Donnerstag, 5. Mai 2022

Im Rathaus Spandau "regiert" ein sturer Esel

Tierplastik begrüßt die Besucher im Foyer

Während in den meisten Berliner Rathäusern der „Amtsschimmel“ wiehert, steht im Spandauer Rathaus seit 1955 in der Eingangshalle ein sturer Esel, der aber nicht unbedingt auf das Verhalten der Mitarbeitenden hinweist.

Es ist eine Skulptur des bekannten Tierbildhauers August Gaul, der für den „kleinen Eselsreiter“ seinen Sohn als Modell ausgesucht hatte.

Georg August Gaul (* 22. Oktober 1869 in Großauheim; † 18. Oktober 1921 in Berlin) war Bildhauer und Medailleur im Übergang vom Historismus zur Moderne.

Nach der Ausbildung an der Hanauer Zeichenakademie wechselte August Gaul 1888 nach Berlin und war mit drei großformatigen Raubtierbronzen an der Ausführung der Nationaldenkmäler für Kaiser Wilhelm I. und Bismarck beteiligt, die vor dem Berliner Stadtschloss und vor dem Reichstag errichtet wurden.

Nachdem er 1890 eine Dauerfreikarte für den Berliner Zoologischen Garten gewonnen hatte, standen im Zentrum seines Lebenswerks nur noch Tierplastiken. Lediglich drei Darstellungen von Menschen sind bekannt, darunter sein Eselsreiter im Foyer des Spandauer Rathauses.

Der Entenbrunnen am Renaissance Theater
In Berlin hat Gaul mit seinen Werken einige Spuren hinterlassen. So entstanden, um nur einige zu nennen, der Bäreus Wertheim und der Fischotterbrunnen für die Villa Liebermann in Berlin-Wannsee. Er schuf den „ruhenden“ Löwen im Tierpark und den goldenen Hirschen am Rathaus Schöneberg, sowie den Entenbrunnen vor dem Renaissance-Theater.

Sein Ehrengrab des Landes Berlin ist auf dem Friedhof Dahlem-Dorf zu finden.

Wer mehr Informationen über das Rathaus und Spandau erhalten möchte, der sollte sich mit der Web-App lialio.com auf den Weg durch Spandau machen. Spielerisch mit kleinen Aufgaben und Rätseln führt die App durch das Mittelalter und erzählt die lebendige Geschichte des alten Spandaus.

Die Exkursion beginnt am Rathaus, das mit der S-Bahn 3 und 9 sowie mit der U-Bahn 7 gut zu erreichen ist. Hier geht es direkt zur Tour: Der Esel im Rathaus Spandau.

Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Mittwoch, 20. April 2022

Fliegen wie ein Vogel

Ein Ikarus-Denkmal für den Flugpionier Otto Lilienthal

Hauptberuflich führte er eine Dampfkessel- und Maschinenfabrik, doch seine Liebe galt dem Fliegen. Mit seinen Flugmodellen wollte sich Otto Lilienthal frei wie ein Vogel in der Luft bewegen.

Seine Leidenschaft musste der besessene Flugpionier allerdings 1896 nach einem Flugunfall mit seinem Leben „bezahlen“. Der in Anklam 1848 geborene Lilienthal ließ sich in u.a. in Berlin-Lichterfelde eigens einen „Fliegeberg“ errichten, auf dem er seine Versuche durchführte.

Lilienthal war der erste Mensch, der erfolgreich Gleitflüge mit einem Flugapparat durchführte und dem Flugprinzip „schwerer als Luft“ damit zur ersten menschlichen Anwendung verhalf und so den Weg zu dessen späterem Erfolg bahnte.

Heute dient die Anlage als Erinnerungsstätte, neben einem weiteren Denkmal in Lichterfeld-Ost. Im Park an der Bäkestraße wurde ihm zu Ehren 1914 ein Denkmal errichtet, das 2012 saniert wurde und seitdem im neuen Glanz erstrahlt.

Eine lebensgroße Ikarusfigur auf einem 4 Meter hohen Sockel erinnert an den Pionier, der kontinuierlich seine Flugversuche verbesserte und schließlich Flüge von unglaublichen 250 Metern absolvierte. Die Plastik von Bildhauer Christian Breuer zeigt Ikarus als nackten Jüngling mit ausgestreckten Armen, an denen Flügel befestigt sind. Die griechische Sage von dem Sohn des Dädalos, der nicht dem Rat seines Vaters folgte und sich mit seinen in Wachs gestärkten Flügeln zu sehr der Sonne näherte und abstürzte, soll das tragische Schicksal Lilienthals versinnbildlichen.

Der kleine Park, in dem das Denkmal steht, wurde eigens für das Denkmal angelegt. Hier war früher ein sumpfiges Gelände, das erst mit dem Bau des Teltowkanals trockengelegt werden konnte.

Das Grab Otto Lilienthals befindet sich auf dem Berliner Friedhof Lankwitz. Es ist ein Ehrengrab des Landes Berlin. Auf der Grabplatte steht der Satz: „Opfer müssen gebracht werden“. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Donnerstag, 14. April 2022

Eine Exkursion durch Spandau

Erlebe Geschichte zum Anfassen

Mit den Linien 3 und 9 der S-Bahn, sowie der U-Bahn 7, ist Spandau gut vernetzt und von jedem anderen Berliner Bezirk schnell erreichbar.

Was spricht also gegen eine Exkursion durch die Spandauer Altstadt mit ihrer Geschichte zum Anfassen und einer Zeitreise in das Mittelalter.

Mit der Web-App von www.lialo.com und einem Smartphone wird der 3,5 Kilometer lange Spaziergang eine Erlebnistour für die ganze Familie. Man erfährt Hintergründe zur Geschichte, zu Ereignissen von Bedeutung und muss 

spielerisch kleine Rätsel und Aufgaben lösen.

Mit dem Link: Ein Spaziergang durch das Mittelalter geht es direkt zur Tour, die am Rathaus beginnt und in der Altstadt endet. Selbst Zuhause auf dem Sofa ist der Spaziergang durch Spandau unterhaltsam, doch der Rundgang draußen macht sicher noch mehr Spaß.

Wo Spree und Havel zusammenfließen, wurde Spandau einst als slawische Siedlung gegründet. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Spandauer sich rühmen, älter als Berlin zu sein. Wen wunderts, wenn sie gern von Berlin „bei“ Spandau reden, wenn es um die Ortsbezeichnung geht

Über die Zitadelle, einer der am besten erhaltenen Renaissancefestungen Europas kommt man in den ältesten Siedlungsteil der Spandauer Altstadt, dem Behnitz. Im Volksmund auch „Kolk“ genannt, ist dieser Teil der Altstadt mit seinen engen Gassen, alten Fachwerkbauten und einer kleinen Kirche ein Besuch ins „Mittelalter“. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt















Montag, 11. April 2022

Der "Mäusebunker", ein Beispiel für Brutalismus

Kontroverse Diskussion über ehemalige Tierversuchsanstalt

Wer genau hinsieht, dem wird am Hindenburgdamm in Lichterfelde, in der Nähe der alten Dorfkirche ein besonderes Bauwerk auffallen, eine experimentelle Forschungseinrichtung für Medizin der Charité. Besser bekannt ist das Gebäude als „Mäusebunker“, weil hier die ehemaligen zentralen Tierlaboratorien der Freien Universität Berlin untergebracht waren.

Der nicht schön anzusehende (aber zweckmäßige) Bau wurde erst 1981 fertiggestellt, nachdem viele Jahre der Planung und Bauunterbrechungen voran gingen. Das Gebäude gehört seit 2003 zur Charité und war bis 2020 ein Ort für Tierversuche und der Aufzucht der Versuchstiere.

Wegen Havariegefährdung, Asbestbelastung und nicht wirtschaftlicher Sanierungskosten beschloss die Charité 2012, einen Ersatzbau auf dem Campus Berlin-Buch zu errichten, der 2019 in Betrieb genommen wurde.

Der „Mäusebunker“ an der Krahmerstraße/Hindenburgstraße wurde inzwischen aufgegeben.

Die öffentlichen Reaktionen auf das Gebäude waren schon zu allen Zeiten kontrovers. Die Kritik richtete sich gegen die Nutzung für Tierversuche, gegen die hohen Kosten und gegen die wehrhafte Gestaltung als Betonpyramide.

Nun streiten sich die „Gelehrten“, was mit dem Gebäude, dessen besonderes Merkmal die rausragenden Lüftungsrohre sind, die wie Geschützrohre beängstigend aussehen, passieren soll. Die Einen plädieren für einen sofortigen Abriss, andere sind gegen die Abrisspläne. Zu ihnen gehören bekannte Architekten und Kunsthistoriker, sowie die frisch gegründete Initiative „Mäusebunker“, die mit einer im März 2020 gestarteten Petition Denkmalschutz für das Gebäude forderte.

Da an mehreren Stellen das Gebäude als bedeutendes Beispiel für Brutalismus in Deutschland bezeichnet wird, werden wir, bis eine Entscheidung gefallen ist, noch länger mit dem „Mäusebunker“ leben. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Freitag, 8. April 2022

Auf Spurensuche im Goethepark

Nach einem Spaziergang im Volkspark Rehberge im Berliner Bezirk Wedding, bietet sich noch ein Gang durch den Goethepark an.

Wer den Parkausgang an der Transvaalstraße nutzt und die paar Treppenstufen nimmt, steht nach 250 Metern mitten im Goethepark. Gleich rechts an der ersten Weggabelung an einem Rhododendronhain befindet sich das Denkmal für Wolfgang von Goethe.

Auf der Stele aus Muschelkalk sind die Lebensdaten und die Signatur des Dichters eingraviert, der 82 Jahre alt wurde.

Die natürliche Modellierung des Geländes im Park wurde genutzt, um Ruheplätze, sowie "Buddelplätze" und eine Rodelbahn für Kinder anzulegen.

Das leicht hügelige Gelände weist außerhalb der drei Spiel- und Liegewiesen dichte Gehölzbestände auf, an deren Rand ein mächtiger Findling nicht mehr wegzurücken ist.

Dieser Brocken hier ist ein Naturdenkmal, der während der Eiszeit (also vor unvorstellbaren 10.000 Jahren) durch Gletscher transportiert an den heutigen Standorten abgelegt wurden. 

Wer mehr über Berliner Naturdenkmäler im Wedding wissen möchte, nutzt die Web-App von lialo. Dort wird spielerisch auf die zahlreichen Ereignisse und Geschichten am Rande des Weges hingewiesen. 

Mit dem Link geht es direkt zur Tour: Naturdenkmäler - Auf Spurensuche. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt