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Blick über das Maifeld zum Olympiastadion
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Bei einem Spaziergang Sport und Geschichte erleben (Teil 3)
Der Berliner Olympiapark mit dem Olympiastadion im Zentrum,
erinnert nicht nur an die olympischen Spiele von 1936, das gesamte Gelände ist
Geschichtsort monumentaler Bauweise aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Im Teil 1 der Geschichte haben wir das Olympiastadion halb
umrundet und verlassen nun am Südeingang den Coubertinplatz an der Trakehner
Allee und biegen rechts auf die Jesse-Owens-Allee ein. In Teil 2 sind wir bis zum
Glockenturm am Maifeld gekommen.
Wir stehen oben im Glockenturm und haben einen imposanten
Blick auf das Olympiastadion, das Maifeld und große Teile von Berlin.
Ziemlich weit oben im Turm hing die schwere Olympiaglocke,
die jetzt am Olympiastadion steht. Heute
hängt eine Nachbildung im Turm, die nur noch etwa halb so schwer ist (4,5
Tonnen).
Das Maifeld, zwischen Olympiastadion und Glockenturm war von
den Nationalsozialisten als Platz für die Mai-Aufmärsche (daher der Name) und
andere propagandistische Veranstaltungen vorgesehen. Das Maifeld ist 112.000
Quadratmeter groß und war für bis zu 250.000 Besucher konzipiert!
Die Tribünen bieten noch einmal Platz für 60.000 Zuschauer.
Während der Sommerspiele fanden Polowettbewerbe und Dressurwettkämpfe der
Reiter sowie eine Vorführung von 20.000 Berliner Schulkindern statt.
Von 1953 bis 1994 war das Feld Teil des Hauptquartiers der
Britischen Streitkräfte in Berlin. Hier fanden bis 1994 die alljährlichen – von
tausenden von Berlinern besuchten – Geburtstagsparaden der britischen Truppen
für Königin Elisabeth II. statt.
Zudem nutzen die britischen Truppen das Maifeld für ihre
Cricket-, Rugby-, Polo- und andere Wettkämpfe, die sie hier veranstalteten.
Aber auch große Open-Air-Konzerte haben in den letzten
Jahrzehnten hier stattgefunden, wie z.B. von Genesis, Pink Floyd und Tina
Turner. Jährlich findet auf dem Maifeld die Pyronale statt, ein Wettbewerb der
Höhenfeuerwerker.
2013 kam es allerdings auch zu einem Flugunfall im Zuge
einer Großübung. Zwei Polizeihubschrauber kollidierten und stürzten ab. Zu
beklagen waren ein Todesopfer und mehrere Verletzte.
Verlassen wir den Glockenturm, dann schauen wir genau
gegenüber auf der anderen Straßenseite auf den Eingang in die „Waldbühne“.
Vor dem 2. Weltkrieg hieß die heutige Open-Air-Bühne
Dietrich-Eckart-Freilichtbühne.
Während der Olympiade fanden dort die Turnwettkämpfe statt.
Ihr Hauptzweck war aber Spielort für Aufführungen des Rahmenprogramms, der Oper
Herakles von Georg Friedrich Händel und des Thingspiels Frankenburger
Würfelspiel des völkischen Dichters Eberhard Wolfgang Möller.
Die beiden Rahmenveranstaltungen spiegeln die Motive der
Reliefs im Eingangsbereich wider.
Der Bau der Waldbühne orientiert sich an dem antiken
griechischen Theater in Epidauros. Wie in antiken Arenen steigen die Sitzränge
mit der Entfernung von der Bühne zunehmend an, was der Akustik zugute kommt.
Möglich wurde der Bau durch den natürlichen Murellenberg mit dem Talkessel, der
sich hier gebildet hat.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Bühne den Namen
Waldbühne. Zunächst diente sie als Freilichtkino (u. a. Spielort der
Berlinale), dann wurde sie für Boxkämpfe genutzt.
Heute wird das 22.000 Besucher fassende steil abfallende
Halbrund hauptsächlich für Konzerte genutzt.
Eines der legendärsten Konzerte fand am 15. September 1965
mit den Rolling Stones statt.
Die „Bravo“ hatte zu dem Konzert geladen, die Stones, damals
noch mit Brian Jones und Bill Wyman, waren der Haupt-Act, ihr Auftritt nur auf
eine halbe Stunde terminiert.
Aber nach bereits 20 Minuten war schon wieder Schluss und
die Band musste die Bühne verlassen. Die 20.000 Jugendlichen, die sich schon
vorher in Ekstase gejohlt hatten, waren entsprechend "aufgeheizt" und
krawallsüchtig. Als der Enthusiasmus vollends überschwappte und die Bühne im
Sturm genommen wurde, ging die Polizei mit Knüppeln dazwischen.
Fazit der Veranstaltung:
Es gab fast 100 Verletzte, 85 Festnahmen und eine auf Jahre kaputte
Waldbühne, weil die Krawallmacher das gesamte Sitzmobiliar auseinandernahmen.
Text und Fotos: Klaus Tolkmitt