Hier findet Ihr kleine und große Geschichten aus dem "Dschungel" der Großstadt. Ich erzähle meine Erlebnisse von unbekannten Kleinoden, möchte aber auch Tipps geben und Hintergründe erklären, die Touristen und Berliner*innen auf den ersten Blick nicht sehen. Berlin hat viele Persönlichkeiten, deren Spuren ich aufnehme, eine Story, die erzählt werden muss und unzählige Ansichten, die ich im Bild festhalte.
Dienstag, 3. Oktober 2023
Ruhe in der Hektik
Mittwoch, 20. September 2023
Mahnmal erinnert an die „Trostfrauen
Sexuelle Gewalt an Frauen und Mädchen soll ins Bewusstsein rücken.
Schätzungsweise 200.000 Mädchen und Frauen aus 14 Ländern sind im Zweiten Weltkrieg vom japanischen Militär während des Asien-Pazifik-Krieges (1931- 1945) als sogenannte „Trostfrauen“ sexuell versklavt worden.
Die Statue soll außerdem auf die Forderungen der
Überlebenden nach Anerkennung, Aufarbeitung und Entschuldigung, die bis heute
nicht erfüllt worden sind, sowie die Kontinuität sexualisierter Gewalt gegen
Frauen in bewaffneten Konflikten wie auch in Friedenszeiten aufmerksam machen.
Die Friedensstatue soll mahnen und erinnern, sowie den
Ansporn geben, Verbrechen an Mädchen und Frauen zu verfolgen und zu ahnden.
In Deutschland sind bereits zwei Friedensstatuen aufgestellt
worden. Neben der ersten Statue in Wiesent bei Regensburg im
Nepal-Himalaja-Park, befindet sich die Zweite auf dem Grundstück der
Koreanischen Evangelischen Kirchengemeinde Rhein-Main in Frankfurt.
Das Mahnmal in Berlin ist eine Schenkung von „The Korean
Council for Justice and Remembrance for the Issues of Military Sexual Slavery
by Japan” aus Südkorea und wurde durch die Aktionsgruppe „Trostfrauen des Korea
Verbands“ initiiert.
Kim Hak-Soon ging 1991 als erste der ehemaligen
„Trostfrauen” mit ihrem Schicksal an die Öffentlichkeit und deckte so das
Ausmaß der japanischen Kriegsverbrechen auf. Daraufhin begannen die
Mittwochsdemonstrationen von ehemaligen „Trostfrauen” vor der japanischen
Botschaft. Jeden Mittwoch rufen sie bis heute gemeinsam mit jungen Menschen
lautstark nach „Entschuldigung und Entschädigung”.
Die erste bronzene Friedensstatue wurde 2011 zur 1.000.
Mittwochsdemonstration für die „Trostfrauen” vor der japanischen Botschaft in
Seoul errichtet. Mittlerweile gilt sie international als Symbol gegen
Kriegsverbrechen an Mädchen und Frauen.
Seit der Errichtung der ersten Friedensstatue wurden weitere
Friedensstatuen nicht nur in Südkorea, sondern auch in Australien, Nordamerika
und Kanada errichtet.
Der leere Stuhl neben dem Mädchen hat verschiedene
Bedeutungen: Erstens symbolisiert er Leere und Verlassenheit, denn die Opfer
verließen die Erde, ohne ihre Rechte wiederhergestellt zu bekommen. Zweitens
wirkt er einladend, denn Interessierte können sich daraufsetzen und darüber
nachdenken, wie sich die Mädchen damals gefühlt haben müssen. Sie können
verstehen, wozu die heute hochbetagten Frauen aufrufen.
Der Vogel auf der Schulter des Mädchens symbolisiert Frieden
und Freiheit. Vögel fliegen hoch in den Himmel, aber legen sich auch auf der
Erde zur Ruhe. Insofern sind sie Vermittler zwischen den Lebenden auf der Erde
und den Toten im Himmel. Der Vogel des Mädchens weist darauf hin, dass die
verstorbenen „Trostfrauen” nicht ganz hinübergegangen, sondern durch ihn immer
noch mit uns verbunden sind. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt
Donnerstag, 20. Juli 2023
Die Geschichte der „Puppenbrücke“
Wie die Schlossbrücke über den Spreekanal zu ihrem Namen kam
Wo heute das Humboldt-Forum in Berlin-Mitte steht, erinnert
nur noch die Schlossbrücke über den Spreekanal an das alte Schloss, dass hier
mal gestanden hat.
Schon im frühen 15. Jahrhundert hat es hier eine hölzerne Brücke gegeben. Diese wurde damals "Hundebrücke" genannt, da der Schlossherr und seine Besucher die Brücke nutzten, um mit ihren Hundemeuten vom Schloss in das Jagdgebiet im Tiergarten zu gelangen.
1806 marschierte Napoleon mit seinen Truppen über diese
Brücke in Berlin ein.
Die monumentalen Figuren auf dem dreibogigen Bauwerk wurden
1842–1857 von Schülern der Bildhauer Johann Gottfried Schadow und Christian
Daniel Rauch zur Erinnerung an die Befreiungskriege geschaffen.
Eigentlich hatte Schinkel einen Brückenschmuck aus Kupfer vorgesehen, aber wegen finanzieller Engpässe wurde dieser Plan nicht verwirklicht. So wurden die acht Figurengruppen aus weißem Carrara-Marmor gefertigt. Weil der weiße Marmor anfällig gegen Verschmutzung war und immer wieder gereinigt werden musste, sprach der Volksmund (wenn die Arbeit wieder anstand) von "Puppen putzen". Und so spricht man zuweilen heute noch von der „Puppenbrücke“.
Nach Abriss des Stadtschlosses hieß sie ab 1951
Marx-Engels-Brücke. Erst 1991 erhielt sie wieder ihren alten Namen und wurde ein
Baudenkmal.
Damit der Hochzeitszug über die Brücke in das Schloss
einziehen konnte, wurde das Bauwerk vorzeitig freigegeben, obwohl die
Pflasterung fehlte und das Holzgeländer nur provisorisch angebracht war. Unter
der Menschenmenge krachten Teile der Brücke in sich zusammen. Text und Fotos:
Klaus Tolkmitt
Montag, 17. Juli 2023
Mit Gerhart Hauptmann klassischen Melodien lauschen
Im Frühjahr blühen rote Rosskastanien im Park
Die Gerhart-Hauptmann-Grünanlage an der
Bundesallee/Spichernstraße in Wilmersdorf sollte man speziell im Frühling
besuchen, wenn die zahlreichen Rosskastanien wunderschön in roten Farben blühen.
In dem kleinen Areal neben der Universität der Künste hat auch der
Nobelpreisträger Hauptmann seinen Platz gefunden. Ihm zu Ehren wurde unter
einer mächtigen Platane eine Büste des Schriftstellers aufgestellt.
Einige Jahres seines Lebens verbrachte Gerhart Hauptmann in
Berlin. Die Großstadt machte ihn berühmt. Aber er war ein Wanderer und
Reisender, der es nie über eine längere Zeit an einem Ort aushielt.
In Berlin lebte Hauptmann 1885 in Moabit und von 1889 bis
1991 in der Schlüterstraße 78 in Berlin Charlottenburg (dort hängt auch eine Gedenktafel).
Auf der Insel Hiddensee, die ihm eine zweite Heimat war und
wo sich heute noch sein Haus »Seedorn« im ursprünglichen Zustand befindet,
wollte er begraben sein.
Wer an warmen Tagen den Park besucht, kann sich unter
Umständen an einem kostenlosen Konzert erfreuen, denn wenn nebenan in der Uni
die Fenster offenstehen, dringen klassische Melodien nach draußen.
Wer noch mehr Informationen sucht, kann sich die Tour: Die schönsten Kiezplätze in Berlin City West auf sein
Smartphone laden und damit einen Rundgang zu den schönen Kiezplätzen machen. Neben
der oben erwähnten Gerhard-Hauptmann-Anlage führt die Tour zum
Viktoria-Luise-Platz, Fasanenplatz, Ludwigkirchplatz, Nikolsburger Platz und
Prager Platz. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt
Samstag, 24. Juni 2023
Sport und Freizeit auf der „Catcherwiese“
Skulptur gibt der Sport- und Spielwiese den inoffiziellen Namen
Zu jeder Jahreszeit
kann ein Spaziergang durch den Volkspark Rehberge im Berliner Ortsteil Wedding
zu einem Erlebnis werden, gibt es dort viel zu entdecken.
Der Volkspark
Rehberge, der aus einer ehemals bewaldeten Dünenlandschaft im Berliner
Urstromtag entstand, bietet alles, was erholungssuchende Großstädter von einem
Park erwarten: neben großen Wiesen und bewaldeten Parkabschnitten gibt es
Sportanlagen, Spielplätze, ein Wildgehege und viel Wasser.
Zu Beginn des 20.
Jahrhunderts plante Zoodirektor Carl Hagenbeck aus Hamburg, auf diesem Gebiet
einen Ausstellungspark anzulegen. Hier sollten Tiere in einer Landschaft leben,
die ihrer eigentlichen Heimat sehr nahekommt.
Andere Quellen
sprechen dagegen von einer Tier- und Völkerschau mit ähnlichen
Darstellungsweisen wie auf der Deutschen Colonial-Ausstellung von 1896 im
Treptower Park. Tiere und Menschen aus den damaligen deutschen Kolonien sollten
im Park zur Schau gestellt werden. Es kam allerdings nie zur Realisierung, da
1914 der Erste Weltkrieg ausbrach.
Während des Krieges
benötigten die Berliner Brennholz und so holzten sie die Bäume in den Rehbergen
ab. Durch die fehlende Vegetation kam es verstärkt zur Bodenerosion. Dünen
türmten sich auf und Flugsand beeinträchtigte das Leben der Bevölkerung.
Der hier liegende
Sand wurde lange Zeit mit Karren in die Berliner Innenstadt gebracht und dort
als „Wittensand“ für die Reinigung der Fußböden verkauft.
In den 1920er
Jahren wurde das Areal dann als Landschaftspark geplant und umgesetzt. Seitdem
dient er zur Erholung und bietet Raum für Spaß und Aktivitäten.
Am Rand der Wiese
steht eine Ringerstatue, die 1906 von Wilhelm Haverkamp geschaffen wurde.
Ursprünglich befand sie sich an zentraler Stelle im Schillerpark, musste dort
aber 1941 dem neu errichteten Schillerdenkmal Platz machen.
Auf einem Sockel aus Muschelkalk stehen zwei nackte Ringer, denen die Anspannung im Kampf anzusehen ist. Die Skulptur ist eine Reminiszenz an das Herkules-Antäus-Gemälde, des Malers Hans Baldung von 1531.
Wer noch mehr
wissen möchte, der sollte einen Spaziergang durch den Volkspark machen und auf
Naturdenkmäler achten. Mit einem Smartphone und diesem Link: Naturdüne und Findlinge - Spurensuche in Wedding kann man die Tour abgehen. Text und
Fotos: Klaus Tolkmitt