Dienstag, 22. März 2022

Die Albrechtsburg stand Pate

Das Amtsgericht Wedding

Vorbild war die Albrechtsburg in Meißen. Darum hat das Amtsgericht Wedding im Berliner Ortsteil Gesundbrunnen im Bezirk Mitte am Brunnenplatz/Pankstraße ein schmuckvolles Portal, mit Erkern, Giebeln und Zinnen.

Der mehrflügelige, fünfgeschossige Bau wurde von 1901 bis 1906 im Stil der Neogotik erbaut. Die Straßenfront der Hauptflügel hat eine Länge von etwa 120 Metern. In den Ecken der linken und rechten Flügel seitlich des Portalbereiches befindet sich jeweils ein Treppenturm.

Über den Eingangstüren mit Wappen- und Tierdarstellungen ist eine allegorische Figur der Justitia aufgestellt, die jedoch keine Waage, kein Richtschwert und auch keine verbundenen Augen hat, sondern die ein Gesetzbuch sowie ein Schild hält.

Im Giebel des Portals wurde nach 1933 ein Reichsadler mit Hakenkreuz im Eichenkranz angebracht, der sich – lediglich ohne Hakenkreuz – noch heute dort befindet. Hinter der Schmuckfassade des Hauptportals befindet sich eine ebenfalls neogotisch ausgeführte monumentale Treppenanlage, die dem Bau eine Ähnlichkeit mit gotischen Kathedralen verleiht.

Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, jedoch nach Kriegsende wiederhergestellt und 1957/1958 erweitert. Der gesamte Gebäudekomplex steht unter Denkmalschutz und wird heute als zentrales Mahngericht für Berlin und Brandenburg genutzt. Quelle: Wikipedia, Text und Fotos: Klaus Tolkmitt



Freitag, 4. März 2022

Im heutigen Bundesjustizministerium wurde Weltgeschichte geschrieben

„Das trifft nach meiner Kenntnis…ist das sofort, unverzüglich“

Der Hausvogteiplatz in Berlin-Mitte wurde im späten 18. Jahrhundert im Volksmund noch „Schinkenplatz“ genannt. Zurückzuführen auf die Form seines Grundrisses und weil hier Fleisch verkauft wurde. Zuweilen sollen in der Gegend auch „unehrbare Frauen“ gewohnt haben.

Am unteren Ende des „Schinkens“ geht die Mohrenstraße ab, in der im November 1989 Weltgeschichte geschrieben wurde. Wo heute das Bundesministerium der Justiz residiert, war zu DDR-Zeiten das Pressezentrum der DDR-Regierung. 
                                                   Im Pressezentrum fand am 9. November 1989 jene Konferenz statt, bei der Günter Schabowski - Mitglied des Politbüros der SED- die Reisefreiheit für DDR-Bürger verkündete.

Auf die anschließende Frage eines Journalisten, ab wann für die Menschen die neue Regelung gelten würde, antwortete Günter Schabowski mit den heute historischen Worten… „Das tritt nach meiner Kenntnis… ist das sofort, unverzüglich“.

Noch am selben Abend wurde der Grenzübergang Bornholmer Straße freigegeben - bis Mitternacht alle weiteren

Grenzübergänge der Stadt. Der friedliche Ansturm der Menschen auf die Übergänge brachte schließlich die Mauer zu Fall. Mit dem Smartphone und der kostenlosen Tour von lialo: Bummel-Marathon kommt man direkt am ehemaligen Pressezentrum vorbei und erhält Einblick in die Geschichte. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Dienstag, 1. März 2022

Die letzte freisprudelnde Quelle Berlins












Osterquelle Lübars ist über 270 Jahre alt

Im Norden Berlins, direkt an der Landesgrenze zu Brandenburg, laden weite Felder, üppige Wiesen und Pferde-Koppeln zu einem ländlichen Spaziergang ein.

Willkommen in Lübars, Berlins ältestem Dorf.

Dort, wo im alten Dorfkern früher landwirtschaftliche Höfe vorherrschten, wo die Bauern die umliegenden Felder beackerten, sieht man heute fast nur noch Stallungen und Longierplätze für Pferde.

Abgesehen von der Kirche gibt es kaum nennenswerte einzelne Sehenswürdigkeiten zu benennen, der gesamte alte Dorfkern Lübars ist sehenswert.  

Wäre da nicht noch eine Besonderheit, die den Ort bekannt gemacht hat. Direkt am Ortsausgang Richtung Blankenfelde geht links der Schildower Weg ab, auf dem man nach ca. 500 Metern auf die „Osterquelle“ stößt, die Wasser in die sogenannten Flachmoorwiesen führt.

Es ist die letzte freisprudelnde Quelle Berlins, die einst bis zu sieben Liter Wasser an die Oberfläche „spuckte“. Bereits in den Beschreibungen der Mark Brandenburg wird 1751 diese Quelle erwähnt.

Heute tröpfelt sie mehr oder weniger vor sich hin und hinterlässt auch in ihrer unmittelbaren Umgebung keinen besonders sauberen Eindruck.

Ihren Namen „Osterquelle“ verdankt sie vermutlich einem sorbischen Brauch. Früher holten sich die jungen Lübarser Mädchen in der Nacht zum Ostersonntag an der Quelle das heilkräftige Osterwasser, dem nachgesagt wurde, dass es Gesundheit und Schönheit fördert. Man musste sich mit dem Wasser waschen, allerdings auf dem Weg zur und von der Quelle völliges Schweigen bewahren. Die Burschen versuchten dagegen, die Mädchen auf dem Rückweg zu erschrecken oder zum Sprechen zu bewegen, denn wenn das Schweigegebot gebrochen wurde, verlor das Osterwasser seine Wirkung.

Der Brauch wird heute nicht mehr praktiziert, auch wenn an den Osterfeiertagen immer wieder Lübarser einen Spaziergang zu der Quelle unternehmen. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Samstag, 12. Februar 2022

Mit Speed zum wilden Eber










                                                      
Wie ist der Platz zu seinem Namen gekommen?

Wenn die Marathon-Läufer*innen mit 58 Metern die höchste Stelle des Berlin-Marathons im Ortsteil Schmargendorf erreicht haben, geht es mit Speed die Lentzestraße herunter zum Platz „Am wilden Eber“.

Doch der „Abstieg“ ist kaum wahrnehmbar, beträgt der Höhenunterschied auf der gesamten Strecke des Berlin-Marathons gerade mal 0,6 Prozent.

Trotzdem sind viele Teilnehmer schon an ihrem Limit angekommen, denn nach 28 Kilometern brauchen sie von den zahlreichen Zuschauern am wilden Eber moralische Unterstützung. Gleich mehrere Musikgruppen sorgen hier für Unterhaltung und feuern die Läufer*innen an, die nach einer halben Umrundung den Platz auch schon wieder verlassen.

Aber wie kommt der Platz, der sieben Straßeneinmündungen hat, zu so einem Namen?

Er geht zurück auf eine Anekdote: 1885 soll hier im Biergarten „Zur Waldschänke“ ein wilder Eber aufgetaucht sein, der bei den Gästen einen großen Schreck hinterließ. Der Wirt soll das Wildschein nicht nur erschossen haben, von nun an nannte er sein Restaurant „Gasthaus zum Wilden Eber“.

 In den 20er Jahren schuf Paul Gruson die Bronzeplastik eines kampfeslustigen wilden Ebers für den gleichnamigen Platz. Damals ein ruhiges idyllisches Plätzchen am Rande des Grunewalds, ist der Platz heute zu einem stark befahrenen Verkehrskreisel geworden. Wie viele andere Plastiken, Statuen oder Denkmale hatte auch der Eber den Krieg nicht überstanden. 1961 wurde eine Neuauflage der Öffentlichkeit feierlich übergeben.

Diese und andere Geschichten sind mit der Web-App von lialo zu erleben. So z.B. in der Tour: Berliner-Bummel-Marathon Text und Foto: Klaus Tolkmitt