Montag, 4. Juli 2022

Die "Gute Stube" in der Florastraße

Mosaikmöbel bieten Fotomotiv für Hochzeitspaare

Vom Frühjahr bis in den Herbst macht die Florastraße in Pankow ihrem Namen alle Ehre. Überall blüht es vor den Fenstern und Türen in bunten, leuchtenden Farben und ein Spaziergang entlang der sanierten Bürgerhäuser ist ein Spaziergang zum Genießen.  Zu Recht wird die Florastraße Pankows blühendes Viertel genannt.

Kommt man aus Richtung S-Bahn-Station Wollankstraße in den grünen Kiez, dann fallen hinter dem Haus mit der Nummer 88/89 sogleich die großen Mosaikmöbel ins Auge, die dort im Freien zum Sitzen einladen. Hier befindet sich ein sogenannter Pocketpark, den die Künstler Christine Gersch und Igor Jerschov angelegt haben und dafür den Gustav-Meyer-Sonderpreis (benannt nach dem ersten Berliner Stadtgartendirektor) entgegennahmen.

Sie nutzten die Grundfläche eines Gründerzeithauses, das hier stand und im Krieg zerstört wurde.

Die Mosaikmöbel stehen für Wohnstube, Küche, Schlafzimmer und Leseecke und die Steinverzierungen im Boden machen den Grundriss wieder sichtbar.

Da die Wände des Hauses fehlen, liegt man mit seinem Bett (nicht im Kornfeld) aber im grünen Vorgarten.

Die übergroßen, massiven Mosaik-Sitzmöbel bestehen in ihrem Grundkörper aus Beton und Stahl und sind mit Feinsteinzeug und Glas überzogen, in dem sich das Licht reflektiert.

Hier trifft man sich zum "Mensch ärgere dich nicht" spielen, da das Spielbrett im Tisch schon eingelassen ist, oder aber nur auf einen Klönschnack. Immer häufiger tauchen auch Hochzeitspaare auf, um in dieser außergewöhnlichen Location ihren Bund fürs Leben im Bild festzuhalten.

Das Künstlerpaar ist seit mehr als 20 Jahren in Glienicke ansässig und hat in und um Berlin herum viele Skulpturen und Objekte aufgestellt, wie die „Gute Stube“ an der Florastraße. So werden die künstlerischen Stadtmöbel, die zu einem Wahrzeichen für den Florakiez geworden sind und mit ihrem Flair den Kiez bereichern, auch genannt.

Der Besuch zu den Sitzmöbeln lässt sich gut mit der Web-App von lialo.com verbinden. Mit dem Smartphone und dem Link: Es grünt so grün...im Florakiez kann man vom Dorfanger zum Rathaus und durch den Bürgerpark in die Florastraße schlendern und dabei die wechselvolle Geschichte von Pankow erfahren. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Samstag, 25. Juni 2022

Helden ohne Degen

Auf der "Straße der Erinnerung" werden Persönlichkeiten geehrt

Wer sich den Berliner Stadtplan mal genauer anschaut, der wird schnell feststellen, dass die Spree sich in einem mehrmaligen „auf und ab“ durch die Stadt schlängelt, bevor sie in Spandau in die Havel mündet. Zwischen der Moabiter Brücke und der Lessingbrücke im Berliner Ortsteil Moabit liegt an so einem „Spreebogen“ die Straße der Erinnerung.

Vom S-Bahnhof Bellevue sind es nur ein paar Schritte und man steht auf der Moabiter Brücke,


die wegen ihrer Bärenskulpturen auch Bärenbrücke genannt wird.

Was es mit der Brücke, den Skulpturen, dem Spreebogen und all den anderen Brücken über die Spree so auf sich hat, beschreibt die Web-App von lialo.com auf der „Brückentour“. Entlang der Spree erfährt man gleich mehrere Geschichten und „Skandale“, die am Rande des Weges passiert sind. Hier geht es direkt zur Berliner Brücken Tour

Hinter der Brücke beginnt links eine Promenade, die an der Spree entlangführt, auf der nicht nur


Teile der Berliner Mauer zu sehen sind, hier beginnt zwischen den beiden Bürotürmen die „Straße der Erinnerung“ Hier werden deutsche Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur und Politik gezeigt, die Großes geleistet haben und für Freiheit und Menschenrechte eingetreten sind.

Das öffentlich zugängliche Denkmal im Spreebogen besteht aus 11 Skulpturen, von Albert Einstein bis Thomas Mann, mit denen die Ernst Freiberger-Stiftung Persönlichkeiten ehrt, die vorrangig in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts „Außergewöhnliches geleistet und in schwierigsten Zeiten vorbildliche Haltung bewiesen haben“.

Die Stiftung bezeichnet die geehrten Personen als Helden ohne Degen. Damit will der Gründer der Stiftung, Ernst Freiberger, zeigen, dass „es in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts auch positive Helden – Helden ohne Degen – in Deutschland gegeben hat“.


Die Ernst Freiberger-Stiftung wurde 1994 durch den Unternehmer Ernst Freiberger in Berlin gegründet, der sich sozial, kulturell und gesellschaftlich engagiert. Die Bronze-Büsten der „Helden“ wurden von namhaften Künstlern wie Heinrich Drake und Bernhard Heiliger geschaffenen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Sonntag, 12. Juni 2022

Freier Blick vom Teufelsberg

Ehemalige Abhörstation ist ein Paradies für Graffiti-Künstler

Berlin lag nach dem 2. Weltkrieg in Schutt und Asche. Vor dem Wiederaufbau mussten die Trümmer entsorgt werden. So entstanden gleich mehrere Trümmerberge in der Stadt, die heute als bepflanzte Aussichtsberge in die Naturlandschaft integriert wurden.

Der Teufelsberg ragt 120 Meter in die Höhe und gehört damit zu den größeren „Schuttbergen“. Insgesamt wurden hier 26 Millionen Kubikmeter Trümmerschutt abgeladen, oder anders ausgedrückt, 15.000 Gebäude entsorgt.

Nach Beendigung der Ablagerung wurde die Landschaft mit Sand und Mutterboden gestaltet und mit rund einer Million


Bäumen bepflanzt. Was viele Nicht-Berliner nicht wissen, es entstand ein riesiges Freizeit- und Wintersportgelände mit einem Skihang, einer Rodelbahn und einer Sprungschanze. Lift, Flutlicht und Schneekanonen sorgten bis 1987 für ausgiebigen Winterspaß.  Anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins wurde am 28. Dezember 1986 auf dem Skihang ein Wettbewerb im Parallelslalom mit bekannten Skifahrern ausgetragen. Sieger wurde der ehemalige Weltmeister und Olympiasieger von 1980 Leonhard Stock aus Österreich.


Sein bis heute markantes Aussehen erhielt der Teufelsberg mit dem Bau der Abhöranlage, die den Amerikanern in Zeiten des „Kalten Krieges“ die Möglichkeit bot, bis weit in das Gebiet des Warschauer Paktes hineinzuhorchen. Anfangs noch als mobile Station, zur Überwachung des Luftraums, entstand auf dem Berg ein riesiges Areal der National Security Agency (NSA).

Da ein kleiner Teil der Teufelsberg-Begrünung von der militärischen Nutzung verschont blieb, wurde zwischen den 1970er und 1980er Jahren am Südhang sogar Wein angebaut. Als Wilmersdorfer Teufelströpfchen ist er in die Geschichte eingegangen.


Nach der Wiedervereinigung und dem Ende des Kalten Krieges wurde die Anlage überflüssig und die Amerikaner zogen sich 1991 zurück. Die Gebäude blieben vorerst erhalten und wurden bis 1999 zur zivilen Luftüberwachung des Flugverkehrs genutzt.

Nachdem der Berliner Senat das Gelände an eine Investorengemeinschaft verkauft hatte, begannen die Spekulationen um die Nachnutzung. Von einem Hotel mit Tageszentrum war die Rede, von exklusiven Wohnungen und einem Spionagemuseum, bis hin zu einer Friedensuniversität.

Bis heute (Stand Juni 2022) stehen aber weiterhin nur Ruinen auf dem Berg, zur Freude einer bestimmten Klientel. Graffiti-Künstler aus aller Welt haben die Gebäude für sich entdeckt und die Wände der alten Abhörstation mit unzähligen Muralen zum Leben erweckt.


