Mittwoch, 17. März 2021

Olympiapark Berlin Teil 4

 


Bei einem Spaziergang Sport und Geschichte erleben (Teil 4)

Der Berliner Olympiapark mit dem Olympiastadion im Zentrum, erinnert nicht nur an die olympischen Spiele von 1936, das gesamte Gelände ist Geschichtsort monumentaler Bauweise aus der Zeit des Nationalsozialismus.   

In Teil 1 der Geschichte haben wir das Olympiastadion halb umrundet und sind am Südeingang am Coubertinplatz rechts auf die Jesse-Owens-Allee eingebogen.

In Teil 2 sind wir bis zum Glockenturm gekommen und im 3. Teil der Olympiapark-Geschichte haben wir uns mit dem Glockenturm und der Open-Air Waldbühne befasst.

Beginnen wir den 4. und letzten Teil unserer Tour wieder an der Waldbühne. Den Eingang im Rücken, gehen wir links auf der Friedrich-Friesen-Allee weiter.


Trotz Schranke haben Fußgänger und auch Radfahrer während der Tageszeit freien Durchgang zum Olympiapark.  Nach knapp 300 Metern kommt ein weiterer Schlagbaum, den wir umgehen und gleich links in den Gretel-Bergmann-Weg einbiegen.

Der Weg wurde nach der jüdischen Hochspringerin Gretel Bergmann benannt, die wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Olympischen Spielen kurzfristig ausgeschlossen wurde, obwohl sie jahrelang den deutschen Rekord im Hochsprung mit 1,60 Meter hielt.

 

Die Amerikaner forderten allerdings die Teilnahme deutscher Juden bei Olympia vehement ein!

Auf Grund ihrer jüdischen Herkunft wurde sie jedoch vom NS-Regime aus antisemitischen Gründen an der Teilnahme gehindert.

Nach wenigen Metern stehen wir im Gretel-Bergmann-Weg vor der der ehemaligen Dienstvilla des Reichssportführers Hans von Tschammer und Osten.


Zwischen 1945 und 1994 diente es den britischen Alliierten als Dorsethouse (Clubhaus bzw. Offizierskasino). Heute wird das Haus für Empfänge, Hochzeiten oder auch Seminare genutzt.

Wir laufen den kurzen Weg zurück auf die Friedrich-Friesen-Allee und gehen links weiter, dem Geruch nach, denn links und rechts des Weges sind Pferdesportanlagen.

 

Nach 200 Metern biegen wir - am Amateurstadion von Hertha BSC - rechts ab und gehen den Weg bis zum Ende. Dort geht’s dann noch einmal ca. 180 Meter bis zum Olympia-Schwimmstadion.

Die 1935 errichtete Anlage besteht aus einem großen Schwimmbecken und einem kleinen Sprungbecken mit 10-m-Sprungturm.

Seitlich der beiden Hauptbecken stehen zwei Zuschauertribünen mit 7.600 Plätzen, die zu den Olympischen Spielen 1936 durch hölzerne Zusatztribünen auf insgesamt 18.500 Plätze erweitert wurden.

Unterhalb der Tribünen befinden sich Umkleidekabinen, sanitäre Anlagen und technische Einrichtungen. Der Umstand, dass erstmals bei olympischen Wettkämpfen die Wassertemperatur bei mindestens 21 Grad Celsius gehalten werden konnte, fand seinerzeit weltweit Beachtung.

Nach Kriegsende wurde die von Schäden weitgehend verschonte Anlage am 20. Juni 1945 wieder für die Bevölkerung geöffnet.

Wir gehen 200 Meter weiter und biegen an der Straßenkreuzung links in den Gutsmuthsweg ein. Nach 100 Metern überqueren wir geradeaus die Friedrich-Friesen-Allee und stehen nach weiteren 70 Metern -hinter der großen Turnhalle- vor dem Jahnplatz, der von den Skulpturen „Stier“ und „Kuh“ flankiert wird. Sie sind Sinnbilder für Stärke und Fruchtbarkeit.

Um das Außen-Schwimmbecken (Forumbecken) und den großen Innenhof (Jahnplatz) herum sind symmetrisch wuchtige Gebäude mit klarer Linienführung angeordnet.

Das Bauensemble gehört zum 1936 fertiggestellten „Haus des Deutschen Sports“, das für seinen architektonisch auffälligen Kuppelsaal bekannt ist.

Mit der hohen Pfeilerhalle, dem großzügigen Außen-Schwimmbecken und dem Skulpturenprogramm bildete der Jahnplatz einen feierlichen Rahmen für Sport- und Festveranstaltungen.


Die Stufen der Freitreppe der Pfeilerhalle und die offenen Balkone über dem ringsum laufenden Pfeilergang sollten “nach Art eines mittelalterlichen Turnierhofes” Platz für Zuschauer bieten.

Wir gehen zurück auf die Friedrich-Friesen-Allee und biegen dort links ein. Nach 100 Metern stehen wir auf dem Adlerplatz. Nicht zu übersehen sind die beiden Säulen mit den goldenen Adlern. Sie stehen vor dem Eingang zum Haus des Sports bzw. dem Sportmuseum, in dem sich der eben erwähnte, imposante Kuppelsaal befindet. 

Der Adler war bereits im Altertum ein Königs-, Götter-, Herrschafts- und Machtsymbol, gilt als König der Vögel. Er wird vor allem wegen der Eigenschaften Kraft, Ausdauer, Leichtigkeit, Schnelligkeit und Freiheit bewundert. Passt also hervorragend zu sportlichen Disziplinen und herausragenden Sportler*innen.

Das Haus des Sports ist der repräsentative Mittelpunkt der Sportforumsbauten. Von 1952 bis 1994 war das Gebäude Sitz des Britischen Stadtkommandanten.

Daneben ist, auf dem Friesenhof, noch das Haus der Deutschen Turnerschaft mit dem kleinen Glockenturm.

Führungen durch das Haus des Deutschen Sports und das Gelände des Olympiaparks finden von April bis Oktober statt. Als künftiger Standort und Ausstellungszentrum des Museums sind die denkmalgeschützten Maifeldtribünen am Glockenturm vorgesehen.

Das umfangreiche Bauvorhaben soll bis zum Herbst 2023 abgeschlossen sein und den attraktiven Rahmen für das Sportmuseum als Besucher- und Tourismusmagnet im Olympiapark Berlin bilden.

Wir haben den Endpunkt des Rundgangs über das Olympiagelände erreicht, werfen aber noch einen Blick in den Fanshop vom Bundesliga-Club Hertha BSC, der auf dem Friesenhof seine Geschäftsstelle hat.

Um zur U- oder S-Bahn zurück zu kommen, folgen wir dem Weg am Fan-Shop vorbei und gehen ein paar Meter bis zum Pförtnerhäuschen an der Hans-Braun-Straße.

Die Straße verläuft nun leicht abwärts bis zur Rominter Allee, in die wir rechts einbiegen. Von hier bis zum U-Bahnhof Olympiastadion sind es ca. 250 Meter.

Zur S-Bahn gehen wir die Rominter Allee einfach weiter, an der U-Bahn vorbei, dann kommt man wieder auf den Olympischen Platz. Dort beginnt, als Verlängerung der Rominter Alle, die Trakehner Allee, die direkt zur S-Bahn führt. 

Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Donnerstag, 11. März 2021

Ein Kunstwerk mit geheimen Botschaften

Kryptographie aus Stahl

Recht eindrucksvoll befasst sich der Künstler und Lichtdesigner Nils R. Schultze mit Verschlüsselungsverfahren. Seine Plastik „Kryptographie“ aus rostbraunem CorTen-Stahl steht an der Ecke Brook-Taylor-Straße/Rudower Chaussee im Berliner Ortsteil Adlershof.

Der Künstler hat in seinem Kunstwerk geheime Botschaften versteckt. Auf einem Betonfundament wurde eine rechteckige zweiteilige Stahl-Platte in der gleichen Größe wie ihr Untergrund montiert. Darauf stehen in diagonaler Anordnung zwei rechteckige Wandscheiben mit durchbrochener Gestaltung.

Sein Verfahren beruht auf der Suche nach dem richtigen Blickwinkel. Denn nur aus bestimmten Perspektiven lassen sich die in den Metalltafeln versteckten Botschaften entschlüsseln.

Hat man den richtigen Blickwinkel gefunden, sind die zum Teil spiegelverkehrten Worte „TRÄUME“, „GEDANKE“, „VISION“ zu lesen, bzw. zu entschlüsseln.

Der Begriff Kryptographie bedeutet Geheimschrift. Die Kryptographie befasste sich historisch mit der Erzeugung, Betrachtung und Beschreibung von Verfahren, um „geheim zu schreiben“, also mit Verschlüsselungsverfahren. Text und Foto: Klaus Tolkmitt


 

Mittwoch, 3. März 2021

Die Kaiser-Eiche in Friedenau


Ein Naturdenkmal zur Goldenen Hochzeit des Kaiserpaares

Hin und wieder sieht sie gestresst aus, wenn Autoabgase in ihr Blätterwerk aufsteigen. Doch die deutsche Eiche auf der Mittelinsel an der Kreuzung Rheinstraße/Saarstraße im Steglitzer Ortsteil Friedenau ist standhaft und widerstandsfähig.

Die Stiel-Eiche (heute ein Naturdenkmal) wurde zu Ehren des Deutschen Kaisers und König von Preußen, Wilhelm I. (1797-1888), zu seinem 82. Geburtstag am 22. März 1879 und zugleich zur


Erinnerung an die Goldene Hochzeit des Kaiserpaares gepflanzt.

Der Baum stammte aus der Baumschule Dreilinden des Prinzen Friedrich Karl. Doch musste die ursprünglich gepflanzte Eiche bereits 1883 ersetzt werden, weil sie aus Protest gegen die Sozialistengesetze stark beschädigt worden war.

Es ist sicherlich nicht der optimale Standort für einen Baum, dennoch hat die Eiche inzwischen mehr als 130 Jahre „auf dem Buckel“ und trotzt allen widrigen Bedingungen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Montag, 15. Februar 2021

Für fünf Pfennig über die Sechserbrücke

In Tegel steht eine der schönsten Fußgängerbrücken

Vor über 120 Jahren entwickelte sich in Berlin-Tegel ein reger Ausflugsverkehr entlang der Uferstraße, der heutigen Greenwichpromenade, am Tegeler See. Um allerdings zum Freibad Tegelsee oder zur „Dicken Marie“, Berlins ältestem Baum zu gelangen, mussten die Spaziergänger das Tegeler Fließ überqueren.

Der ortsansässige Fischer Siebert erkannte die Einnahmequelle und verdiente sich mit dem Übersetzen der Wanderer mit seinem Kahn für fünf Pfennig (in Berlin “Sechser” genannt) ein Zubrot.

Als sich der Besucherstrom von Jahr zu Jahr weiterentwickelte, baute er eine kleine Holzbrücke über das Fließ und verlangte von jedem, der sie überqueren wollte, weiterhin fünf Pfennige. Doch als der Ausbau des Tegeler Hafens anstand, musste die Brücke einem Neubau weichen.

1909 wurde die neue stählerne Fachwerkbogenbrücke mit einer Gesamtlänge von 91 Metern fertiggestellt und bekam den offiziellen Namen: Tegeler Hafenbrücke.


Die neuen Betreiber der Brücke hielten am „Sechser“ als Brückenzoll fest und die Tegeler am Namen „Sechserbrücke“. Erst die Inflation in Deutschland setzte dem „Brückenzoll“ im Jahr 1922 ein Ende, da die Personalkosten die Einnahmen überstiegen.

Die „Sechserbrücke“ steht inzwischen unter Denkmalschutz und zählt zu den schönsten Fußgängerbrücken Berlins. Sie ist nicht nur ein schönes Fotomotiv, sie ist besonders beliebt bei Film und Fernsehen als Kulisse für Dreharbeiten. Zudem bietet sie einen wunderschönen Blick auf den Tegeler See und den Hafen. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

schau auch mal hier: Auf den Spuren der Gebrüder Humboldt 

oder hier: Die dicke Marie

Montag, 8. Februar 2021

Im Lockdown eine sinnvolle Beschäftigung finden


Gemeinsam spazieren zu gehen ist nicht nur eine Lockdown-Beschäftigung - schon gar nicht für diesen Spaziergehtypen. Zusammen mit Freund*innen die Stadt entdecken, Rätsel lösen und die Zeit zum Plaudern nutzen... gehört ihr auch zu diesem gesellig-familiären Typen? Im lialo-Blog erfahrt ihr alles zu unseren Spaziergehtypen

Tourenvorschlag:  Im historischen Winkel

Willkommen im schönsten Ortsteil Berlins.

Den Berlinern im Ortsteil Zehlendorf im Bezirk Steglitz/Zehlendorf wird nämlich nachgesagt, sie leben in dem wohlhabendsten und schönsten Teil der Stadt.

Auf einem Spaziergang durch Zehlndorfs Mitte, vom U-Bahnhof Krumme Lanke zum S-Bahnhof Zehlendorf wollen wir der Sache nachgehen und herausfinden, ob es stimmt oder ob sich die Zehlendorfer das nur einbilden. Spaziergang durch Zehlendorf

Freitag, 5. Februar 2021

Kanonenkugel erinnert an die französische Belagerung

Schon seit über 180 Jahren „lebt“ St-Nikolai mit einer Kugel im Gemäuer

Wer mit offenen Augen durch die Spandauer Altstadt geht, wird an der gotischen Backstein-Hallenkirche St.-Nikolai am Reformationsplatz eine interessante Entdeckung machen. In zirka 3 Meter Höhe befindet sich eine Kanonenkugel, die an der Nordfassade des Gotteshauses eingemauert wurde.


Die St.-Nikolai-Kirche ist eines der bedeutendsten Bauwerke der Spandauer Altstadt. Sie war die mittelalterliche Pfarrkirche von „Spandow“ mit dem Patrozinium des heiligen Bischofs Nikolaus von Myra, des Schutzpatrons der Seefahrer, reisenden Händler und Kinder.

Von der St.-Nikolai-Kirche breitete sich die Reformation in Brandenburg und Berlin aus. Kurfürst Joachim II. vollzog dort am 1. November 1539 seinen Übertritt zum evangelischen Bekenntnis. Seine Mutter Elisabeth gilt jedoch als die eigentliche Reformatorin Brandenburgs, sie hatte sich bereits 1527 für die evangelische Kirche entschieden.

Die 1839 in die Außenmauer des Kirchengebäudes eingemauerte Kanonenkugel soll an die Kirchen-Kämpfe erinnern, die in der Zeit der napoleonischen Eroberungszüge in Europa stattgefunden haben.

Trotz Napoleons Niederlage im Russlandfeldzug besetzten französische Truppen 1812 die Zitadelle Spandau, eine der bedeutenden und besterhaltenen Festungen der Hochrenaissance in Europa, nordöstlich der Spandauer Altstadt am Havelufer.

Ab März 1813 belagerten und beschossen verbündete russische und preußische Truppen die Zitadelle, weil der französische General Bruny keine Anstalten machte, sich bedingungslos ergeben zu wollen. Im April explodierte dort dann ein Pulvermagazin. Während der Gefechte um die Zitadelle wurde im April 1813 die Altstadt und auch die St.-Nikolai-Kirche von preußischen Truppen beschossen.

Es war nicht die einzige eingemauerte Kugel in Spandau. Nach der Befreiung der Zitadelle durften Hauseigentümer, die Schäden durch den Beschuss zu verzeichnen hatten, beim Kommandanten der Zitadelle beantragen, eine Kugel an der Hauswand anbringen zu dürfen. Nur die Kugel an der St.-Nikolai-Kirche existiert heute noch. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Dienstag, 2. Februar 2021

Eine Brückentour über die Spree (Teil 3)

 Berlin hat mehr Brücken als Venedig

Berlin kann mit Recht behaupten, mehr Brücken zu haben als Venedig. Doch wieviel es tatsächlich sind, weiß niemand so ganz genau. Während einige Statistiker von 2.000 Brücken sprechen, sagen andere, dass es wahrscheinlich knapp 1.000 Übergänge sind, die uns trockenen Fußes von einem zum anderen Ufer bringen.

Wir beginnen unsere Brückentour entlang der Spree und dem Spreekanal in Berlin-Mitte, genauer gesagt in Moabit an der Bärenbrücke, in der Nähe der S-Bahn-Station „Bellevue“.

Offiziell heißt das Bauwerk „Moabiter Brücke“, doch die Berliner kennen sie nur unter der Bezeichnung: „Bärenbrücke“, weil an beiden Enden der Geländer große gusseiserne Bärenskulpturen die Steinbrücke schmücken.

Von der S-Bahn kommend, gehen wir nach der Überquerung der Bärenbrücke rechts am Helgoländer Ufer auf der linken Spreeseite fort. Nach ca. 240 Metern stehen wir vor dem Gerickesteg

Der Gerickesteg ist eine Fußgängerbrücke östlich des S-Bahnhofs Bellevue und dient hauptsächlich dem Zugang zur Stadtbahn aus dem Moabiter Wohngebiet zwischen Alt-Moabit und der Spree.

Die Brücke wurde 1914/1915 nach Entwürfen von Bruno Möhring errichtet und nach Beschädigung im Zweiten Weltkrieg wiederhergestellt. Der Wiederaufbau erfolgte in vereinfachter Form und auf die Schmuckelemente an den Granitpfeilern wurde verzichtet. Auch die ursprünglichen Gaslaternen im Jugendstil auf den Brückenpfeilern ersetzte man durch einfachere Gaslampen.

Seit Ende 2010 sind die Gasleuchten außer Betrieb, im Februar 2011 wurden sie sogar abmontiert, obwohl der Gerickesteg unter Denkmalschutz steht. Schade, wenn die historische Bauweise verloren ginge.

Unmittelbar neben dem Gerickesteg unterqueren wir die Stadtbahn, die Ende des 19. Jahrhunderts als viergleisige Brücke über die Spree errichtet wurde. In der Mittellage der Brücke wurde ein öffentlicher Fußweg als Zugang zum S-Bahnhof von der nördlichen Spreeseite angelegt, der den Namen Bellevuesteg erhielt.

Der Volksmund nannte die Brücke aufgrund des Lärms der Züge auch „Bullerbrücke“. Mit steigenden Verkehrslasten auf der Stadtbahn traten Schäden auf und ein Umbau wurde erforderlich. Nach dem Umbau 1918 wurde eine Mitbenutzung durch Fußgänger ausgeschlossen, weil nun auch der Gerickesteg genutzt werden konnte.

Knapp 300 Meter durch die Grünanlage erreichen wir unser nächstes Ziel, die Lutherbrücke

Die denkmalgeschützte Lutherbrücke wurde nach dem Reformator Martin Luther benannt und 1892 fertiggestellt.

Sie liegt im Bezirk Mitte und verbindet den Ortsteil Tiergarten mit dem Ortsteil Moabit und gehört zu den schönsten Berliner Brücken. Über jeden der Brückenbogen spannen sich beidseitig je fünf kunstvoll gearbeitete, schmiedeeiserne Geländer.

Wir überqueren die Spree und stehen ca. 140 Meter weiter vor dem Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten.

Wenn die Standarte auf dem Dach des Schlosses weht, dann ist der Präsident zu Hause, also im Schloss oder in Berlin. Eingeholt wird die Fahne nur, wenn sich der Bundespräsident in einem Gästehaus in den Bundesländern oder auf einem Besuch im Ausland befindet.

Auch wenn die Standarte gesetzt ist, haben wir keine Chance, spontan dem Präsidenten "guten Tag" zu sagen. Eine vorherige Anmeldung ist unbedingt erforderlich.

Schloss Bellevue in Berlin-Tiergarten ist der Amtssitz des Bundespräsidenten. Der Name des Schlosses beruht auf der schönen Aussicht aus dem Fenster des Gebäudes über die Spree.

Ursprünglich als Sommersitz genutzt, wurde das Schloss 1785 von Prinz August Ferdinand von Preußen – dem jüngeren Bruder von König Friedrich II. – nach Plänen von Michael Philipp Boumann erbaut.

Der Grundriss des Schlosses besteht aus einer zweigeschossigen Dreiflügelanlage im Stile des Barock, aber mit einer strengen Fassade im klassizistischen Stil. Damit war das Schloss Bellevue der erste Schlossbau in Preußen, der Elemente des Klassizismus enthielt.

Es diente 1916 der Obersten Heeresleitung als Hauptquartier und stand nach dem Ersten Weltkrieg lange Zeit leer. Nach einer vorübergehenden Nutzung als Museum und Wohnhaus wurde es 1938 als Gästehaus der deutschen Regierung verwendet.

Zum Amtssitz des Bundespräsidenten wurde Schloss Bellevue 1957 erhoben. Zunächst diente es als zweiter Amtssitz neben der Villa Hammerschmidt in Bonn. Der Wechsel vom zweiten zum ersten Amtssitz wurde im Jahr 1994 vollzogen.

Weitere Informationen zum Schloss gibt es hier: Schloss Bellevue 

Auf dem Bürgersteig vor dem Schloss steht ein knallroter Feuermelder, der von Touristen gern als Fotomotiv genutzt wird. Von diesen Brandmeldern sind noch 11 in ganz Berlin zu finden, die aber nicht mehr im Einsatz sind.

Inzwischen kümmert sich ein pensionierter Malermeister um die Melder, damit sie weiter ansehnlich bleiben.

Wir gehen zurück über die Lutherbrücke, überqueren die Straße und folgen der Spree auf der linken Seite auf dem Magnus-Hirschfeld-Ufer.

Seit September 2017 steht am Magnus-Hirschfeld-Ufer in Berlin-Mitte ein Denkmal aus sechs überdimensional großen Calla-Lilien, die die Farben der Regenbogenflagge tragen. Die Calla-Lilie ist ein Symbol für die Vielfalt sexueller Identitäten in der Natur. Sowohl männliche als auch weibliche Blüten sind gleichzeitig auf einer Pflanze vorhanden.

Mit dem Argument, dass sexuelle Vielfalt etwas Natürliches ist, begann 1897 in Berlin erstmals eine Bewegung, die weltweit Antrieb gab für die Emanzipation von Lesben, Schwulen, und Bisexuellen. Schau auch mal hier: Denkmal

Schon auf dem Weg zu den Calla-Lilien, ein wenig durch Büsche und Bäume versteckt, fällt ein Klinkerbau auf, der sichtbar kein "Ende" hat.

Die Berliner haben natürlich eine Antwort auf das 320 Meter lange, mehrfach gewundene Backsteingebäude mit 718 Wohneinheiten und nennen es "Bundesschlange" oder "Abgeordnetenschlange". (schau auch mal hier bei Google-Maps) Bundesschlange 

Ursprünglich wollte man den Mitgliedern des Bundestages nach dem Wechsel der Regierung von Bonn nach Berlin in der "Schlange" neuen Wohnraum anbieten. Leider wurde die Idee von den Politiker/innen nicht angenommen, sie wollten ihre Privatsphäre nicht mit Kollegen teilen.

Wir schlendern weiter den Promenadenweg an der Spree entlang und werden schon bald das Regierungsviertel erreichen.

Gegenüber auf der anderen Spreeseite sehen wir zwischen Säuleneichen und Trauerweiden das Haus der Kulturen der Welt (Schwangere Auster), das 1956/57 als Kongresshalle gebaut wurde.

Auf dem Weg vor uns unterqueren wir eine Brücke, die rechts aus der "Waschmaschine" (Bundeskanzleramt) kommt und links in einen Park mündet, der nicht öffentlich zugänglich ist.

Der Kanzleramtssteg Kanzleramtssteg in Berlin ist ein Teil der in den 1990er Jahren gebauten neuen Parlaments- und Regierungsgebäude. Er dient Mitgliedern der deutschen Bundesregierung und ihren Gästen als Verbindung vom Amtssitz zum Kanzlerpark am Nordufer der Spree.

Der zusammen mit dem Bundeskanzleramt im Jahr 2001 fertiggestellte Steg besteht aus einem oberen Fußgängerweg und einer unteren Fahrstraße.

Seit 2010 befinden sich im Kanzlerpark 13 Wildstauden, die vom Aussterben bedroht sind und auf der "Roten Liste" stehen.

Links an der Mauer gehen ein paar Stufen nach oben und wir können, je nach Bedarf, im „Zollpackhof“ eine Pause einlegen oder hier unsere 3. Etappe beenden. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Freitag, 29. Januar 2021

Olympiapark Berlin Teil 3

Blick über das Maifeld zum Olympiastadion
Blick über das Maifeld zum Olympiastadion

Bei einem Spaziergang Sport und Geschichte erleben (Teil 3)

Der Berliner Olympiapark mit dem Olympiastadion im Zentrum, erinnert nicht nur an die olympischen Spiele von 1936, das gesamte Gelände ist Geschichtsort monumentaler Bauweise aus der Zeit des Nationalsozialismus.   

Im Teil 1 der Geschichte haben wir das Olympiastadion halb umrundet und verlassen nun am Südeingang den Coubertinplatz an der Trakehner Allee und biegen rechts auf die Jesse-Owens-Allee ein. In Teil 2 sind wir bis zum Glockenturm am Maifeld gekommen.

Wir stehen oben im Glockenturm und haben einen imposanten Blick auf das Olympiastadion, das Maifeld und große Teile von Berlin.

Ziemlich weit oben im Turm hing die schwere Olympiaglocke, die jetzt am Olympiastadion steht.  Heute hängt eine Nachbildung im Turm, die nur noch etwa halb so schwer ist (4,5 Tonnen).


Das Maifeld, zwischen Olympiastadion und Glockenturm war von den Nationalsozialisten als Platz für die Mai-Aufmärsche (daher der Name) und andere propagandistische Veranstaltungen vorgesehen. Das Maifeld ist 112.000 Quadratmeter groß und war für bis zu 250.000 Besucher konzipiert!

Die Tribünen bieten noch einmal Platz für 60.000 Zuschauer. Während der Sommerspiele fanden Polowettbewerbe und Dressurwettkämpfe der Reiter sowie eine Vorführung von 20.000 Berliner Schulkindern statt.

Von 1953 bis 1994 war das Feld Teil des Hauptquartiers der Britischen Streitkräfte in Berlin. Hier fanden bis 1994 die alljährlichen – von tausenden von Berlinern besuchten – Geburtstagsparaden der britischen Truppen für Königin Elisabeth II. statt.

Zudem nutzen die britischen Truppen das Maifeld für ihre Cricket-, Rugby-, Polo- und andere Wettkämpfe, die sie hier veranstalteten.

Aber auch große Open-Air-Konzerte haben in den letzten Jahrzehnten hier stattgefunden, wie z.B. von Genesis, Pink Floyd und Tina Turner. Jährlich findet auf dem Maifeld die Pyronale statt, ein Wettbewerb der Höhenfeuerwerker.

2013 kam es allerdings auch zu einem Flugunfall im Zuge einer Großübung. Zwei Polizeihubschrauber kollidierten und stürzten ab. Zu beklagen waren ein Todesopfer und mehrere Verletzte.

Verlassen wir den Glockenturm, dann schauen wir genau gegenüber auf der anderen Straßenseite auf den Eingang in die „Waldbühne“.

Vor dem 2. Weltkrieg hieß die heutige Open-Air-Bühne Dietrich-Eckart-Freilichtbühne.

Während der Olympiade fanden dort die Turnwettkämpfe statt. Ihr Hauptzweck war aber Spielort für Aufführungen des Rahmenprogramms, der Oper Herakles von Georg Friedrich Händel und des Thingspiels Frankenburger Würfelspiel des völkischen Dichters Eberhard Wolfgang Möller.

Die beiden Rahmenveranstaltungen spiegeln die Motive der Reliefs im Eingangsbereich wider.


Der Bau der Waldbühne orientiert sich an dem antiken griechischen Theater in Epidauros. Wie in antiken Arenen steigen die Sitzränge mit der Entfernung von der Bühne zunehmend an, was der Akustik zugute kommt. Möglich wurde der Bau durch den natürlichen Murellenberg mit dem Talkessel, der sich hier gebildet hat.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Bühne den Namen Waldbühne. Zunächst diente sie als Freilichtkino (u. a. Spielort der Berlinale), dann wurde sie für Boxkämpfe genutzt.

Heute wird das 22.000 Besucher fassende steil abfallende Halbrund hauptsächlich für Konzerte genutzt.


Eines der legendärsten Konzerte fand am 15. September 1965 mit den Rolling Stones statt.

Die „Bravo“ hatte zu dem Konzert geladen, die Stones, damals noch mit Brian Jones und Bill Wyman, waren der Haupt-Act, ihr Auftritt nur auf eine halbe Stunde terminiert.

Aber nach bereits 20 Minuten war schon wieder Schluss und die Band musste die Bühne verlassen. Die 20.000 Jugendlichen, die sich schon vorher in Ekstase gejohlt hatten, waren entsprechend "aufgeheizt" und krawallsüchtig. Als der Enthusiasmus vollends überschwappte und die Bühne im Sturm genommen wurde, ging die Polizei mit Knüppeln dazwischen.

Fazit der Veranstaltung:  Es gab fast 100 Verletzte, 85 Festnahmen und eine auf Jahre kaputte Waldbühne, weil die Krawallmacher das gesamte Sitzmobiliar auseinandernahmen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt