Samstag, 21. Dezember 2019

Berlins südlichster Punkt


In Rauchfangwerder ist Berlin zu Ende

Am Rande Berlins gibt es viele schöne Ecken, die sich zu besuchen lohnen. Ob im Norden oder Süden, Westen oder Osten, überall aber gab es bis 1989 unüberwindbare Mauer- und Zaunanlagen, die ein Betreten des Grenzgebietes verhinderten. Nun ist aus der innerdeutschen Grenze eine „unsichtbare“ Landesgrenze geworden, die zum Teil noch eine vielfältige Fauna und Flora aufweist.  
Diese Grenzen aufzuspüren ist eine besonders schöne Herausforderung, wenn man zum Beispiel den südlichsten Punkt Berlins finden will. 

Schaut man sich den Berliner Stadtplan an, dann kann man schnell vermuten, dass Schmöckwitz im Bezirk Treptow-Köpenick ziemlich weit im Süden liegt. Schmöckwitz ist umschlossen von Wald und Wasser, dem Langen See, dem Seddinsee, dem Zeuthener See, vom Großen Zug und dem Krossinsee. Im Ortsteil Rauchfangswerder, einer kleinen Siedlung am Zeuthener See, kommt man dann dem südlichsten Punkt Berlins tatsächlich sehr nahe, denn die Landesgrenze befindet sich mitten im See und ist somit der südlichste Punkt Berlins.

Das ehemalige Fischerdorf ist ein beliebtes Naherholungsziel und vom S-Bahnhof Grünau schnell zu erreichen. Zuerst mit der Tam 68 an der Dahme entlang bis zum Endpunkt in Schmöckwitz, dann weiter mit der Kleinbuslinie 168 der BVG bis zum Moßkopfring. Das Ufer ist allerdings durch Privatbesitz nicht direkt zu erreichen. Man muss zirka 300 Meter die Straße bis zum Waldrand laufen, um beim Waldspielplatz am See zu stehen, doch der Weg lohnt sich. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Mittwoch, 11. Dezember 2019

Das Baumhaus aus dem Niemannsland

Familiengeschichte wird Touristenattraktion

Am ehemaligen Grenzstreifen zwischen Berlin-Mitte und Kreuzberg steht am Bethaniendamm ein Baumhaus, das schon internationale Beachtung gefunden hat. Es ist eigentlich nicht besonders schön oder spektakulär, hat aber eine 40jährige Geschichte, die so typisch für Berlin ist.
Das kleine Eckgrundstück (eine ehemalige Verkehrsinsel) an der Mauer führte eher ein Elendsdasein. Die Mauer verlief hier ein wenig versetzt und so gehörte der Grund und Boden zu Ost-Berlin, war aber nur von der Westseite zugänglich. Das rund 350 Quadratmeter große Grundstück drohte zu vermüllen, weil sich niemand zuständig fühlte. Osman Kalin, der 1963 mit seiner Familie von der mittelanatolischen Stadt Yozgat nach Deutschland immigrierte, machte sich diesen Zustand zu eigen und begann das Stück Land zu bewirtschaften. Er machte den Boden urbar, baute Gemüse an und baute aus Sperrmüll und Baumaterialien sein „Baumhaus“.


Nachdem die Mauer gefallen war, fühlte sich erstmal keiner für den „Grenzstreifen“ zuständig und so verbrachte die Familie Kalin weiterhin ihre Freizeit in ihrem Garten auf der Verkehrsinsel. Allerdings änderte sich schlagartig die Ruhe in der Straße, nachdem das „Baumhaus“ von der Mauer durch die Presse ging und international bekanntgeworden war. Berliner und Touristen pilgerten zum ehemaligen Grenzstreifen, um diese besondere Attraktion in Kreuzberg zu bestaunen.

Inzwischen soll die Familie das Grundstück erworben haben und plant ein privates Museum. Mehmet Kalim, der Sohn des inzwischen verstorbenen Osman Kalim, kann sich gut vorstellen, als Museumsleiter interessierte Besucher durch das Haus und durch den Garten zu führen. Doch nun kommen die Ämter ins Spiel, die da ein Wort mitreden wollen, weil das Haus nie behördlich abgenommen wurde und auch keine Statik nachweisen kann, wie stabil das Bauwerk noch ist. Stimmen werden laut, die das Haus unter Denkmalschutz stellen wollen. Die Stiftung Berliner Mauer soll es in ihren Bestand als weiteres Mahnmal aufnehmen. Mehmet Kalin will das Grundstück auf keinen Fall an Spekulanten verkaufen, denn dann bekäme er Probleme mit seinen Kreuzberger Nachbarn. So wird, bis eine Lösung für die Touristenattraktion gefunden ist, der Sohn des anatolischen Gastarbeiters weiterhin zwischen Zwiebeln und Knoblauch allen Besuchern aus nah und fern seine „Familiengeschichte“ zum Baumhaus erzählen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Samstag, 30. November 2019

Ein Ausstellungshaus von besonderer Bedeutung



Ein Haus mit internationalem Ruf
Einst als Kunstgewerbemuseum konzipiert, präsentiert sich der Martin-Gropius-Bau im Berliner Ortsteil Kreuzberg heute als eines der bedeutendsten Ausstellungshäuser in Europa, mit internationalem Ruf. Das Gebäude in der Niederkirchnerstraße 7 befand sich bis 1990 direkt an der Berliner Mauer. Fertiggestellt wurde der Bau 1881 von den Architekten Martin Gropius (verwandt mit dem Bauhaus-Gründer Walter Gropius) und Heino Schmieden im Stil der italienischen Renaissance. Die Zwischenräume der Fenster wurden mit Wappen deutscher Länder aus Mosaiken geschmückt.
Nach dem Ersten Weltkrieg beherbergte das Gebäude das Museum für Vor- und Frühgeschichte und sollte nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ursprünglich abgerissen werden. Walter Gropius setzte sich dafür ein, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen und 1978 mit dem Wiederaufbau zu beginnen. Die Bauleitung lag in Händen der Architekten Winnetou Kampmann und seiner Ehefrau Ute Weström. Weitere Sanierungsmaßnahmen erfolgten zwischen 1998 und 2000. Dazwischen lag 1999 eine Ausstellung zur 50-jährigen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Herz des Gebäudes ist der verglaste Lichthof, der schon
allein ein Besuch wert ist und frei zugänglich ist.
Die Berliner Festspiele betreiben den Martin-Gropius-Bau im Auftrag des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und organisieren hier Ausstellungen und Konzerte renommierter Künstler, wie zum Beispiel Ai Weiwei, Frida Kahlo oder David Bowie. Text und Foto: Klaus Tolkmitt





Donnerstag, 28. November 2019

Der Trudelturm

„Torkelnde“ Flugobjekte vor dem Absturz bewahren 

Zwischen dem großen Windkanal und dem Motorenprüfstand steht im Aerodynamischen Park der Humboldt-Universität auf dem Campus in Berlin-Adlershof der denkmalgeschützte Trudelturm.

 Der Turm hat mehr das Aussehen eines überdimensionalen Ostereis, als ein wissenschaftliches Objekt. Die Baudenkmale im Park aus den 1920er und 1930er Jahren erinnern auch daran, dass am ehemaligen Flugplatz Johannisthal die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) dort ihre Versuche durchgeführt hat. Der 20 Meter hohe Trudelturm wurde 1934 errichtet und war eine technische Innovation, mit der man erstmals den gefährlichen Zustand des Trudelns bei Flugzeugen simulieren konnte. Im Labor wurde erforscht, wie zur Erde „torkelnde“ Flugobjekte wieder beherrschbar werden, um Abstürze zu vermeiden. In einem vertikalen Luftstrom wurden

Flugmodelle mit Hochgeschwindigkeitskameras gefilmt, um den komplexen Prozess beim Trudeln besser sehen und

verstehen zu können. Der Aerodynamische Park gehört zum Gelände des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes Adlershof, der seit 1992 auf einer Fläche von über 400 Hektar entstanden ist. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Erlebnistouren durch Berlin. Schau auch mal hier: Berlins klügster Kiez

Freitag, 22. November 2019

Wörterbuch für Zugereiste und Touristen

Eine kleine Auswahl Berliner Mundart, damit man den Berliner besser versteht.
Die Auswahl ist nicht vollständig und wird ständig erweitert.

Allet in Butta               -                      (alles in Butter) oder alles in Ordnung
Allet wird jut              -                       alles wird gut
Allet paletti                –                       alles in Ordnung
Äppfelkahn               -                        Große Füße
beschnarchen         -                           etwas bedenken, überschlafen
Blondes                       -                       so wird das Berliner Weißbier genannt
Brummtriesel             -                       schwerer Kopf durch Alkohol, Kater
Det is dufte                       -                 das ist super
Dich hamse wohl mit’n Klammerbeutel jepudert?  - Hast Du den Verstand verloren?
Dit hab ick ma selba ausklamüsat  -Das hab ich mir selbst ausgedacht
Droschkenkutscher     -                     Taxifahrer
Elbkähne            -                               Große Schuhe
Fatzke                -                                Wichtigtuer
Fußpilz                 -                              Bier zum mitnehmen (Bier to go)
Hallo Atze            -                              so begrüßt man einen Freund oder Bekannten.
Humpen                           -                  ein Bierkrug
Dit is knorke                    –                 das ist super
Ick bin een Berlina        –                   Ich bin ein Berliner!
Ick könnt ma beöl`n      -                    sich freuen, laut lachen
Ick lach mir`n Ast         -                    Ich kann mich köstlich amüsieren
Is det scheen               –                       Ist das schön
Jestan warn wa uffn Weihnachtsmarkt   -   Gestern waren wir auf dem Weihnachtsmarkt
Keule                         -                        Bruder, guter Freund
Kiez                           -                         Berliner Viertel
Kleene heb die Botten    -                  Mädchen heb die Füße
Nuttenbrosche         -                         Brunnen der Völkerfreundschaft am Alex
Pappe                       -                         Führerschein
Molle                        -                         Glas Bier
Mollenfriedhof       -                          Dicker Bauch
Wann kommt denn dene Mischpoke - Wann kommt denn deine Verwandschaft
Wanne                     -                          Einsatzfahrzeug der Polizei
wechloofen            -                            weglaufen
Wer Geld hat, hat auch Knete, Kohle, Kies, Mäuse, Moos oder Penunse.
voll jut eh                     –                   das ist gut
(wird fortgesetzt)

Mittwoch, 20. November 2019

Die Friedensglocke von Berlin

Zum Gedenken an die Toten von Hiroshima und Nagasaki

Zum 50. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges läutete am 1. September 1989 erstmals die Friedensglocke im Berliner Volkspark Friedrichshain.
Im Dezember 1988 trug die "World Peace Bell Association" die Bitte an Manfred Schmidt, Botschafter der DDR in Japan, heran, eine Friedensglocke in repräsentativer und zentraler Lage aufstellen zu dürfen.
So wurde entschieden, den Tempel mit Glocke am Großen Teich im Volkspark Friedrichshain, in unmittelbarer Nähe des Alexanderplatzes und der Gründungsstätte von Berlin - der Nikolaikirche, zu errichten.

Der kleine Glockentempel ist nach japanischen Entwürfen von deutschen Handwerkern kunstfertig errichtet worden. Die Glocke wurde aus Münzen der damaligen 104 UN-Mitgliedsstaaten gegossen und trägt auf Japanisch und Deutsch das Wort „Frieden“.

Von den 25 Friedensglocken weltweit, die von der Weltfriedensglockengesellschaft, einer Assoziation der UNO, errichtet wurden, haben zwölf diese besondere Legierungsart.
Als ein Symbol der Mahnung zum Frieden ist in Anwesenheit höchster Regierungs- und gesellschaftlicher Repräsentanten der DDR und breiter Bevölkerungsschichten die Friedensglocke von Berlin im Volkspark Friedrichshain feierlich übergeben worden. Der Vizepräsident der World Peace Bell Association (Gesellschaft Weltfriedensglocke) Kiyoo Takayama aus Japan übergab die 365 Kilogramm schwere Glocke an die ehemalige Hauptstadt der DDR.

Die Idee der Friedensglocken wurde von Chiyoji Nakagawa, einem Überlebenden der Atombombenabwürfe von 1945, geboren. Mit seinen Freunden sammelte er Münzen aus vielen Ländern, die dann mit metallenen Trümmern Hiroshimas verschmolzen wurden.
Der Magistrat von Berlin beschloss, die Glocke im Volkspark Friedrichshain aufzustellen, als Symbol des Willens, dass auch künftig glückliche Menschen ohne Angst vor einem Krieg leben können. Begleitet vom Beifall der Kundgebungsteilnehmer läutete die Tochter des antifaschistischen Widerstandskämpfers Anton Saefkow, Dr. Bärbel Schindler-Saefkow, und die Japanerin Sachiko Wakizaka von der "World Peace Bell Association" gemeinsam am 1. September 1989 die Friedensglocke ein. Hunderte Tauben stiegen danach in den Himmel.

Heute gehört die Friedensglocke zum Kleinod des wiedervereinigten Berlins. Zwei Tafeln unter der Glocke mahnen zum Gedenken an die Opfer der US-amerikanischen Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki von 1945. Text und Foto: Klaus Tolkmitt

Donnerstag, 14. November 2019

Lottchen liebte Möbel und Männer

Im Gutshaus Mahlsdorf werden Gründerzeitjahre wieder „lebendig“

Als Lothar Berfelde in Mahlsdorf geboren und von Freunden liebevoll „Lottchen“ genannt, weil er sich für Mädchenkleider und Männer interessierte, wurde aus einem jungen Mann die zarte „Charlotte von Mahlsdorf“. Zu Zeiten der DDR lebte Charlotte am Rande der der Gesellschaft und wurde nach der Wende als Trödlerin stadtbekannt. Sie begann Haushaltsgegenstände zu sammeln und rettete aus zerbombten Häusern historische Alltagsgegenstände. Aus der Sammelleidenschaft entstand 1959/60 das „Gründerzeitmuseum“ in dem vom Abriss bedrohten Gutshaus Mahlsdorf. Sie setzte sich für den Erhalt des Gutshauses ein und erhielt das komplette Gebäude mietfrei überlassen.

Dort eröffnete sie 1960 ihr Museum mit Möbeln und Gegenständen aus der Gründerzeit. Die Gründerzeit zwischen 1871 und 1914 fällt in jene Epoche, in welcher das Bürgertum in Mitteleuropa die kulturelle Führung übernahm.
Nach mehreren Sanierungen des Gebäudes und der Instandsetzung der Parkanlage am Gutshof, hat sich das Gründerzeitmuseum mit seiner beindruckenden Sammlung inzwischen zu einer gefragten Adresse für historisch interessierte Liebhaber entwickelt. Das Museum war und ist ein Geheimtipp unter Museumsfreunden. Es besitzt nach wie vor eine einzigartige Aura, von der sich neben der Schwulen- und Lesbenszene, die unterschiedlichsten Menschen angezogen fühlen.
Seit dem Tod von Charlotte von Mahlsdorf kümmert sich der Förderverein „Gutshaus Mahlsdorf“ um das Erbe. Mittwochs und sonntags ist das Museum geöffnet und die Besucher können eintauchen in eine andere Welt. Sie werden dabei von ehrenamtlichen Mitarbeitern des Förderverein informativ durch das Haus geführt.
Die Räume sind ausgestattet mit Möbeln und Hausrat des Bürgertums aus der Zeit von 1880 bis 1900. Der große Gartensaal mit Freitreppe zum Park ist als „gutes Zimmer“ möbliert. Hohe Spiegel und Kronleuchter machen den Raum zum Festsaal. Hier werden inzwischen auch standesamtliche Trauungen abgehalten. Im repräsentativen „Herrenzimmer“ und im neogotischen Speisezimmer stehen Möbel aus massiven Nussbaum und im roten „Damensalon“ kann man erahnen wie sich das damalige Leben mit Plüschsofas abgespielt hat. In den Gründerjahren wurden aber auch technische Errungenschaften entwickelt, die Charlotte von Mahlsdorf inspiriert haben. So rettete sie aus dieser Zeit „Musikmaschinen“ die bereits für den Sperrmüll vorgesehen waren, Grammophone mit Schellackplatten, Tanzsaal-Orchestrione sowie Phonographen und Spieldosen, die alle noch funktionsfähig sind und zur Freude der Besucher krächzende Musik wiedergeben.

Eine museale Kostbarkeit ist die vollständig erhaltene Lokaleinrichtung der „Mulackritze“, der letzten Zillekneipe Berlins aus der Mulackstraße im Scheunenviertel. Die Ausstattung mit Theke und „Hungerturm“ von 1890 sowie den Werbe- und Verbotsschildern an den Wänden dokumentiert ebenso wie die „Hurenstube“ ein Stück Berliner „Milljöh“.
Charlotte von Mahlsdorf starb am 30.April 2002 an einem Herzinfarkt. Sie wurde auf dem Evangelischen Waldfriedhof an der Rahnsdorfer Straße in Berlin-Mahlsdorf direkt neben ihrer Mutter Gretchen Berfelde beigesetzt. Einen besonderen Hinweis auf das berühmte Grab gibt es nicht. Es liegt etwas versteckt hinter der Kapelle auf dem Friedhof.
Text und Fotos: Klaus Tolkmitt. Quelle: Gründerzeitmuseum, 

Info: Das Gründerzeitmuseum im Gutshaus Mahlsdorf befindet sich am Hultschiner Damm 333, in 12623 Berlin-Mahlsdorf.
Gründerzeitmuseum


Öffnungszeiten: Mittwoch und Sonntag 10 bis 18 Uhr. Zu erreichen mit dem Auto über die B1 und B5 oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis zum S-Bahnhof Mahlsdorf und von dort mit der Tram 62 Richtung Wendenschlösschen bis zur Haltestelle Alt-Mahlsdorf.

Montag, 11. November 2019

Er war der "Deutsche Sinatra"


Am Grab von Entertainer Harald Juhnke

Zahlreiche Persönlichkeiten liegen auf dem Waldfriedhof Dahlem in Berlin begraben. Unter ihnen auch Harald Juhnke, Schauspieler, Entertainer, Synchronsprecher und Sänger. Am 10. Juni 1929 wurde er in Berlin geboren, seine Mutter stammte aus einer Bäckerfamilie und sein Vater war Polizeibeamter. Juhnke wuchs im damaligen Arbeiterbezirk Wedding (heute Ortsteil Gesundbrunnen im Bezirk Mitte) in Berlin auf. 1948 verließ er die Schule, um Schauspieler zu werden. In den 1950er und 1960er Jahren wurde er als Filmschauspieler bekannt. Man engagierte ihn als jugendlichen Liebhaber oder als lustigen Berliner. Was viele nicht wissen, Juhnke war etliche Jahre als Synchronsprecher tätig und war unter anderem die deutsche Stimme für Marlon Brando, Charles Bronson, Peter Falck oder auch Robert Wagner.
Ab 1977 sah man ihn häufiger im Fernsehen. So mit Grit Boettcher in der ZDF-Serie „Ein verrücktes Paar“. Später moderierte er als Nachfolger des verstorbenen Peter
Frankenfeld die Show „Musik ist Trumpf“. Juhnkes Alkoholprobleme führten Ende 1981 zur Einstellung der Sendereihe. Sein Vorbild war Frank Sinatra, den er gern im Smoking und mit Lackschuhen nacheiferte. Es folgte Serien wie „Drei Damen vom Grill“ oder die beliebte Sketchserie „Harald und Eddi“ mit Eddi Arendt.
In den 1990er Jahre schaffte Juhnke ein Comeback als Filmschauspieler. In den Filmen „Schtonk“ und „Der Hauptmann von Köpenick“ (1997) erwarb er sich bei Kritikern großes Lob als Charakterdarsteller. Seine Alkoholerkrankung verarbeitete er 1995 in der Hauptrolle in dem Film „Der Trinker“ nach Hans Fallada.
Zusammen mit Walter Plathe und Günter Pfitzmann war Juhnke 1999 Mitbegründer des Zille-Museums im Berliner Nikolaiviertel.
Am 1. April 2005 verstarb der Schauspieler im Alter von 75 Jahren. Die Trauerfeier in der Berliner Gedächtniskirche mit 800 Anwesenden fand am 9. April 2005 statt, anschließende wurde er auf dem Waldfriedhof Dahlem im engsten Familienkreis beigesetzt. Die schlichte Grabanlage ist ein Ehrengrab des Landes Berlin. Am Friedhofseingang sind auf einem Plan die Ehrengräber verzeichnet.  Text und Foto: Klaus Tolkmitt

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https://www.berlin.de/ba-steglitz-zehlendorf/politik-und-verwaltung/aemter/strassen-und-gruenflaechenamt/gruenflaechen/friedhoefe/artikel.82248.php 

Donnerstag, 7. November 2019

Berliner Geschichten

Wie kommt die Dampflok in den Wald ? 













Es ist schon ein wenig merkwürdig, wenn man am S-Bahnhof Priesterweg das „Südgelände“ im Berliner Ortsteil Schöneberg betritt. Ein Spaziergang durch den 18 Hektar großen Park gleicht einem Abenteuer zwischen Natur und Technik. Früher rollten hier Züge der Bahn zum Rangierbahnhof Tempelhof oder zum Bahnbetriebswerk.
Heute hat sich die Natur fast alles „zurückerobert“, obwohl Gleise immer noch sichtbar sind und Teile der alten Bahnanlagen erhalten sind. Der 50 Meter hohe Wasserturm des ehemaligen Bahnbetriebswerks gilt als weithin sichtbares Wahrzeichen des Parks und die alte Dampflok der Baureihe 50 aus dem Jahr 1940 versteckt sich zwischen Birken und Hecken.

Der Park zeichnet sich durch die Kombination von verfallenden Eisenbahnanlagen, Naturschutz und neuen Kunstobjekten, der Künstlergruppe Odius aus. Da sich auf dem Gelände eine Vielzahl seltener Pflanzen befinden, ist ein Teil des Areals auch zum Naturschutzgebiet erklärt worden. Und das mitten in Berlin. Einige Wege führen über Stege und sollten nicht verlassen werden, besonders in der Brutzeit der Vögel, die das hohe Gras nutzen, um ihre Nester zu bauen.
Mehr erfahren kann man über das Südgelände bei Parkführungen, die der Berliner Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) anbietet.
Der Park ist ganzjährig tagsüber geöffnet und kann über den S-Bahnhof Priesterweg erreicht werden. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt