Sonntag, 30. Oktober 2022

„WALK OF FAME“ am Olympiastadion Berlin

Die Geschichte deutscher Fußballhelden

Fußballfans und Besucher des Olympiastadions in Berlin können auf dem "WALK OF FAME" und "WALL OF FAME" wandeln und dabei die Pokalgeschichte des Deutschen Fußballbundes (DFB) auf unterhaltsame Weise kennenlernen.

Nach dem denkmalgerechten Umbau 2004 besichtigen jährlich immer mehr Besucher die eindrucksvolle Arena, die 1936 zur Olympiade erstmals der Weltöffentlichkeit vorgestellt wurde.

Mit der Neueröffnung erhielt das Stadion eine Fünf-Sterne-Klassifizierung, was es zu einer Top-Sehenswürdigkeit in Berlin machte, aber auch für den Europäischen Fußballverband (UEFA) von Interesse wurde.

Die Auszeichnung ist Voraussetzung, damit in einem Stadion ein Champions-League-Finale ausgetragen werden kann. In ganz Europa erfüllen gerade mal 24 Stadien diese Auflagen.

Seit 1985 wird im Olympiastadion das Endspiel des DFB-Pokals durchgeführt. Mit dem "WALK OF FAME" und "WALL OF FAME": WEGE ZUM RUHM hat der Deutsche Fußballbund auf dem Gelände des Olympiastadions eine Ausstellung installiert, die inzwischen Wallfahrtsort für Fußballfans geworden ist.

Der "Walk of Fame" zeigt Fuß- und Handabdrücke von Helden der Vergangenheit. Vom Bremer Erfolgstrainer Thomas Schaaf, von Keeper Oliver Kahn oder Torjäger Gerd Müller. Aber auch von Kurt Sommerlatt, der als einziger Spieler dreimal in Folge den DFB-Pokal gewann: zweimal mit dem Karlsruher SC (1955 und 1956) und einmal mit dem FC Bayern München (1957). Er war der erste Bundesliga-Trainer des Karlsruher SC.

Günter Netzers „goldene Füße“ sind in Bronze gegossen und seine Geschichte vom Pokalfinale 1973 ist genauso legendär, als er sich als Gladbacher Spieler selbst einwechselte und gegen den 1. FC Köln das Siegtor schoss, wie die Geschichte von Norbert Dickel, dem Dortmunder Pokalhelden von 1989.

Norbert Dickel genießt bei den Dortmunder Fans bis heute Kultstatus, weil er trotz einer schweren Verletzung in der Saison 1998/99 im Pokalfinale auflief und zwei Tore erzielte. Nach diesem Spiel bekam er den Spitznamen „Held von Berlin“.

Es wird von großen Taten kleiner Vereine, von Favoritensiegen, von Erfolgen und Sensationen berichtet und an unvergessene Spieler erinnert.

Besucher können selbst entscheiden, ob Sie das Gelände auf eigene Faust erkunden oder sich mit einem sachkundigen Guide auf die Spuren deutscher Sport- und Architekturgeschichte im Olympiastadion und dem Olympiapark Berlin begeben. Auf dem Stadiongelände befinden sich Tafeln und Aufsteller, die über die Geschichte und Besonderheiten informieren.

Wer zusätzlich noch den Olympiapark besuchen möchte, kann mit einer Web-App und seinem Smartphone auf Erkundungsrundgang gehen. Dabei werden, wie bei einer Schnitzeljagd, kleine Aufgaben gestellt und Rätsel „geknackt“. Wer diesen Link verwendet: Historischer Olympiapark Berlin kann sofort loslegen und in die erlebnisreiche Geschichte eintauchen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Samstag, 22. Oktober 2022

Claire Waldoffs zuhause waren Varietés und Revuen

Die Chanson- und Liedsängerin mit der kratzbürstigen Stimme

Mitte der 1920er Jahre wird Berlin zur größten Industriestadt Europas. Kunst und Kultur erlebten einen bisher unbekannten Aufschwung. Große Künstler der damaligen Zeit traten entweder im Romanischen Café am Kurfürstendamm auf oder in den zwei größten Varietés Berlins, der Scala und dem Wintergarten. Josephine Baker brachte den Charleston nach Deutschland und die „Dreigroschenoper“ erlebte im Theater am Schiffbauerdamm ihre Uraufführung.

Mittendrin Claire Waldoff, als Clara Wortmann in Gelsenkirchen geboren, stand sie zu dieser Zeit mit der noch unbekannten Marlene Dietrich auf der Bühne.

Besonders erfolgreich wurde sie mit Darbietungen von Chansons, gesungen im Berliner Dialekt, den sie auf Kneipentouren gelernt hatte. Ihr Markenzeichen waren Krawatte, Hemdbluse und bronzeroter Bubikopf und sie rauchte und fluchte auf der Bühne. Ihre wohl berühmtesten Lieder sind: „Wer schmeißt denn da mit Lehm“ und „Hermann heeßta“. Sie trat in Revuen und Operetten auf, sang Soldatenlieder wie auch Volksweisen. Claire Waldoff sang besonders gern Lieder, die Walter und Willi Kollo getextet hatten.

Während ihrer Berliner Zeit lebte sie von 1919 bis 1933 in der Regensburger Straße 33, in der Nähe des Viktoria-Luises-Platzes in Schöneberg.

1903 hatte Claire Waldoff ihre ersten schauspielerischen Engagements im niedersächsischen Bad Pyrmont. 1906 bekam sie ihre ersten kleineren Auftritte in Berlin. 1915 debütierte sie beim Stummfilm, machte aber über drei Jahrzehnte mit der berühmten kratzbürstigen Stimme Karriere als kabarettistische Chanson- und Liedsängerin.

1917 lernte Claire Waldoff Olga von Roeder (1886–1963) kennen, die aus einer US-amerikanischen Schauspielerfamilie stammte. Die beiden standen im Mittelpunkt des lesbischen Nachtlebens im Berlin der 1920er Jahre.

Von 1939 bis zu ihrem Tod lebte sie mit ihrer Lebensgefährtin Olga von Roeder zurückgezogen in Bayerisch Gmain. Die Währungsreform 1948 hatte all ihre Ersparnisse aufgebraucht und sie verarmte, obwohl Im Juli 1951 der Senat von Berlin ihr einen Ehrensold von monatlich 150 D-Mark zukommen ließ. Am 22. Januar 1957 verstarb sie nach einem Schlaganfall.

Claire Waldoff wurde nur 72 Jahre alt. Ihre Urne wurde im Roederschen Familiengrab auf dem Pragfriedhof Stuttgart beigesetzt, wie nach Olgas Tod 1963 auch deren Urne.

Als das Familiengrab zwanzig Jahre später aufgelöst wurde, hat man beide Grabgefäße auf Veranlassung der Stadt Stuttgart in eine gemeinsame Nische in der rechten hinteren Außenmauer des Kolumbariums umgesetzt. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Dienstag, 18. Oktober 2022


Hallo liebe Blogbesucher.

Heute möchte ich mich mal für die rege Teilnahme in meinem Blog bedanken und drei kleine Preise ausloben, weil ich immer wieder neue Anregungen und Tipps erhalte, die ich in meine Stadtführungen bei lialo.com einarbeiten kann.

Wer den gesuchten Kiez gut kennt, wird die Lösung parat haben, andere müssen evtl. ein bisschen recherchieren.

Preisfrage: Wo in Berlin steht dieser alte Feuermelder?

Wer mir den genauen Standort (Platz und/oder Straße plus Bezirk) nennt, kommt in die Verlosung. Zu gewinnen gibt es 3 x 1 Tour (per Smartphone-geführt für bis zu 4 Personen) aus meinem kostenpflichtigen Angebot.

Hier kannst du dir eine Tour aussuchen: https://www.lialo.com/de/profile/rzgPmJMe0Bflqek9ZE2P3f49FtG2

Die Lösung bitte bis zum 26.10.2022 an meine E-Mail: meinberlin.erleben@gmail.com

Die Gewinner werden dann hier veröffentlicht.

Samstag, 15. Oktober 2022

Der Flensburger Löwe aus Dänemark

Der Flensburger Löwe
Löwen-Kopie stand im Berliner Villenviertel Alsen

Nach einem Besuch im Haus der "Wannsee-Konferenz" am Westufer des Großen Wannsees in Berlin sollte man gleich nebenan noch einen Blick auf den „Flensburger Löwen“ richten. Rund zwei Tonnen schwer ist der Zinkabguss des Bronzeoriginals des dänischen Bildhauers Herman Wilhelm Bissen. Sie erinnert an den entscheidenden Sieg der Preußen im Dänischen Krieg 1864 auf der Insel Alsen. Das Original steht nach einem Zwischenstopp in Dänemark seit 2011 wieder in Flensburg.

Im Deutsch-Dänischen Krieg, in dem Preußen und Österreich den Schleswig-Holsteinern beistanden, siegte bei der Festung Düppeler Schanzen im April 1864 die deutsche Seite. Dänemark musste eine weit nördlichere Grenzlinie akzeptieren. Fast das gesamte Herzogtum Schleswig fiel an Preußen und wurde 1867 mit dem Herzogtum Holstein eine neue Provinz. Flensburg wurde damit deutsch.

Die Bronzestatue wurde im Jahre 1867 gemeinsam mit den vier Sockel-Reliefs auf Betreiben des Generalfeldmarschalls Friedrich Graf von Wrangel nach Berlin transportiert.

Das Haus der Wannsee-Konferenz
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs setzte sich der Berliner Korrespondent der Zeitung Politiken Henrik V. Ringsted bei den US-amerikanischen Militärbehörden für eine Überführung des im Krieg unbeschädigt gebliebenen Löwendenkmals nach Dänemark ein. Der Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa und spätere Präsident Dwight D. Eisenhower veranlasste im Herbst 1945 den Transport nach Kopenhagen.

Am 20. Oktober nahm König Christian X. den Löwen offiziell in Empfang und drückte dabei die Hoffnung aus, dass das Denkmal zum Gedenken an die Opfer des Krieges von 1848 bis 1850 und an die Zeit danach dereinst wieder in Flensburg stehen sollte.