Seit 2018 steht der Teufelsberg aus städtebaulichen und historischen Gründen unter Denkmalschutz und kann inzwischen auch ganz offiziell besichtigt werden, nachdem ein privater Nutzer kostenpflichtige Führungen und Veranstaltungen anbietet. Der Zugang zu den Aussichtsplattformen bietet den Besuchern einen wundervollen unverbauten Rundumblick über Berlin. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Samstag, 4. Juni 2022

Der Große und der Kleine

Bei Balkenhol steht der Mensch im Mittelpunkt

Der Künstler Stephan Balkenhol zählt zu den bekanntesten zeitgenössischen deutschen Bildhauern. Seine Werke werden weltweit in Museen gezeigt. Zu den bekanntesten Skulpturen zählen "Der Arm" vor dem Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven und "Sempre più" im Caesarforum in Rom.

Eine seiner größten Skulptur steht im Lichthof des Bürohauses am Pariser Platz 6a gleich neben dem Brandenburger Tor. Das aus Tuffstein hergestellte Werk steht seit 1999 dort und zeigt eine fünf Meter hohe männliche Figur und einen 1,50 Meter kleinen Mann, der zwischen seinen Beinen hindurchblickt.

Bei Balkenhol steht der Mensch im Mittelpunkt seiner Arbeiten. Er entwickelt Grundtypen, die er vielfältig variiert. Sein bekanntester Figurentypus ist der Mann mit schwarzer Hose und weißem Hemd,


so wie bei seiner Skulptur der große und der kleine Mann.  Kleidung und Haltung der dargestellten Menschen deuten auf die Gegenwart. Sie zeigen keine eindeutigen Emotionen, sie blicken scheinbar ins Leere oder auf unbekannte Punkte. Die Figuren sollen distanziert, anonym und rätselhaft bleiben.

Der Künstler arbeitet an mehreren Skulpturen gleichzeitig und fertigt ungefähr 100 Skulpturen pro Jahr.

Seit 1992 lehrt Balkenhol als Professor an der Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe, wo er auch lebt und sein Dienst-Atelier hat. Ein weiteres Atelier hat er in Berlin. Außerdem ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Kunstdidaktik an der Kunsthochschule Kassel. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Freitag, 27. Mai 2022

Beliebte Kinderplantsche auf dem "Forcki"

Freizeitpark trägt den Namen eines ehemaligen Oberbürgermeisters

Wenn das Thermometer wieder sommerliche Temperaturen anzeigt, wird auf dem Forckenbeckplatz am Rande des Samariterviertel in Friedrichshain, an der Grenze zu Prenzlauer Berg die Plansche für Kinder ein beliebter Anlaufpunkt werden.

Von Krokodilen und Schildkröten eingefasst, sorgen zwei Elefanten für den großen Spaß, denn sie speien das kühlende Nass. 

Noch vor einigen Jahren hatte der Freizeitpark ein Problem mit der Sauberkeit, doch nach einer gründlichen Sanierung und Umgestaltung, hat sich der Zustand wesentlich verbessert. Inzwischen hat sich der Platz zu einem beliebten Treffpunkt für Jung und Alt, für Sonnenanbeter und Grillfreunde entwickelt. Ganz besonders beliebt bei den Kindern und Jugendlichen sind die Sportanlgen, sowie der Abenteuer- und Bauspielplatz.

Der „Forcki“, wie die Berliner liebevoll den Platz nennen, war schon 1895 ein Schmuckplatz, als er inmitten einer dichten Wohnbebauung seinen Namen nach dem ehemaligen Oberbürgermeister von Berlin erhielt. Maximilian Franz August von Forckenbeck führte in der Zeit von 1878 bis 1892 die Amtsgeschäfte. Er gilt als einer der bedeutendsten Oberbürgermeister Berlins, weil er durch seine umsichtige und sparsame Führung viel für die Berliner und ihre Stadt erreichte.

Im Norden des Forckenbeckplatzes befindet sich der Haupteingang zum ehemaligen Zentralviehhof. Diese große Bauanlage wird seit etwa 1995 schrittweise zum Blankensteinpark umgestaltet. Stadtbaurat Hermann Blankenstein war es, der im 19. Jahrhundert verantwortlich war für die Entwicklung der Schlachthäuser, die dazu beitrugen, die Versorgung der Berliner sicherzustellen. 
Text und Fotos: Klaus Tolkmitt