grünstreifen „An der Urania“ in Berlin-Schöneberg hohe Bäume die Sicht auf das Kunstwerk des französischen Bildhauers Bernard Venet. Dabei ist die weit ausladende Stahlskulptur mit ihrer imposanten Spannweite von 40 Metern, einer Höhe von 17 Metern und einem Gewicht von 15 Tonnen, sowie ihrer geometrischen Form von 124,5° kaum zu übersehen.

Die Form hat der Skulptur auch ihren Namen gegeben: „Arc de 124,5°“ oder „Bogen von 124,5°“ und ist ein Geschenk Frankreichs zur 750-Jahr-Feier Berlins. Der damalige französische Premierminister Jacques Chirac kam eigens dazu am 2. Juli 1987 nach Berlin, um das Kunstwerk einzuweihen. Die Skulptur symbolisiert die freundschaftlichen Beziehungen Frankreichs zu dem damals noch geteilten Berlin. Der geschwungene Bogen nimmt Bezug auf die Luftbrücke während der Berlin-Blockade von Juni 1948 bis Mai 1949. Auf einer bronzenen Schrifttafel werden weitere Informationen über das Kunstwerk und den Anlass mitgeteilt.

Bernard Venet begann im Alter von 20 Jahren als freischaffender Künstler zu arbeiten. Von 1971 bis 1976 unterrichtete er Kunsttheorie an der Pariser Universität Sorbonne und beschäftigte sich intensiv mit mathematischen und physikalischen Fragen. Diese Themen flossen später in die Gestaltung seiner Stahlskulpturen ein, die sich mit den Phänomenen Raum, Zeit und Bewegung auseinandersetzen. Seine eindrucksvollen großformatigen Stahlbögen kann man weltweit in Museen sowie im öffentlichen Raum bewundern. In Deutschland gibt es von Venet neben der Skulptur in Berlin noch ein Kunstwerk in Bonn auf dem großen Kreisverkehrsplatz an der B9/Museumsmeile. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Donnerstag, 17. November 2022

„Langer Jammer“ erinnert noch heute an den Viehhof

Moderne Wohnungen im ehemaligen Schlachthof

Wer an den alten, sanierten Backsteinbauten im Dreieck Thaerstraße – Eldenaer Straße – Ringbahn in Prenzlauer Berg an der Grenze zur Friedrichshain und Lichtenberg vorbeigeht, vermutet wohl kaum, dass hier mal Rinder und Schweine in Massen gehalten und geschlachtet wurden.

Im Jahr 1827 eröffnete der Gastwirt Klaeger in der Nähe des Landsberger Tores einen Viehmarkt mit Schlachthaus und Ställen für 1000 Rinder, 4000 Schweine und 6000 Hammel. Das war möglich geworden, nachdem als Teil der preußischen Reformen 1810 die Gewerbefreiheit eingeführt wurde.

Bereits 1875 gab etwa 800 private Schlachthäuser in Berlin und Umland. Viele davon schlachteten das Vieh unter sehr schlechten hygienischen Bedingungen und das Fleisch wurde kaum kontrolliert.

Der Virologe Rudolf Virchow schlug 1864 in der Stadtverordnetenversammlung vor, ein von der Stadt Berlin betriebenes, öffentliches Schlachthaus einzurichten, um für die immer weiterwachsende Bevölkerung eine bessere Qualität in der Fleischversorgung zu gewährleisten.

Das war der Start für den späteren Zentralvieh- und Schlachthof auf Basis Virchowscher Hygienevorstellungen und nach Entwürfen von Stadtbaurat Hermann Blankenstein. Am 1. März 1881 wurde der Schlachthof eröffnet.

Nach dem 1. Weltkrieg wurden die Gebäude auf dem Gelände ständig modernisiert. Von 1937 bis 1940 entstand quer über den Viehhof eine etwa 505 Meter lange überdachte und verglaste Fußgängerbrücke, die in einer Höhe von etwa sechs Metern von der Eldenaer Straße zum damaligen S-Bahnhof Zentral-Viehhof (heute Storkower Straße) führte. Im Volksmund hieß diese Brücke Langer Jammer, Langes Elend oder auch Rue de Galopp.

Im Zweiten Weltkrieg entstanden 1945 schwere Schäden durch Luftangriffe. 80 Prozent der Gebäude auf dem Alten Schlachthof wurden zerstört.

Die ersten Instandsetzungsarbeiten setzten gleich nach Kriegsende ein, um die Versorgung der Berliner Bevölkerung wieder aufnehmen zu können. Größere Teile des Geländes dienten jedoch bis 1948 als Kriegsbeutelager für die Rote Armee. Reparationsgüter und Beutekunst wurden hier zwischengelagert, um sie später nach Leningrad zu befördern.

Die DDR machte den Zentralvieh- und Schlachthof zum führenden Betrieb der fleischverarbeitenden Industrie Ost-Berlins und wandelte ihn in einen Volkseigenen Betrieb (VEB) um. In dieser Zeit konzentrierte sich der Betrieb auf dem Gelände des Neuen Schlachthofs zwischen Thaerstraße und Landsberger Allee.

Nach der politischen Wende wurden die Kombinate zunächst privatisiert und ihr Betrieb 1991 schließlich ganz eingestellt. Die Aufgaben wurden vom gerade erweiterten Fleischgroßmarkt im Großmarkt an der Beusselstraße in Moabit übernommen. Das Gelände war daraufhin einige Jahre lang eine Industriebrache.

Neue Planungen sahen vor, auf dem 50 Hektar großen Gelände das neue Stadtquartier „Alter Schlachthof“ entstehen zu lassen. Großflächige Grünanlagen und schrittweise Verwirklichung einer guten Infrastruktur sorgten schließlich dafür, dass das neue Entwicklungsgebiet Alter Schlachthof inzwischen eine gefragte Wohnadresse für Jung und Alt geworden ist.

Im Zentrum des neuen Quartiers befindet sich der große Hermann-Blankenstein-Park, der im Oktober 2004 eröffnet wurde. Er bezieht das eiserne Stützgerüst der Hammelauktionshalle in den Park mit ein. 

Wer in Berlin die Ringbahn nutzt, kommt zwangsläufig auch an der Station "Storkower Straße" vorbei. Mit einem Smartphone und der App von lialo lässt sich ein informativer Spaziergang verbinden. 

Direkt zur Tour geht es hier: Ringbahn-Tour Nord-Ost   Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Montag, 14. November 2022

Lava-Gestein vor der Botschaft erinnert an Vulkanausbruch

Die Nordischen Länder setzen ein Zeichen der Zusammenarbeit

Wir schreiben den 23. Januar 1973, als auf der kleinen isländischen Insel Himaey die Erde bebte. Nur 200 Meter vor der Stadt öffnete sich die Erde und spuckte unerbittlich Feuer und Asche in die Luft.

Die 5300 Einwohner ließen all ihre Habseligkeiten zurück und wurden mitten in der Nacht mit Fischerbooten auf das Festland evakuiert. Der Ausbruch dauerte schließlich fünf Monate und bildete den neuen Vulkan „Eldfell“, der das Gesicht der Insel für immer veränderte.

Familien mussten die verheerende Zerstörung ihrer Häuser und Lebensgrundlagen mit ansehen. Ein Viertel der Stadt wurde unter Lava begraben und mit Tonnen von Asche überzogen.

Der Bund der Nordischen Länder (Finnland, Schweden, Dänemark, Norwegen und Island) sorgten für einen Wiederaufbau der Stadt, damit die Menschen in ihre Heimat zurückgehen konnten.

Der Lava-Stein vor der Botschaft der Nordischen Länder in Berlin in der Rauchstraße soll nicht nur an das schlimme Ereignis erinnern, vielmehr die gemeinsamen Werte und Fürsorge hervorheben, die eine starke Gemeinschaft bewerkstelligen kann.

Diese und andere Geschichten und Informationen gibt es auf der lialo-Tour: „Berliner Highlights Hop on Hop off mit dem Bus 100“. Diesen Link nutzen und schon kann es losgehen. 

Text und Fotos: Klaus Tolkmitt