Die Berliner Kopie ließ 1873 der Bankier Wilhelm Conrad anfertigen. Der Flensburger Löwe zierte ursprünglich den Bergpark im von Conrad gegründeten Villenviertel Alsen und zog erst 1938 an seinen heutigen Standort um. Conrad hatte wenige Jahre zuvor am westlichen Wannseeufer die "Colonie Alsen" gegründet, ein prächtiges Villenviertel weit vor den Toren Berlins, von dem heute nur noch wenige Häuser erhalten sind. Text und Foto: Klaus Tolkmitt  

Donnerstag, 22. September 2022

Berliner Original lebte einst in Stolpe

Der „Eiserne Gustav“ kämpfte gegen den Niedergang des Droschkengewerbes

Im Berliner Wannsee-Ortsteil Stolpe geht es noch recht beschaulich zu. Der kleine Ort hat noch seinen dörflichen Charakter behalten und Berlin scheint weit weg zu sein. 

Im alten Wannsee lebte aber ein Berliner, der es zu Weltruhm gebracht hat. Um sein Haus zu finden, muss man der Chausseestraße folgen und in die Alsenstraße abbiegen. Ein Stück weiter an der Hausnummer 11 hängt eine Gedenktafel für den „Eisernen Gustav“ (Gustav Hartmann).

Wie „Pinsel-Heinrich“ (Maler Heinrich Zille) und der „Hauptmann von Köpenick“ (Schumacher Friedrich Wilhelm Voigt) war auch der „Eiserne Gustav“ ein Berliner Original, aber kein Berliner: Gustav Hartmann stammte ursprünglich aus Magdeburg und hatte sich in Stolpe in der Alsenstraße mit einem Pferde-Fuhrunternehmen selbstständig gemacht.

Er schrieb Geschichte, nachdem er sich für eine Aktion gegen den Niedergang des Droschkengewerbes und die steigende Zahl von Autos mit seiner Droschke und dem Wallach Grasmus auf die 1000 Kilometer lange Reise nach Paris aufmachte. Nach 8 Wochen und zahlreichen begeisterten Empfängen in den durchreisenden Orten kommt der „Weltenbummler“ am 4. Juni 1928 in Paris an. Doch in der Seine-Metropole interessierte sich die Öffentlichkeit jedoch nicht für ihn, sondern für Charles Lindbergh, der gerade seinen ersten Flug über den Atlantik beendet hatte.


Zu seinen besten Geschäftszeiten verfügt Hartmann über zwei Kutschen, zwei Landauer, einen Kremser, einen Arbeitswagen, einen Möbelwagen und Pferdeschlitten. Er selbst stand jeden Tag bei Wind und Wetter mit einer Droschke am Bahnhof Wannsee und wartet auf Kunden. Hartmann hatte sein Fuhrunternehmen 1885 gegründet, doch 1928 zurzeit der Weltwirtschaftskrise konnte er als Droschkenkutscher seine Familie nicht mehr ernähren. Automobile Taxen werden von den Kunden bevorzugt.

Vor seiner Frau verheimlicht er diese Situation, indem er sich Geld leiht. Als Sicherheit verpfändet er das Grundstück und das Wohnhaus. Durch Zufall erfährt seine Familie davon und will ihn für unzurechnungsfähig erklären lassen. Nach einer Vorladung vor Gericht verlässt er mit seiner Droschke die Stadt ohne bestimmtes Ziel.

Ein Zeitungsreporter kann ihn aufspüren und verspricht ihm 500,- Mark für eine Fahrt nach Paris. Gustav Hartmann geht dann tatsächlich am 2. April 1928 mit seiner Droschke auf die Reise und wird vom Reporter Hans Hermann Theobald begleitet, der so zu einer außergewöhnlichen Story kommt.


Noch gezeichnet von seinem Misserfolg in Paris, wird Hartmann nach seiner Rückkehr aber von den Berlinern begeistert empfangen. Er versöhnt sich mit seiner Familie und beschließt, das auf der Reise erworbene Geld in eine „Automobilwerkstatt mit Tankstelle“ zu investieren. Durch seine Reise berühmt geworden, gründet der „Eiserne Gustav“ eine Stiftung für die Hinterbliebenen von – bei der Ausübung ihres Berufes – zu Tode gekommenen Taxifahrern (Gustav-Hartmann-Stiftung).

Seine Geschichte nahm Hans Fallada zum Anlass, einen Roman zu schreiben und mit Heinz Rühmann wurde die Geschichte vom Eisernen Gustav verfilmt. Später gab es mit Gustav Knuth noch eine siebenteilige Fernsehserie. Gustav Hartmann wurde auf dem Alten Friedhof Wannsee beigesetzt.

Während in der Alsenstraße eine Gedenktafel an das „Berliner Original“ erinnert, muss man sein Denkmal ein bisschen suchen. Es steht auf der Mittelinsel (oftmals von Büschen versteckt) der breiten Bundesstraße 1 im Bezirk Tiergarten an der Kreuzung der Potsdamer Straße mit dem Landwehrkanal. Text und Foto: Klaus Tolkmitt