Dienstag, 5. April 2022

Der Berliner Eiffelturm im Wedding

Deutsch-Französisches Kulturzentrum trägt Europäischen Gedanken

Um den Eiffelturm zu sehen, muss man nicht unbedingt nach Paris. In Berlin nimmt man die U6 bis zum Bahnhof Rehberge in Wedding und schon steht man unter dem französischen „langen Lulatsch“.

Die französische Militärregierung ließ von 1960 bis 1961 auf einem unbebauten Grundstück an der Müllerstraße 74 das Centre Français de Berlin (CFB, deutsch: Französisches Zentrum von Berlin) errichten und einen 15 Meter hohen Mini-Eiffelturm gleich mit.

Das Zentrum mit Hotel, Kino, Theater und Bibliothek wurde bis ins Jahr 1992 als Kulturzentrum von französischen Streitkräften betrieben. Nach dem Fall der Mauer im Jahr 1989 zog sich danach auch die französische Besatzungsmacht zurück, was zur Folge hatte, dass das Zentrum geschlossen wurde.


Der Gebäudekomplex ging im Rahmen des Zwei-plus-Vier-Vertrags und des Einigungsvertrags an das Bundesministerium der Finanzen der Bundesrepublik Deutschland über. Die Regierungen von Frankreich und Deutschland kamen aber zum Schluss, dass das Zentrum im Sinne der deutsch-französischen Freundschaft und dem europäischen Gedanken zur Völkerverständigung wiedereröffnet werden sollte.

So wurde das Gebäude nach zweijähriger Umbauzeit 1994 wieder als Centre Français de Berlin neu eröffnet. Heute ist die Einrichtung eine gemeinnützige GmbH, deren Aufgabe es ist, im Sinne des europäischen Gedankens zur Völkerverständigung im Jugend-, Bildungs- und Kulturbereich beizutragen. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Donnerstag, 31. März 2022

Von der Waschfrau zur Unternehmerin

Mutter Lustig gründete erste Wäscherei in Berlin

Nach einem Besuch der Schlossinsel in Köpenick, bietet sich noch ein Spaziergang zum Fischerkietz (lialo-Tour durch Köpenick) an, den man in wenigen Minuten über die Müggelheimer Straße erreichen kann. Auf dem Weg dorthin kommt man am Denkmal von Henriette Lustig vorbei, der Namensgeberin für das originelle Lokal an der Spreepromenade, mit dem idyllischen Außenbereich am „Frauentrog“ und dem malerischen Blick auf das Wasser der Dahme.

Doch wer war diese Frau, der man nicht nur ein Denkmal, an ihrem Haus in der Altstadt auch eine Gedenktafel gewidmet hat?

Henriette Lustig am 3. Februar 1808 in Köpenick geboren, wurde mangels beruflicher Alternativen Wäscherin und machte die Spree mit ihrem weichen Wasser zu ihrem Arbeitsplatz.

Mit Waschbänken und Rubbelbrettern hockten die Frauen damals an der Spree und brachten Köpenick den Spitznamen als „Waschküche Berlins“ ein. Mit 27 Jahren wollte Henriette jedoch keine abhängige Wäscherin mehr sein und gründete am Alten Markt in Köpenick die erste Lohnwäscherei in Berlin. Schnell entwickelte sich dieses Dienstleistungsgewerbe zu einem profitablen Geschäft. Im Laufe der Jahre wuchs der Berliner Kundenkreis, sodass auch Wäsche mit Hundewagen oder später mit Pferdegespannen transportiert werden musste.

Die Anzahl der kleinen und mittleren Wäschereien stieg schnell an und die Konkurrenz wurde größer. Im Jahr 1900 arbeiteten in 87 Wäschereien bereits 4.000 Wäscherinnen. Einer der größten Konkurrenten für Henriette Lustig war der Unternehmer Julius Spindler. Bereits 1882 hatten dessen Wäscherei und Färberei 1.500 Arbeiter und 35 Filialen in ganz Deutschland.

Das Haus der Eltern von Henriette Lustig befindet sich am Alten Markt 4, wo eine Gedenktafel zu Ehren der Unternehmerin angebracht ist. Henriette Lustig hat das Wohnhaus im Jahr 1859 für 2.150 Taler von ihrem Vater gekauft und es 1879 – nach der Währungsreform 1873 – für 21.000 Mark an ihren Schwiegersohn weiterverkauft. 17

Kinder soll Henriette Lustig geboren haben. Bei der Testamentsfestlegung 1871 sind allerdings nur noch acht erwachsene Kinder vermerkt.

Die Wäscherei wurde bis 1965 von einer ihrer Töchter und später von einer Enkelin weitergeführt. Anfang der 80er Jahre wurde zu Ehren der „Wäscherin“ an der Spreepromenade gleich neben der Schlossinsel ein Brunnen-Denkmal aufgestellt, das „Mutter Lustig“ kniend am Trog zeigt, wie sie die Wäsche mit der Hand sauber macht. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Dienstag, 22. März 2022

Die Albrechtsburg stand Pate

Das Amtsgericht Wedding

Vorbild war die Albrechtsburg in Meißen. Darum hat das Amtsgericht Wedding im Berliner Ortsteil Gesundbrunnen im Bezirk Mitte am Brunnenplatz/Pankstraße ein schmuckvolles Portal, mit Erkern, Giebeln und Zinnen.

Der mehrflügelige, fünfgeschossige Bau wurde von 1901 bis 1906 im Stil der Neogotik erbaut. Die Straßenfront der Hauptflügel hat eine Länge von etwa 120 Metern. In den Ecken der linken und rechten Flügel seitlich des Portalbereiches befindet sich jeweils ein Treppenturm.

Über den Eingangstüren mit Wappen- und Tierdarstellungen ist eine allegorische Figur der Justitia aufgestellt, die jedoch keine Waage, kein Richtschwert und auch keine verbundenen Augen hat, sondern die ein Gesetzbuch sowie ein Schild hält.

Im Giebel des Portals wurde nach 1933 ein Reichsadler mit Hakenkreuz im Eichenkranz angebracht, der sich – lediglich ohne Hakenkreuz – noch heute dort befindet. Hinter der Schmuckfassade des Hauptportals befindet sich eine ebenfalls neogotisch ausgeführte monumentale Treppenanlage, die dem Bau eine Ähnlichkeit mit gotischen Kathedralen verleiht.

Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, jedoch nach Kriegsende wiederhergestellt und 1957/1958 erweitert. Der gesamte Gebäudekomplex steht unter Denkmalschutz und wird heute als zentrales Mahngericht für Berlin und Brandenburg genutzt. Quelle: Wikipedia, Text und Fotos: Klaus Tolkmitt