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Montag, 15. Februar 2021

Für fünf Pfennig über die Sechserbrücke

In Tegel steht eine der schönsten Fußgängerbrücken

Vor über 120 Jahren entwickelte sich in Berlin-Tegel ein reger Ausflugsverkehr entlang der Uferstraße, der heutigen Greenwichpromenade, am Tegeler See. Um allerdings zum Freibad Tegelsee oder zur „Dicken Marie“, Berlins ältestem Baum zu gelangen, mussten die Spaziergänger das Tegeler Fließ überqueren.

Der ortsansässige Fischer Siebert erkannte die Einnahmequelle und verdiente sich mit dem Übersetzen der Wanderer mit seinem Kahn für fünf Pfennig (in Berlin “Sechser” genannt) ein Zubrot.

Als sich der Besucherstrom von Jahr zu Jahr weiterentwickelte, baute er eine kleine Holzbrücke über das Fließ und verlangte von jedem, der sie überqueren wollte, weiterhin fünf Pfennige. Doch als der Ausbau des Tegeler Hafens anstand, musste die Brücke einem Neubau weichen.

1909 wurde die neue stählerne Fachwerkbogenbrücke mit einer Gesamtlänge von 91 Metern fertiggestellt und bekam den offiziellen Namen: Tegeler Hafenbrücke.


Die neuen Betreiber der Brücke hielten am „Sechser“ als Brückenzoll fest und die Tegeler am Namen „Sechserbrücke“. Erst die Inflation in Deutschland setzte dem „Brückenzoll“ im Jahr 1922 ein Ende, da die Personalkosten die Einnahmen überstiegen.

Die „Sechserbrücke“ steht inzwischen unter Denkmalschutz und zählt zu den schönsten Fußgängerbrücken Berlins. Sie ist nicht nur ein schönes Fotomotiv, sie ist besonders beliebt bei Film und Fernsehen als Kulisse für Dreharbeiten. Zudem bietet sie einen wunderschönen Blick auf den Tegeler See und den Hafen. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

schau auch mal hier: Auf den Spuren der Gebrüder Humboldt 

oder hier: Die dicke Marie

Freitag, 29. Januar 2021

Olympiapark Berlin Teil 3

Blick über das Maifeld zum Olympiastadion
Blick über das Maifeld zum Olympiastadion

Bei einem Spaziergang Sport und Geschichte erleben (Teil 3)

Der Berliner Olympiapark mit dem Olympiastadion im Zentrum, erinnert nicht nur an die olympischen Spiele von 1936, das gesamte Gelände ist Geschichtsort monumentaler Bauweise aus der Zeit des Nationalsozialismus.   

Im Teil 1 der Geschichte haben wir das Olympiastadion halb umrundet und verlassen nun am Südeingang den Coubertinplatz an der Trakehner Allee und biegen rechts auf die Jesse-Owens-Allee ein. In Teil 2 sind wir bis zum Glockenturm am Maifeld gekommen.

Wir stehen oben im Glockenturm und haben einen imposanten Blick auf das Olympiastadion, das Maifeld und große Teile von Berlin.

Ziemlich weit oben im Turm hing die schwere Olympiaglocke, die jetzt am Olympiastadion steht.  Heute hängt eine Nachbildung im Turm, die nur noch etwa halb so schwer ist (4,5 Tonnen).


Das Maifeld, zwischen Olympiastadion und Glockenturm war von den Nationalsozialisten als Platz für die Mai-Aufmärsche (daher der Name) und andere propagandistische Veranstaltungen vorgesehen. Das Maifeld ist 112.000 Quadratmeter groß und war für bis zu 250.000 Besucher konzipiert!

Die Tribünen bieten noch einmal Platz für 60.000 Zuschauer. Während der Sommerspiele fanden Polowettbewerbe und Dressurwettkämpfe der Reiter sowie eine Vorführung von 20.000 Berliner Schulkindern statt.

Von 1953 bis 1994 war das Feld Teil des Hauptquartiers der Britischen Streitkräfte in Berlin. Hier fanden bis 1994 die alljährlichen – von tausenden von Berlinern besuchten – Geburtstagsparaden der britischen Truppen für Königin Elisabeth II. statt.

Zudem nutzen die britischen Truppen das Maifeld für ihre Cricket-, Rugby-, Polo- und andere Wettkämpfe, die sie hier veranstalteten.

Aber auch große Open-Air-Konzerte haben in den letzten Jahrzehnten hier stattgefunden, wie z.B. von Genesis, Pink Floyd und Tina Turner. Jährlich findet auf dem Maifeld die Pyronale statt, ein Wettbewerb der Höhenfeuerwerker.

2013 kam es allerdings auch zu einem Flugunfall im Zuge einer Großübung. Zwei Polizeihubschrauber kollidierten und stürzten ab. Zu beklagen waren ein Todesopfer und mehrere Verletzte.

Verlassen wir den Glockenturm, dann schauen wir genau gegenüber auf der anderen Straßenseite auf den Eingang in die „Waldbühne“.

Vor dem 2. Weltkrieg hieß die heutige Open-Air-Bühne Dietrich-Eckart-Freilichtbühne.

Während der Olympiade fanden dort die Turnwettkämpfe statt. Ihr Hauptzweck war aber Spielort für Aufführungen des Rahmenprogramms, der Oper Herakles von Georg Friedrich Händel und des Thingspiels Frankenburger Würfelspiel des völkischen Dichters Eberhard Wolfgang Möller.

Die beiden Rahmenveranstaltungen spiegeln die Motive der Reliefs im Eingangsbereich wider.


Der Bau der Waldbühne orientiert sich an dem antiken griechischen Theater in Epidauros. Wie in antiken Arenen steigen die Sitzränge mit der Entfernung von der Bühne zunehmend an, was der Akustik zugute kommt. Möglich wurde der Bau durch den natürlichen Murellenberg mit dem Talkessel, der sich hier gebildet hat.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Bühne den Namen Waldbühne. Zunächst diente sie als Freilichtkino (u. a. Spielort der Berlinale), dann wurde sie für Boxkämpfe genutzt.

Heute wird das 22.000 Besucher fassende steil abfallende Halbrund hauptsächlich für Konzerte genutzt.


Eines der legendärsten Konzerte fand am 15. September 1965 mit den Rolling Stones statt.

Die „Bravo“ hatte zu dem Konzert geladen, die Stones, damals noch mit Brian Jones und Bill Wyman, waren der Haupt-Act, ihr Auftritt nur auf eine halbe Stunde terminiert.

Aber nach bereits 20 Minuten war schon wieder Schluss und die Band musste die Bühne verlassen. Die 20.000 Jugendlichen, die sich schon vorher in Ekstase gejohlt hatten, waren entsprechend "aufgeheizt" und krawallsüchtig. Als der Enthusiasmus vollends überschwappte und die Bühne im Sturm genommen wurde, ging die Polizei mit Knüppeln dazwischen.

Fazit der Veranstaltung:  Es gab fast 100 Verletzte, 85 Festnahmen und eine auf Jahre kaputte Waldbühne, weil die Krawallmacher das gesamte Sitzmobiliar auseinandernahmen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Samstag, 9. Januar 2021

Bei einem Spaziergang Sport und Geschichte erleben (Teil 2)


Olympiapark Berlin

Der Berliner Olympiapark mit dem Olympiastadion im Zentrum, erinnert nicht nur an die olympischen Spiele von 1936, das gesamte Gelände ist Geschichtsort monumentaler Bauweise aus der Zeit des Nationalsozialismus.   

Im Teil 1 der Geschichte haben wir das Olympiastadion halb umrundet. Nun verlassen wir am Südeingang den Coubertinplatz an der Trakehner Allee und biegen rechts auf die Jesse-Owens-Allee ein.

Die gesamte Tour wird bei lialo beschrieben. Schau mal hier: Tour durch den Olympiapark

Der US-Amerikaner Jesse Owens war der herausragende Sportler der Spiele, der die Laufstrecken (100 und 200 Meter), sowie den Weitsprung perfekt beherrschte.

Das passte so gar nicht in die Welt der Nationalsozialisten um Adolf Hitler, in deren Propaganda nur die Erfolge der deutschen Athleten zählen sollten.

Jesse Owens hatte ein Jahr vor Olympia in den Laufdisziplinen und im Weitsprung (8,13 Meter) gleich mehrere Weltrekorde aufgestellt. Bei Olympia 1936 gewann er insgesamt vier Goldmedaillen, im Weitsprung mit einem Sprung über 8,06 Meter.

Das Weitsprung-Duell zwischen Jesse Owens und dem Deutschen Carl Ludwig „Luz“ Long gehörte zu den Höhepunkten der Olympischen Spiele 1936 im Olympiastadion.

Der von den Nazis beschworene Kampf der Rassen fand nicht statt, weil der blonde Deutsche mit dem schwarzen Amerikaner Freundschaft schloss und weil Long seinen Rivalen unter den Augen Adolf Hitlers sogar vor dem Scheitern bewahrte.

Vor dem letzten entscheidenden Sprung soll Long Jesse Owens noch Tipps gegeben haben, die schließlich zum Sieg führten.

Das ist zwar nicht sicher überliefert, es war aber nicht zu übersehen, dass sich beide Sportler während des Wettkampfes anfreundeten und sich nach dem Duell umarmten - eine Geste für die Ewigkeit.

Wir gehen die Jesse-Owens-Allee ca. 400 Meter weiter und können durch dichte Hecken und Bäume das ehemalige Reiterstadion der Olympiade erkennen.

Am Ende der Straße biegen wir rechts in die Passenheimer Straße ein. Dort befindet sich auch der Eingang zum Reiterstadion. Das Stadion ist leider nicht öffentlich zugänglich und auch nicht ständig in Betrieb.

400 Meter weiter wird rechts ein hoher Turm sichtbar. Es ist der Glockenturm des Olympiageländes. Der Eingangsbereich des Glockenturms ist frei zugänglich. In der „Langemarckhalle“ finden häufig Ausstellungen statt.  

Die Halle wurde anlässlich der Sommerspiele 1936 erbaut, zur Erinnerung an die Gefallenen der Schlacht bei Langemarck in Flandern, wo zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 zehntausende schlecht ausgebildete junge deutsche Reservisten in den Tod geschickt wurden.

Noch während des Krieges fand eine Mystifizierung von Langemarck statt. Ab 1928 nahm sich die Deutsche Studentenschaft des Mythos in besonderer Weise an, der schließlich von den Nationalsozialisten bereitwillig aufgegriffen wurde.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Langemarckhalle durch Sprengung des Turmes zerstört; von 1960 bis 1962 wurde sie, wie auch der Glockenturm, rekonstruiert und wieder aufgebaut.  Nicht mehr vorhanden ist der „Führerstand“ für Hitler vor der Halle, mit Ausrichtung auf das Maifeld.

Ein kostenpflichtiger Aufzug bringt uns hoch auf die Aussichtsplattform. Oben hat man eine unverbaute Weitsicht über Berlin, das Maifeld und das Olympiastadion.  Text und Fotos: Klaus Tolkmitt


Sonntag, 27. Dezember 2020

Der Hochbunker an der Pallasstraße


Ein Ort der Erinnerungen

In der Nähe des Kleistparks, dort wo auch der Berliner Sportpalast einst die Massen anzog, steht in der Pallasstraße in Berlin-Schöneberg ein Relikt aus dem zweiten Weltkrieg.

Bis heute erinnert der graue, vierstöckige, nur im Rohbau fertig gestellte Hochbunker an die national-sozialistische Diktatur und den Zweiten Weltkrieg. Errichtet wurde er 1944/45 von sowjetischen Zwangsarbeitern.

Der Bunker an der Pallasstraße sollte die technischen Anlagen des nahen gelegenen Fernmeldeamtes aufnehmen, doch dazu kam es nicht mehr. Nach dem Krieg versuchten US-Soldaten mehrmals vergeblich den Bunker zu sprengen. Aus Rücksicht auf die umliegenden Bauten konnten keine ausreichend großen Sprengungen durchgeführt werden. Der Bunker wurde 1977 mit dem auf Stelzen stehenden Teil des Pallasseums überbaut. Gegen vielfachen Widerstand wurde er auf Wunsch der westlichen Alliierten 1986-89 zum größten Zivilschutzbunker Berlins ausgebaut, mit vier Eingangsschleusen und über 4.800 Plätzen.

Der Bunker war einer der Drehorte des 1987 entstandenen Films Der Himmel über Berlin von Wim Wenders. 2002 wurde am Bunker ein »Ort der Erinnerung« eingeweiht, der auf das Schicksal der Zwangsarbeiter aufmerksam macht. Seitdem diente er wiederholt als Schauplatz für Ausstellungen. 2010 wurde der Bunker schließlich entwidmet und 2011 unter Denkmalschutz gestellt. Quelle: Infotafel Pallasstraße, Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Dienstag, 1. Dezember 2020

Eine Brückentour über die Spree Teil 2

Berlin hat mehr Brücken als Venedig

Berlin kann mit Recht behaupten, mehr Brücken zu haben als Venedig. Doch wieviel es tatsächlich sind, weiß niemand so ganz genau. Während einige Statistiker von 2.000 Brücken sprechen, sagen andere, dass es wahrscheinlich knapp 1.000 Übergänge sind, die uns trockenen Fußes von einem zum anderen Ufer bringen.

Wir beginnen unsere Brückentour entlang der Spree und dem Spreekanal in Berlin-Mitte, genauer gesagt in Moabit an der Bärenbrücke, in der Nähe der S-Bahn-Station „Bellevue“.

Schau auch mal hier: lialo Brückentour

Offiziell heißt das Bauwerk „Moabiter Brücke“, doch die Berliner kennen sie nur unter der Bezeichnung: „Bärenbrücke“, weil an beiden Enden der Geländer große gusseiserne Bärenskulpturen die Steinbrücke schmücken.



























Von der S-Bahn kommend, gehen wir nach der Überquerung der Bärenbrücke links ein kleines Stück die Promenade entlang. An der Stelle, wo Teile der Berliner Mauer stehen, beginnt die "Straße der Erinnerung". Hier ehrt die Ernst Freiberger Stiftung deutsche Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur und Politik, die Großes geleistet haben und für Freiheit und Menschenrechte eingetreten sind.

Hier im Spreebogen ist in den letzten Jahren sehr viel Neues entstanden. Wo früher in den ehrwürdigenBacksteingebäuden die Kutschwagen mit frischer Milch beladen wurden, haben sich Medien- und Dienstleistungsunternehmen etabliert. Aus der ehemaligen "Bolle Meierei" im 19. Jahrhundert ist der moderne Büro- und Gewerbepark Spreebogen entstanden, mit Restaurants, Geschäften und einem Festsaal für alle Anlässe. 


























Carl Bolle oder auch "Bimmel-Bolle", wie ihn die Berliner liebevoll nannten, begann 1879 damit, die Stadt mit Milch und Milchprodukten zu beliefern, die von seinen Kühen stammten, die unweit seiner Baumschule am Lützowufer weideten und ursprünglich als Düngerlieferanten gebraucht wurden. Der Verkauf der Milch begann zunächst vor Ort in einer Milchbar, dann zunehmend auch über Milchmädchen, die Kannen mit Handwagen durch die Stadt zogen.

Ab etwa 1881 wurden Pferdegespanne eingeführt, die mit jeweils einem Jungen als Kutscher (wegen der Aufschrift auf dem Wagen im Volksmund Bolle genannt) und einem Milchmädchen (Bolle-Mädchen) besetzt waren, das die Milch austrug und in einer umgebundenen Ledertasche die Kasse dabei hatte. Beide waren uniformiert. Bolle und Bolle-Mädchen galten als beliebter Bestandteil des Stadtbilds und verbreiteten Neuigkeiten und freche Sprüche. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt