Ein Spaziergang zu den Naturdenkmälern in Wedding
Der Volkspark Rehberge bietet auf seinen insgesamt 115
abwechslungsreichen Hektar alles, was erholungssuchende Großstädter von einem
Park erwarten: neben großen Wiesen und bewaldeten Parkabschnitten gibt es
Sportanlagen, Spielplätze, ein Wildgehege und viel Wasser.
Der Park wurde in den 1920er Jahren als Landschaftspark
geplant und umgesetzt. Seitdem dient er zur Erholung und bietet Raum für Spaß
und Aktivitäten.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts plante Zoodirektor Carl
Hagenbeck aus Hamburg, auf diesem Gebiet einen Ausstellungspark anzulegen. Hier
sollten Tiere in einer Landschaft leben, die ihrer eigentlichen Heimat sehr
nahekommt. Andere Quellen sprechen dagegen von einer Tier- und Völkerschau mit
ähnlichen Darstellungsweisen wie auf der Deutschen Colonial-Ausstellung von
1896 im Treptower Park. Tiere und Menschen aus den damaligen deutschen Kolonien
sollten im Park zur Schau gestellt werden. Es kam allerdings nie zur
Realisierung, da 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach.
Im Park setzt sich die Dünenlandschaft des Berliner
Urstromtals weiter fort und das Gebiet hatte bis in das frühe 19. Jahrhundert
einen hohen Bestand an märkischen Kiefern und Traubeneichen.
Auf dem Gelände des heutigen Volksparkes wurde der sandige
Aushub des in den Jahren 1848–1859 erbauten Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals
abgeladen. Später diente der Sand der Rehberge als Sandquelle für die Reinigung
der Fußböden der Berliner Wohnungen.
Der sogenannte „Wittensand“, der dafür genutzt wurde, musste
erst in Handarbeit unter den darüber liegenden Sandschichten ausgegraben werden
und wurde dann mit Hunde- oder Pferdegespannen in die Berliner Innenstadt
gebracht, wo ihn Händler an Hausfrauen verkauften.
Nachdem der Baumbestand der Rehberge im Norden Berlins von
der frierenden und hungernden Bevölkerung in den kalten Wintern nach dem Ersten
Weltkrieg so gut wie abgeholzt worden war, entstand zwischen 1926 und 1929 in
der zurückgebliebenen märkischen Sandwüste einer der größten Berliner
Volksparks.
Im Rahmen eines Notstandprogramms fanden 1.200 Menschen hier
über Jahre eine Arbeit.
Der Volkspark Rehberge wuchs, anders als die meisten seiner
Vorgänger, nicht nach gartenarchitektonischen Entwürfen, sondern entlang
vorhandener Naturräume. So lassen sich auch gleich mehrere Naturdenkmäler
(Findlinge und Bäume) bestaunen.
Mehr Informationen über den Park und Naturdenkmäler in
Wedding hält die Web-App von lialo bereit. Einfach den Link anklicken: https://www.lialo.com/de/tour/e027
und schon kann ein abwechslungsreicher Spaziergang starten.
Auf dem höchsten Punkt des Volksparks steht der
Rathenaubrunnen. Das ursprüngliche Denkmal von Georg Kolbe für die Brüder Emil
und Walther Rathenau wurde 1930 nach langer Planungsphase im Volkspark
aufgestellt, nachdem Reichsaußenminister Walter Rathenau 1922 von
Rechtsradikalen ermordet wurde.
1934 ließen die Nazis das Denkmal für die jüdischen Brüder
entfernen, erst 1987 wurde der Rathenaubrunnen von Bildhauer Harald Haacke
wiederhergestellt und eingeweiht.
Der abstrakt gestaltete Brunnen sorgte seinerzeit für
Verwirrung und wurde im Volksmund "Steuerschraube" genannt. Die
spiralige Form des bronzenen Brunnenkörpers soll aber ein wichtiges Teil einer
Turbine symbolisieren, in Anlehnung an die Gründer der AEG, (Allgemeine
Elektrizitäts-Gesellschaft) die Brüder Walter und Emil Rathenau.
Wenn mal wieder Schnee in Berlin liegt, beginnt am Brunnen
eine lange Rodelbahn durch den Park, der aber auch von Joggern gern genutzt
wird, um sich auf den insgesamt 24 Wege-Kilometern auszupowern. Text und Fotos:
Klaus Tolkmitt