Donnerstag, 16. September 2021

Insel der Jugend

Über die Abteibrücke zur Insel der Jugend

1949 erhielt die kleine Insel in der Spree in Treptow, nahe dem Plänterwald den Namen „Insel der Jugend“, weil der Ost-Berliner Magistrat ein Mädchenwohnheim auf der Insel errichten ließ.  

Doch die Geschichte des kleinen Eilands ist viel älter.

Im Jahr 1860 erwarb der Rixdorfer Bürger Emil Heinicke das zuvor herrenlose Eiland von der Stadt. Auf alten Karten ist es als Treppbruch oder Treptower Bruch bezeichnet. Es war zu dieser Zeit nicht mehr als eine kleine Erhebung, die mit Röhricht bewachsen war.

Mit Hilfe von Straßenmüll und Erde entstand nach und nach eine Fläche von rund 1,8 Hektar. Heinicke starb bei einem Ausflug mit einem Segelboot auf dem Müggelsee. Sein Schwiegersohn übernahm die Insel und begann mit der Aufzucht von Kaninchen. Doch er hatte ebenfalls keinen Erfolg, sodass die Insel in den darauffolgenden Jahren mehrfach den Besitzer wechselte.

1896 wurde die Insel in die Berliner Gewerbeausstellung im Treptower Park einbezogen und erscheint auf alten Karten als Neu-Spreeland.

Später hieß sie Abteiinsel, benannt nach dem Restaurant, das 1896 anlässlich der Gewerbeausstellung im Stil einer schottischen Klosterruine (Abtei) dort errichtet wurde und 1914 abbrannte.

Die Insel war zu dieser Zeit nur mit einer Fähre zu erreichen. Es gab zwar schon 1904 erste Pläne für eine Brücke, doch die Treptower Gastronomen, die Konkurrenz fürchteten und die Bewohner aus Stralau, die meinten, die Insel gehört zu Stralau, wehrten sich gegen einen Brückenbau.

Den Streit entschied schließlich Neukölln, das 1913 die Insel für eine halbe Million Mark erwarb und nun den Brückenbau vorantrieb. Das 1916 fertiggestellte Bauwerk gilt als eine der ersten Stahlbetonbrücken Deutschlands.

In den 1970er Jahren lag am Ufer der Insel ein umgebauter Schleppkahn, auf dem regelmäßige Tanzveranstaltungen durchgeführt wurden. Auf der Insel selbst fanden im Sommer Konzerte statt. Seit 1984 hat der Jugendclub INSEL im Brückenhaus sein Domizil.

Nach der Wende übernahm der Kulturalarm e. V. den Betrieb des Jugendclubs und organisierte auf der Insel auch wieder regelmäßig Kulturveranstaltungen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt


 

Freitag, 27. August 2021

Die 200 Jahre alte Sumpfzypresse

Naturdenkmal ist rund 200 Jahre alt

Bei einem Spaziergang durch den Schlosspark Charlottenburg kann man auf gepflegten Wegen wunderbar Lustwandeln und die Pflanzenwelt genießen. Dabei fallen immer wieder die mächtigen Naturdenkmale auf, die als Einzelexemplare besonders auf sich aufmerksam machen. So wie die alte dicke Sumpfzypresse unweit des Mausoleums, die freistehend auf einer Wiese sofort ins Auge fällt. Diese Baumart stammt aus Nordamerika und kommt dort in feuchten Gebieten vor. Sumpfzypressen sind sommergrüne und im Winter kahle Nadelgehölze, die mit den Mammutbäumen verwandt sind.

Die Sumpfzypresse im Schlosspark hat einen Umfang von gut 5 Metern und eine Höhe von über 15 Metern. Das Naturdenkmal ist rund 200 Jahre alt und wurde wahrscheinlich im Zuge der Umgestaltung des Parks durch Peter Joseph Lenné gepflanzt. Damals wurde aus der barocken Gartenanlage ein Landschaftspark im englischen Stil geformt. Nach starker Verwüstung im Zweiten Weltkrieg wurden 1958 der 55 ha große Park wieder nahe dem Originalzustand hergerichtet und 2001 noch einmal restauriert. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Montag, 9. August 2021

Wer hat´s gewusst? (8)

Mosaik-Vase aus Trümmern der Gedächtniskirche

Kunstwerk am Kurfürstendamm führt Mauerblümchen-Dasein

Man könnte meinen, jeder kennt sie, denn jeden Tag spazieren Tausende Berliner und Touristen an der mannsgroßen Mosaikvase vorbei, die seit über 60 Jahren am Kurfürstendamm Ecke Grolmannstraße/ Uhlandstraße steht.

Das Kunstobjekt mit dem offiziellen Titel: „Vase mit Mosaik, asymmetrische Vase“ führt dennoch ein Mauerblümchen-Dasein und findet kaum Beachtung.

Entworfen und modelliert hat sie 1957 der Berliner Maler, Grafiker und Skulpteur Gerhard Schultze-Seehof, der sich mit der Zerstörung des Krieges und dem Überlebenswillen der Berlinerinnen und Berliner intensiv beschäftigt hat.

Einige seiner Kunstobjekte in Berlin sind geschaffen aus Schutt und Materialresten zerstörter Gebäude im Zweiten Weltkrieg. So auch die 1,78 Meter große Beton-Vase mit stattlichem 3,48 Meter Bauchumfang am Kurfürstendamm, die mit farbigen Mosaiksteinen aus den Trümmern der Kaiser-Wilhelm Gedächtniskirche verziert wurde.

Schultze-Seehof, 1919 geboren und 1976 verstorben, wollte mit der Vase symbolisiert gleichsam die Zerstörung Berlins im 2. Weltkrieg, aber auch die zarte Pflanze des Neuanfangs darstellen. Text und Foto: Klaus Tolkmitt