Samstag, 17. April 2021

Berlins tiefster Punkt

Wer hat`s gewusst? (6)

Berlins tiefster Punkt liegt im Spektesee

Der tiefste Punkt Berlins liegt im Falkenhagener Feld im Bezirk Spandau im Großen Spektesee, der durch Kiesausbaggerungen entstanden ist. Bis 1978 wurde dort Kies abgebaut, anschließend das Gelände renaturiert und 1984 als Naherholungsgebiet eröffnet.

Heute ist der Große Spektesee Teil des Spektegrünzugs, mit Liege- und Spielwiese und ausgebautem Wegenetz für Fußgänger und Radfahrer. Neben einer kleinen öffentlichen Badestelle sind besonders die Beachvolleyballplätze, BMX-Anlage und der Kletterfelsen bei Freizeitsportlern beliebt.

Der See ist rund sieben Hektar groß und bis zu 11,9 Meter tief. Namensgeber für den See war die Spekte, die einst als kleiner Bach in den Feuchtgebieten des Havellandes entsprang und bei Spandau in die Havel mündete. Zu weiten Teilen ist der See als verpachtetes Angelgewässer ausgewiesen.  Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Mittwoch, 14. April 2021

Die Brücke mit dem fischschwänzigen Widder

Die Gotzkowskybrücke verbindet Charlottenburg mit Moabit

Wo einst eine Fähre die Berliner zwischen den heutigen Berliner Ortsteilen Charlottenburg und Moabit über die Spree setzte, steht jetzt die Gotzkowskybrücke zwischen der Gotzkowskystraße und Helmholtzstraße. Die denkmalgeschützte Brücke wurde nach Ernst Gotzkowsky benannt, dem Begründer der Königlichen Porzellan-Manufaktur.

Der Vorgängerbau der heutigen Brücke war eine hölzerne Brücke mit festem Unterbau. Sie wurde 1888 fertiggestellt. Bereits 1904 begannen aber Planungen, an der Stelle einen neuen Spreeübergang mit einer vierspurigen Straße zu erstellen, weil die Gotzkowskybrücke eine wichtige Verkehrsanbindung zwischen der damaligen selbstständigen Stadt Charlottenburg zum Industrieviertel in Moabit herstellte.

1911 wurde die Brücke im klassizistischen Stil mit seitlichen Schmuckbogen aus Muschelkalkstein eröffnet. Bildhauer Walther Schmarje schuf die im Jugendstil gearbeiteten Tierskulpturen, die auf drei Eckpfeilern der Brücke sitzen. Sie stellen auf Charlottenburger Seite zwei fischschwänzige Widder und auf Moabiter Seite einen Stier dar.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Gotzkowskybrücke durch Sprengungen von deutschen Wehrmachtsangehörigen stark beschädigt. Eine der Skulpturen auf Charlottenburger Seite ging verloren. Die Brücke wurde bis 1949 in vereinfachter Form wiederhergestellt, Anfang der 1960er Jahre wurde die Brücke erneut umgebaut. 1981 bis 1983 erfolgte eine Grundsanierung mit einer Verbreiterung der Fahrbahn. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Schau auch mal hier: Gotzkowskybrücke  


Donnerstag, 8. April 2021

Die kürzeste Allee Berlins

Der Kirchturm ist höher als die Allee

Sie ist nicht besonders schön, auch nicht besonders attraktiv, aber sie kann gleich mehrere Attribute auf sich vereinigen. Die Rede ist von der Thusnelda-Allee in Berlin-Moabit, die mit ihren 50 Metern die kürzeste Allee in Berlin und wohl auch in Deutschland ist.

Bei einer Allee stellt man sich eine lange Straße vor, an deren beiden Seiten Bäume wachsen. Hier stehen zwar auch

ein paar Bäume, ansonsten aber nur ein Gebäude (mit der Hausnummer 1) an der Straße, die Heilandskirche, mit dem höchsten Kirchturm Berlins. Der 90 Meter hohe Turm ist länger als die Straße. Die kürzeste Allee Berlins kann sich also damit rühmen, den höchsten Kirchturm der Stadt zu haben, der je in Berlin gebaut wurde.

Benannt ist die Thusnelda-Allee nach der Frau des jungen Cheruskerfürsten Arminius. Die Cherusker waren ein Stammesverband im antiken Germanien, der im Gebiet beidseitig des oberen Flussgebietes der Weser im heutigen Ostwestfalen und in Niedersachsen bis zur Elbe lebte.

Die Allee ist schon auf einem Stadtplan von 1867 als Fußweg verzeichnet. Ein Jahrzehnt später folgte die Pflasterung. Kaiser Wilhelm wollte auf seinem Weg zum Kleinen Tiergarten bei schlechtem Wetter nicht immer im Schlamm stecken bleiben. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Montag, 22. März 2021

Eine Brückentour über die Spree (Teil 4)

Berlin hat mehr Brücken als Venedig

Berlin kann mit Recht behaupten, mehr Brücken zu haben als Venedig. Doch wieviel es tatsächlich sind, weiß niemand so ganz genau. Während einige Statistiker von 2.000 Brücken (vermutlich mit Bahn und S-Bahn-Brücken) sprechen, sagen andere, dass es wahrscheinlich knapp 1.000 Übergänge sind, die uns trockenen Fußes von einem zum anderen Ufer bringen.

Wir haben in Teil 1 unsere Tour am S-Bahnhof Bellevue begonnen und sind jetzt über mehrere Stationen am Bundeskanzleramt vorbei an der Moltkebrücke angekommen.

Hier beginnen wir den 4. Teil der Brückentour durch Berlin.

Die Moltkebrücke wurde zwischen 1886 und 1891 errichtet und mit rotem Sandstein verblendet. Sie ist mit reichem Bild- und Skulpturenschmuck versehen und nach Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke benannt. Die Brücke wurde während des Zweiten Weltkrieges stark zerstört und von 1983 bis 1986 wieder aufgebaut und restauriert. Mit dem Bild- und Skulpturenschmuck wurden die militärischen Leistungen von Moltke gewürdigt. Auf beiden Seiten der Brücke befinden sich Porträts von Moltke sowie von Leberecht von Blücher und Georg von Derfflinger sowie die Köpfe von Caesar und Athene.

Wenn wir auf der Brücke stehen und links Richtung Hauptbahnhof schauen, fällt ein schwarzer „Würfel“ ins Blickfeld. Der Cube Berlin (Eigenschreibweise) wurde erst im Februar 2020 eingeweiht und gilt als Europas schlauestes Gebäude.

Die vollflächig mit Falten und Knicken gestaltete Fassade spiegelt die Umgebung wie ein Kaleidoskop und macht das Bauwerk zu einem echten "Hingucker".

Das auffällige zehngeschossige Büro-Gebäude mit einer Breite, Höhe und Länge von jeweils 42,5 Metern ist gekennzeichnet durch eine nach innen gefaltete Glasfassade. Das Innere des Cubes ist mit modernster Technik ausgestattet, dazu gehören eine Mobile App-Steuerung zur Öffnung der Tiefgaragenschranke, danach zur Öffnung des Foyers. Über die gleiche Technik können auch Personen im Haus gefunden werden, und der Fahrstuhl hält automatisch in der Etage, auf der der Nutzer sein Büro hat

Darüber hinaus wird die bei der Sonneneinstrahlung entstehende Energie zur Kühlung der zugeführten Frischluft eingesetzt. Beschichtete Fensterscheiben verringern das Aufheizen des Inneren. Der Bau ist ressourcenschonend und energieeffizient ausgelegt.

Wir bleiben auf der linken Spreeseite und stehen ca. 200 Meter weiter vor der Gustav-Heinemann-Brücke, die als Fußgängerbrücke den Spreebogenpark mit dem Washingtonplatz vor dem Hauptbahnhof verbindet. Unter dem Fußgängersteg und unter der Spree verläuft der Tiergartentunnel mit der Bundesstraße 96.

Ihren Namen erhielt das Bauwerk zu Ehren des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann.

Wir überqueren die Brücke und genießen am Ende den Blick über die Spree und das Ludwig-Erhard-Ufer. Hier entspannen sich vorwiegend im Sommer gern Touristen und Berliner mit einem kühlen Getränk in der Hand im Liegestuhl und genießen das Treiben am Ufer.

Wir biegen von der Brücke kommend links auf das Ludwig-Erhard-Ufer, ab. (oberer Weg). 100 Meter weiter haben wir einen schönen Blick auf die moderne Kronprinzenbrücke, die hier die Spree überspannt.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Kronprinzenbrücke schwer beschädigt und nach 1945 provisorisch wieder instandgesetzt. Mit dem Bau der Berliner Mauer im Jahr 1961 wurde die Brücke gesperrt und verlor ihre Bedeutung als Verkehrsbauwerk, da die Spree hier Sektorengrenze war. 1972 folgte der Abriss des Brückenüberbaus.

Nach einem internationalen Wettbewerb 1991 wurde der Wiederaufbau der Kronprinzenbrücke ausgelobt. Es war der erste Brückenneubau nach der politischen Wende über die ehemalige Sektorengrenze.

An der Stelle, wo sich der Weg teilt und leicht rechts auf steinernen Platten nach unten führt, steht eine Informationstafel am Rande des Spreebogenparks, die uns interessiert.

So erfahren wir, dass es in Berlin rund 320 Wildbienenarten gibt, von denen die meisten bedroht sind und dringend geschützt werden müssen. Darum werden vermehrt artgerechte Blumenwiesen mit Totholzzonen und Wildstauden angelegt. Seit 2018 führen die Deutsche Wildtier Stiftung und die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung öffentlicher Grünflächen durch. Davon sollen ganz besonders Wildbienen profitieren.

Wir gehen an der Bienenwiese weiter nach unten und folgen dem breiten Uferweg einige Meter weiter bis zum Paul-Löbe-Haus.

Das Haus gehört zum Deutschen Bundestag und ist nach dem Reichstagspräsidenten und Alterspräsidenten des ersten Deutschen Bundestags, Paul Löbe (SPD), benannt.

Das Gebäude enthält Räume und Büros für 275 Abgeordnete, 21 Sitzungssäle für die Ausschüsse und etwa 450 Büros der Ausschuss-Sekretariate.

Gegenüber, auf der anderen Spreeseite, befindet sich das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus mit dem Großen Anhörungssaal, der vor allem durch Untersuchungsausschüsse genutzt wird. Nach dem Plenarsaal im Reichstagsgebäude besitzt das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus den zweitgrößten Saal des Deutschen Bundestags.

Verbunden sind die beiden Gebäude durch eine Fußgängerbrücke, die der Architekt beider Häuser als „Sprung über die Spree“ bezeichnet.

Wir „springen“ dann auch mal auf die andere Spreeseite.

Über der Brücke ist noch ein „Laufsteg“, der jedoch nur für die Mitarbeiter des Bundestages zugänglich ist. Darum heißt diese Brücke im Bundestagsjargon „höhere Beamtenlaufbahn“.

Am anderen Ufer sehen wir links ein kleines Wäldchen, dass mit einem Zaun abgegrenzt ist. Es ist das Parlament der Bäume, ein Gedenkort, den Aktionskünstler Ben Wagin eingerichtet hat, um an die Todesopfer der Berliner Mauer zu erinnern. Die Begehung des Areals ist leider nur nach vorheriger Anmeldung möglich.

Also „springen“ wir wieder zurück auf die rechte Spreeseite.

Vorbei an der Kantine (öffentlich zugänglich) des Paul-Löbe-Hauses kommen wir nach ca. 100 Metern zu den weißen Kreuzen am Uferrand.

Auf den Kreuzen stehen die Namen von 13 Todesopfern der Mauer. Ein Kreuz ist „Den unbekannten Opfern an der Mauer“ gewidmet. Unter den ausgewählten Namen sind das erste Opfer durch Schusswaffengebrauch Günter Litfin und der letzte durch Schusswaffen getötete Flüchtling. 11 der 13 Opfer starben zwischen 1961 und 1965.

Die weißen Kreuze im Rücken fällt uns 50 Meter gegenüber am Reichstagsgebäude eine kleine Backsteinmauer auf. Es ist ein Mauerstück der Danziger Werft, die uns an die Gründung der polnischen Gewerkschaftsbewegung „Solidarność” (dt. Solidarität) erinnert, die mit ihrem Kampf für demokratische Rechte einen entscheidenden Beitrag zum Ende der Teilung Europas leistete.

Wir bleiben am Ufer und haben wenige Meter vor uns die Marschallbrücke.

1820 wurde sie zu einer verkehrstüchtigen fünffeldrigen Brücke umgebaut. Sie erhielt zu dieser Zeit ihren heutigen Namen Marschallbrücke, in Erinnerung an Feldmarschall Blücher.

Wir bleiben am Reichstagsufer und stehen rechts vor dem ARD-Hauptstadtstudio. Im Foyer erfahren wir, dass man auch eine Führung durch das Haus buchen kann.

An diesem Standort befand sich bis 1945 das Physikalische Institut der Berliner Universität. Es war die Wirkungsstätte bedeutender Physiker und Nobelpreisträger.

Knapp 500 Meter weiter befinden wir uns hinter der Bahnbrücke des Bahnhofs Friedrichstraße vor einem kleinen, viereckigen Gebäude, das den Charme der DDR-Architektur nicht verleugnen kann. Der "Tränenpalast" erinnert an die Teilung Deutschlands und ganz besonders Berlins. Der Zugang ist kostenfrei.

Die Abfertigungshalle diente der SED-Diktatur bis 1990 für die Ausreise aus der DDR nach West-Berlin. Als Ort schmerzvoller Trennungen hieß der Pavillon aus Stahl und Glas im Berliner Volksmund bald "Tränenpalast".

Die Ausstellung im Inneren informiert anschaulich, wie es bei den Ein- und Ausreisekontrollen zwischen Ost- und West-Berlin zuging.  Abschied, Hoffnung und Verzweiflung, Freude und Angst, spielten sich dort täglich zwischen den Menschen ab, die die Grenze überschritten. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Die vollständige Tour gibt es auch hier:  Berliner Brückentour mit lialo