Berlin mal anders
Berlin entdecken abseits der bekannten Touristenpfade
Berlin kann anstrengend sein, besonders dann, wenn man sich
auf den ausgetretenen und meist überfüllten Touristenpfade bewegt. Wer sein
Pflichtprogramm bereits absolviert hat oder einfach mal ausscheren möchte aus
dem Besucherstrom, findet hier ausgewählte Geheimtipps:
Aussicht ohne Schlange zu stehen:
Oasen der Stille: Berliner Friedhöfe
Wer genug hat von der Großstadthektik, der kann einen der
Berliner Friedhöfe besuchen. Dort findet man nicht nur Ruhe, sondern auch die
Gräber zahlreicher Berühmtheiten. Die höchste Promidichte weist der
Dorotheenstädtische Friedhof in Berlin-Mitte auf.
Hier sind viele bekannte Dichter, Denker und
Persönlichkeiten begraben, wie Karl Friedrich Schinkel, Heinrich Mann, Bertolt
Brecht und Johannes Rau. Aber auch der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel
und Johann Gottlieb Fichte, die Schauspielerin Helene Weigel und der
Buchdrucker Ernst Theodor Litfaß haben Ehrengräber der Stadt.
Der größte und wohl auch schönste Berliner Friedhof liegt
außerhalb der Stadtgrenze in Stahnsdorf. Südwestlich von Berlin (daher auch der
Name) liegt der Südwestfriedhof auf Brandenburger Gebiet und wurde 1909
eröffnet. Der parkähnlich angelegte Friedhof hat aufgrund seines Baumbestandes
den Charakter eines Waldes und eine Vielzahl historisch wertvoller Grabmäler
vorzuweisen. Mit einer Gesamtfläche von 200 Hektar ist er nach dem Hamburger
Friedhof in Ohlsdorf der größte Friedhof Deutschlands.
Um 1920 bis in die 1930er Jahre hinein ließen sich hier
berühmte Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Wissenschaft und Technik zur
letzten Ruhe tragen. Ein Wahrzeichen des Friedhofs ist das große
Christus-Denkmal in der Nähe des Haupteingangs, ein Marmor-Reliefbild von
Ludwig Manzel (1858–1936). Sein Grab befindet sich in unmittelbarer Nähe des
Denkmals. Zahlreiche mehr oder weniger bedeutende Persönlichkeiten ließen sich
in aufwendigen Mausoleen und Erbbegräbnissen bestatten, die zum Teil in
Ehrengräber des Landes Berlin übergegangen sind und heute noch gepflegt werden.
Wilhelm Murnau (1888–1931) Stummfilmregisseur, Heinrich
Zille (1858–1929) Maler und Zeichner, Louis-Ferdinand Ullstein (1863–1933)
Verleger, Martin Jacobi (1865–1919) Komponist, Dieter Thomas Heck (1937–2018)
Moderator und Showmaster, Manfred Krug (1937–2016) Schauspieler und Sänger,
Otto Graf Lambsdorff (1926–2009) FDP-Politiker (Bundesminister), bei einem
ausgedehnten Spaziergang aufsuchen.
Radtour ins Grüne:
Mit dem Rad durch den grünen Südwesten Berlins, auf der
„Dahlem-Route“ zu Kunst, Kultur und zur Krummen Lanke
Die Route ist die erste touristische Radroute auf einem
Rundkurs von knapp 20 Kilometern, die ausgezeichnet beschildert ist. Dadurch
ist es möglich, an allen Punkten problemlos einzusteigen und ohne Navi und
Karte loszufahren.
Gleich mehrere Museen, der Henry Ford Bau, die Waldsiedlung
Onkel Toms Hütte und Erholungsgebiete wie die Krumme Lanke oder der
Schlachtensee warten auf die Radler, die in zahlreichen Cafés und Restaurants
entlang der Strecke zur Rast einkehren können.
Auf einer ausgeschilderten Fußballroute wird die Geschichte
des Fußballs erzählt. Historische Orte wurden mit Infotafeln ausgestattet und
in drei Routen zusammengefasst.
Die Routen starten alle am Brandenburger Tor und erzählen an
40 authentischen Orten die deutsche Fußballgeschichte von den Anfängen im 19.
Jahrhundert bis in die heutige Zeit. Die Fußballroute informiert über sport-,
kultur- und stadthistorische Zusammenhänge und zeigt die große Bedeutung des
Fußballs in Deutschland auf, der seit seinen Anfängen schon große Veränderungen
erlebt hat.
So erfährt der Radler zum Beispiel, dass auf dem Platz des
zweifachen Deutschen Meisters BFC Viktoria 1889 in der Eisenacher Straße in
Berlin-Tempelhof am 20. April 1908 das erste Länderspiel einer deutschen
Nationalmannschaft auf heimischen Boden stattfand und Bundestrainer Sepp
Herberger in der Bülowstraße wohnte. Man kommt am Schlosshotel Grunewald
vorbei, in dem die deutsche Fußball-Nationalmannschaft während der
FIFA-Weltmeisterschaft 2006 ihr Quartier hatte oder steht vor dem Haus, in dem
der älteste deutsche Fußballclub gegründet wurde. Text und Fotos: Klaus
Tolkmitt
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