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Freitag, 5. Februar 2021

Kanonenkugel erinnert an die französische Belagerung

Schon seit über 180 Jahren „lebt“ St-Nikolai mit einer Kugel im Gemäuer

Wer mit offenen Augen durch die Spandauer Altstadt geht, wird an der gotischen Backstein-Hallenkirche St.-Nikolai am Reformationsplatz eine interessante Entdeckung machen. In zirka 3 Meter Höhe befindet sich eine Kanonenkugel, die an der Nordfassade des Gotteshauses eingemauert wurde.


Die St.-Nikolai-Kirche ist eines der bedeutendsten Bauwerke der Spandauer Altstadt. Sie war die mittelalterliche Pfarrkirche von „Spandow“ mit dem Patrozinium des heiligen Bischofs Nikolaus von Myra, des Schutzpatrons der Seefahrer, reisenden Händler und Kinder.

Von der St.-Nikolai-Kirche breitete sich die Reformation in Brandenburg und Berlin aus. Kurfürst Joachim II. vollzog dort am 1. November 1539 seinen Übertritt zum evangelischen Bekenntnis. Seine Mutter Elisabeth gilt jedoch als die eigentliche Reformatorin Brandenburgs, sie hatte sich bereits 1527 für die evangelische Kirche entschieden.

Die 1839 in die Außenmauer des Kirchengebäudes eingemauerte Kanonenkugel soll an die Kirchen-Kämpfe erinnern, die in der Zeit der napoleonischen Eroberungszüge in Europa stattgefunden haben.

Trotz Napoleons Niederlage im Russlandfeldzug besetzten französische Truppen 1812 die Zitadelle Spandau, eine der bedeutenden und besterhaltenen Festungen der Hochrenaissance in Europa, nordöstlich der Spandauer Altstadt am Havelufer.

Ab März 1813 belagerten und beschossen verbündete russische und preußische Truppen die Zitadelle, weil der französische General Bruny keine Anstalten machte, sich bedingungslos ergeben zu wollen. Im April explodierte dort dann ein Pulvermagazin. Während der Gefechte um die Zitadelle wurde im April 1813 die Altstadt und auch die St.-Nikolai-Kirche von preußischen Truppen beschossen.

Es war nicht die einzige eingemauerte Kugel in Spandau. Nach der Befreiung der Zitadelle durften Hauseigentümer, die Schäden durch den Beschuss zu verzeichnen hatten, beim Kommandanten der Zitadelle beantragen, eine Kugel an der Hauswand anbringen zu dürfen. Nur die Kugel an der St.-Nikolai-Kirche existiert heute noch. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Freitag, 29. Januar 2021

Olympiapark Berlin Teil 3

Blick über das Maifeld zum Olympiastadion
Blick über das Maifeld zum Olympiastadion

Bei einem Spaziergang Sport und Geschichte erleben (Teil 3)

Der Berliner Olympiapark mit dem Olympiastadion im Zentrum, erinnert nicht nur an die olympischen Spiele von 1936, das gesamte Gelände ist Geschichtsort monumentaler Bauweise aus der Zeit des Nationalsozialismus.   

Im Teil 1 der Geschichte haben wir das Olympiastadion halb umrundet und verlassen nun am Südeingang den Coubertinplatz an der Trakehner Allee und biegen rechts auf die Jesse-Owens-Allee ein. In Teil 2 sind wir bis zum Glockenturm am Maifeld gekommen.

Wir stehen oben im Glockenturm und haben einen imposanten Blick auf das Olympiastadion, das Maifeld und große Teile von Berlin.

Ziemlich weit oben im Turm hing die schwere Olympiaglocke, die jetzt am Olympiastadion steht.  Heute hängt eine Nachbildung im Turm, die nur noch etwa halb so schwer ist (4,5 Tonnen).


Das Maifeld, zwischen Olympiastadion und Glockenturm war von den Nationalsozialisten als Platz für die Mai-Aufmärsche (daher der Name) und andere propagandistische Veranstaltungen vorgesehen. Das Maifeld ist 112.000 Quadratmeter groß und war für bis zu 250.000 Besucher konzipiert!

Die Tribünen bieten noch einmal Platz für 60.000 Zuschauer. Während der Sommerspiele fanden Polowettbewerbe und Dressurwettkämpfe der Reiter sowie eine Vorführung von 20.000 Berliner Schulkindern statt.

Von 1953 bis 1994 war das Feld Teil des Hauptquartiers der Britischen Streitkräfte in Berlin. Hier fanden bis 1994 die alljährlichen – von tausenden von Berlinern besuchten – Geburtstagsparaden der britischen Truppen für Königin Elisabeth II. statt.

Zudem nutzen die britischen Truppen das Maifeld für ihre Cricket-, Rugby-, Polo- und andere Wettkämpfe, die sie hier veranstalteten.

Aber auch große Open-Air-Konzerte haben in den letzten Jahrzehnten hier stattgefunden, wie z.B. von Genesis, Pink Floyd und Tina Turner. Jährlich findet auf dem Maifeld die Pyronale statt, ein Wettbewerb der Höhenfeuerwerker.

2013 kam es allerdings auch zu einem Flugunfall im Zuge einer Großübung. Zwei Polizeihubschrauber kollidierten und stürzten ab. Zu beklagen waren ein Todesopfer und mehrere Verletzte.

Verlassen wir den Glockenturm, dann schauen wir genau gegenüber auf der anderen Straßenseite auf den Eingang in die „Waldbühne“.

Vor dem 2. Weltkrieg hieß die heutige Open-Air-Bühne Dietrich-Eckart-Freilichtbühne.

Während der Olympiade fanden dort die Turnwettkämpfe statt. Ihr Hauptzweck war aber Spielort für Aufführungen des Rahmenprogramms, der Oper Herakles von Georg Friedrich Händel und des Thingspiels Frankenburger Würfelspiel des völkischen Dichters Eberhard Wolfgang Möller.

Die beiden Rahmenveranstaltungen spiegeln die Motive der Reliefs im Eingangsbereich wider.


Der Bau der Waldbühne orientiert sich an dem antiken griechischen Theater in Epidauros. Wie in antiken Arenen steigen die Sitzränge mit der Entfernung von der Bühne zunehmend an, was der Akustik zugute kommt. Möglich wurde der Bau durch den natürlichen Murellenberg mit dem Talkessel, der sich hier gebildet hat.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Bühne den Namen Waldbühne. Zunächst diente sie als Freilichtkino (u. a. Spielort der Berlinale), dann wurde sie für Boxkämpfe genutzt.

Heute wird das 22.000 Besucher fassende steil abfallende Halbrund hauptsächlich für Konzerte genutzt.


Eines der legendärsten Konzerte fand am 15. September 1965 mit den Rolling Stones statt.

Die „Bravo“ hatte zu dem Konzert geladen, die Stones, damals noch mit Brian Jones und Bill Wyman, waren der Haupt-Act, ihr Auftritt nur auf eine halbe Stunde terminiert.

Aber nach bereits 20 Minuten war schon wieder Schluss und die Band musste die Bühne verlassen. Die 20.000 Jugendlichen, die sich schon vorher in Ekstase gejohlt hatten, waren entsprechend "aufgeheizt" und krawallsüchtig. Als der Enthusiasmus vollends überschwappte und die Bühne im Sturm genommen wurde, ging die Polizei mit Knüppeln dazwischen.

Fazit der Veranstaltung:  Es gab fast 100 Verletzte, 85 Festnahmen und eine auf Jahre kaputte Waldbühne, weil die Krawallmacher das gesamte Sitzmobiliar auseinandernahmen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Montag, 31. August 2020

Altes Domkreuz erinnert an zerstörte Gräber

 























Aus der Serie: Berliner Geschichte

Der Berliner Dom, die Hofkirche der Hohenzollern, zwischen 1894 und 1905 auf der Museumsinsel in Berlin-Mitte errichtet und im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wurde zwischen 1975 und 1993 komplett saniert.
 
Lediglich das Domkreuz auf der Kuppel war wegen Rostschäden irreparabel und musste 2008 durch ein neues Kreuz ersetzt werden. Die 12,5 Tonnen schwere und 15 Meter hohe Konstruktion wurde später mit Blattgold belegt.
 
Was aber passierte mit dem alten Kuppelkreuz?
 
Dank Dombaumeister Stefan Felmy steht es heute auf dem Domfriedhof an der Liesenstraße im Ortsteil Gesundbrunnen und erinnert an die Verstorbenen, deren Gräber auf dem Friedhof durch den Bau der Mauer zerstört wurden und an die Opfer, die an der Berliner Mauer ihr Leben verloren haben.
 
Eine Gedenktafel listet auf, welche Gräber durch den Mauerbau zerstört wurden und in ein Grabmal wurden folgende Worte -angelehnt an das Anti-Kriegs-Lied: „Sag mir, wo die Blumen sind“ eingemeißelt: „Sag mir, wo die Mauern sind… Menschen trugen sie fort geschwind! Zum Gedenken an all die Gräber, die der Bau der Mauer zerstörte.“ Text und Foto: Klaus Tolkmitt

 

Sonntag, 16. August 2020

Stadtführung, Schnitzeljagd & Stadtrallye mit lialo

 

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Finde Dich zurecht im "Dschungel" der Großstadt, lass Dir Wissenswertes und Interessantes erklären und nehme Spuren auf zu Persönlichkeiten, die in Berlin leben oder gelebt haben.
 
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Mittwoch, 12. August 2020

Mit dem Traktor die Mauer eingerissen

Denkmal für Bauer Qualitz
 










Ein Landwirt aus Lübars wird zum Helden

Wir schreiben das Jahr 1990. Nach der Maueröffnung am 9. November 1989 entstanden in kurzer Zeit zahlreiche neue Grenzübergänge, in der bis dahin dicken Mauer mit Stacheldraht. Dazu wurden Teilstücke der Mauer entfernt und alte Straßen- und Schienenverbindungen wiederhergestellt.

Nur zwischen Lübars und Blankenfelde im Norden Berlins gab es auch ein halbes Jahr nach dem Mauerfall noch keinen Durchgang. Dem Landwirt Helmut Qualitz gefiel das überhaupt nicht, hatte er doch Freunde auf der Ostseite der Mauer. So beschloss er kurzerhand, das zu ändern und setzte sich auf seinen Traktor und riss mit einem Frontlader einfach die Mauer ein.

Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Blankenfelde staunten nicht schlecht, als plötzlich ein Westtrecker durch die Stadt rollte und bei ihnen Halt machte. Gemeinsam räumten sie danach die Straße von Geröll und Mauerresten frei und feierten mit einer Kiste Sekt die neue Öffnung an der Blankenburger Chaussee.

Obwohl sich Helmut Qualitz dagegen wehrte, avancierte er zum Helden. Irgendwann entstand im Volksmund für den Ort der Name „Checkpoint Qualitz“, eine scherzhafte Anspielung auf den prominentesten Grenzübergang der Berliner Mauer „Checkpoint Charlie“.




























11 Jahre später, im Jahr 2001 wurde er dann für sein Handeln auch offiziell noch geehrt und der Bezirk Reinickendorf stellte an der Blankenfelder Chaussee, am Übergang zur Bahnhofstraße einen Gedenkstein auf.  Die Inschrift lautet:  "Als Dank und zur Erinnerung an den mutigen Grenzdurchbruch am 16. Juni 1990 - ausgeführt von Helmut Qualitz und der Freiwilligen Feuerwehr."

Dem Landwirt ist es bis heute ein wenig peinlich, plötzlich so berühmt geworden zu sein. Trotzdem freut er sich jetzt über den Gedenkstein, fragt sich aber, was an der Tat so mutig war. Text und Foto: Klaus Tolkmitt