Montag, 22. März 2021

Eine Brückentour über die Spree (Teil 4)

Berlin hat mehr Brücken als Venedig

Berlin kann mit Recht behaupten, mehr Brücken zu haben als Venedig. Doch wieviel es tatsächlich sind, weiß niemand so ganz genau. Während einige Statistiker von 2.000 Brücken (vermutlich mit Bahn und S-Bahn-Brücken) sprechen, sagen andere, dass es wahrscheinlich knapp 1.000 Übergänge sind, die uns trockenen Fußes von einem zum anderen Ufer bringen.

Wir haben in Teil 1 unsere Tour am S-Bahnhof Bellevue begonnen und sind jetzt über mehrere Stationen am Bundeskanzleramt vorbei an der Moltkebrücke angekommen.

Hier beginnen wir den 4. Teil der Brückentour durch Berlin.

Die Moltkebrücke wurde zwischen 1886 und 1891 errichtet und mit rotem Sandstein verblendet. Sie ist mit reichem Bild- und Skulpturenschmuck versehen und nach Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke benannt. Die Brücke wurde während des Zweiten Weltkrieges stark zerstört und von 1983 bis 1986 wieder aufgebaut und restauriert. Mit dem Bild- und Skulpturenschmuck wurden die militärischen Leistungen von Moltke gewürdigt. Auf beiden Seiten der Brücke befinden sich Porträts von Moltke sowie von Leberecht von Blücher und Georg von Derfflinger sowie die Köpfe von Caesar und Athene.

Wenn wir auf der Brücke stehen und links Richtung Hauptbahnhof schauen, fällt ein schwarzer „Würfel“ ins Blickfeld. Der Cube Berlin (Eigenschreibweise) wurde erst im Februar 2020 eingeweiht und gilt als Europas schlauestes Gebäude.

Die vollflächig mit Falten und Knicken gestaltete Fassade spiegelt die Umgebung wie ein Kaleidoskop und macht das Bauwerk zu einem echten "Hingucker".

Das auffällige zehngeschossige Büro-Gebäude mit einer Breite, Höhe und Länge von jeweils 42,5 Metern ist gekennzeichnet durch eine nach innen gefaltete Glasfassade. Das Innere des Cubes ist mit modernster Technik ausgestattet, dazu gehören eine Mobile App-Steuerung zur Öffnung der Tiefgaragenschranke, danach zur Öffnung des Foyers. Über die gleiche Technik können auch Personen im Haus gefunden werden, und der Fahrstuhl hält automatisch in der Etage, auf der der Nutzer sein Büro hat

Darüber hinaus wird die bei der Sonneneinstrahlung entstehende Energie zur Kühlung der zugeführten Frischluft eingesetzt. Beschichtete Fensterscheiben verringern das Aufheizen des Inneren. Der Bau ist ressourcenschonend und energieeffizient ausgelegt.

Wir bleiben auf der linken Spreeseite und stehen ca. 200 Meter weiter vor der Gustav-Heinemann-Brücke, die als Fußgängerbrücke den Spreebogenpark mit dem Washingtonplatz vor dem Hauptbahnhof verbindet. Unter dem Fußgängersteg und unter der Spree verläuft der Tiergartentunnel mit der Bundesstraße 96.

Ihren Namen erhielt das Bauwerk zu Ehren des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann.

Wir überqueren die Brücke und genießen am Ende den Blick über die Spree und das Ludwig-Erhard-Ufer. Hier entspannen sich vorwiegend im Sommer gern Touristen und Berliner mit einem kühlen Getränk in der Hand im Liegestuhl und genießen das Treiben am Ufer.

Wir biegen von der Brücke kommend links auf das Ludwig-Erhard-Ufer, ab. (oberer Weg). 100 Meter weiter haben wir einen schönen Blick auf die moderne Kronprinzenbrücke, die hier die Spree überspannt.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Kronprinzenbrücke schwer beschädigt und nach 1945 provisorisch wieder instandgesetzt. Mit dem Bau der Berliner Mauer im Jahr 1961 wurde die Brücke gesperrt und verlor ihre Bedeutung als Verkehrsbauwerk, da die Spree hier Sektorengrenze war. 1972 folgte der Abriss des Brückenüberbaus.

Nach einem internationalen Wettbewerb 1991 wurde der Wiederaufbau der Kronprinzenbrücke ausgelobt. Es war der erste Brückenneubau nach der politischen Wende über die ehemalige Sektorengrenze.

An der Stelle, wo sich der Weg teilt und leicht rechts auf steinernen Platten nach unten führt, steht eine Informationstafel am Rande des Spreebogenparks, die uns interessiert.

So erfahren wir, dass es in Berlin rund 320 Wildbienenarten gibt, von denen die meisten bedroht sind und dringend geschützt werden müssen. Darum werden vermehrt artgerechte Blumenwiesen mit Totholzzonen und Wildstauden angelegt. Seit 2018 führen die Deutsche Wildtier Stiftung und die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung öffentlicher Grünflächen durch. Davon sollen ganz besonders Wildbienen profitieren.

Wir gehen an der Bienenwiese weiter nach unten und folgen dem breiten Uferweg einige Meter weiter bis zum Paul-Löbe-Haus.

Das Haus gehört zum Deutschen Bundestag und ist nach dem Reichstagspräsidenten und Alterspräsidenten des ersten Deutschen Bundestags, Paul Löbe (SPD), benannt.

Das Gebäude enthält Räume und Büros für 275 Abgeordnete, 21 Sitzungssäle für die Ausschüsse und etwa 450 Büros der Ausschuss-Sekretariate.

Gegenüber, auf der anderen Spreeseite, befindet sich das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus mit dem Großen Anhörungssaal, der vor allem durch Untersuchungsausschüsse genutzt wird. Nach dem Plenarsaal im Reichstagsgebäude besitzt das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus den zweitgrößten Saal des Deutschen Bundestags.

Verbunden sind die beiden Gebäude durch eine Fußgängerbrücke, die der Architekt beider Häuser als „Sprung über die Spree“ bezeichnet.

Wir „springen“ dann auch mal auf die andere Spreeseite.

Über der Brücke ist noch ein „Laufsteg“, der jedoch nur für die Mitarbeiter des Bundestages zugänglich ist. Darum heißt diese Brücke im Bundestagsjargon „höhere Beamtenlaufbahn“.

Am anderen Ufer sehen wir links ein kleines Wäldchen, dass mit einem Zaun abgegrenzt ist. Es ist das Parlament der Bäume, ein Gedenkort, den Aktionskünstler Ben Wagin eingerichtet hat, um an die Todesopfer der Berliner Mauer zu erinnern. Die Begehung des Areals ist leider nur nach vorheriger Anmeldung möglich.

Also „springen“ wir wieder zurück auf die rechte Spreeseite.

Vorbei an der Kantine (öffentlich zugänglich) des Paul-Löbe-Hauses kommen wir nach ca. 100 Metern zu den weißen Kreuzen am Uferrand.

Auf den Kreuzen stehen die Namen von 13 Todesopfern der Mauer. Ein Kreuz ist „Den unbekannten Opfern an der Mauer“ gewidmet. Unter den ausgewählten Namen sind das erste Opfer durch Schusswaffengebrauch Günter Litfin und der letzte durch Schusswaffen getötete Flüchtling. 11 der 13 Opfer starben zwischen 1961 und 1965.

Die weißen Kreuze im Rücken fällt uns 50 Meter gegenüber am Reichstagsgebäude eine kleine Backsteinmauer auf. Es ist ein Mauerstück der Danziger Werft, die uns an die Gründung der polnischen Gewerkschaftsbewegung „Solidarność” (dt. Solidarität) erinnert, die mit ihrem Kampf für demokratische Rechte einen entscheidenden Beitrag zum Ende der Teilung Europas leistete.

Wir bleiben am Ufer und haben wenige Meter vor uns die Marschallbrücke.

1820 wurde sie zu einer verkehrstüchtigen fünffeldrigen Brücke umgebaut. Sie erhielt zu dieser Zeit ihren heutigen Namen Marschallbrücke, in Erinnerung an Feldmarschall Blücher.

Wir bleiben am Reichstagsufer und stehen rechts vor dem ARD-Hauptstadtstudio. Im Foyer erfahren wir, dass man auch eine Führung durch das Haus buchen kann.

An diesem Standort befand sich bis 1945 das Physikalische Institut der Berliner Universität. Es war die Wirkungsstätte bedeutender Physiker und Nobelpreisträger.

Knapp 500 Meter weiter befinden wir uns hinter der Bahnbrücke des Bahnhofs Friedrichstraße vor einem kleinen, viereckigen Gebäude, das den Charme der DDR-Architektur nicht verleugnen kann. Der "Tränenpalast" erinnert an die Teilung Deutschlands und ganz besonders Berlins. Der Zugang ist kostenfrei.

Die Abfertigungshalle diente der SED-Diktatur bis 1990 für die Ausreise aus der DDR nach West-Berlin. Als Ort schmerzvoller Trennungen hieß der Pavillon aus Stahl und Glas im Berliner Volksmund bald "Tränenpalast".

Die Ausstellung im Inneren informiert anschaulich, wie es bei den Ein- und Ausreisekontrollen zwischen Ost- und West-Berlin zuging.  Abschied, Hoffnung und Verzweiflung, Freude und Angst, spielten sich dort täglich zwischen den Menschen ab, die die Grenze überschritten. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Die vollständige Tour gibt es auch hier:  Berliner Brückentour mit lialo 

 

Mittwoch, 17. März 2021

Olympiapark Berlin Teil 4

 


Bei einem Spaziergang Sport und Geschichte erleben (Teil 4)

Der Berliner Olympiapark mit dem Olympiastadion im Zentrum, erinnert nicht nur an die olympischen Spiele von 1936, das gesamte Gelände ist Geschichtsort monumentaler Bauweise aus der Zeit des Nationalsozialismus.   

In Teil 1 der Geschichte haben wir das Olympiastadion halb umrundet und sind am Südeingang am Coubertinplatz rechts auf die Jesse-Owens-Allee eingebogen.

In Teil 2 sind wir bis zum Glockenturm gekommen und im 3. Teil der Olympiapark-Geschichte haben wir uns mit dem Glockenturm und der Open-Air Waldbühne befasst.

Beginnen wir den 4. und letzten Teil unserer Tour wieder an der Waldbühne. Den Eingang im Rücken, gehen wir links auf der Friedrich-Friesen-Allee weiter.


Trotz Schranke haben Fußgänger und auch Radfahrer während der Tageszeit freien Durchgang zum Olympiapark.  Nach knapp 300 Metern kommt ein weiterer Schlagbaum, den wir umgehen und gleich links in den Gretel-Bergmann-Weg einbiegen.

Der Weg wurde nach der jüdischen Hochspringerin Gretel Bergmann benannt, die wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Olympischen Spielen kurzfristig ausgeschlossen wurde, obwohl sie jahrelang den deutschen Rekord im Hochsprung mit 1,60 Meter hielt.

 

Die Amerikaner forderten allerdings die Teilnahme deutscher Juden bei Olympia vehement ein!

Auf Grund ihrer jüdischen Herkunft wurde sie jedoch vom NS-Regime aus antisemitischen Gründen an der Teilnahme gehindert.

Nach wenigen Metern stehen wir im Gretel-Bergmann-Weg vor der der ehemaligen Dienstvilla des Reichssportführers Hans von Tschammer und Osten.


Zwischen 1945 und 1994 diente es den britischen Alliierten als Dorsethouse (Clubhaus bzw. Offizierskasino). Heute wird das Haus für Empfänge, Hochzeiten oder auch Seminare genutzt.

Wir laufen den kurzen Weg zurück auf die Friedrich-Friesen-Allee und gehen links weiter, dem Geruch nach, denn links und rechts des Weges sind Pferdesportanlagen.

 

Nach 200 Metern biegen wir - am Amateurstadion von Hertha BSC - rechts ab und gehen den Weg bis zum Ende. Dort geht’s dann noch einmal ca. 180 Meter bis zum Olympia-Schwimmstadion.

Die 1935 errichtete Anlage besteht aus einem großen Schwimmbecken und einem kleinen Sprungbecken mit 10-m-Sprungturm.

Seitlich der beiden Hauptbecken stehen zwei Zuschauertribünen mit 7.600 Plätzen, die zu den Olympischen Spielen 1936 durch hölzerne Zusatztribünen auf insgesamt 18.500 Plätze erweitert wurden.

Unterhalb der Tribünen befinden sich Umkleidekabinen, sanitäre Anlagen und technische Einrichtungen. Der Umstand, dass erstmals bei olympischen Wettkämpfen die Wassertemperatur bei mindestens 21 Grad Celsius gehalten werden konnte, fand seinerzeit weltweit Beachtung.

Nach Kriegsende wurde die von Schäden weitgehend verschonte Anlage am 20. Juni 1945 wieder für die Bevölkerung geöffnet.

Wir gehen 200 Meter weiter und biegen an der Straßenkreuzung links in den Gutsmuthsweg ein. Nach 100 Metern überqueren wir geradeaus die Friedrich-Friesen-Allee und stehen nach weiteren 70 Metern -hinter der großen Turnhalle- vor dem Jahnplatz, der von den Skulpturen „Stier“ und „Kuh“ flankiert wird. Sie sind Sinnbilder für Stärke und Fruchtbarkeit.

Um das Außen-Schwimmbecken (Forumbecken) und den großen Innenhof (Jahnplatz) herum sind symmetrisch wuchtige Gebäude mit klarer Linienführung angeordnet.

Das Bauensemble gehört zum 1936 fertiggestellten „Haus des Deutschen Sports“, das für seinen architektonisch auffälligen Kuppelsaal bekannt ist.

Mit der hohen Pfeilerhalle, dem großzügigen Außen-Schwimmbecken und dem Skulpturenprogramm bildete der Jahnplatz einen feierlichen Rahmen für Sport- und Festveranstaltungen.


Die Stufen der Freitreppe der Pfeilerhalle und die offenen Balkone über dem ringsum laufenden Pfeilergang sollten “nach Art eines mittelalterlichen Turnierhofes” Platz für Zuschauer bieten.

Wir gehen zurück auf die Friedrich-Friesen-Allee und biegen dort links ein. Nach 100 Metern stehen wir auf dem Adlerplatz. Nicht zu übersehen sind die beiden Säulen mit den goldenen Adlern. Sie stehen vor dem Eingang zum Haus des Sports bzw. dem Sportmuseum, in dem sich der eben erwähnte, imposante Kuppelsaal befindet. 

Der Adler war bereits im Altertum ein Königs-, Götter-, Herrschafts- und Machtsymbol, gilt als König der Vögel. Er wird vor allem wegen der Eigenschaften Kraft, Ausdauer, Leichtigkeit, Schnelligkeit und Freiheit bewundert. Passt also hervorragend zu sportlichen Disziplinen und herausragenden Sportler*innen.

Das Haus des Sports ist der repräsentative Mittelpunkt der Sportforumsbauten. Von 1952 bis 1994 war das Gebäude Sitz des Britischen Stadtkommandanten.

Daneben ist, auf dem Friesenhof, noch das Haus der Deutschen Turnerschaft mit dem kleinen Glockenturm.

Führungen durch das Haus des Deutschen Sports und das Gelände des Olympiaparks finden von April bis Oktober statt. Als künftiger Standort und Ausstellungszentrum des Museums sind die denkmalgeschützten Maifeldtribünen am Glockenturm vorgesehen.

Das umfangreiche Bauvorhaben soll bis zum Herbst 2023 abgeschlossen sein und den attraktiven Rahmen für das Sportmuseum als Besucher- und Tourismusmagnet im Olympiapark Berlin bilden.

Wir haben den Endpunkt des Rundgangs über das Olympiagelände erreicht, werfen aber noch einen Blick in den Fanshop vom Bundesliga-Club Hertha BSC, der auf dem Friesenhof seine Geschäftsstelle hat.

Um zur U- oder S-Bahn zurück zu kommen, folgen wir dem Weg am Fan-Shop vorbei und gehen ein paar Meter bis zum Pförtnerhäuschen an der Hans-Braun-Straße.

Die Straße verläuft nun leicht abwärts bis zur Rominter Allee, in die wir rechts einbiegen. Von hier bis zum U-Bahnhof Olympiastadion sind es ca. 250 Meter.

Zur S-Bahn gehen wir die Rominter Allee einfach weiter, an der U-Bahn vorbei, dann kommt man wieder auf den Olympischen Platz. Dort beginnt, als Verlängerung der Rominter Alle, die Trakehner Allee, die direkt zur S-Bahn führt. 

Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Donnerstag, 11. März 2021

Ein Kunstwerk mit geheimen Botschaften

Kryptographie aus Stahl

Recht eindrucksvoll befasst sich der Künstler und Lichtdesigner Nils R. Schultze mit Verschlüsselungsverfahren. Seine Plastik „Kryptographie“ aus rostbraunem CorTen-Stahl steht an der Ecke Brook-Taylor-Straße/Rudower Chaussee im Berliner Ortsteil Adlershof.

Der Künstler hat in seinem Kunstwerk geheime Botschaften versteckt. Auf einem Betonfundament wurde eine rechteckige zweiteilige Stahl-Platte in der gleichen Größe wie ihr Untergrund montiert. Darauf stehen in diagonaler Anordnung zwei rechteckige Wandscheiben mit durchbrochener Gestaltung.

Sein Verfahren beruht auf der Suche nach dem richtigen Blickwinkel. Denn nur aus bestimmten Perspektiven lassen sich die in den Metalltafeln versteckten Botschaften entschlüsseln.

Hat man den richtigen Blickwinkel gefunden, sind die zum Teil spiegelverkehrten Worte „TRÄUME“, „GEDANKE“, „VISION“ zu lesen, bzw. zu entschlüsseln.

Der Begriff Kryptographie bedeutet Geheimschrift. Die Kryptographie befasste sich historisch mit der Erzeugung, Betrachtung und Beschreibung von Verfahren, um „geheim zu schreiben“, also mit Verschlüsselungsverfahren. Text und Foto: Klaus Tolkmitt


 

Mittwoch, 3. März 2021

Die Kaiser-Eiche in Friedenau


Ein Naturdenkmal zur Goldenen Hochzeit des Kaiserpaares

Hin und wieder sieht sie gestresst aus, wenn Autoabgase in ihr Blätterwerk aufsteigen. Doch die deutsche Eiche auf der Mittelinsel an der Kreuzung Rheinstraße/Saarstraße im Steglitzer Ortsteil Friedenau ist standhaft und widerstandsfähig.

Die Stiel-Eiche (heute ein Naturdenkmal) wurde zu Ehren des Deutschen Kaisers und König von Preußen, Wilhelm I. (1797-1888), zu seinem 82. Geburtstag am 22. März 1879 und zugleich zur


Erinnerung an die Goldene Hochzeit des Kaiserpaares gepflanzt.

Der Baum stammte aus der Baumschule Dreilinden des Prinzen Friedrich Karl. Doch musste die ursprünglich gepflanzte Eiche bereits 1883 ersetzt werden, weil sie aus Protest gegen die Sozialistengesetze stark beschädigt worden war.

Es ist sicherlich nicht der optimale Standort für einen Baum, dennoch hat die Eiche inzwischen mehr als 130 Jahre „auf dem Buckel“ und trotzt allen widrigen Bedingungen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Montag, 15. Februar 2021

Für fünf Pfennig über die Sechserbrücke

In Tegel steht eine der schönsten Fußgängerbrücken

Vor über 120 Jahren entwickelte sich in Berlin-Tegel ein reger Ausflugsverkehr entlang der Uferstraße, der heutigen Greenwichpromenade, am Tegeler See. Um allerdings zum Freibad Tegelsee oder zur „Dicken Marie“, Berlins ältestem Baum zu gelangen, mussten die Spaziergänger das Tegeler Fließ überqueren.

Der ortsansässige Fischer Siebert erkannte die Einnahmequelle und verdiente sich mit dem Übersetzen der Wanderer mit seinem Kahn für fünf Pfennig (in Berlin “Sechser” genannt) ein Zubrot.

Als sich der Besucherstrom von Jahr zu Jahr weiterentwickelte, baute er eine kleine Holzbrücke über das Fließ und verlangte von jedem, der sie überqueren wollte, weiterhin fünf Pfennige. Doch als der Ausbau des Tegeler Hafens anstand, musste die Brücke einem Neubau weichen.

1909 wurde die neue stählerne Fachwerkbogenbrücke mit einer Gesamtlänge von 91 Metern fertiggestellt und bekam den offiziellen Namen: Tegeler Hafenbrücke.


Die neuen Betreiber der Brücke hielten am „Sechser“ als Brückenzoll fest und die Tegeler am Namen „Sechserbrücke“. Erst die Inflation in Deutschland setzte dem „Brückenzoll“ im Jahr 1922 ein Ende, da die Personalkosten die Einnahmen überstiegen.

Die „Sechserbrücke“ steht inzwischen unter Denkmalschutz und zählt zu den schönsten Fußgängerbrücken Berlins. Sie ist nicht nur ein schönes Fotomotiv, sie ist besonders beliebt bei Film und Fernsehen als Kulisse für Dreharbeiten. Zudem bietet sie einen wunderschönen Blick auf den Tegeler See und den Hafen. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

schau auch mal hier: Auf den Spuren der Gebrüder Humboldt 

oder hier: Die dicke Marie

Montag, 8. Februar 2021

Im Lockdown eine sinnvolle Beschäftigung finden


Gemeinsam spazieren zu gehen ist nicht nur eine Lockdown-Beschäftigung - schon gar nicht für diesen Spaziergehtypen. Zusammen mit Freund*innen die Stadt entdecken, Rätsel lösen und die Zeit zum Plaudern nutzen... gehört ihr auch zu diesem gesellig-familiären Typen? Im lialo-Blog erfahrt ihr alles zu unseren Spaziergehtypen

Tourenvorschlag:  Im historischen Winkel

Willkommen im schönsten Ortsteil Berlins.

Den Berlinern im Ortsteil Zehlendorf im Bezirk Steglitz/Zehlendorf wird nämlich nachgesagt, sie leben in dem wohlhabendsten und schönsten Teil der Stadt.

Auf einem Spaziergang durch Zehlndorfs Mitte, vom U-Bahnhof Krumme Lanke zum S-Bahnhof Zehlendorf wollen wir der Sache nachgehen und herausfinden, ob es stimmt oder ob sich die Zehlendorfer das nur einbilden. Spaziergang durch Zehlendorf

Freitag, 5. Februar 2021

Kanonenkugel erinnert an die französische Belagerung

Schon seit über 180 Jahren „lebt“ St-Nikolai mit einer Kugel im Gemäuer

Wer mit offenen Augen durch die Spandauer Altstadt geht, wird an der gotischen Backstein-Hallenkirche St.-Nikolai am Reformationsplatz eine interessante Entdeckung machen. In zirka 3 Meter Höhe befindet sich eine Kanonenkugel, die an der Nordfassade des Gotteshauses eingemauert wurde.


Die St.-Nikolai-Kirche ist eines der bedeutendsten Bauwerke der Spandauer Altstadt. Sie war die mittelalterliche Pfarrkirche von „Spandow“ mit dem Patrozinium des heiligen Bischofs Nikolaus von Myra, des Schutzpatrons der Seefahrer, reisenden Händler und Kinder.

Von der St.-Nikolai-Kirche breitete sich die Reformation in Brandenburg und Berlin aus. Kurfürst Joachim II. vollzog dort am 1. November 1539 seinen Übertritt zum evangelischen Bekenntnis. Seine Mutter Elisabeth gilt jedoch als die eigentliche Reformatorin Brandenburgs, sie hatte sich bereits 1527 für die evangelische Kirche entschieden.

Die 1839 in die Außenmauer des Kirchengebäudes eingemauerte Kanonenkugel soll an die Kirchen-Kämpfe erinnern, die in der Zeit der napoleonischen Eroberungszüge in Europa stattgefunden haben.

Trotz Napoleons Niederlage im Russlandfeldzug besetzten französische Truppen 1812 die Zitadelle Spandau, eine der bedeutenden und besterhaltenen Festungen der Hochrenaissance in Europa, nordöstlich der Spandauer Altstadt am Havelufer.

Ab März 1813 belagerten und beschossen verbündete russische und preußische Truppen die Zitadelle, weil der französische General Bruny keine Anstalten machte, sich bedingungslos ergeben zu wollen. Im April explodierte dort dann ein Pulvermagazin. Während der Gefechte um die Zitadelle wurde im April 1813 die Altstadt und auch die St.-Nikolai-Kirche von preußischen Truppen beschossen.

Es war nicht die einzige eingemauerte Kugel in Spandau. Nach der Befreiung der Zitadelle durften Hauseigentümer, die Schäden durch den Beschuss zu verzeichnen hatten, beim Kommandanten der Zitadelle beantragen, eine Kugel an der Hauswand anbringen zu dürfen. Nur die Kugel an der St.-Nikolai-Kirche existiert heute noch. Text und Foto: Klaus Tolkmitt