Montag, 30. Januar 2023

Der Olof-Palme-Platz mit dem Ammonitenbrunnen

Zum Gedenken an den ermordeten schwedischen Ministerpräsidenten

Direkt vor dem Eingang zu Berlins Aquarium im Kreuzungsbereich Budapester Straße/ Kurfürstenstraße im Bezirk Tiergarten liegt der Olof-Palme-Platz. Eigentlich ein schmuckloser Platz, mit ein paar Bänken und wenig Grünfläche, wäre da nicht der markante Brunnen mit übereinanderliegenden Schieferplatten.

Die Anlage wurde im März 1991 erstellt und dem 1986 ermordeten schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme gewidmet.

Der Mord an den Ministerpräsidenten zählt zu den größten Kriminalfällen Europas und galt lange für nicht aufklärbar. Er wurde am Abend des 28. Februar 1986 um kurz vor Mitternacht auf offener Straße von hinten erschossen, als er gemeinsam mit seiner Frau aus einem Stockholmer Kino kam und auf dem Rückweg nach Hause war. Palmes Frau Lisbet überlebte die Tat leicht verletzt.

Nach 34 Jahren und ungezählten Fehlschlägen und Fahndungspannen gab die Polizei in Stockholm 2020 den Namen des Täters bekannt, der allerdings nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden konnte, da er bereits im Jahr 2000 verstorben war.

Der 2,50 × 11 × 17 Meter große Ammonitenbrunnen ist eine von der Natur abgeschaute geometrische Konstruktion, verweist auf den namensgebenden Ammoniten, einen vor über 70 Millionen Jahren ausgestorbenen Kopffüßer. Kopffüßer gehören zu den größten lebenden Weichtieren und kommen nur im Meer vor. Es gibt sowohl freischwimmende als auch am Boden lebende Arten. Derzeit sind etwa 30.000 ausgestorbene und 1.000 heute lebende Arten bekannt.

Der Springbrunnen besteht aus 165 Schieferplatten, die im Sauerland 160 Meter unter Tage gebrochen wurden, sowie 13 bronzenen Skulpturen, die an urzeitliche Fossilien erinnern.

Wer z.B. mit dem Bus der Linie 100 vom Alexanderplatz Richtung Zoologischer Garten fährt und mit seinem Smartphone die App von lialo nutzt: „Berliner Highlights Hop on Hop off mit dem Bus 100“ https://www.lialo.com/de/tour/34qp kommt direkt am Olof-Palme-Platz vorbei und kann sich den Brunnen näher anschauen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Mittwoch, 4. Januar 2023

Der melancholische Schifferjunge mit seinem Schifferklavier

Dank Denkmalschutz sitzt die Brunnenfigur „auf dem Trockenen“.

Fast schon traurig sitzt auf einem Hafenpoller am Ufer der Spree unter der Hansabrücke im Hansaviertel ein Schifferjunge, der melancholisch auf seiner Ziehharmonika (Schifferklavier) spielt und sehnsüchtig den abfahrenden Dampfern nachsieht, die hier kurz anlegen, um dann ihre Fahrt auf der Spree fortzusetzen.

Die Brunnenfigur von Bildhauer Hermann Kurt Hosäus auf der Sandsteinsäule wurde mit dem Bau der Brücke 1914 hier aufgestellt. Aus den vier Fröschen am Fußkranz sprudelte Wasser in einen Brunnen. Doch die Frösche haben seit 1953 einen trockenen Hals und aus dem Brunnen ist ein Blumenkübel geworden. Der Schifferjunge könnte also „trockenen Fußes“ von seiner Säule herabsteigen, wäre da nicht der Denkmalschutz, der das verhindert.

Und trotz Denkmalschutz wird eines Tages diese versteckte Skulptur unter der Brücke leider auch verschwinden und der melancholische Schifferjunge mangels Sanierung herabstürzen. Bestenfalls kann er auf einem Dampfer anheuern, der ihn über die Spree, Havel und Elbe hinaus in die weite Welt schippert. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Dienstag, 27. Dezember 2022

Berlin hat einen neuen Sternenhimmel

Der U-Bahnhof „Museumsinsel“ zählt zu den schönsten Stationen

Der neue U-Bahnhof Museumsinsel ist nicht nur der 175. U-Bahnhof im Berliner Verkehrsnetz, er ist auch einer der schönsten Bahnhöfe im Untergrund.

Der als „Lückenschluss“ der U 5 zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor geplante Bahnhof im Ortsteil Berlin-Mitte erlaubt nun den direkten Zugang zum neuen Humboldt-Forum, zu den Museen und dem Dom.

Doch nicht nur die exponierte Lage macht die Station zu etwas Besonderem, es ist die überaus stilvolle Gestaltung.

Für Architekt Max Dudler ist das Tunnelbauwerk eine Hommage an Baumeister Karl Friedrich Schinkel, der wie kein anderer das Stadtbild in der historischen Mitte Berlins geprägt hat. Der Architekt ließ sich von Schinkel inspirieren, der 1816 als Bühnenbild für Aufführungen der Zauberflöte einen Nachthimmel entworfen hatte. So sorgen jetzt über 6600 Lichtpunkte im Gewölbe, dass der Betrachter glaubt, in einen Sternenhimmel zu sehen.

Auch der Säulengang auf dem Bahnsteig erinnert an Schinkel, der gern Kolonnaden in seine Bauwerke integriert hat.  Durch die Lage unter dem Spreekanal gehört die U-Bahnstation zu den tiefsten Stationen in der Stadt und der Architekt ist sich sicher, dass Menschen in die U-Bahnstation gehen werden, nur um sich den Sternenhimmel anzuschauen. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Montag, 19. Dezember 2022

Skulptur vor Gymnasium ist beliebter Treffpunkt

Bronzeplastik „Hand mit Uhr“ im Video von Depeche Mode 

Wenn sich die Schüler/innen des Gymnasiums Tiergarten im Berliner Hansaviertel nach dem Unterricht noch verabreden, dann treffen sie sich meistens „an der Hand“.

Gemeint ist eine Skulptur des Bildhauers Joachim Schnettau, der auch den Weltkugelbrunnen (Wasserklops) auf dem Breitscheidplatz geschaffen hat. Seine Bronzeplastik „Hand mit Uhr“ wurde als Kunst am Bau 1975 auf dem Vorplatz der Menzel-Oberschule, dem heutigen Gymnasium Tiergarten, an der Ecke Altonaer Straße/Lessingstraße, errichtet.

Es war Schnettaus erste Skulptur, die er im öffentlichen Raum gestaltet hat, danach kam noch der Weltkugelbrunnen und „das tanzende Paar“ auf dem Hermannplatz in Neukölln dazu.

Die Hand-Skulptur stützt sich auf einer viereckigen Stele und ist insgesamt 4,5 Meter hoch. Den Abschluss der Skulptur bildet das abgeschnittene Handgelenk. Direkt darunter ist eine elektronische Uhr mit digitaler Ziffernanzeige eingelassen.

Das Kunstwerk an der verkehrsreichen Kreuzung entwickelte sich schnell zum markanten Wahrzeichen der Schule und wurde international bekannt als Kulisse für das Video zum Song Everything Counts der britischen Band Depeche Mode.

Hier der Link zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=1t-gK-9EIq4 .

Leider wurde die Uhr immer wieder durch Graffiti, Aufkleber und Bemalen der Fingernägel verunziert. Die letzte Sanierung war 2012, in der Hoffnung, dass Skulpturen im öffentlichen Raum generell von Verschmutzungen verschont bleiben. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Montag, 12. Dezember 2022

Der Rathenau-Brunnen im Volkspark Rehberge

Ein Spaziergang zu den Naturdenkmälern in Wedding

Der Volkspark Rehberge bietet auf seinen insgesamt 115 abwechslungsreichen Hektar alles, was erholungssuchende Großstädter von einem Park erwarten: neben großen Wiesen und bewaldeten Parkabschnitten gibt es Sportanlagen, Spielplätze, ein Wildgehege und viel Wasser.

Der Park wurde in den 1920er Jahren als Landschaftspark geplant und umgesetzt. Seitdem dient er zur Erholung und bietet Raum für Spaß und Aktivitäten.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts plante Zoodirektor Carl Hagenbeck aus Hamburg, auf diesem Gebiet einen Ausstellungspark anzulegen. Hier sollten Tiere in einer Landschaft leben, die ihrer eigentlichen Heimat sehr nahekommt. Andere Quellen sprechen dagegen von einer Tier- und Völkerschau mit ähnlichen Darstellungsweisen wie auf der Deutschen Colonial-Ausstellung von 1896 im Treptower Park. Tiere und Menschen aus den damaligen deutschen Kolonien sollten im Park zur Schau gestellt werden. Es kam allerdings nie zur Realisierung, da 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach.

Im Park setzt sich die Dünenlandschaft des Berliner Urstromtals weiter fort und das Gebiet hatte bis in das frühe 19. Jahrhundert einen hohen Bestand an märkischen Kiefern und Traubeneichen.

Auf dem Gelände des heutigen Volksparkes wurde der sandige Aushub des in den Jahren 1848–1859 erbauten Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals abgeladen. Später diente der Sand der Rehberge als Sandquelle für die Reinigung der Fußböden der Berliner Wohnungen.

Der sogenannte „Wittensand“, der dafür genutzt wurde, musste erst in Handarbeit unter den darüber liegenden Sandschichten ausgegraben werden und wurde dann mit Hunde- oder Pferdegespannen in die Berliner Innenstadt gebracht, wo ihn Händler an Hausfrauen verkauften.

Nachdem der Baumbestand der Rehberge im Norden Berlins von der frierenden und hungernden Bevölkerung in den kalten Wintern nach dem Ersten Weltkrieg so gut wie abgeholzt worden war, entstand zwischen 1926 und 1929 in der zurückgebliebenen märkischen Sandwüste einer der größten Berliner Volksparks.

Im Rahmen eines Notstandprogramms fanden 1.200 Menschen hier über Jahre eine Arbeit.

Der Volkspark Rehberge wuchs, anders als die meisten seiner Vorgänger, nicht nach gartenarchitektonischen Entwürfen, sondern entlang vorhandener Naturräume. So lassen sich auch gleich mehrere Naturdenkmäler (Findlinge und Bäume) bestaunen.

Mehr Informationen über den Park und Naturdenkmäler in Wedding hält die Web-App von lialo bereit. Einfach den Link anklicken: https://www.lialo.com/de/tour/e027 und schon kann ein abwechslungsreicher Spaziergang starten.

Auf dem höchsten Punkt des Volksparks steht der Rathenaubrunnen. Das ursprüngliche Denkmal von Georg Kolbe für die Brüder Emil und Walther Rathenau wurde 1930 nach langer Planungsphase im Volkspark aufgestellt, nachdem Reichsaußenminister Walter Rathenau 1922 von Rechtsradikalen ermordet wurde.

1934 ließen die Nazis das Denkmal für die jüdischen Brüder entfernen, erst 1987 wurde der Rathenaubrunnen von Bildhauer Harald Haacke wiederhergestellt und eingeweiht.

Der abstrakt gestaltete Brunnen sorgte seinerzeit für Verwirrung und wurde im Volksmund "Steuerschraube" genannt. Die spiralige Form des bronzenen Brunnenkörpers soll aber ein wichtiges Teil einer Turbine symbolisieren, in Anlehnung an die Gründer der AEG, (Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft) die Brüder Walter und Emil Rathenau.

Wenn mal wieder Schnee in Berlin liegt, beginnt am Brunnen eine lange Rodelbahn durch den Park, der aber auch von Joggern gern genutzt wird, um sich auf den insgesamt 24 Wege-Kilometern auszupowern. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt