Montag, 11. April 2022

Der "Mäusebunker", ein Beispiel für Brutalismus

Kontroverse Diskussion über ehemalige Tierversuchsanstalt

Wer genau hinsieht, dem wird am Hindenburgdamm in Lichterfelde, in der Nähe der alten Dorfkirche ein besonderes Bauwerk auffallen, eine experimentelle Forschungseinrichtung für Medizin der Charité. Besser bekannt ist das Gebäude als „Mäusebunker“, weil hier die ehemaligen zentralen Tierlaboratorien der Freien Universität Berlin untergebracht waren.

Der nicht schön anzusehende (aber zweckmäßige) Bau wurde erst 1981 fertiggestellt, nachdem viele Jahre der Planung und Bauunterbrechungen voran gingen. Das Gebäude gehört seit 2003 zur Charité und war bis 2020 ein Ort für Tierversuche und der Aufzucht der Versuchstiere.

Wegen Havariegefährdung, Asbestbelastung und nicht wirtschaftlicher Sanierungskosten beschloss die Charité 2012, einen Ersatzbau auf dem Campus Berlin-Buch zu errichten, der 2019 in Betrieb genommen wurde.

Der „Mäusebunker“ an der Krahmerstraße/Hindenburgstraße wurde inzwischen aufgegeben.

Die öffentlichen Reaktionen auf das Gebäude waren schon zu allen Zeiten kontrovers. Die Kritik richtete sich gegen die Nutzung für Tierversuche, gegen die hohen Kosten und gegen die wehrhafte Gestaltung als Betonpyramide.

Nun streiten sich die „Gelehrten“, was mit dem Gebäude, dessen besonderes Merkmal die rausragenden Lüftungsrohre sind, die wie Geschützrohre beängstigend aussehen, passieren soll. Die Einen plädieren für einen sofortigen Abriss, andere sind gegen die Abrisspläne. Zu ihnen gehören bekannte Architekten und Kunsthistoriker, sowie die frisch gegründete Initiative „Mäusebunker“, die mit einer im März 2020 gestarteten Petition Denkmalschutz für das Gebäude forderte.

Da an mehreren Stellen das Gebäude als bedeutendes Beispiel für Brutalismus in Deutschland bezeichnet wird, werden wir, bis eine Entscheidung gefallen ist, noch länger mit dem „Mäusebunker“ leben. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Freitag, 8. April 2022

Auf Spurensuche im Goethepark

Nach einem Spaziergang im Volkspark Rehberge im Berliner Bezirk Wedding, bietet sich noch ein Gang durch den Goethepark an.

Wer den Parkausgang an der Transvaalstraße nutzt und die paar Treppenstufen nimmt, steht nach 250 Metern mitten im Goethepark. Gleich rechts an der ersten Weggabelung an einem Rhododendronhain befindet sich das Denkmal für Wolfgang von Goethe.

Auf der Stele aus Muschelkalk sind die Lebensdaten und die Signatur des Dichters eingraviert, der 82 Jahre alt wurde.

Die natürliche Modellierung des Geländes im Park wurde genutzt, um Ruheplätze, sowie "Buddelplätze" und eine Rodelbahn für Kinder anzulegen.

Das leicht hügelige Gelände weist außerhalb der drei Spiel- und Liegewiesen dichte Gehölzbestände auf, an deren Rand ein mächtiger Findling nicht mehr wegzurücken ist.

Dieser Brocken hier ist ein Naturdenkmal, der während der Eiszeit (also vor unvorstellbaren 10.000 Jahren) durch Gletscher transportiert an den heutigen Standorten abgelegt wurden. 

Wer mehr über Berliner Naturdenkmäler im Wedding wissen möchte, nutzt die Web-App von lialo. Dort wird spielerisch auf die zahlreichen Ereignisse und Geschichten am Rande des Weges hingewiesen. 

Mit dem Link geht es direkt zur Tour: Naturdenkmäler - Auf Spurensuche. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Dienstag, 5. April 2022

Der Berliner Eiffelturm im Wedding

Deutsch-Französisches Kulturzentrum trägt Europäischen Gedanken

Um den Eiffelturm zu sehen, muss man nicht unbedingt nach Paris. In Berlin nimmt man die U6 bis zum Bahnhof Rehberge in Wedding und schon steht man unter dem französischen „langen Lulatsch“.

Die französische Militärregierung ließ von 1960 bis 1961 auf einem unbebauten Grundstück an der Müllerstraße 74 das Centre Français de Berlin (CFB, deutsch: Französisches Zentrum von Berlin) errichten und einen 15 Meter hohen Mini-Eiffelturm gleich mit.

Das Zentrum mit Hotel, Kino, Theater und Bibliothek wurde bis ins Jahr 1992 als Kulturzentrum von französischen Streitkräften betrieben. Nach dem Fall der Mauer im Jahr 1989 zog sich danach auch die französische Besatzungsmacht zurück, was zur Folge hatte, dass das Zentrum geschlossen wurde.


Der Gebäudekomplex ging im Rahmen des Zwei-plus-Vier-Vertrags und des Einigungsvertrags an das Bundesministerium der Finanzen der Bundesrepublik Deutschland über. Die Regierungen von Frankreich und Deutschland kamen aber zum Schluss, dass das Zentrum im Sinne der deutsch-französischen Freundschaft und dem europäischen Gedanken zur Völkerverständigung wiedereröffnet werden sollte.

So wurde das Gebäude nach zweijähriger Umbauzeit 1994 wieder als Centre Français de Berlin neu eröffnet. Heute ist die Einrichtung eine gemeinnützige GmbH, deren Aufgabe es ist, im Sinne des europäischen Gedankens zur Völkerverständigung im Jugend-, Bildungs- und Kulturbereich beizutragen. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Donnerstag, 31. März 2022

Von der Waschfrau zur Unternehmerin

Mutter Lustig gründete erste Wäscherei in Berlin

Nach einem Besuch der Schlossinsel in Köpenick, bietet sich noch ein Spaziergang zum Fischerkietz (lialo-Tour durch Köpenick) an, den man in wenigen Minuten über die Müggelheimer Straße erreichen kann. Auf dem Weg dorthin kommt man am Denkmal von Henriette Lustig vorbei, der Namensgeberin für das originelle Lokal an der Spreepromenade, mit dem idyllischen Außenbereich am „Frauentrog“ und dem malerischen Blick auf das Wasser der Dahme.

Doch wer war diese Frau, der man nicht nur ein Denkmal, an ihrem Haus in der Altstadt auch eine Gedenktafel gewidmet hat?

Henriette Lustig am 3. Februar 1808 in Köpenick geboren, wurde mangels beruflicher Alternativen Wäscherin und machte die Spree mit ihrem weichen Wasser zu ihrem Arbeitsplatz.

Mit Waschbänken und Rubbelbrettern hockten die Frauen damals an der Spree und brachten Köpenick den Spitznamen als „Waschküche Berlins“ ein. Mit 27 Jahren wollte Henriette jedoch keine abhängige Wäscherin mehr sein und gründete am Alten Markt in Köpenick die erste Lohnwäscherei in Berlin. Schnell entwickelte sich dieses Dienstleistungsgewerbe zu einem profitablen Geschäft. Im Laufe der Jahre wuchs der Berliner Kundenkreis, sodass auch Wäsche mit Hundewagen oder später mit Pferdegespannen transportiert werden musste.

Die Anzahl der kleinen und mittleren Wäschereien stieg schnell an und die Konkurrenz wurde größer. Im Jahr 1900 arbeiteten in 87 Wäschereien bereits 4.000 Wäscherinnen. Einer der größten Konkurrenten für Henriette Lustig war der Unternehmer Julius Spindler. Bereits 1882 hatten dessen Wäscherei und Färberei 1.500 Arbeiter und 35 Filialen in ganz Deutschland.

Das Haus der Eltern von Henriette Lustig befindet sich am Alten Markt 4, wo eine Gedenktafel zu Ehren der Unternehmerin angebracht ist. Henriette Lustig hat das Wohnhaus im Jahr 1859 für 2.150 Taler von ihrem Vater gekauft und es 1879 – nach der Währungsreform 1873 – für 21.000 Mark an ihren Schwiegersohn weiterverkauft. 17

Kinder soll Henriette Lustig geboren haben. Bei der Testamentsfestlegung 1871 sind allerdings nur noch acht erwachsene Kinder vermerkt.

Die Wäscherei wurde bis 1965 von einer ihrer Töchter und später von einer Enkelin weitergeführt. Anfang der 80er Jahre wurde zu Ehren der „Wäscherin“ an der Spreepromenade gleich neben der Schlossinsel ein Brunnen-Denkmal aufgestellt, das „Mutter Lustig“ kniend am Trog zeigt, wie sie die Wäsche mit der Hand sauber macht. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Dienstag, 22. März 2022

Die Albrechtsburg stand Pate

Das Amtsgericht Wedding

Vorbild war die Albrechtsburg in Meißen. Darum hat das Amtsgericht Wedding im Berliner Ortsteil Gesundbrunnen im Bezirk Mitte am Brunnenplatz/Pankstraße ein schmuckvolles Portal, mit Erkern, Giebeln und Zinnen.

Der mehrflügelige, fünfgeschossige Bau wurde von 1901 bis 1906 im Stil der Neogotik erbaut. Die Straßenfront der Hauptflügel hat eine Länge von etwa 120 Metern. In den Ecken der linken und rechten Flügel seitlich des Portalbereiches befindet sich jeweils ein Treppenturm.

Über den Eingangstüren mit Wappen- und Tierdarstellungen ist eine allegorische Figur der Justitia aufgestellt, die jedoch keine Waage, kein Richtschwert und auch keine verbundenen Augen hat, sondern die ein Gesetzbuch sowie ein Schild hält.

Im Giebel des Portals wurde nach 1933 ein Reichsadler mit Hakenkreuz im Eichenkranz angebracht, der sich – lediglich ohne Hakenkreuz – noch heute dort befindet. Hinter der Schmuckfassade des Hauptportals befindet sich eine ebenfalls neogotisch ausgeführte monumentale Treppenanlage, die dem Bau eine Ähnlichkeit mit gotischen Kathedralen verleiht.

Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, jedoch nach Kriegsende wiederhergestellt und 1957/1958 erweitert. Der gesamte Gebäudekomplex steht unter Denkmalschutz und wird heute als zentrales Mahngericht für Berlin und Brandenburg genutzt. Quelle: Wikipedia, Text und Fotos: Klaus Tolkmitt